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1998 | Buch

Der unternehmensethische Begriff der „Verantwortung“

Eine Grundlegung im Anschluß an Jonas, Kant und Habermas

verfasst von: Ludwig Summer

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
I. Einleitung
Zusammenfassung
Die sich im gesellschaftlichen Handlungszusammenhang stellenden Probleme sind nicht von vornherein ökonomischer, politischer, soziologischer oder ethischer Art. Dazu werden sie erst, indem sie unter ökonomischen, politischen, soziologischen oder ethischen Vorzeichen behandelt und den entsprechenden Einzelwissenschaften zugeordnet werden. Deshalb bedeutet jede solche Behandlungsart eine Abstraktion. Eine solche Abstraktion bietet einerseits Vorteile in der Bearbeitung der Ausgangsprobleme, indem sie die prinzipiell unendliche Komplexität der Ursachenzusammenhänge, in denen die Ausgangsprobleme entstanden sind, soweit reduziert, daß die Probleme zu Kosten bearbeitet werden können, die in einem angemessenen und vernünftigen Verhältnis zur Bedeutung der Probleme selbst stehen. Dann kann von den Informationsverlusten und Entdifferenzierungen abgesehen werden, die eine solche Abstraktionsleistung notwendig mit sich bringt. Wird die Abstraktion jedoch zu weit getrieben oder in Richtung einer problemunangemessenen Verständnisweise durchgeführt, so wird sie zu erheblichen Kosten führen, indem das Ausgangsproblem nicht angemessen bearbeitet werden kann oder seine Bearbeitung zu Folgeproblemen führt, deren Bewältigung einen höheren Aufwand erfordert, als durch die Bearbeitung des Ausgangsproblems eingespart werden konnte.
Ludwig Summer
II. Grundlagen: Ethik und Unternehmensethik
Zusammenfassung
Unternehmensethik als spezielles Problem innerhalb des größeren Problemkreises einer ethischen Qualifikation menschlichen Handelns allgemein wirft zunächst die Frage auf, wie der Genitiv in diesem Begriff näher zu verstehen ist. Hier eröffnen sich mehrere Möglichkeiten für einen Zugang zu dem Problem einer »Ethik des Unternehmens«.
Ludwig Summer
III. Ethische Verantwortlichkeit als subjektive Seite einer ontologischen Wertlehre: Hans Jonas
Zusammenfassung
Hans Jonas’ Entwurf eines ethischen Orientierungsrahmens für die technisch-wissenschaftliche Welt mit ihren gegenüber der Vergangenheit extrem gesteigerten Handlungs- und Gefährdungsmöglichkeiten besitzt einen ambivalenten Charakter. Einerseits läßt er sich einem ethischen Paradigma zurechnen, das auf letzte Gewißheit verzichtet und stattdessen nur eine vernünftige Aufklärung über ethisch relevante Sachverhalte geben will. In diesem Sinne ist nicht eine Neubegründung der Ethik auf der Grundlage reiner Vernunft geplant, sondern das zu entwickelnde Wissen um das richtige Handeln soll an die vorhandenen moralischen »Intuitionen« angeschlossen werden, so daß das bereits gegebene Vorwissen um Gut und Böse die Grundlage darstellt, auf der Beurteilungskriterien und Handlungsanleitungen für den Menschen entwickelt werden sollen, der bereits vor-philosophisch ein Wissen über die Grundfragen der Moral mitbringt24.
Ludwig Summer
IV. Ethische Verantwortlichkeit auf der Grundlage von Selbstbestimmung und Freiheit: Immanuel Kant
Zusammenfassung
Zunächst soll mit Hilfe der ethischen Argumentationen von I. Kant versucht werden, zu einer näheren Klärung der Unterscheidung ethischer Handlungsanweisungen von Normen nicht-ethischer Art zu gelangen. Auf diese Weise kann das Konzept der Verantwortung näher bestimmt und in seinem ethischen Gehalt definiert werden. Es ist also die Kantische Ethik darauf hin zu untersuchen, ob und welche Maßstäbe sie zur Verfügung stellen kann, mit denen entschieden werden kann, ob es sich bei einer Handlungsorientierung um eine ethische handelt oder ob diese auf einer anderen, nicht-ethischen Norm beruht. Auf dieser Grundlage kann dann näher untersucht werden, wie eine genuin ethische Verantwortung aussehen muß und durch welche Kriterien sie sich von Formen der Verantwortung unterscheiden läßt, die wir nicht als ethische zu bezeichnen bereit sein werden.
