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2003 | Buch

Das Verhältnis von Steuerstraf- und Besteuerungsverfahren

unter besonderer Berücksichtigung der Ursächlichkeit des Besteuerungsverfahrens für Beweisverwertungsverbote im Steuerstrafrecht

verfasst von: Judith Wenzel

Verlag: Centaurus Verlag & Media

Buchreihe : Reihe Rechtswissenschaft

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
A. Einführung
Zusammenfassung
Das Steuerstrafrecht befindet sich an der Schnittstelle zweier Rechtsgebiete. Auf der einen Seite steht das Steuerrecht, das rechtssystematisch dem Verwaltungsrecht zuzuordnen ist und sich primär an der Maxime der Gleichmäßigkeit der Besteuerung orientiert. Es wird selbst von Expertenseite als kompliziert beschrieben und ist ständigen Änderungen unterworfen. Auf der anderen Seite steht das Strafrecht als schärfstes Schwert des Staates, das am Schuldprinzip ausgerichtet, individuell vorwerfbares Handeln sanktioniert.
Judith Wenzel
B. Doppelfunktion und Doppelzuständigkeit als Konfliktursachen
Zusammenfassung
Es gehört zur Organisationsgewalt des Staates, Behörden einzurichten und ihnen auch unterschiedliche Aufgaben zuzuweisen.1 Dabei bestehen allerdings Einschränkungen, die sich aus übergeordneten rechtsstaatlichen Grundsätzen ergeben.2 Einer dieser Grundsätze ist das rechtsstaatliche Gebot klarer Behördenstruktur im Sinne einer Kompetenz- und Verfahrensklarkeit.3 Das Rechtsstaatsprinzip verpflichtet den Gesetzgeber, die Beziehungen der Staatsorgane zueinander „aus dem Grau der Konvention, der autonomen Satzung oder gar der Regellosigkeit herauszuholen“.4 Der Bürger muss wissen, mit wem er es zu tun hat, wer im Einzelnen verantwortlich ist.5 Einen weiteren Grundsatz stellt die Unzulässigkeit der Verbindung unvereinbarer Aufgaben dar.6
Judith Wenzel
C. Konfliktfelder
Zusammenfassung
Im Anschluss an die Darstellung des Konfliktpotentials, das sich aus der Ermittlungszuständigkeit der Finanzbehörden im Steuerstrafverfahren ergibt, soll nun auf die wesentlichsten Konfliktfelder näher eingegangen werden. Dabei wird zum einen zu untersuchen sein, welche Ausprägung der strafrechtliche Beschuldigtenschutz im Hinblick auf Belehrungs- und Aufklärungspflichten im Steuerstrafverfahren erfährt. Zum anderen sind einzelne, im Steuerstrafverfahren besonders relevante Ermittlungsmaßnahmen, aus dem besonderen Blickwinkel dieses Verfahrens, auf ihre Konformität mit den Anforderungen des Beschuldigtenschutzes hin zu überprüfen.
Judith Wenzel
D. Lösungsmodelle
Zusammenfassung
Nach den bisherigen Feststellungen bildet die Doppelfunktion der Finanzbehörden sowie die Parallelität zweiter unterschiedlicher Verfahrensarten eine Ursache für viele Konflikte im Steuerstrafverfahren. Diese ist unter besonderer Würdigung des gesetzgeberischen Willens dann hinzunehmen, wenn sich durch verfassungs­konforme Auslegung und Anwendung der Gesetze eine sachgerechte Praxis des Steuerstrafrechts durchführen lässt. Anhand mehrerer Reformvorschläge soll im Folgenden untersucht werden, ob das Nebeneinander von Besteuerungs- und Steu­erstrafverfahren anders ausgestaltet werden könnte, mit dem Ziel die dargestellten Konflikte zu vermeiden.
Judith Wenzel
E. Zusammenfassung der Ergebnisse
Zusammenfassung
Untersucht man die derzeitige Zuständigkeitsregelung für die Verfolgung von Steuerstraftaten auf ihre Übereinstimmung mit der Verfassung, so ist das gesetzlich festgeschriebene Nebeneinander von Besteuerungs- und Steuerstrafverfahren vor dem Hintergrund des Rechtsstaatsprinzips bedenklich. Finanzbehörden, teilweise sogar einzelne Finanzbeamte nehmen zeitgleich gegenüber denselben Steuerpflichtigen Funktionen in beiden Verfahrensarten wahr. Auch wirft die Zuständigkeitsverteilung zwischen Staatsanwaltschaft und Finanzbehörden einerseits sowie innerhalb der Finanzbehörden Fragen auf. Konflikte können insoweit auftreten, als Besteuerungsverfahren und Steuerstrafverfahren unterschiedlichen Prinzipien unterliegen und eine unterschiedliche Zielrichtung haben. Im Verhältnis zum Einzelnen ist das Strafverfahren gekennzeichnet durch die Unschuldsvermutung und das Mitwirkungsverweigerungsrecht der Betroffenen während das Besteuerungsverfahren die Mitwirkungspflichten des Steuerpflichtigen in den Vordergrund stellt. Dementsprechend gewähren beide Verfahrensarten den finanzamtlichen Ermittlern unterschiedliche Befugnisse, was zu Kompetenzüberschreitungen sowie zum willkürlichen Wechsel der Verfahrensart verleiten kann, zumal das Besteuerungsverfahren Ermittlungsmaßnahmen kennt, die strafprozessualen Eingriffen äußerlich verwandt erscheinen, ihnen aber materiell nicht entsprechen. Erschwerend kommt hinzu, dass sowohl behördenintern in den Finanzämtern als auch im Verhältnis zu den finanzamtlichen Oberbehörden sowie im Verhältnis zur Staatsanwaltschaft und den ihr übergeordneten Behörden ein unübersichtliches Geflecht aus Weisungs- und Eingriffsmöglichkeiten existiert, welches realiter eher zu einem Kontrollvakuum als zu einer funktionsfähigen Sachaufsicht führt (vgl. Seite 5 – 25).
Judith Wenzel
Backmatter
Metadaten
Titel
Das Verhältnis von Steuerstraf- und Besteuerungsverfahren
verfasst von
Judith Wenzel
Copyright-Jahr
2003
Verlag
Centaurus Verlag & Media
Electronic ISBN
978-3-86226-324-0
Print ISBN
978-3-8255-0454-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-86226-324-0