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2020 | Buch

Die Konsolidierung des Politikfelds Sport durch die Europäische Kommission (2001-2011)

Konstitutionalisierung, Spill-Over oder Regieren ohne Regierung?

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Über dieses Buch

Wie konsolidierte die Europäische Kommission das neue Politikfeld Sport in den Jahren vom Austritt aus der Welt-Anti-Doping-Agentur bis zum Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon und dessen Implementierung (2001-2011)? Hatte zwischenzeitlich die Sportpolitik der EU-Mitgliedstaaten angefangen sich zu zentralisieren, zu föderalisieren bzw. zu europäisieren? Oder lag vielmehr ein erneutes Beispiel jenes „Spill-Overs“ vor, bei dem bereits im EU-Rahmen eingeleitete Prozesse weitgehend unvorhergesehene (wenn nicht sogar unbeabsichtigte) Konsequenzen in anderen Bereichen haben? Sollte die zunehmende sportpolitische Rolle von EU und Kommission überhaupt als Zentralisierungstendenz oder eher als Zeichen einer zunehmenden Verflechtung der von Mitgliedstaaten und Sportverbänden ausgeübten eigenen Rollen gesehen werden? Diese Fragen werden anhand zweier Fallbeispiele untersucht: die Auseinandersetzung der Kommission mit Anti-Doping-Fragen sowie die Gestaltung eines neuen Arbeitsbereichs mithilfe des Konzepts „Health-Enhancing Physical Activity“ (HEPA).

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Ziele

Frontmatter
Einführung und Diskussionsgrundlegung

Als im Dezember 2001 die luxemburgische EU-Sportkommissarin Viviane Reding sich entschloss, den Stiftungsrat der von ihrer Institution teilweise mitbegründeten Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) zu verlassen, war die sportpolitische Rolle der Europäischen Kommission eher unklar, bzw. in der Einschätzung zweier Forscher „unsystematisch“ (Tokarski & Steinbach, 2001, S. 70). Das EG- bzw. EU-Recht fand zwar manchmal auf den Sport Anwendung, auch wurde seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre mit den EU-Mitgliedstaaten eine Debatte über die nicht-rechtlichen und nichtökonomischen Aspekte des Sports geführt.

Jacob Kornbeck
Forschung und theoretische Rahmung

In Forschungspublikationen dient der Literaturbericht dazu, einen angemessenen (d.h. selektiven statt vollständigen) Auszug (digest) aus der für das zu behandelnde Thema relevanten bereits vorliegenden Fachliteratur vorzulegen, mit dem Ziel, dadurch die zu untersuchende Fragestellung zu untermauern (Yegidis & Weinbach, 2005, S. 47). Bei der Dissertation – egal ob in monographischem oder kumulativem Format erstellt und vorgelegt – muss sich diese glaubhaft-machende Funktion naturgemäß verstärken, nicht zuletzt da die Dissertation nicht bloß interessante, nützliche Einblicke ins ein gegebenes Thema zu vermitteln, sondern ebenfalls doktorale Kompetenz zu demonstrieren hat.

Jacob Kornbeck
Methodik und Umsetzung

Die Wahl der kumulativen Promotionsgattung (s.u.) hat weitreichende methodologische Implikationen. Denn während bei einer monographischen Dissertation eine solide (nicht selten 20-30% der Seitenzahl in Beschlag nehmende) Methodologie erwartet werden kann und auch wird (das gilt trotz unterschiedlicher Traditionen und Schwerpunksetzungen in den Sozial- ebenso wie in den Geisteswissenschaften) (vgl. Gerring, 2001, S. 8; Megill, 2007, S. 13), liegt es bei der kumulativen Promotion auf der Hand, dass ein derartiges Format nicht anwendbar ist. Freilich wäre es kaum vertretbar, ohne jegliche methodologischen Ausführungen die zusammen getragenen veröffentlichten Arbeiten lediglich mit einer thematischen Einleitung versehen zur Disputation vorzulegen.

Jacob Kornbeck

CORPUS

Frontmatter
The Youth Dimension of Sport Matters: experiences, experiments and explorations of the European Commission (2004)

The International Sports Law Congress has become an important and thought-provoking forum for the exchange of information and opinions. At last year’s edition, the 2nd in its kind, my Head of Unit, Mr Jaime Andreu, spoke about how the European Commission’s sport-related actions have developed in an interplay between economics and social policy concerns (Andreu, 2002). Today, I wish to connect with the themes of the two preceding speakers and explain how and why the Commission has sought to develop a ‘Youth Dimension’ in its sport-related actions. It is interesting and stimulating for me to have this occasion to make a contribution to a workshop devoted to young people and education.

