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1997 | Buch

CO2-Reduktionspolitik und Pensionssicherung

Hintergründe, Modellierung und Simulationen

verfasst von: Univ.-Ass. Dr. Ronald Wendner

Verlag: Physica-Verlag HD

Buchreihe : Umwelt und Ökonomie

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Über dieses Buch

Die Veränderung des Weltklimas infolge des anthropogen verstärkten Treibhauseffekts und die prognostizierten Finanzierungsnöte der Pensionsversicherungen geben Anlaß zu großer Sorge. Anhand eines angewandten Gleichgewichtsmodells werden Strategien zur Reduktion von CO2-Emissionen simuliert und ihre Effekte auf makroökonomische und strukturelle Entwicklungen detailliert analysiert. Die dynamische Spezifizierung des Modells ermöglicht zudem die Untersuchung von Ankündigungseffekten sowie der Wirkungen auf Kapitalakkumulation und Wirtschaftswachstum. Von besonderem Interesse erweisen sich Szenarien, in denen die Einnahmen aus der Besteuerung von CO2-Emissionen zur Finanzierung von Pensionsleistungen verwendet werden. Diese Analyse deutet innovative Elemente einer neuen Wirtschaftspolitik an.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung und Übersicht

Einleitung und Übersicht
Zusammenfassung
Die mögliche Veränderung der Klimate infolge des anthropogen verstärkten Treibhauseffekts sowie die prognostizierten Finanzierungsnöte der (in den meisten Industriestaaten als Umlageverfahren organisierten) Pensionsversicherungssysteme infolge der Alterung der Bevölkerung werden oft als die gravierendsten Bedrohungen der nahen Zukunft eingeschätzt.
Ronald Wendner

Interaktion von ökonomischen und ökologischen Prozessen

Frontmatter
1. Globale Bedrohungen der Umwelt — Einige Trends
Zusammenfassung
Umweltbedrohung ist ein breit gefächerter Begriff; was als Bedrohung der Umwelt verstanden wird, hängt davon ab, welche räumliche und zeitliche Dimension ihm zugrundegelegt wird, welche Funktionen der Umwelt reflektiert werden — ob etwa die Umwelt als Rohstoffquelle oder die Schönheit der Natur in den Vordergrund gerückt wird, aber auch welche ethische Position eingenommen wird — zum Beispiel mit welchen Rechten versehen die belebte wie unbelebte Umwelt verstanden wird.
Ronald Wendner
2. Paradigmen des Umwelt- und Ressourcenmanagements
Zusammenfassung
Das ökologische System als „supporting system“ ermöglicht und unterstützt ökonomische Prozesse durch die Bereitstellung von Ressourcenbeständen, durch die von diesen ausgehenden Dienste, sowie durch die Funktion der Umwelt als Aufnahmemedium (für Abfallstoffe). Diese Funktionen können aber nicht jedes beliebig hohe ökonomische Aktivitätsniveau unterstützen, eine dauerhafte Übernutzung mündet unausbleiblich in Ressourcenverfügbarkeits- und Assimilationsrestriktionen. Das Bindendwerden dieser Restriktionen bedingt Interessenkonflikte bezüglich Umfang und Zeitpunkt der Nutzung natürlicher Ressourcen. Diese erfordern einen Ausgleich einerseits zwischen jenen Gruppen, die Dienste des Umweltsystems — die Umwelt beispielsweise als Rohstoffbasis und Entsorgungsmedium — nutzen mit solchen, die die Bestände der Natur an sich hoch schätzen (etwa Schönheit und Artenvielfalt), andererseits zwischen den Interessen der gegenwärtigen gegenüber jenen der zukünftigen Generationen (Turner, Pearce und Bateman 1994, 17, 22). Je nachdem, mit welchen Rechten versehen die belebte und auch unbelebte Natur empfunden wird, welche ihrer Funktionen fokussiert werden, welche Interaktionen berücksichtigt werden, resultieren unterschiedliche Sichtweisen dieses Interessenskonflikts, unterschiedliche (ökonomische) Analysen, Ergebnisse, Empfehlungen wie Strategien.
Ronald Wendner
3. Sustainable Development als Zielsetzung des Umwelt- und Ressourcenmanagements
Zusammenfassung
Während im ersten Kapitel einige Trends der Entwicklung und Folgen von CO2-Emissionen sowie eine grobe Einfassung dieses Befunds in ökonomische Konzeptionen erfolgte, wurde in Kapitel 2 eine Klärung der möglichen Positionen und Sichtweisen dieses Befunds vorgenommen. In diesem Kapitel wird danach gefragt, inwiefern die Zielsetzung des Umwelt- und Ressourcenmanagements — nämlich die Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Aktivitäten — durch die Einführung einer (in Teil III simulierten) Besteuerung von CO2-Emissionen gefördert werden kann.
Ronald Wendner

Komparativ statische und intertemporale angewandte Gleichgewichtsanalyse als Methode

