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2018 | Buch

Die mediatisierte Stadt

Kommunikative Figurationen des urbanen Zusammenlebens

herausgegeben von: Prof. Dr. Andreas Hepp, Dr. Sebastian Kubitschko, Prof. Dr. Inge Marszolek

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Buchreihe : Medien • Kultur • Kommunikation

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Über dieses Buch

Die Beiträge in diesem Buch untersuchen das Wechselverhältnis von Medien, urbanen Räumen und Kollektivität durch eine Analyse der vielfältigen kommunikativen Figurationen des städtischen Lebens. Der interdisziplinäre Sammelband bringt Forscherinnen und Forscher aus der Kommunikations- und Medienwissenschaft mit den Sozial- und Geschichtswissenschaften zusammen. Im Zentrum der Betrachtung stehen dabei folgende Fragestellungen: Wie hängt der Wandel von „Stadt“ mit dem Wandel von Medien und Kommunikation zusammen? Welchen Stellenwert haben Medien für die kommunikative Konstruktion von „Kollektivität“, „Identitäten“ und „Vergemeinschaftung“ in der Stadt? In welchem Bezug stehen „urbane Bewegungen“ zu Medien, deren Wandel und medienbezogenen Entwürfen von Kollektivität?

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung: Die mediatisierte Stadt
Kommunikative Figurationen des Urbanen
Zusammenfassung
Während das Phänomen der mediatisierten Stadt aus einer Alltagsperspektive augenfällig ist, findet die wissenschaftliche Auseinandersetzung damit im deutschsprachigen Raum sehr separiert statt: Die Geschichtswissenschaft nähert sich der historischen Dimension des Phänomens an. Die Kommunikations- und Medienwissenschaft befasst sich mit Einzelfragen wie Stadtöffentlichkeit und ortsbezogenen Medien. In der Politikwissenschaft findet eine verstärkte Diskussion um die heutigen „smart cities“ und ihre tiefgreifende Mediatisierung durch digitale, Daten generierende Medien. Und die Stadtsoziologie hat die Rolle von Medien beispielsweise für urbane Bewegungen entdeckt. Einen stärker integrierten Diskurs um das Phänomen der mediatisierten Stadt findet man allerdings kaum. In diesem einleitenden Kapitel werden Grundlagen für eine solche integrative Annäherung an das Phänomen der mediatisierten Stadt umrissen und ein Überblick über die Beiträge des Bandes gegeben.
Andreas Hepp, Sebastian Kubitschko, Inge Marszolek