Jacob Kornbeck
Erziehung durch Sport – ein europäisches Thema (2006)

51[W]52elche Rolle hat die EU-Kommission und insbesondere das Sportreferat der Generaldirektion für Bildung und Kultur bei der Planung und Umsetzung des Europäischen Jahres der Erziehung durch Sport gespielt?.

Jacob Kornbeck
Sport und EG/EU – Ein horizontales oder vertikales Thema? Eine Zwischenbilanz der ersten dreißig Jahre (1974-2004) (2006)

Der Aufsatz untersucht die „Horizontalität“ bzw. „Vertikalität“ des Themas „Sport“ im EG/EU-Prozess der letzten dreißig Jahre (1974-2004). Die Unterscheidung Horizontalität/Vertikalität bezieht sich hierbei auf interne Strukturen der Union und nicht auf das Verhältnis Union/Mitgliedstaaten. Anhand genereller Entwicklungslinien wird gefragt, ob Sport ein horizontales Thema darstellt, das in andere Themenfelder eingreift, oder aber ein eigenständiges, vertikales Thema ist. Der Beitrag kommt zu dem Schluss, dass die Realität nach wie vor eine Mischung aus Horizontalität und Vertikalität ist, dass aber das Prinzip der Vertikalität verstärkt wurde. Es wird auch klar, dass die Rechtsprechung als Motor der Entwicklung eine herausragende Rolle spielte.

Jacob Kornbeck
Governance als Soft Law: Innovation oder Notwendigkeit im sportpolitischen Handeln der EU? (2006)

Dieser Beitrag setzt sich mit einem für die Europäische Union (EU) besonders wichtigen Aspekt des Governance-Begriffs auseinander, dem sogenannten „Soft Law“: wenn die EU durch unverbindliche Maßnahmen ins sportpolitische Geschehen eingreift, stellt ihr Handeln dann einen innovativen Ansatz dar oder handelt sie eher nach pragmatischen Gesichtspunkten? Um die sportpolitische Governance der EU knapp und übersichtlich abhandeln zu können, wurde die Diskussion bewusst sehr eng definiert und auf Governance durch „Soft Law“ begrenzt, da „Soft Law“ in der Hauptsache den Kerninhalt im politologischen Governance-Begriff umschreibt. Denn während Governance sowohl in sportfremden als auch in sporteigenen Zusammenhängen sehr unterschiedliche Bedeutungen haben kann, die von einem hohen Maß an Regulierung bis hin zur völligen Deregulierung reichen, ist ein zentraler Aspekt des Governance-Begriffs der „Soft Law“-Ansatz, bei dem staatliche Akteure auf klassisch staatliche Interventionsinstrumente (verstanden als rechtlich verbindliche Regelungen) verzichten und stattdessen versuchen, ihre Ziele durch Sensibilisierung, Verhandlung, Netzwerkbildung und freiwillige Abkommen zu erreichen.

Jacob Kornbeck
The Normality of EU Sport Policy Studies: disciplinary locus in political science, sport science or elsewhere? (2013)

Picking up on Sanka’s question from the sports comedy film Cool Runnings (an epic much concerned with the idiosyncratic nature of sports rules), if a bobsled is push-cart with no wheels, so a push-cart may well as conceptualised as bobsled is push-cart with wheels: but what does this mean for the study of EU sport policy-making – should such research be EU research informed by sport knowledge, or rather sport research informed by EU knowledge? What came first: the hen or the egg (Kornbeck, 2012)? Is it true that political scientists know too little about the Olympics, an ‘under-explored phenomenon in the study of international politics,’ in spite the Games being ‘one of the longest standing forums for global interaction that has evolved along with the international political environment’ (Cottrell & Nelson, 2010, p. 745)? Or is it conversely the academic discipline of sport studies or ‘sport science’ which needs to know more about the methods and achievements of political science?

Jacob Kornbeck

(„DOPING“) – BEITRAG DER EU ZUR DOPINGPRÄVENTION, BZW. DOPINGREPRESSION

Frontmatter
Anti-Doping-Aktionen als Jugendpolitik: Das Beispiel der Anti-Doping-Politik der Europäischen Gemeinschaft (2003)

In diesem Beitrag soll gezeigt werden, welche Anteile der Anti-Doping-Politik der Europäischen Gemeinschaft einen – direkten oder indirekten – jugendpolitischen Bezug haben. Ist der Rahmen dieses Politikfeldes wegen der Abwesenheit einer Gemeinschaftskompetenz im Sportbereich eher schwach institutionalisiert, so haben viele einzelnen Maßnahmen und Aktionen in der Tat große Auswirkung und dazu noch jugendpolitische Relevanz.

