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15.10.2012 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Simtd: Wenn Autos und Motorräder miteinander sprechen

verfasst von: Katrin Pudenz

5 Min. Lesedauer

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Bei der Car-to-X-Kommunikation werden Fahrzeuge und Infrastruktur elektronisch miteinander vernetzt. Dies erlaubt den direkten Informationsaustausch zwischen Fahrzeugen sowie zwischen Fahrzeugen und Verkehrsinfrastruktur wie Lichtsignalanlagen. Im Rahmen des Forschungsprojekts Simtd (Sichere Intelligente Mobilität - Testfeld Deutschland) arbeiten 17 Partner daran, den Straßenverkehr mittels Vernetzung und Informationsaustausch sicherer, effizienter sowie entspannter zu machen. Die BMW Group ist dabei der einzige Projektpartner, der sich an dem Feldversuch sowohl mit Automobilen als auch mit Motorrädern beteiligt.

Neben Anwendungen für die Automobile der Group und zum Fußgänger- oder Radfahrerschutz, sei gerade beim Thema Car-to-X-Kommunikation auch die Einbindung von Motorrädern in die gegenseitige Vernetzung ein wichtiger Aspekt, betont das Münchner Unternehmen.

In dem Forschungsprojekt Simtd (Sichere Intelligente Mobilität - Testfeld Deutschland), dessen Leitung bei Automobilhersteller Daimler liegt, haben Unternehmen der Automobil- und Telekommunikationsbranche, die hessische Landesregierung, die Stadt Frankfurt am Main sowie Universitäten und Forschungsinstitute zusammengeschlossen. Gemeinsames Ziel ist es, die Funktionalität, Alltagstauglichkeit und Wirksamkeit von Car-to-X-Kommunikation unter realen Bedingungen zu erproben.

Intelligentes, also energiesparendes und sicheres Fahren bedeutet immer auch vorausschauendes Fahren. Um den Fahrer bei der Vorausschau zu unterstützen, sind heute schon Sensoren im Fahrzeug im Einsatz. Der "Vorausschauhorizont" dieser Sensoren sei jedoch oftmals begrenzt und auf die direkte Umgebung des Fahrzeugs beschränkt, heißt es aus München. "Die Car-to-X-Kommunikation erweitert den Vorausschauhorizont deutlich und lässt den Fahrer zukünftig auch über weite Distanzen, in verdeckte Bereiche und sogar um mehrere Ecken sehen", erläutert Karl-Ernst Steinberg, Leiter Projekte IT Drive bei der BMW Group Forschung und Technik.

Car-to-X-Kommunikation basiert auf schnellem W-Lan, das aus dem hochfrequenten W-Lan-Standard IEEE 802.11p beziehungsweise ITS G5A abgeleitet ist und Kommunikation in Echtzeit ermöglicht. Das Protokoll ist dabei so aufgebaut, dass viele Teilnehmer parallel ungestört miteinander kommunizieren können. Gleichzeitig werden die Mobilfunknetze immer leistungsfähiger, ihre Bandbreiten höher und Verzögerungen in der Datenübertragung - die sogenannten Latenzzeiten - immer geringer. Dadurch spielen sie für die Car-to-X-Kommunikation eine zunehmend wichtigere Rolle, zum Beispiel als Ergänzung zur Kommunikation über W-Lan.

Fünf BMW Motorräder sind mit von der Partie

Nach vierjähriger Forschungsarbeit begann der Feldversuch. Mit über 120 Versuchsfahrzeugen, darunter fünf Motorräder, wird die Technik auf Autobahnen, Bundesstraßen sowie städtischen Routen in und um Frankfurt am Main im realen Straßenverkehr erprobt.

