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2012 | Buch

Betriebswirtschaftslehre in Wissenschaft und Geschichte

Eine Skizze

verfasst von: Klaus Brockhoff

Verlag: Gabler Verlag

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Über dieses Buch

Im deutschen Sprachraum ist die Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft erst sehr spät wahrgenommen worden. Wissenschaftliche Betriebswirtschaftslehre stellt allerdings große Potenziale bereit. Klaus Brockhoff zeigt diese auf und ordnet Methoden, Konzepte und Namen von Betriebswirten zeitlich ein. Er analysiert, welcher Wissenschaftler mit welchem Konzept auf welchen Kenntnissen seiner Vorgänger aufbaute oder hätte aufbauen können. Die geschichtliche Betrachtung öffnet den Blick dafür, als "neu" angebotene Konzepte auf ihre Wurzeln zurückzuführen und damit verlässlicher zu beurteilen. Studierende der Betriebswirtschaftslehre und Praktiker erhalten eine spannende und kompakte Skizze zum Verständnis und zum Nachschlagen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Betriebswirtschaftslehre – eine Wissenschaft
Zusammenfassung
Im deutschen Sprachraum ist die Betriebswirtschaftslehre im Vergleich zu anderen Feldern geistiger Erkenntnissuche als Wissenschaft erst sehr spät wahrgenommen worden. Das ist im Folgenden noch genauer zu beleuchten. Ebenso ist auf die Schwierigkeiten einzugehen, die auf dem Weg zur heute akzeptierten Fachbezeichnung zurückzulegen waren. Das geschieht in den Kapiteln 5ff. Es gibt in Deutschland bis heute Stimmen, die die Betriebswirtschaftslehre als Wissenschaft in Frage stellen. Ihr Argument ist, der Praxisbezug verlange kurze, Praxiswissen vermittelnde Studiengänge, die als Ganze in Fachhochschulen anzubieten seien.1 Von Forschung zur Erkenntnisgewinnung oder einer auf Theorien gegründeter Lehre ist dabei kaum die Rede. Dass die Abschiebung einzelner Disziplinen der Idee der Universität als „Symbol der Einheit der Wissenschaft“ widerspreche, hat schon der Orientalistik- Professor und spätere preußische Kultusminister Carl Heinrich Becker mit Bezug auf den „ungeheuren Fehler“ der Gründung von technischen Hochschulen separat von Universitäten vertreten.2 Das mag entsprechend für die Gründung spezieller Handelshochschulen gelten. Freilich setzt diese Argumentation voraus, dass man weiß, was zur „Wissenschaft“ zählt. Dafür werden im 2. Kapitel Kriterien präsentiert.
Klaus Brockhoff
2. Elemente einer Wissenschaft
Zusammenfassung
Im Abschnitt 1.2 wurden Kriterien angegeben, die gemeinsam als Indizien für die Existenz einer Wissenschaft herangezogen werden können. Ob diese Kriterien für die Betriebswirtschafslehre aus heutiger Sicht zutreffen, wird in den folgenden Abschnitten untersucht.
Klaus Brockhoff
3. Wissenschaftlicher Fortschritt
Zusammenfassung
Bevor darzustellen ist, wie die Disziplin wissenschaftlich voranschreitet, ist in Erinnerung zu halten, dass solche Schritte von Individuen vorzunehmen sind. Es ist der schöne Satz geprägt worden: „Creative thinking is a scarce resource, but it comes in fairly inexpensive man-sized lumps …Ȝ113. Auf das Debattengewirr darüber, zu welchen Teilen diese knappe Ressource genetisch verteilt ist oder im Laufe persönlicher Entwicklung erworben wird, kann hier nicht eingegangen werden. Es soll lediglich darauf hingewiesen werden, dass mehrere der im vorangehenden Abschnitt angesprochenen Aspekte auch in der Erklärung individueller Kreativität ihren Platz finden. Die individuelle Betrachtungsweise darf auch nicht negieren, dass Individuen in der Interaktion mit anderen und ihrer Umwelt in ihrer kreativen Leistung gesteigert werden können. Die Lehre von den Kreativitätstechniken istvoll von – allerdings nicht immer auch empirisch geprüften – Hinweisen hierzu. Das Brainstormingetwa zieht seine Synergien aus der Interaktion von Personen. Die Bionik unterstützt den Menschen bei der Lösungssuche durch die selektive Beobachtung der Natur.114
Klaus Brockhoff
4. Unternehmenstheorien als Beispiele
Zusammenfassung
Objektspezialisierung (2.4.3) und Unterschiede in Paradigmen (3.2.2) werden hier an Beispielen verdeutlicht. Studierende und Praktiker fragen immer wieder nach der Theorie des Unternehmens. Sie sind manchmal verzweifelt, manchmal enttäuscht, wenn ihnen diese Frage nicht mit einem Hinweis beantwortet werden kann. Möglicherweise würde auch eine alle „Rätsel“, Sichtweisen und Foci integrierende Theorie entweder für die Technologie der Betriebswirtschaftslehre aussagenleer bleiben oder einen Komplexitätsgrad erreichen, der einer Handhabung entgegensteht. Ähnliches ist schon einmal festgestellt worden, als in die Simulationsmodelle vom „industrial dynamics“-Typ immer mehr integriert wurde, um das gesamte Unternehmen, seine Führung und sein Marktumfeld zu erfassen. Allein das Marketing- Modell eines Unternehmens nach diesem Ansatz wurde im Rückblick von einem der führenden Marketing-Forscher als „sinnlos“ und „viel zu kompliziert“ bezeichnet. Abstraktion ist für die Theoriebildung unvermeidlich. Das führt zu unterschiedlichen Sichtweisen auf das Objekt der Betriebswirtschaftslehre.
Klaus Brockhoff
5. Geschichte der Betriebswirtschaftslehre
Zusammenfassung
Man kann aus der Geschichte lernen, auch wenn sie keine Prognosen im wissenschaftlichen Sinne ermöglicht. Zu diesem Schluss kommt der Historiker Karl Dietrich Erdmann, der möglichen Zukunftsaussagen zwischen zwei bildhaft beschriebenen Extrempositionen ansiedelt: dem Kreis189, als dem Bild des zyklisch Wiederkehrenden, und der Linie190, als dem Bild der eschatologisch-teleologischen Geschichtsdeutung.191 Nach anderer Meinung soll Geschichte über „ die richtigen und die Irrwege der Vergangenheit“ aufklären192, was wiederum Werturteile impliziert. Insbesondere mit Blick auf die Geschichte des Rechnungswesens wurde herausgearbeitet, dass geschichtliches Wissen hilfreich ist um zu verstehen, was in bestimmten Situation zielfü hrend war, was nicht zielführend war und worauf die Unterschiede zurückzuführen sind; damit werden dann auch Entscheidungen für die Zukunft beeinflusst.193 Welche Erwartungen können sich dann darauf richten, die Geschichte der Betriebswirtschaftslehre zu erforschen und sie wahrzunehmen? Stiftet ihr Studium Konsumnutzen als intellektuelles Vergnügen oder darf mehr erwartet werden?
Klaus Brockhoff
6. Betriebswirtschaftslehre in der Geschichte
Zusammenfassung
Führt man sich die 1184 Seiten der unvollendeten „History of Economic Analysis“ von Joseph Schumpeter213 vor Augen, so müsste ein etwa gleicher Umfang von einer Geschichte der Betriebswirtschaftslehre erwartet werden, die spätestens im klassischen Griechenland beginnt und bis zur Neuzeit reicht sowie eine Vielzahl von Kulturen umfasst. Auch das Werk von Dieter Schneider kommt auf 1036 Seiten.214 Vergleichbares soll hier nicht geleistet werden. Angestrebt wird eine Skizze, ein Überblick, der wesentlich erscheinende Entwicklungsschritte bis etwa 1970 dokumentiert. So können Herkommen und Einordnung gegenwärtiger Wissensstände etwas besser beurteilt werden. Freilich muss man sich mit der Feststellung abfinden: „Periodizing, as we know, is a necessary evil“215, wenn man, wie hier, eine Darstellung nach historischen Epochen wählt.
Klaus Brockhoff
7. Schluss
Zusammenfassung
Zwei Auffassungen werden hier miteinander verknüpft:
a.
Die Betriebswirtschaftslehre ist eine Wissenschaft. Das wird an Hand von Kriterien belegt, die aus heutiger Sicht eine Wissenschaft kennzeichnen.
 