Jacob Kornbeck
Anti-Doping in and beyond the European Commission’s White Paper on Sport (2008)

The European Commission’s White Paper on Sport (COM (2007 391) is the first strategic document on sport at EU level. It provides orientation in an area which until now was not covered by any article in the EC Treaty (Colucci, 2007; Husting, 2007; Krejza, 2007). The section on doping included in the White Paper (section 2.2) is important as the potential and actual role of the EU (in particular the Commission) in relation to doping has previously been debated by proponents as well as opponents of more integration via the “Community method” (the First Pillar based on Community Law, as opposed to the Second and Third Pillars of the EU).

Jacob Kornbeck
Dopingbekämpfung: Harmonisierungspotential durch die EU nach Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon? (2010)

Der Beitrag setzt sich mit der Frage auseinander, ob aufgrund der neuen sportpolitischen Kompetenz nach dem Vertrag von Lissabon (Artikel 165 AEUV) die EU das Potential besitzt, zur Harmonisierung der Dopingbekämpfung beizutragen. Untersucht werden das Verhältnis zwischen der EG/EU und dem Thema Sport in seiner historischen Dimension; die bisherige Rolle der EG/EU-Gerichte; der Harmonisierungsbegriff der anti doping community; der europarechtliche Harmonisierungsbegriff; Wortlaut und Implikationen von Artikel 165 AEUV; bisherige Fördermaßnahmen der EG/EU; das aktuelle Thema Datenschutz und Melderegeln in der Dopingbekämpfung; sowie die Kriminalisierung des Dopinghandels.

Jacob Kornbeck
Wozu Dopingbekämpfung in „dürftiger Zeit?“ (2011)

In einer Situation, wo auch Verschärfungen eines bereits vorhandenes Systems als möglich angesehen werden, was auch im Kontext der bevorstehenden Revision des World Anti-Doping Code (WADC) der World Anti-Doping Agency (WADA) gilt, sollte auch rückkoppelnd über Sinn und Zweck der bestehenden Ordnungen reflektiert werden. Im vorliegenden Beitrag soll insbesondere versucht werden, eine repräsentative Auswahl der z.Z. geltenden Begründungen (insbesondere der WADC enthaltenen) Begründungen zwischen den Eckpunkten „Sportgeist“ und „öffentlichem Interesse“ zu verorten.

Jacob Kornbeck
The Fight against Doping between Efficiency and Proportionality: a role for action taken at EU level? (2013)

What contribution can the European Union make to the fight against doping? The subject matter of this chapter is potentially vast, if one were to seek answers as to how the EU could reinforce the fight across the board, yet, most of the answers found would inevitably prove impractical due to the absence of a corresponding EU competence under the terms of the Treaty. For while Article 165 TFEU (Treaty on the Functioning of the European Union) does include a reference to the fight against doping, it explicitly rules out harmonisation and implicitly excludes all other legally binding measures due to the competence for sport being one to “carry out actions to support, coordinate or supplement the actions of Member States” within the meaning of Article 6 TFEU.

Jacob Kornbeck

(„BEWEGUNG“) – BEITRAG DER EU ZUR PRÄVENTION VON ÜBERGEWICHT/ADIPOSITAS DURCH STÄRKUNG DER TÄGLICHEN KÖRPERLICHEN AKTIVITÄT (EINSCHLIEßLICH SPORT)

Frontmatter
Activités physiques et sportives et promotion de la santé dans l’action de la Commission européenne en matière de sport (2009)

C’est un grand plaisir d’être présenté par Walfried König qui s’est intéressé très tôt au travail de la Commission Européenne en matière de sport, alors qu’à l’époque le sujet n’était pas encore dans l’actualité ; M. König s’est très tôt intéressé pour ce qui était encore au stade embryonnaire, mais qui est devenu notre travail à présent (König, 1993).

