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2009 | Buch

Bauaufnahme und Planung im Bestand

Grundlagen — Verfahren — Darstellung — Beispiele

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Planen und Bauen im Bestand
Auszug
Wenn heute von Architektur die Rede ist, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass eine bereits vorhandene Bausubstanz berücksichtigt werden muss. Dies betrifft sowohl das bauliche Umfeld der Architektenaufgabe als auch — immer häufiger — die unmittelbare Einbeziehung eines Bestandsobjektes in die Planung. Beide gehen in großem Maße in die Entscheidungsfindung und Lösungserarbeitung wöhrend der Architekturplanung ein.
2. Bauaufnahme als Modellierungsprozess
Auszug
Um Sicherheit in der Planung von Bestandsobjekten zu gewährleisten, ist es notwendig, so viele Informationen wie nötig — und nicht wie möglich — über das Gebäude zu erfassen, in einen entsprechenden Zusammenhang zu stellen und fachgerecht zu dokumentieren. Dabei ist es nicht möglich, alle relevanten Informationen zu Beginn einer Planung zu erfassen. Vielmehr ist es notwendig stets auch neue Erkenntnisse durch eine parallel zum Planungs- und Bauprozess stattfindende Bauaufnahme zu gewinnen. Im Verlauf der planerischen Durcharbeitung und der Bauausführung werden Fragestellungen auftreten, welche nur durch eine auf den Planungsprozess abgestimmte und in diesen integrierte Bestandsaufnahme geklärt werden können. Angefangen von einem skizzenhaften Überblick zur ersten Objektbegehung bis zur Befunduntersuchung eines Verbindungsdetails während der Entwurfsplanung, werden die Daten strukturiert abgebildet und fortlaufend ergänzt. Ein genaues Ordnungssystem und exakte Bezeichnungen bzw. Beschriftungen sind unabdinglich.
3. Computergestützte Bauplanung
Auszug
Der Computer als Arbeitsmittel im Architektur- oder Ingenieurbüro ist alltäglicher Standard. Nicht nur die Architekturplanung erfolgt heute digital, ebenso die komplette Büroorganisation, Adress- und Terminverwaltung sowie Recherche und Kommunikation. Für die Planung im Bestand gilt dies ebenso: Die komplette Datenerfassung, angefangen von der Bestandsgeometrie über die Fotodokumentation bis zur Zustands- und Mangelerfassung, erfolgt digital. Der Planer wird dabei von einer Vielzahl unterschiedlicher Applikationen unterstützt, die hier nur im Überblick genannt werden sollen.
4. Geometrisches Modellieren in CAD / CAAD
Auszug
CAD- und CAAD-Systeme bieten vielfältige Möglichkeiten, die Bestandsgeometrie eines Gebäudes abzubilden, angefangen von der einfachen zweidimensionalen Zeichnung bis zum komplexen 3D-Modell. Welche dieser Varianten genutzt werden, hängt letztendlich von verschiedenen Faktoren ab:
  • der Komplexität des Gebäudes
  • der Zielstellung der Bauaufnahme bzw. Bestandsplanung
  • der Leistungsfähigkeit des verwendeten CAAD-Systems
  • den Verfahren der Geometrieerfassung und damit der Erfassungssoftware
5. Rechtliche und wirtschaftliche Grundlagen
Auszug
Die Bauaufnahme als maßliche und inhaltliche Erfassung der Bausubstanz war schon immer eine Leistung von Baumeistern und Architekten. Einen guten geschichtlichen Überblick gibt dazu Petzold [26]. Ein vorhandenes Gebäude in Rissen zu dokumentieren, spiegelt sich in zahllosen historischen und neuzeitlichen Darstellungen wieder.
6. Grundlagen und Systematik der Geometrieerfassung
Auszug
Die Entwicklungen der letzten Jahre im Bereich der Hard- und Software, sowie im Bereich der geodätischen Vermessungsinstrumente haben die Gewichtung der Erfassungsverfahren von rein händischen Techniken zum digital gestützten Aufmaß verschoben — Tendenz steigend. Trotz dieser Verschiebung behalten die Grundprinzipien und Systematiken ihre Relevanz — angepasst an neue Techniken.
