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2001 | Buch

Abfallbehandlung in thermischen Verfahren

Verbrennung, Vergasung, Pyrolyse, Verfahrens- und Anlagenkonzepte

verfasst von: Prof. Dr.-Ing. Reinhard Scholz, Prof. Dr.-Ing. Michael Beckmann, Dr.-Ing. Frank Schulenburg

Verlag: Vieweg+Teubner Verlag

Buchreihe : Teubner-Reihe UMWELT

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung und Problemstellung
Zusammenfassung
Die zunehmende Entwicklung von abfallarmen Produktionsverfahren (Vermeidung von Abfällen) und von Herstellungstechnologien, die sich in einen Stoffkreislauf einordnen lassen (Recycling), führt zu zurückgehenden Abfallmengen. Es ist jedoch davon auszugehen, daß nach den Strategien Vermeiden und Vermindern stets Abfall übrig bleibt. Deswegen wird auch in Zukunft eine entsprechende Bedeutung auf der Verwertung und Beseitigung von Abfall liegen. Hierzu ist, in Abhängigkeit gegebener Randbedingungen, jeweils die zugehörige Verfahrenstechnik anzuwenden oder zu entwickeln.
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
2. Abfallcharakterisierung und -vorbehandlung
Zusammenfassung
Die Verfahrenstechnik, die Prozeßführung und die Größe einer thermischen Behandlungsanlage sind wesentlich von den anfallenden Mengen und der Charakterisierung des Abfalls abhängig. So können Abfälle allgemein durch
  • hohen Inertanteil (Asche, Wasser, CO2, N2, Metalle usw.),
  • hohe Gehalte an Schadstoffen (S-, Cl-, F-Verbindungen usw.),
  • wenig Flüchtiges (bei Feststoffen),
  • heterogene Zusammensetzung und damit schwankende Heizwerte,
  • Konsistenz, d.h. Unterscheidung zwischen stückigen, pastösen, staubförmigen, flüssigen oder gasförmigen Abfällen sowie Gemischen aus stückigen, staubförmigen, pastösen und flüssigen Abfällen,
  • toxische Inhaltsstoffe,
  • stark variierende Korngrößen
  • usw.
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
3. Haupteinflußgrößen
Zusammenfassung
Um prozeßtechnische Möglichkeiten, wie z.B. Optimierungen von Teilprozessen, Beeinflussung der Schlacke- oder Aschequalität usw. erörtern zu können, müssen zunächst die Haupteinflußgrößen des thermischen Behandlungsverfahrens näher betrachtet werden (Abb. 3.1). Dabei ist zu beachten,
  • daß die Haupteinflußgrößen mehr oder weniger miteinander gekoppelt sind,
  • daß die Möglichkeiten ihrer Steuerung u.a. von dem jeweils verwendeten Apparat abhängen und
  • daß nicht nur das jeweilige Niveau, sondern auch die Verteilung der Haupteinflußgrößen längs des Reaktionsweges bzw. über der Reaktionszeit zu beachten ist.
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
4. Verbrennung
Zusammenfassung
Die Vorgänge bei der Verbrennung sind grundsätzlich bekannt und sind z.B. ausführlich in [4.1, 4.2] dargestellt. Im folgenden wird daher nur kurz auf die wesentlichen Grundlagen der Verbrennung von Brenn- und Abfallstoffen eingegangen, wobei jedoch auf die Besonderheiten von Abfällen im Vergleich zu üblichen Brennstoffen, d.h. die Einordnung von Abfall als Brennstoff, jeweils besonders hingewiesen wird. Bei der Verbrennung von gasförmigen, flüssigen oder festen Brennstoffen oder Abfällen, wobei Abfälle sog. „schwierige“ Brennstoffe sind, wird die gebundene chemische Energie (latente Energie) in der Regel mit Sauerstoffträgern wie Luft in Abgasenthalpie umgesetzt. Abb. 4.1 zeigt vereinfacht in prinzipieller Darstellung eine Massenbilanz einer technischen Feuerung für die thermische Abfallbehandlung eines Feststoffes mit dem Apparat Rost.
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
5. Vergasung
Zusammenfassung
Bei der Vergasung wird die chemisch gebundene Energie des Vergasungsstoffes (VS)1) zusammen mit einem Vergasungsmittel (VM) u.a. in chemisch gebundene Energie eines Vergasungsgases (VG) umgewandelt. Als verfahrenstechnische Elemente werden zur Realisierung des Vergasungsprozesses
  • die gasdurchströmte Schüttung (Festbett),
  • die Wirbelschicht und