Jacob Kornbeck
More than a Nutrition Issue: assessing the capacity of the EU to use physical activity and sport to counteract obesity (2009)

Obesity and overweight are on the rise, especially in industrialised countries, and represent a formidable challenge to policy makers (Brettschneider & Naul, 2005, 2007). It is thus natural for public authorities at all levels (international, European, national, regional, local) and in all sectors (public health, consumer protection, youth, recreation, sport, urban planning, etc.) to contribute to the efforts undertaken to counteract the current trend, and there is a need for more cross-sectoral collaboration (WHO Europe Region, 2005). This must also include the European Union (EU), and indeed, specific roles have been identified within such areas as media and consumer protection (Garde, 2007, 2008; Lang & Rayner, 2005; Pickett, 2006; Schiessl & Verbeet, 2008), yet the problem is global in nature and cannot be limited to specific sectors alone. This has been recognised by the European Commission in its recent White Papers on obesity [European Commission, 2007a] and sport [European Commission, 2007b].

Jacob Kornbeck
Three for One? Promoting Active Commuting, Obesity Prevention and Climate Change Mitigation with the Help of the EU Guidelines on Physical Activity? (2010)

As a contribution to the fight against obesity, the EU Physical Activity Guidelines (European Commission, 2008a) [hereinafter: PAG’s] are a non-binding set of commonly agreed, EU-wide standards which were developed define the kind of policies which are needed to allow people in European a maximum of physical activity in their daily lives. But it may also be assumed the PAG’s could support climate change mitigation [hereinafter: CCM] objectives, as they include a section of particular relevance to the conference theme. Section 3.4 (“Transport, environment, urban planning and public safety”) includes key recommendations in the area of active commuting, i.e., local transportation based partly on entirely on walking and/or cycling, and will be discussed here under the aspect of potential triple use of the same policy document.

Jacob Kornbeck
The European Union, Sport Policy and Health-Enhancing Physical Activity (HEPA): The Case of Exercise by Prescription (2013)

As an essentially public-health-driven policy development goal, Health-Enhancing Physical Activity (HEPA) (i.e., the use of physical activity – including, but not limited to sport – to improve individual and public health) has its own knowledge base including scientific, medical, behavioural and political knowledge and know-how. However, in order to be successful, it needs to mobilise other sectors than public health. This paper will discuss the potential and challenges involved in mobilising the new sport policy framework of the European Union (EU), which became a reality with the entry into force of the Lisbon Treaty in 2009 but which remains at an early stage.

Jacob Kornbeck
Play, Not Therapy: the EU’s role in promoting health-enhancing physical activity (HEPA). (2013)

This chapter will look at how the EU may promote health-enhancing physical activity (HEPA). The development and evidence-based testing of the most appropriate interventions is a most important aspect of policy-making, with HEPA (including but not limited to sport) as a tool for improving not only physical but also mental health, including by counteracting even depressions (Leedy, 2009), the focus of this chapter will be on the EU’s potential to act as a driver of policy change: in other words, how can the EU promote the sort of policies which will allow HEPA to unfold its true potential? Given that the EU has no direct say over HEPA in particular, or sport policy in general, this is an area where action must be taken using both creativity and tact.

Jacob Kornbeck

PERSPEKTIVEN

Frontmatter
Ergebnisse und Befunde

Das Kapitel III.1. dient der faktuellen Präsentation von Ergebnissen und Befunden der Untersuchung aufgrund der in Teil II enthaltenen Arbeiten. Es präsentiert diese zunächst Arbeit nach Arbeit (III.1), wonach eine grobe Kategorisierung vorgenommen wird um festzustellen, was den neuen Wissensstand ausmacht (III.2). Auf dieser Grundlage werden die für die drei Hauptthemen der Untersuchung bereits formulierten Leitfragen (vgl. I.1.3) wieder aufgegriffen und es wird ein Bezug zu den zuvor vorgestellten Befunden hergestellt (III.3).

Jacob Kornbeck
Rückkoppelung auf Forschungsfragen und Forschungsliteratur

Nachdem das Erklärungsmodell „Föderalistische Konstitutionalisierung“ bereits definiert wurde (I.2.2), soll aufgrund der Evidenz im Teil II versucht werden die Tragweite dieses Modell zu prüfen. Die Frage, ob der europäische Einigungsprozess überhaupt zu mehr Konvergenz zwischen nationalen Systemen führt, dürfte zu den wichtigsten Fragen der Integration zählen. Seit den 1990er Jahren existiert denn auch ein eigenständiger Strang „Europäisierung“ in der Integrationsforschung, d.h., eher als verzweifelt nach neuen Anzeichen des Einflusses entweder der Union (im Sinne von Föderalisten und Neofunktionalisten) oder der Mitgliedstaaten (im Sinne der Intergouvernementalisten, ob klassisch oder „liberal“) zu suchen, wird hier pragmatisch-empirisch nach Anzeichen tatsächlicher Änderungen, Verschiebungen, Annäherungen gesucht.

