Skip to main content

28.05.2013 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

"Elektromobilität ist eine echte Querschnittsaufgabe"

verfasst von: Katrin Pudenz

6:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Im Rahmen der Internationalen Konferenz Elektromobilität der deutschen Bundesregierung in Berlin bekräftigte Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel noch einmal das Ziel, bis zum Jahr 2020 in Deutschland eine Million Elektrofahrzeuge auf die Straße zu bringen und Leitanbieter und Leitmarkt für Elektromobilität zu werden.

Auf Einladung der Bundesregierung wird im Rahmen der zweitägigen Konferenz, die am 27. und am heutigen Dienstag, 28. Mai 2013 in Berlin stattfindet, über Potenziale und Herausforderungen der Elektromobilität diskutiert. Gemeinsam soll über Strategien und Maßnahmen für den weiteren Markthochlauf der Elektromobilität beraten werden. Organisiert wird die Konferenz von der Gemeinsamen Geschäftsstelle Elektromobilität der Bundesregierung (GGEMO).

"Elektromobilität erfordert eine umfassende Zusammenarbeit, sowohl branchen- als auch grenzüberschreitend, um die Mobilität möglichst weltweit klimafreundlicher gestalten zu können. Eine besonders wichtige Rolle spielt dabei unsere Nationale Plattform Elektromobilität. Zahlreiche bilaterale Kontakte und gemeinsame Projekte der Bundesregierung unterstreichen, wie wichtig uns eine enge internationale Zusammenarbeit ist", betonte Merkel, wie es in einer Pressemitteilung der Bundesregierung und der Gemeinsamen Geschäftsstelle Elektromobilität der Bundesregierung heißt.

"Das Auto neu denken"

Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, erklärte im Rahmen der Konferenz: "In Deutschland sind wir bei der Elektromobilität auf dem richtigen Weg. Es geht um mehr als gute Autos und hochleistungsfähige Batterien. Der Aufbau öffentlicher und privater Infrastruktur muss sich intelligent in die Stadt- und Verkehrsplanung einpassen. Wichtig ist dabei: Neue Technologien und Mobilitätskonzepte brauchen Akzeptanz. Denn davon wird ihr Erfolg entscheidend abhängen. Das Erproben von E-Autos in den Schaufenstern und Modellregionen Elektromobilität ist dafür ein wichtiger Schritt. Die Menschen werden dort erfahren können, wie attraktiv die Nutzung eines E-Autos sein kann."

Bundesministerin für Bildung und Forschung, Professor Dr. Johanna Wanka, sagte: "Für die Elektromobilität müssen wir das Auto neu denken. Der Schlüssel ist Forschung, vor allem für neue, leistungsfähigere Batteriegenerationen, deutlich effizientere Antriebe sowie Aus- und Weiterbildung von Ingenieuren und Fachkräften. Mit der Förderung von Forschung und Entwicklung bringen wir die erforderlichen Innovationen auf den Weg."

Startposition in der Marktvorbereitung verbessert

Eine positive Bilanz der bisherigen Marktvorbereitungen hat die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) im Rahmen der Internationalen Konferenz Elektromobilität der Bundesregierung gezogen. Deutschland sei bei der Elektromobilität auf Kurs. "Allen war von Anfang an klar, dass wir einen langen Atem brauchen - und den beweist Deutschland bei der Elektromobilität", erklärte Henning Kagermann, Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) und Vorsitzender der NPE. "Die Zusammenarbeit von Bundesregierung und NPE verwirklicht den Gedanken der Kooperation und Kontinuität über Legislaturperioden hinweg. Wir haben unsere Startposition in der Marktvorbereitung stark verbessert."

Die Acatech berichtet anlässlich der Konferenz, dass die Unternehmen allein in der Marktvorbereitung bis 2014 rund 17 Milliarden Euro investieren würden. Von 15 deutschen elektrifizierten Fahrzeugmodellen bis Ende 2014 sei die Nationale Plattform Elektromobilität in ihrem Fortschrittsbericht ausgegangen - 16 seien es nach heutigem Stand sein. Die Bundesregierung weise die in Aussicht gestellten Fördermittel für Forschung und Entwicklung aus dem Energie- und Klimafonds (EKF) in vollem Umfang zu. Mit den Fortschritten bei der Einigung auf ein EU-weit einheitliches Steckersystem sei auch die internationale Marktvorbereitung gut vorangekommen. Auch der Aufbau eines deutschlandweit einheitlichen Schnellladesystems gehe voran: Bis Ende 2014 würden Ladesäulen des Combined-Charging-Systems die Langstreckenmobilität zwischen Berlin und München ermöglichen und Laden mit hoher Leistung in weniger als 30 Minuten ermöglichen. Des Weiteren sei die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte auf knapp 4000 angestiegen.

