Die Baukultur in Deutschland stärken und ein Musterdenkmalschutzgesetz erwirken – dies sind zwei Forderungen aus einem aktuellen Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen sowie einzelner Abgeordneter. Zudem sollen die Belange der Baukultur und der energetischen Sanierung besser vereint werden. Der Weg von der Theorie zur Praxis ist mehr als eine finanzielle Frage.
„Jede und jeder ist täglich mit Baukultur konfrontiert. Dabei erscheinen Orte und Gebäude zunehmend als austauschbar und wenig identitätsstiftend. Viele beklagen, dass moderne Architektur den Bedürfnissen der Menschen häufig unzureichend gerecht wird. Im Spannungsfeld zwischen dem historischen Erbe der Europäischen Stadt und zukünftigen Herausforderungen gilt es Lösungen zu finden, die den Ansprüchen nachhaltiger Entwicklung gerecht werden und den Mensch in den Mittelpunkt stellen.“ , so ein Auszug aus dem genannten Antrag an die Bundesregierung.
Spannungsfeld Denkmalpflege: Substanzschutz versus Nutzwert
„Schon immer befand sich die Denkmalpflege im Spannungsfeld zwischen dem Schutz der Substanz und dem Nutzwert eines Gebäudes“, heißt es weiter in der Erläuterung des Antrags. Für die energetische Sanierung von Baudenkmälern werden Ausnahmen und Konzepte gefordert, die die CO2-Einsparung in diesem Bereich realistisch einschätzen, sprich: nicht überbewerten. Zentrale Herausforderung für die Baupolitik ist allerdings aus Sicht der Antragsteller, die Sanierung des großen Bestandes von erhaltenswerten Gebäuden, die nicht unter Denkmalschutz stehen. Dazu gehören auch Maßnahmen, die dem Abbau von Barrieren dienen. Hier soll die Bundesförderung stärker eingreifen.
Bau- und Planungskultur entwickeln
Um eine hohe Baukultur erreichen zu können, ist es nach Ansicht der Springer-Autoren Matthias Drilling und Olaf Schnur (Nachhaltige Quartiersentwicklung im Bestand) notwendig, eine hohe Planungskultur, d.h. eine kommunikative und ergebnisoffene Planung zu entwickeln. Denn „neben den Gebäuden spielen Grünflächen, Straßen und Plätze im Quartier eine wichtige Rolle als Orte der gesellschaftlichen Teilhabe und Kommunikation.“ Zu oft wurden bauliche Eingriffe in Bestandsgebieten gegen den Widerstand der Bewohner durchgesetzt. Ein solcher Widerstand zeigt u.a., dass Bewohner nicht rechtzeitig in die Planungen einbezogen und die Planungsprozesse nicht ausreichend transparent gestaltet wurden.
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