  • die Flugstromwolke eingesetzt [z.B. 5.1, 5.2].
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
6. Pyrolyse
Zusammenfassung
Führt man eine Behandlung von Brennstoff oder Abfall unter Sauerstoffabschluß, d.h. ohne Sauerstoffzufuhr von außen, nur mit Hilfe von Energiezufuhr durch, so finden nacheinander in Abhängigkeit von der Temperatur Trocknungs-, Verdamp-fungs-, Entgasungs- und chemische Spaltvorgänge statt. Insgesamt wird dieser Prozeß als Pyrolyse bezeichnet. Die Pyrolyse wird, je nach Temperaturniveau, in
  • Tieftemperaturpyrolyse (<500 °C),
  • Mitteltemperaturpyrolyse (500 °C bis 800 °C) und
  • Hochtemperaturpyrolyse (>800 °C)
aufgeteilt. Dabei laufen, in Abhängigkeit von der Temperatur, die Trocknungs-, die Verschwelungs- und die Gasbildungsphase ab.
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
7. Mechanismen zur Schadstoffentstehung und -verminderung in Feuerungen
Zusammenfassung
Mit Hilfe einer gezielten Verbrennungsprozeßführung, d.h. durch geeignete Mischungsmechanismen in Verbindung mit zugehörigen Temperatur- und Konzentrationsfeldern sowie Verweilzeiten, wird ein möglichst hoher Gas- und Feststoffausbrand unter gleichzeitiger Verminderung von Schadstoffen angestrebt. Voraussetzung für eine entsprechende Prozeßführung sind die Kenntnisse der Bildungs- und Abbaumechanismen sowie die zugehörige Kinetik bei den einzelnen Stoffen. In diesem Kapitel sollen kurz für die wichtigsten Schadstoffe die Mechanismen zur Schadstoffentstehung und -Verminderung in Feuerungen erläutert werden, wobei insbesondere auf weiterführende Literatur verwiesen wird.
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
8. Systematischer Aufbau von Prozeßführungen
Zusammenfassung
Es ist zweckmäßig,
  • nach gasförmigen, flüssigen bzw. staubförmigen Abfällen
  • sowie stückigen Abfällen und solchen, die Gemische aus stückigen, pastösen, flüssigen usw. Anteilen sind,
zu unterscheiden. Im folgenden wird dargelegt, wie verfahrenstechnische Elemente zusammenzustellen sind, um Forderungen nach Ausbrand und Schadstoffbegrenzung, die in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben sind, zunächst qualitativ zu erfüllen. Bei dem Zusammenwirken verschiedener Elemente gibt es natürlich viele Variationen, wie weiter unten noch in den Kap. 11 und 12 anhand ausgeführter Verfahren gezeigt wird. Die folgende Darstellung ist daher nur exemplarisch zu verstehen, soll aber die prinzipiellen Möglichkeiten erläutern.
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
9. Apparate
Zusammenfassung
Bei der Realisierung eines thermischen Behandlungsverfahren bestimmen einerseits die Einsatzstoffe (Abfall) die in Frage kommenden Apparate, andererseits legen diese wiederum das mögliche Niveau der Haupteinflußgrößen und deren Steuermöglichkeiten längs des Apparateweges (Reaktionsweg) zumindest teilweise fest. Für die Umsetzung der verschiedenen Prozeßeinheiten (Kap. 8) können unter anderem folgende grundlegenden Apparate eingesetzt werden:
  • Brennkammern (Abb. 9.1),
  • Drehrohre (Abb. 9.2),
  • Rostsysteme (Abb. 9.5),
  • Etagenöfen (Abb. 9.11),
  • Wirbelschichtreaktoren (Abb. 9.12),
  • Durchlauföfen (Abb. 9.13) und
  • Schachtreaktoren (Abb. 9.14).
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
10. Systematische Darstellung, Bilanzierung und Bewertung
Zusammenfassung
Für eine systematische Darstellung ist es zunächst zweckmäßig, einen inneren Bilanzraum für das sogenannte „thermische Hauptverfahren“ festzulegen. Grundlage bildet dabei die Kopplung unterschiedlicher Verfahrensbausteine (z.B. Ther-molyse, Vergasung, Verbrennung usw.). Ausgehend von diesem Bilanzraum werden danach je nach Bedarf in mehreren Schritten sich erweiternde Bilanzkreise gezogen bzw. gebildet, bis das „Gesamtverfahren“ unter Hinzunahme von Abgasreinigung, Nutzung der erzeugten Gase, Verfahren zur Herstellung von Hilfsstoffen usw. erfaßt ist.