Frontmatter
4. Angewandte Gleichgewichtsanalyse als Methode
Zusammenfassung
Angewandte allgemeine Gleichgewichtsmodelle, basierend auf der walrasianischen Gleichgewichtstheorie (Walras 1874, Wald 1936, Arrow und Debreu 1954, Arrow und Hahn 1971), sowie — in einem intertemporalen Kontext — auf der Gleichgewichtstheorie überlappender Generationen (Allais 1947, Samuelson 1958, Diamond 1965, Modigliani 1966) simulieren den Einfluß von Schocks22, etwa die Einführung einer Steuer, auf die Entwicklung relativer Preise und daraus resultierender Verhaltensänderungen der wirtschaftlichen Akteure. “The explicit aim of this literature is to convert the Walrasian general-equilibrium structure... from an abstract representation of an economy into realistic models of actual economies.” (Shoven and Whalley 1984, 1007) Die zentralen Pfeiler eines solchen Modells stellen die Verhaltensgleichungen der einzelnen Akteure (Konsumenten, Produzenten, Staat etc.) mit preiselastischen Angebots- und Nachfragefunktionen nach Gütern, Diensten und Faktoren dar. Das Verhalten der Konsumenten (Haushalte) kann in intertemporalen angewandten Modellen durch zwei Modellvarianten abgebildet werden: zunächst durch das Modell eines repräsentativen Haushalts, der eine intertemporal separable Nutzenfunktion mit konstanter Zeitpräferenz über einen unendlichen Zeithorizont maximiert. In einer zweiten Variante wird das Verhalten der Haushalte durch eine Mehrzahl sich überlappender Generationen bzw. Kohorten (overlapping generations bzw. overlapping cohorts), die jeweils ab einem bestimmten Zeitpunkt in das Berufsleben (das Modell) eintreten (d.h. den Elternhaushalt verlassen und beginnen, ökonomisch relevante Entscheidungen zu treffen) und über einen endlichen Zeithorizont Konsum, Sparvolumen, Arbeitsangebot sowie die Höhe ihrer Hinterlassenschaft nutzenmaximierend planen (vgl. u.a. Klepper e.a. 1994, 534 f), modelliert. Unter der Annahme stabiler Marktgleichgewichte werden — gegeben die Modellstruktur, die funktionale Spezifikation der Gleichungen sowie die numerischen Schätzungen der Modellparameter — die markträumenden Gleichgewichtspreise berechnet. Damit können die Effekte eines wirtschaftspolitischen Eingriffs auf relative Preise, Nachfrage und Angebotsverschiebungen über Sektoren, sowie die Veränderung der Einkommensverteilung und diverser Wohlfahrtsmaße unter Berücksichtigung sämtlicher Interaktionen und Sekundäreffekte analysiert werden.
Ronald Wendner
5. Kalibrierung und Lösungsprozess durch die GEMPACK Software
Zusammenfassung
Die Kalibrierung statischer Modelle erfordert die mathematische Berechnung der Parameter derart, daß die den Statistiken entnehmbaren Daten durch das angewandte Modell (endogen) reproduziert werden können. Für dynamische Modelle erstreckt sich das Basisdatenset nicht nur auf einen einzigen Zeitpunkt, das Basisjahr, sondern über die gesamte Simulationsperiode. Basisdaten für zukünftige Zeitpunkte können jedoch den bestehenden Statistiken nicht entnommen werden. Daher erfordert der Prozeß der Kalibrierung (1) die Wahl von Parameterwerten derart, daß für eine gegebene Erwartungsbildungshypothese (und damit für jeweils unterschiedliche Grade der Berücksichtigung der Zukunft) die Daten des Basisjahres reproduziert werden, sowie (2) die Wahl solcher Trajektorien für alle Variablen, die sowohl mit den Intraperiodengleichungen wie mit den intertemporalen Gleichungen vereinbar sind. Für die Konstruktion der erforderlichen Basislösung sind nach Codsi, Pearson und Wilcoxen (1992) drei Entwicklungsszenarien, das Steady State Szenario, ein Szenario mit variablen Beständen sowie ein Szenario mit variablen Kontrollen zu unterscheiden.
Ronald Wendner