Jacob Kornbeck
Diskussion und Fazit

Das Erklärungsmodell Pfadabhängigkeit wurde bereits in der Einführung kurz angesprochen (I.2.3.1); ihm sollen hier eingehendere Überlegungen gewidmet werden. Mit Blick auf Robert Schumans Integrationsansatz (pragmatische Schritte zur Angleichung struktureller Politiken, institutionelle Neuschöpfungen erst später) (vgl. Schuman, 1950) darf auch postuliert werden, dass ein Konvergenzparadigma dem gesamten Integrationsprozess zugrunde liegt, d.h., dass dieses Paradigma zumindest bei den politischen Denkern der Integration (wenn auch nicht immer bei den akademischen) stets vorrangig war. Die Schuman’sche Lösung war ja auch eine Alternative zum eigentlichen Föderalismus etwa der Europa-Union oder anderer Strömungen der Zwischen- und Nachkriegsjahre (vgl. Loth, 1991, S. 9).

Jacob Kornbeck
Methodologische Würdigung

Eine im kumulativen Verfahren entstandene Dissertation kann von keiner einheitlichen Methodik bestimmt sein; die Arbeiten sind ja vorher entstanden, und jede folgt potentiell einer anderen Methodologie. Ziel dieses Kapitels ist daher eine ex-post-Würdigung der im Rahmen dieser kumulativen Dissertation erbrachten Leistungen, insbesondere im Hinblick auf deren Relevanz zur Erkenntnisgewinnung. Da das kumulative Promotionsverfahren (im Rahmen einer Selbstevaluierung) automatisch einen gewissen Metadiskurs mit einschließt, erscheint es passend, diesen mit Betrachtungen zur Geschichte des Promotionswesens anfangen zu lassen, um somit anzuzeigen, wie sich das kumulative Verfahren ins historische Gefüge der Promotion einfügt.

Jacob Kornbeck
Fazit: Theorien als „heuristische Raster“

Wie anfangs ausgeführt (vgl. Methodenteil I.3, insbesondere Ausführungen zur Umsetzung I.3.2), dient die vergleichende Kontrastierung der wichtigsten theoretischen Positionen dazu, die in Teil II enthaltenen 15 Arbeiten auf ihren Eigenbeitrag und heuristischen Wert hin zu überprüfen. Nachdem die inhaltlichen Beiträge zusammengefasst (III.1) und analytisch erfasst wurden (III.2) soll nunmehr wieder auf das methodologische Konzept Theorien als „heuristische Raster“ (I.3.2.3) rekurriert werden. Die Plausibilität einer Bemühung der am Anfang der Dissertation definierten Erklärungsmodelle „Föderalistische Konstitutionalisierung“ (I.2.2), „Spill-Over“ (I.2.3) sowie MLG (I.2.4) wurde soeben nach der inhaltlichen Auswertung der 15 Arbeiten unter Einbeziehung der Forschungsliteratur untersucht (III.2.1, III.2.2, III.2.3) mit dem Ergebnis, dass alle ihre Relevanz besitzen, wobei alle untersuchten Szenarien grundsätzlich recht „MLG-anfällig“ bzw. „MLG-verdächtig“ erscheinen.

Jacob Kornbeck
Literaturverzeichnis zu Band I (Teil I-III)

Doppel-/Mehrfachverweise: Beim Zusammenführen der einzelnen elf veröffentlichten Beiträge mussten die entsprechenden elf Quellen- und Literaturverzeichnisse ebenfalls in ein einhetliches Verzeichnis zusammen mit aus den Teilen A und E sich ergebenden Verweisen integriert werden. Diese Vorgehensweise hatte zur Folge, dass der Zitatstil im Einzelnen überprüft werden musste, um neben der aus Gründen der Darstellungsweise erwünschten Einheitlichkeit auch weiterhin die nötige Konkordanz zwischen Quellen-/Literaturverweisen im laufenden Text einerseits und dem Verzeichnis andererseits sicher zu stellen: die Nachweise mussten auch weiterhin ausnahms- und luckenlos erbracht werden, auch wenn dabei dieselbe Publikation mehrfach im Verzeichnis auftreten sollte. Das Weißbuch zum Sport der Kommission tritt beispielsweise ganze drei Mal im Literaturverzeichnis auf, da es in den einzelnen veröffentlichten Beiträgen jeweils deutsch (Europäische Kommission, 2007), englisch (European Commission, 2007b) bzw. französisch (Commission européenne, 2007a) unterschiedlich zitiert wurde.