b.
Diese Wissenschaft ist nicht plötzlich geschaffen worden, sondern hat sich im Laufe der Zeit entwickelt. Die Vorstellung von einer Dynamik der wissenschaftlichen Entwicklung im Sinne von Thomas Kuhn (Abschnitt 3.2) lässt es zu, dass zunächst ungelöste Fragen immer besser beantwortet werden. Sie lässt es auch zu, dass die Fragen aus unterschiedlicher Sichtweise angegangen werden. Und sie erfordert wegen der Veränderung der Fragen zu einer bestimmten Zeit eine wissenschaftliche Revolution. So können nebeneinander unterschiedliche Erklärungsmuster fortbestehen. Das begründet, neben dem Einfluss menschlichen Verhaltens in den Unternehmensentscheidungen, Schwierigkeiten beim Verständnis der Disziplin.
 
Klaus Brockhoff
8. Biographischer Anhang
Zusammenfassung
Ein vollständiges Verzeichnis der etwa seit Gründung der Handelshochschulen 1898 an deutschen Universitäten lehrenden Betriebswirte existiert nicht. In diesem Anhang wird versucht, eine Grundlage für ein solches Verzeichnis zu schaffen. Es reicht bis zum Geburtsjahrgang 1945. Dieser Jahrgang tritt frühestens Ende der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts als Hochschullehrer in die Verantwortung, also etwa dem Zeitpunkt, an dem die voranstehende Darstellung endet. Angestrebt ist, neben dem Namen das Geburts und ggf. Todesjahr, das Jahr der Promotion und den Hauptbetreuer sowie entsprechend das Jahr der Habilitation und den Hauptbetreuer zu ermitteln. Damit könnten die Lehrer-Schüler-Beziehungen leicht nachgeschlagen werden, auf die gelegentlich im Text verwiesen wird. Das kann zum Verständnis der Werke beitragen, insbesondere dann, wenn auf die Bildung von „Schulen“ einheitlicher Auffassungen Wert gelegt wird.
Klaus Brockhoff
Backmatter
Metadaten
Titel
Betriebswirtschaftslehre in Wissenschaft und Geschichte
verfasst von
Klaus Brockhoff
Copyright-Jahr
2012
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-8349-4186-2
Print ISBN
978-3-8349-4185-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-4186-2

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