7. Verwendung zeichnerischer Bestandsvorlagen
Auszug
Oft beginnen die Überlegungen zum Planen im Bestand mit der Recherche nach vorhandenen Dokumentationen. Zeichnungen aus der Zeit der Errichtung des Gebäudes oder zu späteren Umbauten vermitteln gerne die Hoffnung, die Voruntersuchungen und die Bauaufnahme schon halb erledigt zu haben. Die Praxis zeigt, dass derartige Dokumentationen, gleich in welchem Format, nicht mit der aktuell anzutreffenden Situation übereinstimmen. Erhebliche maßliche Abweichungen, nicht erfasste Änderungen oder unzutreffende Angaben zur Konstruktion sind die Regel. Diese Bestandsunterlagen können für erste Überlegungen zur Vorbereitung der Bauaufnahme bzw. Planung dienen (Strategie für ein Messnetz, überschlägliche BGF).
8. Handaufmaß
Auszug
Das Handaufmaß als klassische, gewissermaßen ausschließlich händische Technik besitzt für die Bauaufnahme keine Bedeutung mehr. Die digitalen Aufnahmeverfahren unter Verwendung entsprechender computergestützter Erfassungsgeräte sind genauer, plausibler und einfacher. Sie erstellen Daten, die gleich in der Planung bzw. Auswertung verwendet werden können. Der Aufnehmende findet Zeit und Sicherheit, sich porträtierend dem Gebäude zu widmen.
9. Computergestütztes Handaufmaß
Auszug
In den letzten Jahren sind eine Reihe von Softwarelösungen unter den Bezeichnungen Computergestütztes bzw. Elektronisches Handaufmaß oder auch Laseraufmaß auf dem Markt erschienen. Sie werden als einfach zu bedienende Erfassungssysteme für Anwendungen im Facility Management, für den Innenausbau und die Sanierungsplanung angeboten. Aufgrund zum Teil geringer Flexibilität und Funktionalität bei der Geometrieabbildung sowie der mangelnden Unterstützung bei der Einrichtung eines örtlichen, Geschoss übergreifenden Bezugsystems, sind sie für Anwendungen mit höheren Anforderungen an Genauigkeit und Darstellungstiefe — wie sie beispielsweise in der Denkmalpflege vorliegen — nicht geeignet.
10. Tachymetrie
Auszug
Die Tachymetrie ist ein geodätisches Verfahren zur schnellen Punkterfassung (griech. tachýs = schnell). Im Gegensatz zum Handaufmaß erfolgt die Messung nicht direkt am Objekt, sondern durch Anvisieren des zu messenden Punktes mit Fernrohr oder mit sichtbarem Laserpunkt, ausgehend von einem Instrumentenstandort (nach DIN18709 auch als Standpunkt bezeichnet). In der Geodäsie werden hierfür verschiedene optische und elektronische Verfahren unterschieden, wobei die Messung mit elektronischem Tachymeter mittlerweile der Standard ist. Tachymeter mit integrierter Recheneinheit zur Berechnung und Speicherung von Messwerten bezeichnet man auch als Totalstationen.
11. Photogrammetrie
Auszug
Die Photogrammetrie bezeichnet Messverfahren, um Lage oder Geometrie räumlicher Objekte aus fotografischen Abbildungen zu ermitteln. Der Architekt Meydenbauer gilt als Namenspatron und Pionier der Photogrammetrie, insbesondere der Architekturphotogrammetrie. Als Mitbegründer schrieb er Mitte des 19. Jahrhunderts ein viel beachtetes Buch zu photogrammetrischen Verfahren für die Gebäudevermessung. 1885 wurde durch ihn die erste photogrammetrisch arbeitende Behörde, die Königlich Preußische Messbild-Anstalt gegründet. Bis heute dienen die von ihm gefertigten großformatigen Messbilder von Gebäuden als Vorlage für Rekonstruktionen bzw. architekturhistorische Auswertungen.
