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2017 | Buch

Das umkämpfte Netz

Macht- und medienbildungstheoretische Analysen zum Digitalen

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Über dieses Buch

Das Buch vereint ausgewählte interdisziplinäre Zugänge zu aktuellen Entwicklungen im und über das Internet. Im Kontext der Begriffe Internet, Bildung und Gesellschaft wird untersucht, wie Personen und Gruppen versuchen, weitgehenden Einfluss auf die zunehmende Digitalisierung der Gesellschaft zu nehmen. Themen wie Grundrechte im Netz, Identitätsbildung und Partizipations- und Bildungsmöglichkeiten werden aufgegriffen, um auf aktuelle Dynamiken und deren Implikationen für die Theoriebildung im Feld der Medienbildung hinzuweisen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Das Netz im Spannungsfeldvon Freiheit und Kontrolle
Ein kurzer Problemaufriss
Zusammenfassung
Der einführende Beitrag für den Band „Das umkämpfte Netz“ nutzt die beiden Begriffe Freiheit und Kontrolle, um auf aktuelle Problemlagen und Herausforderungen aufmerksam zu machen und den Themenbereich abzustecken, den die folgenden Beiträge mit einem jeweils spezifischen Blick betrachten. Grundlegend sind dabei die Betrachtungen, wie politische und ökonomische Entwicklungen auf Technik und Nutzungsweisen Einfluss nehmen und somit auch für Bildungsprozesse eine Relevanz entwickeln. Dabei geht es oft auch um Einschränkungen von emanzipatorischen und partizipativen Potenzialen, die für eine demokratische Gesellschaft als grundlegend bezeichnet werden können. Im abschließenden Teil werden die einzelnen Beiträge des Bandes vorgestellt.
Dan Verständig, Ralf Biermann
Quantified Self aus bildungstheoretischer Perspektive
Zusammenfassung
Der vorliegende Beitrag untersucht das Phänomen Quantified Self aus einer bildungstheoretischen Perspektive. In Anlehnung an Überlegungen zur Strukturalen Medienbildung wird der Versuch, Selbsterkenntnis durch Zahlen zu erlangen, als eine spezifische Antwort auf vorherrschende Orientierungskrisen interpretiert. Es wird deutlich, dass zumindest ein zentrales Ziel des Self-Tracking darin besteht, Unbestimmtheit in Bestimmtheit zu überführen. In Folge dessen geht mit dem Phänomen Quantified Self zugleich die Gefahr einher, dass sich neu eröffnende Freiräume nicht mehr als Ausgangspunkt für einen tentativen, experimentellen und kreativen Umgang mit Neuem und Unbestimmten verstanden werden, sondern als eine Lücke, die es technologisch zu schließen gilt.
Thomas Damberger, Stefan Iske
Code, Software und Subjekt
Zur Relevanz der Critical Software Studies für ein nicht-reduktionistisches Verständnis „digitaler Bildung“
Zusammenfassung
Algorithmen, Protokolle, Datenstrukturen und Datenbestände greifen mehr und mehr in gesellschaftliche, individuelle und kulturelle Prozesse ein; sie schreiben sich in Architekturen, Infrastrukturen und Materialitäten des alltäglichen Lebens ein, stellen Kontexte für Kommunikation, Artikulation, Kreativität, Vernetzung bereits her; andererseits verändern Sie die Koordinaten im Hinblick auf Fragen der der Selbstbestimmung und Subjektivation. Es geht darum, den Blick unter die digitale Motorhaube zu wagen, um nicht nur Fragen der Produktivität und Gestaltbarkeit zu beantworten, sondern diese vor allem auch hinsichtlich sozialer Praktiken zu beurteilen. Doch wie lässt sich Code innerhalb dieser komplexen medialen Zusammenhänge denken; welche Implikationen ergeben sich hieraus für eine diesen Dynamiken angemessene Vorstellung von Bildung? Der Beitrag geht diesen Fragen nach und diskutiert die Bedeutung von Code-, Software- und Netzwerkarchitekturen in Bezug auf Subjektivation und Bildung im Horizont digitaler Medialität.