Jacob Kornbeck

ANHÄNGE

Frontmatter
Anhang V.1 – Dokumentation

In diesem Anhang werden Auszüge wichtiger, veröffenlichter Kommissionsdokumente abgedruckt, sofern der Autor der Dissertation diese im Auszug wiedergebenen Texte entworfen und diese weitestgehend ungeändert von der Kommission veröffenlich worden sind. Diese Texte konnten im Teil II der Dissertation nicht enthalten werden, da die Urheberrechte bei der Kommission liegen und diese in ihrem Namen veröffenlicht wurden. Jedoch zeigt ein Vergleich dieser Auszüge mit den im Teil II wiedergebenen Texten einen objektiven Zusammenfall von Ideen und Argumenten und trägt somit dazu bei, die Wechselwirkung zwischen praktischer Berufsarbeit.

Jacob Kornbeck
Abbildungs- und Tafelverzeichnis

Jacob Kornbeck
Vorwort zu Band II (Teil VI-VIII)

In diesem zweiten Band kommen rechtliche, rechtspolitische und geopolitische Spannungen und Problemstellungen stärker zum Tragen, als dies im Band I der Fall war. Auch manifestiert sich hier die Tagespolitik der Jahre 2016-18 – einer Zeit, die vom britischen Brexit-Referendum, dem Wahlsieg Donald Trumps sowie der immer sichtbarer gewordenen (emotionalen sowie kognitiven) Beeinflussung formell freier Wähler in demokratischen Prozessen geprägt wurde. Aus Gründen, die im Vorwort zu Band I erläutert wurden, entstand Band II als Nachtrag, dafür aber mit einem starken Fokus auf die sport-, europa- und geopolitische Tagesaktualität.

Jacob Kornbeck

EINFÜHRUNG ZUM NACHTRAG

Frontmatter
Einführung und Diskussionsgrundlegung

Bis zum Februar 2016 wurde eine Dissertation mit dem Titel „Die Konsolidierung des Politikfelds Sport durch die Europäische Kommission vom WADA-Austritt bis zum Inkrafttreten des Vertrags von Lissabon: Konstitutionalisierung, ‚Spill-Over‘ oder ‚Regieren ohne Regierung‘?“ angefertigt, welche jedoch aus verwaltungstechnischen Gründen dann nicht förmlich eingereicht werden durfte. Auf die erste, tatsächliche Einreichung folgte die Auflage, erst nach dem Erwerb eines zusätzlichen Mastergrades (vgl. Anhang X.1) die Dissertation einzureichen. In diesem Zusammenhang erschien es sinnvoll, die erneute Einreichung in Verbindung mit einer Aktualisierung vorzunehmen, bei der sowohl die politischen und rechtlichen Entwicklungen des Zeitraumes 2016-18 als auch die im gleichen Zeitraum von der wissenschaftlichen Forschung (generell zur europäischen Integration sowie speziell zum Thema der Dissertation) erbrachten Beiträge zu berücksichtigen und kurz zu kommentieren wären. Nachdem am 30.09.2017 ein zusätzlicher Mastergrad erworben wurde und auch die eigene wissenschaftliche Produktion um einige zusätzliche, teilweise für das vorliegende Promotionsthema relevante Veröffentlichungen ergänzt worden ist (vgl. „Anhang X.1), erfolgt nunmehr die im Jahr 2016 verabredete ereneuerte, förmliche Einreichung.

Jacob Kornbeck
Forschung und theoretische Rahmung

Im vorliegenden Abschitt VI.2 des Nachtrags 2018 wird bewusst auf Spiegelbildlichkeit gegenüber der Dissertation 2016 verzichtet. Stattdessen soll zusammengefasst werden, welche Erträge der Forschung zur Relation „EU & Sport“ aus diesem Zeitraum zu verzeichnen sind.

Jacob Kornbeck
Methodik und Umsetzung

Um den vorliegenden Nachtrag 2018 möglichst spiegelbildlich an die Dissertation 2016 anzulehnen, wurden Struktur und Absatznummerierung wie in der untenstehenden Konkordanztabelle dargestellt festgelegt. Die Nummerierung der Hauptteile I-X zielt auf die Vermeidung von Doppelbenennungen (etwa einmal Absatz „I.1.1“ in der Dissertation 2016 und einmal zugleich im Nachtrag 2018); stattdessen werden spezifische Nummern verwendet (etwa Absatz „I.1.1“ in der Dissertation 2016, bzw. „VI.1.1“ im Nachtrag 2018).