12. Laserscanning
Auszug
Das Laserscanning umfasst Verfahren, bei denen ein Laserstrahl rasterförmig Oberflächen abtastet (scant), um diese dreidimensional zu vermessen. Der Einsatzbereich dieser Verfahren kann dabei sehr unterschiedlich sein, wie z.B. das Erfassen von Gelände- und Gebäudehöhen aus der Luft (Airborne Laserscanning), in der industriellen Messtechnik zur Überprüfung und Kontrolle von Bauteilen, die Verwendung in der Mikroskopie (3D-Mikroskopie), die CAD-Rekonstruktion von Konstruktionsteilen (Reverse Engineering), in der Archäologie oder der dreidimensionalen Vermessung von Gebäuden.
13. Global Positioning System (GPS)
Auszug
Die satellitengestützte Positionsbestimmung spielt in der Gebäudeaufnahme einer eher untergeordnete Rolle, da sie im Allgemeinen nur im Außenbereich einsetzbar ist. Genutzt wird diese Methode vor allem in der Geländevermessung, beim Einrichten eines übergeordneten Bezugssystems, wenn keine Lage- oder Höhenfestpunkte in unmittelbarer Nähe vorhanden sind, sowie beim Aufbau eines örtlichen Bezugssystems bei großräumigen Gebäudeensembles.
14. Konzept einer interpretierenden, planungsbegleitenden Erfassung
Auszug
In den letzten Jahren setzte die Entwicklung von Systemen, verbunden mit neuen Verfahren der Bauwerkserfassung ein. Die Integration der Komponenten und deren Handhabbarkeit wurde stark verbessert und bietet die Chance für eine durchgehende Erfassung und Planung ohne Informationsverlust mit hoher Genauigkeit und fachlicher Plausibilität.
15. Erarbeitung von Raumbüchern und Facility Management
Auszug
CAFM-Systeme sind Softwaresysteme zur ganzheitlichen Datenverwaltung im Facility Management. Sie sollen Entscheidungen bei der Bewirtschaftung von Gebäuden durch die Bereitstellung aller notwendigen Gebäudedaten unterstützen.
16. Umbauplanung (Sanierung / Modernisierung)
Auszug
Bauaufgaben im Bestand gehören mittlerweile zu den Hauptarbeitsbereichen der Architekten. Insbesondere sind es Sanierungs-, Modernisierungs- und Umbauprojekte, mit denen sich der Planer tagtäglich beschäftigt.
17. Denkmalpflege
Auszug
Die praktische Baudenkmalpflege ist Ausdruck unserer gesellschaftlichen und kulturellen Verantwortung. Die Baudenkmalpflege basiert auf Kunstgeschichte und Architekturwissenschaften und umfasst verschiedene praktische Arbeiten in Bezug auf den Erhalt der baulichen Denkmale.
18. Baubegleitende Messungen
Auszug
Immer öfter weisen die aktuell geplanten Gebäude eine außerordentlich räumlich-komplexe bauliche Struktur auf. Ebenso häufig sind sehr kompakte und aufwendige Einbauten und technische Anlagen unterzubringen. Eine herkömmliche Einmessung der Bauteile, oder sich gar auf die planerischen Vorgaben zu verlassen, reicht in solchen Fällen nicht aus. Sowohl der Rohbau, als auch die exakt darauf abzustimmenden Einbauten und technischen Anlagen, sind baubegleitend in den Abmaßen und ihrer Lage exakt in einem dreidimensionalen Raumbezug zu bestimmen. Dies muss parallel zur Realisierung erfolgen.
19. Nachwort
Auszug
Die Verfahren und Geräte der Bauaufnahme unterstützen heute eine umfangreiche und qualifizierte Erfassung und Bewertung der baulichen Situation. Sie ermöglichen das exakte Aufmessen und die Weiterverwendung der Gebäude beschreibenden Informationen in digitalen Dokumentations- und Planungssystemen.
20. Anhang
Auszug
Die folgenden Tabellen bieten einen Überblick — wenn mit Sicherheit auch keinen vollständigen — zu derzeit verfügbaren kommerziellen Software-Lösungen zu den verschiedenen Verfahren der Geometrieerfassung.
Backmatter
Metadaten
Titel
Bauaufnahme und Planung im Bestand
verfasst von
Dirk Donath
Copyright-Jahr
2009
Verlag
Vieweg+Teubner
Electronic ISBN
978-3-8348-9236-2
Print ISBN
978-3-8348-0398-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8348-9236-2