Ludwig Summer
V. Der Diskurs als Begründung und Form ethischer Verantwortlichkeit: Jürgen Habermas
Zusammenfassung
Im folgenden soll die Frage nach dem spezifischen Charakter des Ethischen und nach der Auszeichnung einer genuin ethischen Verantwortung an die Theorie von Habermas gestellt werden. Damit soll weiter aufgeklärt werden, worin das Ethische der unternehmerischen Verantwortung besteht und welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit verantwortete Handlungen im ökonomischen Bereich als ethisch bezeichnet werden können. Der Ausgangspunkt der Habermas’schen Ethikkonzeption verspricht zum Thema Verantwortung zunächst eine weitere Erhellung dieses Phänomens in seiner ethischen Dimension. Dies ergibt sich schon daraus, daß Habermas die universalistische Dimension einer ethisch charakterisierbaren Verantwortlichkeit weit stärker und unmittelbarer als Kant auf die tatsächliche »Antwort« auf die Forderungen der von unseren Handlungen betroffenen Personen bezieht. Dieses »dialogische« Element der Habermas’schen Konzeption stellt sich jedoch als konstitutives Element einer genuin ethischen Theorie dar. Ethische Richtigkeit erscheint dabei im Grunde als eine besondere Form von Wahrheit, die den allgemeinen Grundsätzen der Feststellung von Wahrheit genügen muß. Bei Habermas ist deshalb die Konzeption von Wahrheit weitgehend deckungsgleich mit seiner Konzeption ethischer Rich-tigkeit179. Das ethisch Richtige können wir demgemäß auf die gleiche Weise finden, wie wir Wahrheit überhaupt erreichen können.
Ludwig Summer
VI. Möglichkeiten und Grenzen des Verantwortungsprinzips für die Unternehmensethik
Zusammenfassung
In einem ersten Zugang wurde in Kapitel II versucht, aus den Besonderheiten der Existenz von Unternehmen als effektivitätsverbürgender Einheiten der die materielle und kulturelle Existenz des Menschen sichernden Auseinandersetzung mit der Natur die Eigenständigkeit einer Unternehmensethik abzuleiten und sie damit von der Auffassung abzugrenzen, sie sei nur ein Anwendungsfall der allgemeinen Ethik und nicht ein spezifisches Produkt der praktischen Vernunft. Mit dieser Grundlegung der genuinen Natur einer Unternehmensethik wurde auch bereits eine Grundstruktur vorgegeben, der eine Unternehmensethik folgen wird müssen, wenn sie ihre besondere Aufgabe erfüllen können soll. Diese Grundstruktur wurde in sehr allgemeiner Form als Verantwortung bezeichnet und die Unternehmensethik damit in Unterscheidung von Formen einer Individualethik als Interpersonalethik charakterisiert.
Ludwig Summer
VII. Zusammenfassung
Zusammenfassung
Das moderne Unternehmen besitzt aufgrund veränderter Rahmenbedingungen einen Freiraum für sein Verhalten, in dem es nicht durch Folgegesetze des ökonomischen Prinzips bestimmt ist. In dieser Lage muß auch in Unternehmen praktische Vernunft zur Anwendung kommen, um das Unternehmenshandeln gegenüber der äußeren und inneren Umwelt festlegen zu können. Daraus ergibt sich die Frage, ob die allgemeine Ethik ausreichende Handlungsorientierungen zur Bewältigung dieser Lage zur Verfügung stellen kann, oder ob ethische Orientierungen ausgearbeitet werden müssen, die speziell für das Unternehmenshandeln Geltung besitzen. Dieses Problem gewinnt seine Bedeutung daraus, daß im Wirtschaftsleben manche intuitiv plausiblen Forderungen der allgemeinen Ethik nur eingeschränkt gelten können, wenn nicht das wirtschaftliche Handeln als solches infrage gestellt werden soll.
Ludwig Summer
VIII. Literaturverzeichnis
Ludwig Summer
Metadaten
Titel
Der unternehmensethische Begriff der „Verantwortung“
verfasst von
Ludwig Summer
Copyright-Jahr
1998
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-663-08361-0
Print ISBN
978-3-8244-0387-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-08361-0