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
11. Derzeitiger Stand der Technik von thermischen Abfallbehandlungsverfahren
Zusammenfassung
Das klassische thermische Behandlungsverfahren kann somit in die sog. Verbren-nungs-Verbrennungs-Verfahren (siehe Abb. 1.2 und Tab. 10.1) eingeordnet werden. Es wird häufig als „MVA“ (Müllverbrennungsanlage) bzw. „MKW“ (Müllkraftwerk) bzw. „MHKW“ (Müllheizkraftwerk) abgekürzt. Ziel des Verfahrens ist es, einen festen Reststoff nach der Behandlung (Asche oder angesinterte Asche) zu erhalten, der einer Verwertung oder sicheren Ablagerung zugeführt werden kann. Zusätzlich wird in der Regel eine thermische und elektrische Energienutzung (Wärme und elektrischer Strom) bei hohem Wirkungsgrad angestrebt.
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
12. Entwicklungstendenzen thermischer Abfallbehandlungsverfahren
Zusammenfassung
Derzeit befindet sich eine Vielzahl von thermischen Behandlungsverfahren in der Entwicklung (Beispiele in Tab. 12.1). In Anlehnung an Tab. 10.1 wird bei der systematischen Darstellung der Verfahren wieder nach Feststoffbehandlung (stückig, pastös usw.) (1. Einheit) sowie Gas- und Staubbehandlung (2. Einheit) unterschieden. Bei einigen Verfahren ist eine zusätzliche Unterteilung der Einheiten in die Teileinheiten (a) und (b) zweckmäßig.
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
13. Konzepte aus mechanischen, biologischen und thermischen Verfahrensbausteinen
Zusammenfassung
Bedingt durch die Forderung nach einer energetischen und stofflichen Verwertung von Abfällen durch das Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (KrW-/AbfG) [2.1] ergibt sich künftig ein weiter Bereich der stoffspezifischen Abfallbehandlung. So zeigt Abb. 13.1 beispielhaft Grundoperationen der Abfallbehandlung für Restabfall aus Hausmüll, hausmüllähnlichem Gewerbemüll, Sperrmüll und Klärschlamm durch Kopplung von
  • mechanischer und/oder biologischer Aufbereitung (Vorbehandlung),
  • thermischer Abfallbehandlung und
  • Produktionsprozessen.
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
14. Mathematische Modellierung thermischer Prozesse zur Abfallbehandlung — Beispiele
Zusammenfassung
Bei den Prozessen in der Hochtemperaturverfahrenstechnik werden, wie in den vorangehenden Kapiteln beispielhaft erläutert, gasförmige, flüssige und feste Stoffe bei hohen Temperaturen in Industrieöfen und Feuerungen behandelt bzw. umgesetzt. Für die Beschreibung dieser Prozesse im Sinne mathematischer Modelle spielen dementsprechend Wärme- und Stoffübertragungsvorgänge, homogene und heterogene chemische Reaktionen und Strömungs- bzw. Transportvorgänge der Stoffe im Reaktionsraum eine wesentliche Rolle. In dem hier gesteckten Rahmen stehen mehr die Modelle im Vordergrund, die eine Beschreibung des Gesamtprozesses in einem Apparat oder Reaktor erlauben. Beispiele hierfür sind die Verbrennung in einer technischen Brennkammer und der Verbren-nungs- und Vergasungsprozeß in Rostsystemen. In diese Gesamtmodelle fließen Erkenntnisse zu Einzelvorgängen, d.h. Detailmodelle, wie z.B. Diffusions- und Stoffübertragungsansätze, Modelle zum Abbrand von Einzelpartikeln usw. ein. Die Gesamtmodelle setzen sich somit aus einer Reihe von Einzelmodellen zusammen. Wichtig für den Detaillierungsgrad eines Gesamtmodells ist, daß die Genauigkeit und die Flexibilität einer mit dem Modell durchzuführenden Systemanalyse von der Genauigkeit und Verfügbarkeit der jeweils erforderlichen Daten und Randbedingungen der jeweiligen Teilmodelle bestimmt wird.
Reinhard Scholz, Michael Beckmann, Frank Schulenburg
Backmatter
Metadaten
Titel
Abfallbehandlung in thermischen Verfahren
verfasst von
Prof. Dr.-Ing. Reinhard Scholz
Prof. Dr.-Ing. Michael Beckmann
Dr.-Ing. Frank Schulenburg
Copyright-Jahr
2001
Verlag
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-90854-4
Print ISBN
978-3-519-00402-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-90854-4