BMW Motorrad Connected Ride ist das Zweiradpendant zu BMW Connected Drive und setzt den Schwerpunkt auf die Erhöhung der Sicherheit von Motorradfahrern. Ein zentraler Bestandteil des Projektes liegt dabei in der Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen auf Basis der Car-to-X-Kommunikation. Motorradfahrer sind im Straßenverkehr anderen Gefahren ausgesetzt als Autofahrer. Bestimmte Situationen - beispielsweise Nebel, rutschige Straßen oder starke Niederschläge - sind für Motorradfahrer herausfordernder als für Autofahrer. Aufgrund ihrer schlanken Silhouette werden Motorräder zudem leichter übersehen. Daher könnte es Motorradfahrern sehr helfen, wenn sie frühzeitig auf besondere Situationen hingewiesen werden. Oft komme dabei den Autos trotzdem eine bedeutende Rolle zu: Sie fungieren quasi als Absender der Warnung: So könne die Aktivierung der Nebelscheinwerfer, der höchsten Scheibenwischerstufe oder das Eingreifen des DSC im Auto bei normaler Fahrt ein Hinweis auf widrige Umstände an einer bestimmten Stelle sein. Das Motorrad erhalte diese Informationen, der Motorradfahrer sei dann bestens informiert.

Assistenzsysteme im Forschungsprojekt

Im Forschungsprojekt Simtd werden für BMW Group Automobile und Motorräder auf Car-to-X-Kommunikation basierende Fahrerassistenzsysteme erprobt, berichtet das Unternehmen aus München. So könnten beispielsweise Lichtsignalanlagen Informationen über ihre Schaltzeiten übertragen, damit ein Fahrerassistenzsystem entweder über die optimale Geschwindigkeit für eine persönliche "grüne Welle" informieren oder vor einer Rotlichtüberfahrung warnen könne (Ampelphasen-Assistent). Ein gezielter Transfer von Daten über die Verkehrslage, die Fahrbahnbeschaffenheit und weitere Faktoren soll es ermöglichen, frühzeitig Warnungen vor Unfällen (Hinderniswarnung), Staus (Stauendewarnung) oder Glatteisbildung (Straßenwetterwarnung) von einem Fahrzeug an andere Verkehrsteilnehmer in der Umgebung zu verbreiten. Zusätzlich sei auf Grundlage der übermittelten Fahrzeugdaten eine Berechnung des Kollisionsrisikos möglich, sodass beispielsweise vor Zusammenstößen an Kreuzungen gewarnt werden könne (Querverkehrsassistent). Weitere Car-to-X-Funktionen im Forschungsprojekt sind die Warnung vor Einsatzfahrzeugen, das elektronische Bremslicht sowie der Verkehrszeichen-Assistent.

Verkehrsmanagement

Das Förderprojekt umfasst neben der Entwicklung fahrzeugspezifischer Anwendungen auch die Verbesserung des Verkehrsmanagements. Hierzu arbeiten die Stadt Frankfurt am Main sowie das Land Hessen an Systemen zur Optimierung der Verkehrsflüsse im täglichen Straßenverkehr. Die Simtd-Versuchsfahrzeuge liefern hierfür die notwendigen Daten. Damit lassen sich beispielsweise Staus reduzieren, CO2-Emissionen senken und Wartezeiten an Ampeln verringern.

Das Forschungsprojekt

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi), das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (BMVBS) fördern Simtd, da in diesem Verbund eine neue Dimension des vorausschauenden Fahrens, der Verkehrsbeeinflussung und der Unfallvermeidung verwirklicht werden kann. Voraussetzung für eine erfolgreiche kommerzielle Umsetzung der Car-to-X-Kommunikation ist dabei die Etablierung eines einheitlichen Standards. Simtd ist ein Gemeinschaftsprojekt führender deutscher Automobilhersteller, Automobilzulieferer, Kommunikationsunternehmen und Forschungsinstitute sowie der öffentlichen Hand. Projektpartner sind: Opel, Audi, BMW, BMW Forschung und Technik, Daimler, Ford Forschungszentrum Aachen, Volkswagen, Bosch, Continental, Deutsche Telekom, Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung, Deutsches Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz GmbH (DFKI), Technische Universität Berlin, Technische Universität München, Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Universität Würzburg, Hessen Mobil - Straßen- und Verkehrsmanagement, Stadt Frankfurt am Main. Unterstützt wird das Projekt auch durch das Land Hessen, den Verband der Automobilindustrie und durch das Car 2 Car Communication Consortium. BMWi, BMBF und BMVBS fördern Simtd mit rund 40 Millionen Euro, die Projektpartner beteiligen sich mit rund 31 Millionen Euro.

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