Jacob Kornbeck

CORPUS: NACHTRAG 2018

Frontmatter
« Le geste sportif »: ein alternatives Unterscheidungsmerkmal zu den „besonderen Merkmalen“ des Sports nach Artikel 165 AEUV? (2017)

Vertrat im Rechtsstreit Meca Medina das Gericht Erster Instanz der EU (GEI) [Urt. v. 30. September 2004] zur normierenden Autonomie der Sportverbände eine den Verbänden stark entgegenkommende Rechtsauffassung, so hat der EuGH seither das GEI-Urteil aufgehoben [Urt. v. 18. Juli 2006] und betont, dass sportliche Regelungen stets grundsätzlich kartellverdächtig sein können. Zur Einordnung sportlicher Tätigkeiten wird jedoch unterschiedliches Vokabular bemüht, je nach Instanz und Sprachausgabe des jeweiligen Urteils. Vom GEI wird ein Ausnahmetatbestand „sport“ (englisch), bzw. „das Sporttreiben“ (deutsch), bzw. „le geste sportif“ (französisch) gebraucht, vom EuGH dahingegen „sport as such“ (englisch), bzw. „Sport als solcher“ (deutsch), bzw. „le sport en tant que tel“ (französisch). Im Rahmen einer kontrastiv rechtslinguistischen Analyse wird im vorliegenden Beitrag insbesondere auf den vom GEI gebrauchten französischen Begriff « le geste sportif » fokussiert – verbunden mit der Frage, ob er (obwohl in einem aufgehobenen Urteil vorkommend) das Potential eines alternativen Unterscheidungsmerkmals zu den „besonderen Merkmalen“ des Sports nach Artikel 165 AEUV besitzt.

Jacob Kornbeck
Une européanisation top-down et bottom-up. L’exemple de la lutte antidopage de l’Union européenne (2017)

Le processus d’européanisation peut résulter de l’influence de l’Union européenne et l’on parle d’une européanisation par le haut (top-down), ou bien d’une dynamique produite par l’action d’une multitude d’acteurs et d’organisations européennes non institutionnels et l’on parle d’une européanisation par le bas (bottom-up) (Radaelli, 2003). Au cours des années 1980, la lutte antidopage a représenté un cas significatif où l’implication directe de l’Union européenne était vivement attendue. Or un tel rôle n’incombe pas à l’Union, surtout depuis le traité de Lisbonne (Article 165 TFUE) qui a limité son mandat politique. Plusieurs exemples concrets d’initiatives prises depuis les années 1980 au niveau de la Communauté, voire de l’Union européenne pour lutter contre le dopage permettront d’interroger le double processus d’européanisation.

Jacob Kornbeck
Sport für alle als Aufgabe der EG/EU? Zwischen Entgrenzung und Einbindung der Nationalstaaten um die Mitte der 1990er Jahre (2017)

In diesem Beitrag soll erörtert werden, ob und wie Sport für alle (SfA) als EU-Aufgabe gelten darf. D.h. zunächst, ob SfA-Förderung rechtlich, politisch und institutionell als solches anerkannt ist und faktisch auch so betrieben wird. Der Beitrag befasst sich lediglich mit der Rolle der Europäischen Union (EU) und kaum mit der (ebenfalls sehr interessanten) Rolle des Europarats (siehe dazu König & Gütt, 2010).

Jacob Kornbeck

PERSPEKTIVEN

Frontmatter
Ergebnisse und Befunde

Im Unterschied zur Dissertation 2016 (Band I), die ein Jahrzehnt umspannt, sind im Nachtrag 2018 (Band II) lediglich drei Texte inkorporiert, jeweils ein Text pro Thema. Durch die Einbeziehung drei verschiedener in den Jahren 2016-18 erschienen Arbeiten wird aber erreicht, ebenso wie in der Dissertation 2016 nochmals alle drei Aspekte der Untersuchung zu berücksichtigen, was im Teil „Rückkoppelung“ (VI.2) seinen Niederschlag findet.