Benjamin Jörissen, Dan Verständig
Bildung als projektive Einstellung in einer (Lebens-)Welt der Netzmetaphoriken
Zusammenfassung
Im Fokus des Aufsatzes steht die Frage, inwieweit Bildung jenseits ihrer in der Moderne angelegten institutionalisierten und an das Subjekt gebundenen Form, in einer digitalisierten Lebenswelt möglich ist. Dafür wird in einem ersten Schritt erläutert, wie die menschlichen Kommunikationsstrukturen die Möglichkeiten absichtsvoll in Welt zu sein verhindern, das heißt das Subjekt der Aufklärung einschränken. In einem zweiten Schritt ist es das Ziel, die anthropologische Figur des Menschen als Projekt einzuführen, um in einem dritten Schritt aufzuzeigen, wie der Mensch aus seiner selbstverschuldeten (digitalen) Unmündigkeit hervortreten kann und welche Fragen sich die Wissenschaft, in besonderem Maß die Pädagogik, stellen kann, soll oder vielleicht sogar muss.
Florian Krückel
Machtstrukturen im Kontext von Überwachung im Internet und deren Relevanz für die Pädagogik
Zusammenfassung
Der Artikel befasst sich mit der Frage nach Machtstrukturen im Kontext von Überwachung im Internet, wie sie zum einen durch den Staat und zum anderen durch das Aufzeichnen von Nutzerdaten durch Firmen stattfindet und analysiert dabei die Relevanz dieses Themas für die Erziehungswissenschaft. Der erste Teil des Artikels befasst sich vor allen Dingen mit zwei Themen: Er zeigt die aktuellen Strukturen auf, die im Zusammenhang mit Datenaufzeichnung und Überwachung herrschen und legt hierbei einen Fokus auf die wirtschaftlichen Konditionen und Strukturen. Zweitens, werden Aspekte zum Diskurs rund um das Thema der Überwachung von Ansätzen wie Benthams Panopticon bis hin zu aktuelleren Ansätzen und Auseinandersetzungen, wie zum Beispiel die Veröffentlichungen von Schmidt, Döpfner und Zuboff in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, analysiert. Im zweiten Teil des Artikels wird die Relevanz des Themas für die Erziehungswissenschaft durch den Bezug zu inhärent pädagogischen Themen wie der Frage von sozialen Ungleichheiten, individuellen Subjektivierungsbezügen und Selbst- und Fremdbestimmung aufgezeigt.
Estella Hebert
Illusion und Perfektion
Machttechnologien des Internet
Zusammenfassung
Eine sinnvolle Analyse des Medialen bedeutet immer auch eine Analyse medialer Macht. In den letzten Jahren ist vor allem das Prinzip einer digital gestützten Überwachung auf den machtanalytischen Schauplatz gerückt. In diesem Beitrag geht es um Machtmechanismen, die sich wie auch die Überwachung im Kontext von Sichtbarkeit, Unsichtbarkeit und Sichtbarmachung positionieren, dabei aber stärker auf die Seite der Schauspiele des Medialen verweisen, die spätestens seit dem Web 2.0 von Mediennutzenden nicht mehr nur konsumiert, sondern auch konstruiert werden. Beispielhaft für diese Schauspiele wird im Beitrag das Online-Dating betrachtet. Anhand dieses Phänomens, an dem monatlich nahezu jeder zehnte Deutsche aktiv teilnimmt, werden abgeleitet von Foucaults Konzept der Heterotopie mögliche Machttechnologien des Internet diskutiert.
