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Zusammenfassung
In diesem Buch stehen Entscheidungen bei Risiko im Vordergrund. Eine Entscheidungssituation bei Risiko liegt definitionsgemäß vor, wenn der Entscheider über ein Wahrscheinlichkeitsurteil bezüglich der maßgeblichen Umweltzustände und entsprechend der Ergebnisse der Alternativen verfügt. Die Bildung eines Wahrscheinlichkeitsurteils bzw. dessen Verbesserung erweist sich dabei als ein zentraler Bestandteil der Analyse von Alternativen. Damit befasst sich dieses zehnte Kapitel des Buches.
Ein Wahrscheinlichkeitsurteil kann insbesondere dadurch verbessert werden, dass der Entscheider zusätzliche Informationen über die möglichen Umweltzustände beschafft. Da solche Informationen im Allgemeinen nicht kostenlos sind, erfordert die Entscheidung über die Verbesserung eines Wahrscheinlichkeitsurteils ein Abwägen der Kosten und des Wertes der betreffenden Informationen. Im Vordergrund dieses Kapitels steht die Ermittlung dieses Wertes. Das Informationswertkonzept zeigt, wie der subjektive Wert zusätzlicher Informationen (ihr subjektiver Grenzpreis aus Sicht eines potentiellen Käufers) formal ermittelt werden kann. Das Informationswertkonzept hat prinzipielle Bedeutung für die Bewertung kognitiver Prozesse zur Präzisierung eines Wahrscheinlichkeitsurteils bei gegebenem Informationsstand.
Zunächst wird untersucht, wie subjektive Wahrscheinlichkeiten für die Umweltzustände bei gegebenem Informationsstand quantifiziert werden können. Da eine direkte Schätzung von Wahrscheinlichkeiten ein relativ großes Differenzierungsvermögen voraussetzt, sind indirekte Messverfahren entwickelt worden, bei denen der Entscheider einfache Entscheidungsprobleme zu lösen hat, in denen Wahrscheinlichkeiten nur implizit angesprochen werden. Einige davon werden zu Beginn dieses Kapitels dargestellt.
Danach wird gezeigt, wie ein rationaler Entscheider seine Wahrscheinlichkeitsvorstellungen bei Zugang zusätzlicher Informationen ändert. Darauf aufbauend wird das Informationswertkonzept dargestellt. Bei der Bewertung von Informationen sind die möglichen Änderungen der Wahrscheinlichkeitsvorstellungen sowie deren Einfluss auf die Alternativenwahl abzubilden. Entscheidend dabei ist, dass diese Abbildung a priori, d. h. vor Zugang der Informationen erfolgt, denn Modelle der Informationsbewertung müssen dem Umstand Rechnung tragen, dass der Entscheider die Informationen bewerten muss, bevor er ihren (genauen) Inhalt kennt. Die Informationsbewertung folgt daher dem Prinzip der flexiblen Planung (Kap. 9): Jedem möglichen Informationsergebnis wird eine Handlungsalternative zugeordnet, die bei diesem Informationsergebnis optimal ist und bei diesem Ergebnis folglich realisiert würde. Der Informationswert ergibt sich dann aus der Gegenüberstellung der optimalen Entscheidung ohne zusätzliche Information mit dem optimalen flexiblen Plan für den Fall der Informationsbeschaffung.
Auf der Grundlage der Darstellung des Informationswertkonzepts wird untersucht, wie die Höhe des Informationswertes von seinen Determinanten abhängt. Damit bieten Modelle zur Informationsbewertung auch ohne ihre explizite Anwendung Orientierungshilfe für die Entscheidung, darüber, ob zusätzliche Informationen eingeholt werden sollen oder nicht.
Abschließend wird die Problematik der Ermittlung eines optimalen Informationsstandes bei mehreren Informationsmöglichkeiten behandelt und der subjektive Charakter der Informationsverarbeitung und Informationsbewertung diskutiert.
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Informationsaktivitäten können auch darauf ausgerichtet sein, neue Alternativen zu finden bzw. zu erfinden, und die Ergebnisse von Alternativen in den möglichen Zuständen genauer abzuschätzen. Davon soll im Folgenden abgesehen werden.
Können z. B. die Indikatoren r1, r2 und r3 beobachtet werden, so gibt es folgende Möglichkeiten Mm der Informationsbeschaffung: M1 = (r1), M2 = (r2), M3 = (r3), M4 = (r1,r2), M5 = (r1,r3), M6 = (r2,r3), M7 = (r1,r2,r3). Bei der Alternative M1 z. B. wird nur der Indikator r1, bei M7 werden alle drei Indikatoren beobachtet.
Es ist z. B. möglich, dass bei Information allein über den Indikator r1 bzw. r2 die a posteriori-Wahrscheinlichkeiten der Zustände bei jedem Informationsergebnis nur so wenig von den a priori-Wahrscheinlichkeiten abweichen, dass jeweils dieselbe Alternative gewählt wird wie bei Verzicht auf Information. Der Informationswert eines einzelnen Indikators ist dann gleich null. Gleichzeitig kann sich aber bei Information über beide Indikatoren das Wahrscheinlichkeitsurteil so stark ändern, dass mit positiver Wahrscheinlichkeit eine andere Alternative gewählt wird als bei Verzicht auf Information; der Informationswert beider Indikatoren ist dann positiv. Andererseits kann der Informationswert beider Indikatoren auch ebenso hoch sein wie der eines einzelnen Indikators. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn beide Indikatoren mit Sicherheit dieselbe Aussage beinhalten.