CO2-Reduktionspolitik: Analyse anhand eines dynamischen CGE-Modells

Frontmatter
6. Ein Intertemporales CGE-Modell für Österreich
Zusammenfassung
Seit dem ersten numerisch sowie funktional spezifizierten multisektoralen Gleichgewichtsmodell von Johansen (1960) wurde eine Vielzahl von angewandten Modellen fur zahlreiche Länder und zur Untersuchung der Auswirkungen vielfältiger wirtschaftspolitischer Maßnahmen entwickelt. Cockburn und Savard (1995) beispielsweise sammeln angewandte Gleichgewichtsmodelle in ihrer Datenbank SAGE (studies using applied general equilibrium models), die bereits über 700 derartige Modelle enthält.39 Diese Modelle können entsprechend den Kriterien nach Abbildung 6.1 gegliedert werden: Die überwiegende Mehrzahl aller angewandten Modelle ist atemporal (statisch) spezifiziert, beschrieben wird die wirtschaftliche Situation zu einem Zeitpunkt, dem Basisjahr. Nach Anwendung eines Schocks wird mittels des Modells eine neue Gleichgewichtslösung fir einen zweiten Zeitpunkt, nämlich jenem nach Beendigung aller Anpassungs- und Rückkoppelungsprozesse, berechnet. Statische angewandte Modelle ermöglichen daher die komparativ statische Untersuchung der Effekte einer wirtschaftspolitischen Maßnahme auf unterschiedliche Haushalte (etwa verschiedene Einkommensgruppen zu einem Zeitpunkt) oder auf unterschiedliche Sektoren. Nicht erfaßbar ist jedoch die (endogene) Bestimmung des Einflusses auf die Entwicklung des Kapitalstocks oder auf die intertemporale Verteilung des Einkommens über Haushalte unterschiedlicher Generationen. Relativ wenige der angewandten Modelle sind dynamisch spezifiziert.40 Überwiegend resultiert ihre Dynamik aus einem repräsentativen Haushalt bzw. Agenten, der über einen unendlichen Zeitraum seinen Nutzen maximiert und darauf basierend Entscheidungen trifft. Das erste intertemporale CGE-Modell dieser Art stammt soweit ersichtlich von Dervis (1975). Für umweltökonomische Fragestellungen gehören die Modelle von Jorgensen und Wilcoxen (1990), Nordhaus (1991a), Nordhaus (1991b) sowie Burniaux, Martin,Nicoletti und Martins (1992) zu den frühesten Vertretern dieser Modellklasse.
Ronald Wendner
7. Einführung Einer Steuer auf CO2-Emissionen
Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel werden bereits bekannte Vorschläge zur Einführung einer CO2-Emissionssteuer in Österreich66 und insbesondere zur Verwendung der Steuereinnahmen anhand des im vorigen Kapitel beschriebenen intertemporalen angewandten Gleichgewichtsmodells geprüft. Die Analyse dieses Kapitels geht dabei inhaltlich nicht wesentlich über bereits vorliegende Studien hinaus, methodisch jedoch sehr wohl: Im Unterschied zu allen anderen Analysen erfolgen die Entscheidungen im hier verwendeten CGE-Modell intertemporal fundiert (der Kapitalstock wird endogen bestimmt) und unter der Annahme rationaler Erwartungen der Haushalte. Eine inhaltliche Innovation, nämlich die Berücksichtigung des Pensionssicherungssystems sowie der Wechselwirkungen zwischen der Einführung einer CO2-Steuer, den Beitragssätzen zur Pensionsversicherung und der Finanzierung des Pensionsversicherungssystems, wird in Kapitel 8 eingeführt.
Ronald Wendner
8. CO2-Reduktionspolitik und Pensionssicherung
Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel 8 werden einige neue Wege beschritten: neu nicht nur hinsichtlich der intertemporalen Fundierung des Modells bei vollkommener Voraussicht (vgl. Kapitel 6 und 7), neu auch hinsichtlich der Verbindung zweier Problem- bzw. Politikbereiche: der Pensionssicherungsproblematik mit der CO2-Emissionsproblematik. Beide Problemkreise weisen eine Gemeinsamkeit auf: Eine unkorrigierte Fortschreibung des Status-quo wird mit hohen Wohlstandseinbußen der Gesellschaft verbunden.
Ronald Wendner
9. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Zusammenfassung
Ein weites Feld wurde aufgespannt, viele Fragen wurden gestellt, manche Fragen beantwortet und vielerorts neue Fragen aufgeworfen. Den Ausgangspunkt und Hintergrund der Modellanalyse bildet ein empirischer Befund der CO2-Emissionen in Österreich. Dieser zeigt, daß, im Unterschied zu Schwefeldioxid, Kohlenmonoxid, Stickoxiden oder flüchtigen organischen Verbindungen, die Entwicklung der CO2-Emissionen nicht rückläufig ist. Die damit verbundenen Gefahren und Kosten einer globalen Erwärmung der Erde werden im anschließenden Kapitel durch die Brillen unterschiedlicher Ethiken, von technozentrischen bis streng ökozentrischen Sichtweisen, betrachtet und für die Positionierung der modellempirischen Analyse die Wahl der sowohl aus technozentrischem wie aus ökozentrischem Blickwinkel gemäßigten Sichtweise des Umwelt- und Ressourcenmanagements getroffen. Im abschließenden Kapitel des ersten Teils der Arbeit wird schließlich die Frage gestellt, ob durch die hier untersuchte umweltpolitische Maßnahme einer CO2-Steuer der Zielsetzung des Umwelt- und Ressourcenmanagements, nämlich der Nachhaltigkeit der wirtschaftlichen Entwicklung (Sustainability), entsprochen werden kann.
Ronald Wendner
Backmatter
Metadaten
Titel
CO2-Reduktionspolitik und Pensionssicherung
verfasst von
Univ.-Ass. Dr. Ronald Wendner
Copyright-Jahr
1997
Verlag
Physica-Verlag HD
Electronic ISBN
978-3-662-11331-8
Print ISBN
978-3-7908-1032-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-11331-8