Geschichte der mediatisierten Stadt

Frontmatter
Medien und Stadt
Kohärenz-Regime im audiovisuellen 20. Jahrhundert
Zusammenfassung
Enge wechselseitige Verknüpfungen und Bindungen zwischen Stadt und Medien ähneln einem Kohärenz-Regime, das (machtbesetzte) Einwirkungspotenziale auf die Stadtgesellschaften freisetzt. Da Medien im 20. Jahrhundert zunehmend die städtische Infrastruktur, die Stadtökonomie und die Stadtkultur dauerhaft durchdrangen und mit formten, erhielten sie als ‚Chiffre urbaner Moderne‘ normativen Charakter. Umgekehrt optimierten Stadtgesellschaften die Entwicklungsmöglichkeiten der Medien samt ihren multiplen Raumbezügen. Somit gehören die sich verdichtende Kohäsion von Stadt und Medien – und damit die prozesshafte Mediatisierung der Stadt sowie das urbane Momentum der Medien – zu den festen Bestandteilen der Geschichte des 20. Jahrhunderts, wie die ausgewählten Beispiele sozialer und kultureller Praktiken zeigen.
Adelheid von Saldern
Stadt, Heimat, Region
Cross-mediale Konstruktionen im Hamburg der 1950er Jahre
Zusammenfassung
Am Beispiel Hamburgs in den 1950er Jahren diskutiert der Artikel das wechselseitige Verhältnis zwischen spezifischen städtischen (Massen-)Medienensembles und den medialen Konstruktionen raumbezogener Zugehörigkeiten. Anhand der Begriffe Heimat und Region wird nachgezeichnet, wie im Kontext medialer Veränderungen Raumkonzepte unterschiedlich gefüllt wurden. Für die 1950er Jahre lässt sich zum einen eine Verschiebung hin zu regionalen Identifikationsangeboten feststellen, zum anderen jedoch auch ein Nebeneinander zunächst scheinbar widersprüchlicher Raumkonstruktionen und Identifikationsangebote wie Heimat und Region. Beide Beobachtungen werden an Veränderungen im städtischen Medienensemble rückgebunden.
Inge Marszolek, Yvonne Robel, Lisa Spanka
Deutungen des Hanseatischen in Hamburger Zeitungen als Kennzeichen einer mediatisierten Stadt
Eine Analyse der 1920er bis 1960er Jahre
Zusammenfassung
Der Begriff hanseatisch hat heute eine zentrale Bedeutung in der veröffentlichten Selbstbeschreibung der Hansestadt Hamburg und in ihrer Imagepolitik. Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, wie der Begriff hanseatisch im Verlauf des 20. Jahrhunderts in der Hamburger Tagespresse als kommunikative Figuration konstruiert wurde und welche Rolle er bei der Abfederung bzw. bei der Legitimierung von politischen Systemen von der Weimarer Republik bis zur Bundesrepublik spielte. Dabei wird deutlich, dass das Hanseatische mit sehr verschiedenen Bedeutungsinhalten gefüllt wurde und zu einer wichtigen Projektionsfläche für ganz unterschiedliche politische Positionen und gesellschaftliche Wertvorstellungen wurde.
Lu Seegers
„Provinzblättchen“ zwischen linksalternativer Vergemeinschaftung und lokalpolitischer Provokation
Jugendzentrums- und Alternativzeitungen in westdeutschen Klein- und Mittelstädten der 1970er Jahre
Zusammenfassung
Mit der Ausbreitung des linksalternativen Milieus in den 1970er Jahren entstanden auch in westdeutschen Klein- und Mittelstädten sowie in Gemeinden alternative Zeitungsprojekte. Der Beitrag untersucht diese alternative Medienproduktion am Beispiel von Jugendzentrumszeitungen, die im Kontext der Bewegung für selbstverwaltete Jugendzentren entstanden. Diese versuchten sich am Aufbau lokaler „Gegenöffentlichkeit“, wirkten aber auch als Medien der Vergemeinschaftung und der milieuinternen Kommunikation. Das Verhältnis zur kleinstädtischen Öffentlichkeit schwankte zwischen Abgrenzung und dem Bemühen um Anerkennung. An der linken Ausrichtung vieler Jugendzentrums- und Alternativzeitung entzündeten sich mehrfach lokalpolitische Skandale und Konflikte, da sich Bürgermeister und Stadtvertreter von den Zeitungsredaktionen attackiert oder gezielt provoziert fühlten.
David Templin

