Der neue Blind Spot Assist von Mercedes-Benz: eine Radarsensorik überwacht den gesamten Seitenbereich des Lkw.
Daimler
Mercedes-Benz Trucks präsentiert ein neues System, das für mehr Sicherheit bei Abbiegevorgängen und Spurwechseln sorgt: den Blind Spot Assist. Es warnt den Fahrer zuverlässig vor Gefahren beim Abbiegen in kritischen Situationen mit eingeschränkter Sicht.
Kollisionen beim Abbiegen gehören laut Unfallstatistik zu den häufigsten und schwerwiegendsten Unfallarten in Verbindung mit Lkw und ungeschützten Verkehrsteilnehmern. Fahrradfahrer und Fußgänger können in Gefahr geraten, falls Lkw-Fahrer sie nicht bemerkt haben. Der neue Blind Spot Assist von Mercedes-Benz soll den Fahrer zuverlässig vor Gefahren beim Abbiegen in kritischen Situationen mit eingeschränkter Sicht warnen. Mehr noch: Er berücksichtige ebenfalls die Schleppkurve des Aufliegers und warnt deshalb auch bei Kollisionsgefahr mit stationären Hindernissen wie Ampeln oder Laternen. Darüber hinaus unterstütze er den Fahrer beim Spurwechsel.
Sven Ennerst, Leiter der weltweiten Entwicklung und des Einkaufs von Daimler Trucks erläutert das System: "Die Entwicklung des Blind Spot Assist ist nunmehr abgeschlossen. Die Brisanz von Kollisionen beim Abbiegen eines Lkw hat uns bei Daimler keine Ruhe gelassen, allerdings muss vor einer Markteinführung das System entwicklungsseitig umfassend getestet werden. Das bedeutet, es müssen noch hunderttausende Testkilometer absolviert, und das System auf unterschiedliche Fahrzeugvarianten angepasst werden."
Leben retten
Aus eigener Initiative, aber auch wegen Rückmeldungen von Kunden hat Mercedes-Benz den neuen Blind Spot Assist für Lkw entwickelt. Er kann und er wird Leben retten, betont das Unternehmen: Der Gesamtverband der Deutscher Versicherungswirtschaft (GDV) gehe beispielsweise heute davon aus, dass mit Blind Spot Assist rund die Hälfte aller Unfälle zwischen Lkw und Fußgängern beziehungsweise Radfahrern vermieden werden können. Die Zahl der damit verbundenen Todesfälle könne sich um fast ein Drittel reduzieren.
Zudem warnt das System den Lkw-Fahrer nicht nur beim Abbiegen vor anderen Verkehrsteilnehmern, es warnt auch vor drohenden Kollisionen mit stationären Hindernissen - zum Beispiel Schildern oder Laternen - und dient als Assistenzsystem beim Spurwechsel nach rechts auch bis zur zulässigen Höchstgeschwindigkeit.
Radarsensorik überwacht Beifahrerseite
Wichtigstes Bestandteil des Blind Spot Assist ist eine Radarsensorik auf der Beifahrerseite vor der Hinterachse des Lkw, erläutern die Konstrukteure. Das System sei so ausgerichtet, dass es die komplette Länge eines Sattel- oder Gliederzugs abdecke. Darüber hinaus werde dieser Streifen sogar auf zwei Meter nach vorne vor den Lkw ausgedehnt.
Immer informieren, bei Bedarf warnen
Das von den Ingenieuren festgelegte Ziel des Blind Spot Assist ist es, den Fahrer stets zu informieren, wenn sich ein Objekt seitlich neben ihm befindet. In einem zweiten Schritt werde er gewarnt, falls er eine Aktion einleitet oder fortsetzt und dabei die Gefahr einer Kollision besteht. Befindet sich ein bewegliches Objekt in der seitlichen Überwachungszone, erläutern die Entwickler, wird der Fahrer optisch informiert. In der A-Säule auf Beifahrerseite in Blickhöhe des Fahrers leuchtet eine LED in Dreiecksform gelb auf. Die Leuchte lenkt die Aufmerksamkeit des Fahrers intuitiv auf die Situation neben seinem Fahrzeug. Bei Kollisionsgefahr erfolgt eine zusätzliche optische und akustische Warnung: Die LED-Leuchte blinkt mehrfach rot mit höherer Leuchtkraft, seitenrichtig ertönt ein Warnsummer, erklären die Experten weiter.
Erkennen die Sensoren bei einem Abbiegevorgang in der Schleppkurve des Lkw ein stationäres Hindernis wie eine Ampel oder Laterne, erfolge ebenfalls eine optische und akustische Warnung. Diese umfassende Unterstützung des Fahrers erfolge über den gesamten Geschwindigkeitsbereich des Lkw vom Stand - etwa an einer Ampel - bis zur zulässigen Höchstgeschwindigkeit.
Information und Warnung erfolgen situationsabhängig
Informationen beziehungsweise Warnungen erfolgen dem Unternehmen zufolge abhängig von der individuellen Situation:
- Der Fahrer wird optisch informiert, wenn sich ein bewegliches Objekt auf der Beifahrerseite seines Lkws befindet, um ihn rechtzeitig auf den anderen Verkehrsteilnehmer aufmerksam zu machen.
- Bei erkennbarer Absicht des Abbiegens - Einsatz des Blinkers beziehungsweise Lenkeinschlag - wird der Fahrer vor einer drohenden Kollision gewarnt.
- Beim Abbiegen warnt der Blind Spot Assist zusätzlich durch Überwachung der Schleppkurve des Aufliegers oder Anhängers vor der Gefahr einer Kollision mit einem stationären Gegenstand, etwa einem Verkehrsschild oder einem Begrenzungspfosten.
- Bei höheren Geschwindigkeiten übernimmt der Blind Spot Assist die Funktion eines Spurwechsel-Assistenten. Der Fahrer wird ebenfalls über ein Objekt auf der Beifahrerseite informiert beziehungsweise beim Setzen des Blinkers oder Überfahren der Spurmarkierung davor gewarnt. Damit unterstützt der Blind Spot Assist den Spurwechsel etwa beim Überholen eines Radfahrers außerorts oder beim Fahrstreifenwechsel auf mehrspurigen Straßen.