Skip to main content

15.11.2012 | Automobil + Motoren | Nachricht | Online-Artikel

Sicherere Kurvenfahrt: Motorrad-Stabilitätskontrolle von Bosch

verfasst von: Katrin Pudenz

3 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Systeme, die die Fahrdynamik regeln sind bei Pkw weit verbreitet. Bei Motorrädern hingegen eher selten. Bosch hat nun für leistungsstarke Motorräder die Stabilitätskontrolle Motorcycle Stability Control (MSC) entwickelt. Ihre Serienfertigung soll im kommenden Jahr 2013 beginnen.

"24 Prozent aller Motorradunfälle ereignen sich in Kurven", sagt Gerhard Steiger, Vorsitzender des Bosch-Geschäftsbereichs Chassis Systems Control. "Die Motorrad-Stabilitätskontrolle MSC von Bosch kann helfen, die Zahl der Unfälle weiter zu senken." Allein in Europa seien im Jahr 2009 mehr als 5000 Motorradfahrer im Straßenverkehr gestorben. Studien zufolge könne allein das ABS rund ein Viertel aller Motorradunfälle mit Toten oder Verletzten ganz verhindern. Die Stabilitätskontrolle werde diesen Anteil weiter erhöhen.

Die technische Basis für die MSC bildet das ABS enhanced, das Bosch-Ingenieure im japanischen Entwicklungszentrum für Zweiradsicherheit mit Sensorik und Software erweitert haben. Das Stabilitätskontrollsystem bietet Motorradherstellern nun eine Reihe an Fahrdynamik-Sicherheitsfunktionen: Beispielsweise verbessert die neigungs- und nickwinkelabhängige ABS-Regelung die Fahrstabilität in allen Fahrsituationen wie auch die die Bremswirkung.

Die Traktionskontrolle wiederum regelt das maximale Motordrehmoment so, dass selbst bei wechselnden, glatten Fahrbahnbelägen die Antriebskraft effizient auf die Straße gebracht wird. Das Antriebsrad verliere nicht die Haftung.

Als dritte Funktion verringert die MSC bei starken Bremsmanövern in Kurven das Motorrad-Aufstellmoment. Das ungewollte Aufrichten der Maschine aus der Schräglage führt zu einem größeren Kurvenradius und dadurch oftmals zum Verlassen der eigenen Fahrspur. Die elektronische Verbundbremse eCBS verteile in solchen Situationen die Bremskraft bestmöglich zwischen beiden Rädern und stabilisiere dadurch die Kurvenfahrt.

Die Stabilitätskontrolle soll zudem die Gefahr solcher Kurvenunfälle reduzieren, bei denen die Räder des Motorrads nach außen wegrutschen. Diese sogenannten Lowsider passieren dann, wenn bei Kurvenfahrt zu stark gebremst wird und die Räder nicht mehr ausreichend Seitenführung aufbauen können. Die Stabilitätskontrolle erkenne diese Gefahr und reduziere die maximale Bremskraft. Die eCBS-Funktion verteile die maximal verfügbare Bremskraft zwischen den Rädern, um die bestmögliche Bremsleistung bei Kurvenfahrt sicherzustellen.

Die eCBS-Funktion sorge fünftens immer für die bestmögliche Bremskraftverteilung. Auch dann, wenn der Motorradfahrer versehentlich nur eine der beiden Bremsen betätigen oder mit zu viel Nachdruck bremsen sollte.

Die Wheelie-Begrenzung wiederum regelt das Motordrehmoment, so dass ein unkontrolliertes Aufsteigen des Vorderrads verhindert und gleichzeitig maximale Beschleunigung sichergestellt werde.

Die Hinterrad-Abhebeerkennung verhindert zu guter Letzt ein ungewolltes Abheben des Hinterrades. Sie reduziere bei hohen Reibwerten die maximale Bremskraft am Vorderrad und erhalte damit die Fahrstabilität unter Berücksichtigung von Nickrate und Längsbeschleunigung.

Elektronik erkennt Fahrdynamik der Maschine

Mit Sensorik registriert die Motorrad-Stabilitätskontrolle die Fahrdynamik der Maschine. So messen unter anderem Radsensoren die Umdrehungsgeschwindigkeit von Vorder- und Hinterrad, und ein Schräglagesensor registriert mehr als 100 Mal pro Sekunde Schräglage und Nickwinkel. Anhand aller Sensordaten, einem Drehzahlvergleich zwischen Vorder- und Hinterrad sowie weiterer motorradspezifischer Parameter wie Reifengröße, Reifenform und geometrischem Einbauort des Sensors errechnet das ABS-Steuergerät die vom Neigungswinkel abhängigen physikalischen Grenzen der Bremskraft. Ein Beispiel: Erkenne die Motorrad-Stabilitätskontrolle, dass ein Rad zum Blockieren neige, aktiviere das ABS-Steuergerät den Druckmodulator im hydraulischen Bremskreis des Vorder- beziehungsweise Hinterrades. Dieser senke den Bremsdruck innerhalb von Sekundenbruchteilen und baue ihn wieder auf, sodass bei ABS-Bremsungen an jedem Rad immer gerade so viel Bremsdruck anliegt, wie nötig ist, um das Rad kurz vor der Blockiergrenze zu halten.

Die MSC von Bosch kann für den Fahrer eine lebensrettende Hilfe sein. Jedoch kann sie nicht - wie auch das normale ABS -, wie der Zulieferer hervorhebt, die fahrphysikalischen Grenzen verschieben. Das System unterstützte den Fahrer jedoch im Grenzbereich und helfe, die fahrdynamischen Möglichkeiten vor allem deutlich sicherer und damit besser zu nutzen.

print
DRUCKEN

    Premium Partner