Jacob Kornbeck
Rückkoppelung auf Forschungsfragen und Forschungsliteratur

Inwiefern haben die politischen Ereignisse der Jahre 2016-18 (vgl. Teil VI) sowie die zuletzt erschienenen Forschungsarbeiten (vgl. Teil VII) zu einem besseren Verständnis der drei Forschungsfragen beigetragen? Gibt es doch noch Anzeichen einer (ggf. sogar föderalistischen) Konstitutionalisierung (IV.2.2.1)? Die Dissertation 2016 wurde u.a. mit der Feststellung abgerundet, dass „regelmäßig gerade die Fähigkeit, ein Thema in ein anderes integrieren zu können, für das Expansionspotential der EU ausschlaggebend zu sein” scheint, weshalb „Konstitutionalisierung ohne Mainstreaming” keine Option zu sein scheint (III.2.1, S. 459). Sollen wir weiterhin Spill-Over-Tendenzen vermuten (IV.2.2.2), wo die EU doch bei „übergeordneten strategischen Entscheidungen“ erstaunlich oft bei ihrer „zwischenstaatlichen Logik“ bleibe (Dissertation 2016, III.2.2, S. 480)? Denn dieser „constitutional compromise“ kann zwar wiedersprüchlich erscheinen, ist dennoch „stressresistent“ und erlaubt zugleich „eine kontinuierliche Parallelexistenz nationaler polities neben der europäischen“ und ist „sogar auch ohne kontinuierlichen Kompetenzzuwachs überlebensfähig“ (ebda., S. 480), so der Befund aus 2016. Und sollen wir schließlich erwarten, weitere Manifestierungen des Prinzips “Regieren ohne Regierung” zu beobachten (IV.2.2.3), wo 2016 u.a. das Fazit gezogen wurde, dass sein methodisches Dilemma darin bestünde, zwischen liberal-intergovernementalistischen und neofunktionalistischen Theorien und Modellen zu wählen, wo doch Hallstein (1969) zuzustimmen ist, dass die EU (wie zu seiner Zeit die EG) einen „unvollendeten Bundesstaat“ darstellt (Dissertation 2016, III.2.3, S. 492)?

Jacob Kornbeck
Diskussion und Fazit

Während es die europapolitische Entwicklung generell durchaus erlaubt, auf eine Stärkung der Zentripetalkräfte der Union zu schließen (vgl. z.B. VIII.3.2, „Agency der EU“), finden sich in Bezug auf die Jahre 2016-18 weder in den sportpolitischen Ereignissen allgemein (vgl. „Zeitachse“, Tafel VI.3 zwischen Teil VI und VII) noch in den drei hier vorgestellten Arbeiten (Teil VII) deutliche Anzeichen sportpolitischer Zentralisierungs-, Föderalisierungs- bzw. Konstitutionalisierungsprozesse. Der eindeutig europäische bzw. (um eine Prä-Lissabon-Vokabel zu bemühen) „communautaire“ ISU-Fall (vgl. Nachtrag 2018, VI.1.3) stellt keine zentralisierende, föderalisierende bzw. konstitutionalisierende Tendenz, sondern einen bereits seit Jahrzehnten (mit Ausnahme einer leichten Dezentralisierung der Kartellverfahren ab 2004) dagewesenen (End?-)Zustand dar. Ansonsten zeigen die hier vorgestellten Fallbeispiele die „übliche Mischung“ aus nationaler Eigenart und einer gewissen europäischen Dimension (vgl. Kornbeck, 2019c; Szyszczak, 2018b).

Jacob Kornbeck
Desiderata und zukünftige Forchungsaufgaben

Erstens und grundsätzlich besteht selbstverständlich ein Desideratum darin, die Dimensionen Föderalismus, Konstitutionalisierung und Eigenständigkeit einer EU-Sportpolitik (wenngleich keine „Politik“ im Sinne einer gemeinsamen Politik der Union vorliegt) weiter zu erforschen. Diese Dimensionen sind in der vorliegenden Untersuchung (sei es in der Dissertation 2016 oder im Nachtrag 2018) derart oft angesprochen worden, dass im vorliegenden Abschnitt nicht weiter darauf einzugehen ist, was unter diesen Begriffen zu verstehen ist. Wie oben dargestellt (VIII.2.2, „Rückkoppelung auf die drei Forschungsfragen“) bestätigt eine Analyse des Materials aus den Jahren 2016-18, dass die bereits festgestellte sportpolitische Rollenverteilung zwischen Union und Mitgliedstaaten weiterhin Bestand hatte und hat.

Jacob Kornbeck
Backmatter
Metadaten
Titel
Die Konsolidierung des Politikfelds Sport durch die Europäische Kommission (2001-2011)
verfasst von
Dr. Jacob Kornbeck
Copyright-Jahr
2020
Electronic ISBN
978-3-658-31392-0
Print ISBN
978-3-658-31391-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-31392-0