Skip to main content
Top

24-09-2020 | Wealth Management | Interview | Article

"Die nächste Generation will Finanzen in Echtzeit verwalten"

Author: Swantje Francke

3:30 min reading time

Activate our intelligent search to find suitable subject content or patents.

search-config
print
PRINT
insite
SEARCH
loading …
Interviewee:
Santiago Schuppisser

Santiago Schuppisser ist Group Product Manager für die Wealth-Plattform bei Avaloq, einem Anbieter von digitalen Banking-Lösungen, Kernbankensoftware und Vermögensverwaltungstechnologie.

Im Wealth Management der Banken galt bisher, dass Entscheidungen über Kapitalanlagen am besten im persönlichen Gespräch zwischen Berater und Kunde stattfinden. Nun gerät auch diese Form des Bankservices in den Digitalisierungssog.

Springer Professional: Corona hat die Digitalisierung verschiedener Bankservices notwendig gemacht, darunter das Wealth Management. Sie haben hierfür eine Plattformlösung entwickelt. Aus welcher allgemeinen Strömung heraus lässt sich die Digitalisierung dieses Servicebereichs erklären?

Santiago Schuppisser: Covid-19 hat nicht die Digitalisierung im Banking ausgelöst, sondern den bestehenden Trend einfach noch verstärkt und damit diese kritische Entwicklung beschleunigt. Der Wealth-Management-Sektor befindet sich schon seit Jahren im Wandel, und dies ist primär auf vier Megatrends zurückzuführen: die demografische Verschiebung, Veränderungen des Sozialverhaltens, neue Technologien und makro-ökonomische Verschiebungen wie beispielsweise Negativzinsen. Wealth-Plattformen helfen Banken und Vermögensverwaltern dabei, ihren Kunden in diesem Spannungsfeld eine hochpersonalisierte Anlageberatung zu bieten, die auf drei "I" beruht: Innovation (neue Lösungen), Individualisierung (maßgeschneiderter Service) und Industrialisierung (Effizienzsteigerung).

Editor's recommendation

2019 | OriginalPaper | Chapter

Integratives Modell im Asset Management und Wealth Management – Herausforderungen und optimaler Transformationsprozess

Insbesondere immer komplexer werdende Vermögensstrukturen lassen Kundenbedürfnisse und damit die Anforderungen an den Verwalter von anvertrauten Geldern ansteigen. Dies gilt gleichermaßen für den Retail-, den institutionellen sowie den vermögenden Privatkundenbereich.

Auf welchen Bankkundentyp zielt eine solche Plattformlösung ab? Und welche Strategie steckt dahinter?

Ich bin davon überzeugt, dass sich aufgrund der erwähnten Megatrends längerfristig die klassische Kundensegmentierung im Wealth Management aufweichen wird. Daher richten sich Plattformlösungen im Wealth Management grundsätzlich an alle Kundengruppen. Dank neuer Technologien können Kundenberater bereits heute viel mehr einzelne Kunden betreuen und gleichzeitig eine konstant hohe Beratungsqualität gewährleisten. Dadurch wird die professionelle und personalisierte Anlageberatung nicht mehr nur einem relativ kleinen Kundenkreis von wohlhabenden Kunden vorbehalten, sondern auch für die breitere Masse zugänglich. In diesem Zusammenhang kann man von einer Demokratisierung des Wealth Managements sprechen.

Wie wird Kapitalanlage quasi "on the go" am Smartphone der Ernsthaftigkeit einer solchen Finanzentscheidung gerecht?

Hier sollte man vielleicht noch festhalten, dass Wealth Management-Plattformen die persönliche Beratung und Entscheidungsfindung für Kapitalanlagen nicht ersetzen, sondern sie digital unterstützen. Die Akzeptanz für diese Art von Beratung hängt sicherlich stark vom jeweiligen Kunden ab, aber die Megatrends kommen einem solchen Produkt hier entgegen. Im Zuge des demografischen Wandels werden in den kommenden Jahren Anlageportfolios von den Babyboomern auf die Millennials, die sogenannten "Digital Natives", übertragen. Diese neue Generation ist gegenüber neuen Technologien viel offener und ich gehe davon aus, dass sich dadurch die Nachfrage nach solchen Lösungen weiter verstärken wird.

Worin sehen Sie Must-haves einer soliden Plattformlösung für das Wealth Management?

Die Vermögensverwaltungskunden der nächsten Generation wollen ihre Finanzangelegenheiten in Echtzeit verwalten und ihr Geld auf der Grundlage eines stark personalisierten Risiko- und Renditeprofils zu niedrigen Kosten anlegen. Sehr wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Konsistenz der Daten und die Fähigkeit, diese Daten für eine verbesserte User Experience verwenden zu können.

Auf welche Assetklassen genau lässt sich zugreifen?

Eine solche Plattformlösung funktioniert grundsätzlich über alle Assetklassen hinweg, für die eine Preishistorie besteht und die ein paar Minimalkriterien erfüllen. Unabhängig von der Zusammensetzung des Portfolios zeichnen sich Wealth-Management-Plattformen durch einen hohen Automatisierungsgrad aus. Die Plattform bietet leistungsstarke Instrumente, um Anlageerkenntnisse zu gewinnen und die Anlageberatung in Echtzeit zu unterstützen.

Wie soll es möglich sein, Kunden mit Produkten in Berührung zu bringen, die für sie vielleicht aufgrund des hinterlegten Datenstandes aktuell nicht, aber in Zukunft relevant sein könnten?

Da kommt der Faktor Individualisierung ins Spiel: Dadurch können sich Vermögensverwalter beziehungsweise -berater klar von ihrer Konkurrenz abheben. Aufgrund der jeweiligen Präferenzen des Kunden fließen auch exotische Anlagethemen in die Beratung ein, und diese werden auch von der Plattform aktiv unterstützt. Ein gutes Beispiel sind dafür Krypto-Währungen oder tokenisierte "non-bankable Assets".

Wie bewerten Sie die Rolle des persönlichen Kontakts zum Bankkunden im Hinblick auf Post-Corona-Zeiten?

Der direkte Kontakt von Mensch zu Mensch ist sehr schwer durch digitale Lösungen zu ersetzen. Besonders bei wichtigen Themen wie dem eigenen Vermögen ziehen viele Leute noch eine persönliche Beratung vor. Aufgrund von Megatrends wie der Veränderungen des Sozialverhaltens und neuen, hochpersonalisierten Technologien würde ich aber nicht ausschließen, dass dies bei den kommenden Generationen anders aussieht.

print
PRINT

Related topics

Background information for this content