Die Begriffsbestimmungen sind zahlreich. Es hat wenig Sinn, eine oder mehrere dieser feinsinnigen Formulierungen zu diskutieren, sie mühsam ins Gedächtnis einzuprägen, um sie dann ebenso prompt wieder zu vergessen. Begnügen wir uns damit, festzuhalten, daß es sich um Tauschmittel handelt. Und in diesem Sinne ist alles das Geld, womit man Waren oder Dienstleistungen tauschen kann. Also Banknoten, Münzen, Schecks, Wechsel, Bankguthaben und ähnliches.
Das Working Capital ist ein Vorläufer des Cash Flow. Dazu einige Erfahrungen:
Der Autor begann seine berufliche Laufbahn bei einer deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Später wechselte er zu einer britischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, einer Partnerschaft von Chartered Accountants, wo er als Semi-Senior und Senior eine Reihe von Jahren arbeitete. Dort lernte er zum ersten Mal den Begriff Working Capital kennen. Es war üblich, daß zu Beginn eines Prüfungsberichtes, der sich mit der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung des geprüften Unternehmens befaßte, ein Überblick über die Entwicklung des Working Capital des Unternehmens gegeben wurde. Man erfaßte das Umlaufvermögen, von dem man die kurzfristigen Verbindlichkeiten abzog. Der Saldo war das Working Capital, dessen Entwicklung von einer Periode zur anderen dargestellt wurde.
Die Cash-Flow-Rechnung ist im Grunde genommen etwas höchst Banales. Es ist die Einnahmen- und Ausgabenrechnung, wie sie vor der Erfindung der doppelten Buchhaltung (zu Beginn der Neuzeit) existierte und wie sie bis vor einigen Jahrzehnten noch vielerorts praktiziert wurde.
Eine Bilanz ist ein künstlicher Schnitt durch ein Unternehmen zu einem mehr oder weniger willkürlich gewählten Zeitpunkt. Es ist ein Status. Es stellt Vermögen und Verbindlichkeiten des Unternehmens einander gegenüber. Die Differenz ist jeweils der Gewinn oder der Verlust.
Eine Cash-Flow-Rechnung dient grundsätzlich zwei Zwecken. Einmal wird mit ihrer Hilfe die Analyse, die Auswertung eines Jahresabschlusses erleichtert; zusätzliche Erkenntnisse sollen gewonnen werden.
Seit Beginn der Cash-Flow-Rechnung tauchte in der Analyse von Jahresabschlüssen ein Begriff auf, der als Barertrag pro Aktie, oder pro Anteil, bezeichnet wird. Er wurde ursprünglich errechnet, indem Abschreibungen, später auch andere bargeldlose Aufwendungen die vorher bei der Errechnung des Reingewinns abgezogen worden waren, diesem Reingewinn wieder zugeschlagen wurden. Dann wird der Gesamtbetrag durch die Anzahl der ausstehenden Aktien, oder Anteile, dividiert. Aber diese Kennziffer — denn darum handelt es sich hier — zeigt weder Cash Flow, noch Gewinn pro Aktie oder pro Anteil, an. Sie läßt Veränderungen in anderen Positionen des Jahresabschlusses einfach aus und zeigt deshalb auch nicht den wahren Cash Flow.
Der Betriebliche Cash Flow heißt im Englischen „Internal Cash Flow“. Er erfaßt die vom Unternehmen selbst erwirtschafteten Mittel; also ohne Transaktionen mit dem Geld- und Kapitalmarkt. Bankkredite, Kapitalerhöhungen und ähnliche Transaktionen werden nicht berücksichtigt. Gewinnausschüttungen dagegen erscheinen als Betrieblicher Cash Outflow: „Negative Innenfinanzierung“.
In den vorherigen Kapiteln wurde der Cash Flow vorgestellt; einmal als Kennziffer, das heißt Reingewinn + Abschreibungen etc.; zum anderen als Betrieblicher Cash Flow, das heißt die Erhöhung oder Verringerung der Flüssigen Mittel, wie sie sich aus dem betrieblichen Geschehen ergeben.
Im kommenden Jahr müssen Sie Zahlungen leisten: Für laufende betriebliche Ausgaben — die sind Ihnen in etwa bekannt. Sie haben sie budgetiert. Aber Sie müssen auch Geld bereithalten für Schuldentilgung (wenn auch nur, um neue Schulden machen zu können; wir leben schließlich in einer Kreditwirtschaft); für Investitionen (davon hängt das Überleben Ihres Unternehmens ab); für Gewinnausschüttung (davon hängt Ihr höchst eigenes Überleben als Manager ab; Gesellschafter und Aktionäre schätzen keine Manager, die nicht Gewinne erwirtschaften).
Das „manager magazin“, Oktober 1987, schreibt: „ ... Der Bankier (August von Finck) hatte sich nicht nur die absolute Kapitalmehrheit bei der renommierten Münchner Löwenbräu AG gesichert, sondern den Löwenanteil des Kaufpreises auch noch über das Kaufobjekt selbst refinanziert ... “
Es ist 10.00 Uhr abends. Sie liegen in Ihrer Badewanne und denken über Ihren Cash Flow nach. Ihren Cash Inflow und Cash Outflow. Und welche von den beiden Strömungen wohl größer ist.