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15.04.2013 | Baustoffe | Interview | Online-Artikel

Umweltaspekte bei Dichtstoffen gewinnen an Bedeutung

verfasst von: Annette Galinski

3 Min. Lesedauer

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Entweder man zelebriert die Kunst der Fuge oder hat ganz pragmatisch einen vorhandenen Spalt zu verschließen, also abzudichten. Dass es einer sorgfältigen Auslegung von Fugen und der Auswahl des geeigneten Dichtstoffes bedarf, zeigen zahlreiche Reklamationen aus der Bauwirtschaft, der Industrie und auch aus dem privaten Bereich. Wo Dichtstoffe heute und zukünftig eingesetzt werden, in welche Richtung sie sich technologisch weiterentwickeln und wie es um die Umweltverträglichkeit von alten, ausgehärteten Dichtstoffen bestellt ist, wollten wir von Dr. Manfred Pröbster, Autor des Buches "Baudichtstoffe – erfolgreich Fugen abdichten" wissen.

Springer für Professionals: In welchen Bereichen werden Dichtstoffe zukünftig verstärkt eingesetzt werden?

Manfred Pröbster: Die Verwendung von Dicht- und Klebstoffen im Baubereich ist einerseits an das generelle Auf und Ab der Baukonjunktur geknüpft. Andererseits dürfte mittelfristig der Gebrauch von Dicht- und Klebstoffen eng mit der Art des Bauens zusammenhängen. Neben der konventionellen Bauweise („Stein auf Stein“), die vermutlich die privaten Bautätigkeiten weiterhin dominieren wird, ist zu erwarten, dass im Industriebau und bei Großobjekten zunehmend auch neuere Technologien eingesetzt werden, die nur mit Kleb- und Dichtstoffen rationell umgesetzt werden können. Eng verbunden mit dem Erfolg der neueren Technologien dürfte die Koordination der immer komplexer werdenden Aufgaben sein. Fertig- und Leichtbausysteme dürften, wenn es um preiswerteres Bauen für breite Bevölkerungsschichten geht, weiter an Akzeptanz gewinnen.

Wie schätzen Sie den Einfluss kostengünstiger Dichtstoffe auf dem Markt ein?

Ob die in den letzten Jahren beobachtete Polarisierung des Dichtstoffangebots in vermeintlich sehr preiswerte Qualitäten, die wie gemacht für den extrem kostensensiblen Baubereich erscheinen, und hochwertige Produkte weitergeht, werden Planer und Konstrukteure entscheiden. Neben dem Preis sollte in diese Entscheidungen unbedingt auch einbezogen werden, ob das ausgewählte Produkt auch über viele Jahre die ihm zugedachte Aufgabe wahrnehmen kann oder schon bald wieder kostenintensiv ersetzt werden muss. Im Do-it-yourself-Bereich haben preiswerte Dichtstoffe aber durchaus ihre Existenzberechtigung, gerade wenn die Anforderungen nicht so hoch sind.

In welche Richtung werden sich Dichtstoffe entwickeln?

Technologisch gesehen sind auch in den nächsten Jahren keine allzu großen Sprünge zu erwarten, was beispielsweise völlig neue chemische Konzepte betrifft. Auf dem Gebiet der fungizid eingestellten Sanitärdichtstoffe wurden hingegen deutliche Fortschritte erzielt. Die Marktdurchdringung der Silan-härtenden Polymer-Systeme dürfte weiter voranschreiten, dies gilt insbesondere dann, wenn neue, spezialisierte Substrate zu verkleben bzw. abzudichten sind. Um beispielsweise Badaccessoires auf Fliesen zu befestigen, kann man heute schon routinemäßig zwischen elastischem Kleben und konventionellem Dübeln wählen.

Welche Aspekte beim Einsatz von Dichtstoffen werden an Bedeutung gewinnen?

Neben den technischen Forderungen bei gleichzeitiger kommerzieller Wettbewerbsfähigkeit dürften, wenn auch langsam, Umweltgesichtspunkte – nicht nur für Konsumentenprodukte – weiter an Bedeutung gewinnen. Derzeit wird aber noch um die Definitionen der Umweltverträglichkeit gerungen. Das Recycling von alten, ausgehärteten Dichtstoffen wird voraussichtlich auch weiterhin ein schwieriges Thema bleiben. Nicht nur, dass die Trennung der aufzuarbeitenden Dichtstoffe vom sonstigen Bauschutt ökonomisch vollzogen werden muss, es stehen auch kaum funktionierende chemische Verfahren zur Wiederaufarbeitung alter Dichtstoffe zur Verfügung. Obwohl es prinzipiell möglich ist, Polyurethandichtstoffe zu hydrolisieren oder zu pyrolisieren um die Ausgangsstoffe (teilweise) zurückgewinnen zu können, kamen derartige Versuche nicht über das Technikumsstadium hinaus. Auch das prinzipiell mögliche Recycling von Polysulfiddichtstoffen hat noch keinen dauerhaften Eingang in die Praxis gefunden.
Die fernere Zukunft wird zeigen, ob beim Dichtstoffrecycling Technologie, Ökonomie und Ökologie in Einklang gebracht werden können.

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Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2011 | OriginalPaper | Buchkapitel

Die Kunst der Fuge

Quelle:
Baudichtstoffe