Vergemeinschaftung in der mediatisierten Stadt

Frontmatter
Zusammenleben in der mediatisierten Stadt
Die kommunikativen Figurationen der urbanen Vergemeinschaftung junger Menschen
Zusammenfassung
Das Kapitel befasst sich mit der urbanen Vergemeinschaftung junger Menschen in Bremen und Leipzig. Anhand qualitativer empirischer Daten wird gezeigt, inwieweit – neben der Familie, Bekannten und Kollegen – für junge Menschen der Freundeskreis der primäre Figuration des Erlebens von Vergemeinschaftung in der Stadt ist. Dieser ist gleichwohl in erheblichem Maße ein mediatisiertes Phänomen geworden. Ausgehend von dieser Analyse befasst sich der Beitrag mit der figurativen Qualität einzelner Vergemeinschaftungsorte in der Stadt. Es geht darum, dass einzelne Lokalitäten in der Stadt in ihrer Mediatisierung für junge Menschen eine bestimmte Qualität der Vergemeinschaftung haben, sich hierbei aber ortsbezogene Prozesse der Segregation ausmachen lassen. Dies führt uns zu der Frage, inwieweit für junge Menschen die Stadt so etwas wie eine vorgestellte Gemeinschaft sein kann. Durch eine Betrachtung dieser verschiedenen Ebenen wird ein figurationsanalytischer Ansatz der Erforschung von Vergemeinschaftung in der mediatisierten Stadt entwickelt.
Andreas Hepp, Piet Simon, Monika Sowinska
Städtische Raumpioniere, kommunikative Figurationen und Raum(re)konstruktionen in Quartieren
Zusammenfassung
Am Beispiel eines empirischen Forschungsprojekts über Akteure, die in sozial benachteiligten Stadtquartieren Berlin-Moabits aktiv sind, neue Ideen für die Quartiersentwicklung einbringen und deshalb als „Raumpioniere“ bezeichnet werden, wird die übergreifende Frage verfolgt, wie und vor allem in welchen kommunikativen Figurationen des städtischen Kontexts sie neue Deutungen und Visionen von den Quartieren entwickeln und aushandeln. Es wird gezeigt, was die Akteure charakterisiert, in welcher Weise sie vernetzt sind und welche Formen des kommunikativen Austauschs sie entwickeln bzw. nutzen. Dabei wird deutlich werden, dass die kommunikativen Formen ohne die Möglichkeiten der mediatisierten Stadt nicht zu verstehen sind. Die Raumpioniere werden sich als Akteure erweisen, die im Rahmen ihrer kommunikativen Figurationen und den Prozessen kommunikativen Handelns räumliche Transformationen auslösen und das urbane Zusammenleben gestalten.
Gabriela B. Christmann
Rhythmen und Medien der Stadt
Beobachtungen über den Gebrauch des Mobiltelefons
Zusammenfassung
Stadt ist ein rhythmisches kommunikatives Geschehen. Und Stadt ist mediatisierte Stadt, die den Rhythmen unterliegt, davon geprägt ist aber auch prägt. Exemplarisch hierfür stehen Medien mobiler Kommunikation. Auf der Basis empirischer Studien lässt sich zeigen, dass nachgerade die Bewegungen und Stillstände des kommunikativen Alltags betroffen sind, indem sich die Menschen quasi als kommunikative Inseln in der Stadt bewegen. Medien binden Aufmerksamkeit und tangieren durch einen Entzug von Engagement eine öffentliche Kommunikationsordnung. Überdies wird eine Choreografie der Stadt durch neue Formen medialer Mikrokoordinierung und ein Management des Wartens beeinflusst. Einmal mehr wird damit unterstrichen, dass Stadt eine dynamische Angelegenheit ist und damit in einem „fluktuierenden Spanungsverhältnis“ (Elias) steht
Joachim R. Höflich
Diesseits der Smart City
Visionen und Figurationen der mobilen Stadt
Zusammenfassung
Der Beitrag skizziert eine historische Perspektive auf die mediatisierte Stadt im Blick auf den informations- und kommunikationstechnologischen Wandel und die frühe Geschichte der Mobilkommunikation seit den 1960er Jahren. Während heute dominante Visionen der Stadt als „Smart City“ historisch mit technologischen Stadtmodellen dieser Zeit verbunden sind, stehen die 1960er und 70er Jahre zugleich für einen uneinheitlichen Wandel mobiler urbaner Kommunikationstechnologien, wie der Beitrag an Beispielen unter anderem der Fahrzeugkommunikation und des Citizens Band Radio aufzeigt. Anhand der frühen Geschichte der Mobilkommunikation, ihrer urbanen Systeme und Nutzungen werden dabei unterschiedliche Konzeptionen des Verhältnisses von Stadt, Mobilität und Kommunikation greifbar. Sie stehen für eine breitere und heterogene Geschichte der mediatisierten mobilen Stadt im Konnex von Urbanität, Mobilität und mobiler und pervasiver Medientechnologie.
Regine Buschauer