Leitfaden für den Aufbau eines Schnellladesystems

Die NPE koordiniert seit 2010 den Aufbruch in die Elektromobilität und hat eine gemeinsame Strategie entworfen, wie sich die Ziele Leitanbieterschaft, Leitmarkt und eine Million Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen bis 2020 verwirklichen lassen. Nach Einschätzung der NPE bewähre sich der technologieoffene, systemische und marktorientierte Ansatz Deutschlands, der Forschung, Entwicklung, Infrastruktur und eine saubere Marktvorbereitung betont, berichtet die Acatech. Beispielsweise planen die deutschen Automobilhersteller und der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft laut Akademie einen Leitfaden für den Aufbau eines Schnellladesystems im öffentlichen Raum zu erstellen und der NPE zu empfehlen.

Im kommenden Jahr - also kurz vor Beginn der entscheidenden Markthochlauf-Phase - werde die NPE aufzeigen, ob die gemeinsam geleistete Marktvorbereitung ausreicht, um bis 2020 die gemeinsamen Ziele der Bundesregierung und der Industrie zu erreichen. Hierzu werde die NPE auch die Diskussionen der Internationalen Konferenz genau auswerten, in deren Zentrum der systemische Ansatz stehe.

16 elektrifizierte Serienmodelle

Anlässlich der Internationalen Konferenz der Bundesregierung betonte Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA): "Das elektrische Fahren ist heute keine Vision mehr, sondern Realität. Tausende Fahrzeuge rollen bereits auf unseren Straßen, bis zum Ende des kommenden Jahres werden die deutschen Hersteller mindestens 16 elektrifizierte Serienmodelle zum Verkauf anbieten". Deutschland habe die Chance, bei der Elektromobilität vorne weg zu fahren, denn der heimische Markt biete erhebliches Potenzial. Wenn Politik, Wirtschaft und Wissenschaft weiter so an einem Strang zögen, seien dies beste Voraussetzungen, um den Produktionsstandort Deutschland auch für das Automobil der Zukunft zu einem Kernland zu machen. "In den kommenden drei bis vier Jahren investieren unsere Unternehmen rund zwölf Milliarden Euro in die Entwicklung alternativer Antriebe. Das entspricht 40 Prozent der Investitionen in den gesamten Antriebsstrang", berichtet Wissmann. Indem die Bundesregierung die enormen Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen der Industrie mit langfristig angelegten Anstrengungen bei Hochschule, Forschungsinstituten und Pilotprojekten begleite, stärke sie den Industrie-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland.

Noch sei der Markt auf einem niedrigen Niveau, verzeichne aber hohe Zuwachsraten. So haben sich die Verkäufe von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen seit 2007 jährlich verdoppelt. Wissmann unterstrich: "Mit den richtigen Rahmenbedingungen könnte die Zahl der verkauften Elektrofahrzeuge in den kommenden Jahren deutlich erhöht werden. Deswegen kommt es entscheidend darauf an, die beschlossenen Maßnahmen konsequent einzuführen und die Projekte zügig zu starten." Zudem sei ein einheitliches europäisches Wettbewerbsumfeld ebenso nötig wie ein Fahrplan Elektromobilität für die kommenden Jahre, damit die Industrie bei ihren Investitionen Planungssicherheit habe.

Die Elektromobilität sei eine echte Querschnittsaufgabe. "Sie ist weder im Sprint noch im Alleingang zu bewältigen. Die Herausforderung besteht darin, eine nachhaltige und wirtschaftlich konkurrenzfähige Lösung zu finden, die den Ansprüchen unserer Kunden genügt", so der VDA-Präsident.

Elektromobilität umfasst mehr als nur das Auto

Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Robert-Bosch-Geschäftsführung, betonte auf einer Podiumsdiskussion zum Thema "Forschung und Entwicklungsperspektiven der Elektromobilität" am Montagabend in Berlin, dass Elektromobilität mehr als nur das Automobil umfassen wird: "Das Elektrofahrzeug wird ein vernetztes Fahrzeug sein, das Informationen mit seiner Umgebung austauscht. Diese Vernetzung steigert die Sicherheit und den Komfort des Fahrers". Aktuell fehle aber noch ein allgemeiner Standard für den Datenaustausch. Erst wenn alle Fahrzeuge die gleichen Schnittstellen zur Kommunikation nutzten, könnten Dienstleistungsangebote für alle Fahrer zugänglich gemacht werden.

Auch hier rüste sich der Technologiekonzern für die Zukunft. Als Beispiel nannte Denner das Projekt Hubject, bei dem sich Bosch an der Einführung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge beteiligt. Dabei gehe der Blick über Deutschland hinaus: Gerade in den wachsenden Megacities der Schwellenländer könne Elektromobilität zusammen mit einer intelligenten Vernetzung helfen, viele Probleme zu lösen.

Tipp der Redaktion Automobil- und Motorentechnik:

Lesen Sie zu diesem Thema auch unsere Berichte über die einzelnen NPE-Berichte: "Nationale Plattform Elektromobilität legt Zwischenbericht vor", "NPE-Bericht: Wie Deutschland zum Leitmarkt für Elektromobilität werden soll" und "Unterschiedliche Sichtweisen: dritter NPE-Bericht".

Weiterführende Themen

    Premium Partner