Abschreckung durch Strafe

Die wissenschaftliche Analyse der Kriminalität beschränkt sich nicht auf die Jurisprudenz. Auch Psychologen, Mediziner, Soziologen und Kriminologen beschäftigen sich mit diesem Thema. Sie alle arbeiten in einem Gebiet, das Juristen als Kriminalwissenschaft bekannt ist. Die auf dem materiellen Strafrecht basierende Strafrechtswissenschaft ist der normative Teil der Kriminalwissenschaften. Ihr geht es eher um den technischen Aspekt der Kriminalität. Ausgehend vom Strafrecht systematisiert sie den Rechtsstoff, die Gerichtsentscheidungen und auch die akademischen Lehrmeinungen. Sie beschäftigt sich mit der Frage, was eine Straftat ist und sucht Kriterien, anhand derer sich prüfen läßt, ob der Täter die Tat wirklich begehen wollte. Sie bestimmt einen Maßstab, an dem sich festmachen läßt, ob die Tat dem Täter tatsächlich zugerechnet werden kann. Auch das Festlegen der richtigen Strafhöhe gehört zum Interessenkreis der Strafrechtswissenschaft.

Die verschiedenartigen Vorgehensweisen empirischer Studien des Modells rationalen kriminellen Verhaltens reichen von einfachen Korrelationsstudien über Cross-Sectional Untersuchungen bis zu Zeitreihenanalysen. Es werden sowohl aggregierte als auch individuelle Daten benutzt und neben der Kriminalität als Ganzes auch einzelne Straftaten oder Straftatenklassen betrachtet. Die nachfolgend diskutierten empirischen Untersuchungen sollen die Spannbreite der Vorgehensweisen und die aufgetretenen Probleme deutlich machen und die Ergebnisse darstellen.