Bewegungen in der mediatisierten Stadt

Frontmatter
„Smart City“ und „Civic Tech“
Urbane Bewegungen im Zeichen der Digitalisierung?
Zusammenfassung
Der Beitrag setzt sich mit dem Konzept der Smart City als aktuelle Form der digitalen Stadtentwicklung auseinander und arbeitet insbesondere die politische Dimension eines „mediatisierten Stadtraumes“ heraus. Im Mittelpunkt stehen dabei einerseits die Herausforderungen für klassische Akteure der Stadtpolitik wie etwa Verwaltungen, Behörden und Gremien, andererseits werden auch Formen einer „Stadtpolitik von unten“ betrachtet, etwa als „urbane Interventionen“ oder als „digitaler Protest im Stadtraum“. Die verschiedenen Strömungen münden in einer „Supra-Bewegung“, die in der US-amerikanischen Debatte als „Civic Tech“-Bewegung bezeichnet wird und unterschiedliche Akteure und Zugänge im Stadtentwicklungsprozess integriert.
Christoph Bieber
Semiöffentlichkeit und politische Mobilisierung
Social Media in der mediatisierten Stadt
Zusammenfassung
Social media wie Facebook oder Twitter wurde in den letzten Jahren im Kontext urbaner (Protest-)Bewegungen viel Potential zugesprochen – die Rede von vermeintlichen „Twitter-Revolutionen“ suggerierte gar, dass sie manche urbanen Bewegungen überhaupt erst ermöglichten oder diese entscheidend veränderten. Der Beitrag befasst sich kritisch mit der Rolle von social media bei der Mobilisierung und Koordinierung urbaner politischer Bewegungen. Die kommunikative Konstruktion von Kollektivität ist dabei vor dem Hintergrund eines Medienwandels zu sehen, der maßgeblich von zunehmender Hybridität und Permanenz gekennzeichnet ist. Die neu entstandenen Strukturen, Medienlogiken und Geschäftsmodelle verändern Vorstellungen von „Öffentlichkeit“ und führen zu einer neuen Vielfalt öffentlicher und semiöffentlicher Kommunikationsbeziehungen. Im Kontext von Medienwandel und semiöffentlichen Kommunikationsbeziehungen wird argumentiert, dass (1) urbane Bewegungen vor allem transmedial öffentlich breit mobilisieren können, dass (2) social media als Kanäle strategischer Kommunikation keineswegs neutral sind und auch nicht-demokratisches Potential bergen und dass (3) social media die Stadt als Ort und Symbol keineswegs überflüssig gemacht haben.
Ulrike Klinger
Repair Cafés
Orte urbaner Transformation und Vergemeinschaftung der Reparaturbewegung
Zusammenfassung
Repair Cafés sind Veranstaltungen, in denen sich Menschen treffen, um gemeinsam ihre defekten Alltagsgegenstände zu reparieren. Repariert werden Fahrräder, Textilien, Küchengeräte, Medientechnologien etc. Während einige Personen bei diesen Veranstaltungen Reparaturhilfe anbieten, suchen andere Unterstützung beim Reparaturprozess. In diesem Beitrag steht die Relevanz der Räume und urbanen Orte im Fokus, an denen sich die Reparaturbewegung trifft: Wo finden die Repair Cafés statt und wie beeinflussen die Veranstaltungsräume sowie die urbanen Orte den Charakter der Veranstaltungen? Sowie im Umkehrschlus: Wie wirken die Repair Cafés in den städtischen Raum und welche Ziele werden dabei verfolgt? In der Analyse werden auch Aspekte von Gemeinschaftsbildung und Vergemeinschaftung sichtbar, denn in den Repair Cafés trifft sich die Reparaturbewegung, zu der sich viele der Teilnehmenden zugehörig fühlen.
Sigrid Kannengießer
Metadaten
Titel
Die mediatisierte Stadt
herausgegeben von
Prof. Dr. Andreas Hepp
Dr. Sebastian Kubitschko
Prof. Dr. Inge Marszolek
Copyright-Jahr
2018
Electronic ISBN
978-3-658-20323-8
Print ISBN
978-3-658-20322-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-20323-8