Rüdiger Wild
Das umkämpfte Wissen
Untersuchungen zu Aushandlungsprozessen in Wikipedia
Zusammenfassung
Digitale Netzwerkstrukturen durchziehen die modernen (oder post-modernen) westlichen Gesellschaften bis hinunter auf die Ebene des Individuums. Wie verändert sich vor diesem Hintergrund der gesellschaftliche Konsens auf welche Weise sich Wissen konstituiert? Diese Frage soll exemplarisch im Kontext der Strukturalen Medienbildung anhand des Phänomens der Edit-Wars in der Online-Enzyklopädie Wikipedia erörtert werden. Die primär bildungstheoretische Betrachtung bezieht sich dabei zur Illustration auf empirische Untersuchungen und diskutiert Parallelen zur historischen Veränderung von Wissen im Zeitalter der Erfindung des Buchdrucks.
Jens Holze
(Self-)Empowerment und Medienpraktiken im Netz
Erkundungen zum multiplen Aufbegehren marginalisierter Individuen und Gruppen
Zusammenfassung
Der Beitrag beschäftigt sich – ausgehend von Konzepten der Selbstbildung, politischen Teilhabe sowie zum Empowerment – mit ausgewählten Formen des individuellen und kollektiven Aufbegehrens sozial benachteiligter Gruppen und der dazugehörigen Resonanz. Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen Prozesse von Selbstbemächtigung und Selbstkompetenz, die über die Infrastrukturen und Dienste des Netzes möglich werden und die unter bestimmten Voraussetzungen die Kritikfähigkeit und Handlungsautonomie des Subjekts stärken. Indem marginalisierte Individuen und Gruppen ihre Stimme erheben, werden konventionalisierte Formen und Strukturen sowohl der Medienkommunikation als auch der Medienöffentlichkeiten in Frage gestellt und bisweilen in ihren Routinen gestört.
Dagmar Hoffmann
YouTuber als Gatekeeper?
Empirische Analysen zum Partizipationspotential von Online-News-Videos im Vergleich zu klassischen Fernsehnachrichten
Zusammenfassung
Dass die „Generation YouTube“ klassischer Mediennutzung gegenüber fast immunisiert scheint, während der Online-Video-Konsum und das Medienmultitasking in jungen Zielgruppen offenbar habitualisiert ist, wirft medientheoretische wie auch demokratietheoretische Fragen auf. In empirischen Analysen soll darum untersucht werden, ob YouTube-News-Kanäle die sozialen und gesellschaftspolitischen Funktionen klassischer Medien übernehmen und damit die jungen Zielgruppen zu gesellschaftlicher Partizipation anregen kann.
Hektor Haarkötter
Die symbolische Ordnung des Internets
Zusammenfassung
Das Internet wird spätestens mit der Einführung erster grafikfähiger Webbrowser zu Beginn der 90er Jahre zunehmend Teil unserer Wirklichkeit bzw. prägt in wachsendem Ausmaß unsere Lebenswelt. Das Internet bildet spätestens seit diesem Zeitpunkt ein weiteres mediales Angebot, das im Sinne sozial-konstruktivistischer Ansätze unsere Welt-/Selbsterfahrung mit definiert. Damit wird auch die Frage virulent, wie sich das Internet zu der etablierten symbolischen Ordnung von Gesellschaft verhält. Aus machtanalytischer Perspektive erscheint die Feststellung von Relevanz, dass die diskursive Thematisierung des Internets als zentraler Aspekt von Wirklichkeit(-serfahrung) auch eine Auseinandersetzung mit der symbolischen Ordnung von Gesellschaft darstellt. Das Internet kann als ein sozialer Raum verstanden werden, in dem sich die symbolische Ordnungen von Gesellschaft einschreiben und in dem sich z. T. auch Widerstand zu diesem Einschreibeprozess formiert. Im Rahmen dieses Beitrags werden anhand der machtanalytischen Positionen von Foucault, Butler und Bourdieu verschiedene Thematisierungen des Internets im Kontext symbolischer Ordnung von Gesellschaft thematisiert.
Birte Heidkamp, David Kergel
Backmatter
Metadaten
Titel
Das umkämpfte Netz
herausgegeben von
Ralf Biermann
Dan Verständig
Copyright-Jahr
2017
Electronic ISBN
978-3-658-15011-2
Print ISBN
978-3-658-15010-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-15011-2