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1996 | Buch

Die narrative Gestalt(ung) der Wirklichkeit

Grundlinien einer postmodern orientierten Epistemologie der Sozialwissenschaften

verfasst von: Dr. Bernd Vaassen

Verlag: Vieweg+Teubner Verlag

Buchreihe : Wissenschaftstheorie Wissenschaft und Philosophie

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Über dieses Buch

Mikroelektronik, Gentechnik, Mikromechanik - still haben sich die Sozialwissen­ schaften aus der ersten Reihe gesellschaftlich relevanter Problemlösekompetenz verabschiedet. In den 60er Jahren waren sie, getragen von einer breiten politischen Autbruchstimmung, angetreten, die Gesellschaft zu verändern: mehr Demokratie und soziale Gerechtigkeit, neue Formen des Zusammenlebens und des Zusammen­ Arbeitens in einer humanisierten (Arbeits-)Welt - mit Hilfe wissenschaftlicher Rationalität sollte es gelingen, überkommene Ideologien zu überwinden und eine humanere Gesellschaft zu begründen. Selbstbewußt wurde das Ende der Philosophie, der großen zusammenhängenden Welt- und Daseinsentwürfe, verkündet. Die Sozialwissenschaften traten an, die Gesellschaft auf neue, kritisch-rationale Fun­ damente zu stellen. Wurde die Debatte der 60er Jahre noch stark von der Soziologie geprägt, stand das folgende Jahrzehnt hauptsächlich im Zeichen von Psychologie und Erziehungswissen­ schaften. Mitentscheidend fiir ihren Aufstieg war, daß sich beide Disziplinen nunmehr zentral als 'empirische Sozialwissenschaften' verstanden. Zuvor hatte sich in der Psychologie die empirisch-nomologische Richtung gegenüber der hermeneutisch­ verstehenden Orientierung nahezu vollständig durchsetzen können. Die Orientierung am naturwissenschaftlichen Forschungsideal sollte sie befähigen, dereinst ebenso grundlegende soziale Gesetzmäßigkeiten aufzudecken wie ihr wissenschaftliches Vorbild, die Physik, und verbindliche Gestaltungsempfehlungen abzuleiten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einführende Zusammenfassung
Zusammenfassung
Mikroelektronik, Gentechnik, Mikromechanik — still haben sich die Sozialwissenschaften aus der ersten Reihe gesellschaftlich relevanter Problemlösekompetenz verabschiedet. In den 60er Jahren waren sie, getragen von einer breiten politischen Aufbruchstimmung, angetreten, die Gesellschaft zu verändern: mehr Demokratie und soziale Gerechtigkeit, neue Formen des Zusammenlebens und des Zusammen-Arbeitens in einer humanisierten (Arbeits-)Welt — mit Hilfe wissenschaftlicher Rationalität sollte es gelingen, überkommene Ideologien zu überwinden und eine humanere Gesellschaft zu begründen. Selbstbewußt wurde das Ende der Philosophie, der großen zusammenhängenden Welt- und Daseinsentwürfe, verkündet. Die Sozialwissenschaften traten an, die Gesellschaft auf neue, kritisch-rationale Fundamente zu stellen.
Bernd Vaassen
1. Erkenntnis in der Moderne
Zusammenfassung
Es ist heute unter Wissenschaftshistorikern unbestritten, daß die Entdeckung einiger grundlegender physikalischer Prinzipien am Beginn der Neuzeit stehen. Insbesondere der erste Hauptsatz der Thermodynamik, der Satz von der Erhaltung der Energie gilt als das zentrale Axiom der Neuzeit. Er bildet das Fundament der Annahme von der Selbst- und Strukturerhaltung allen Existierenden und liegt auch allen evolutionistischen Ansätzen der Kosmologie und der Biologie zugrunde. Die Strukturen der Welt werden deshalb immer komplexer, weil sich die Energie und die Vorstufen der Komplexitätssteigerung erhalten (vgl. Koslowski 1986, S. 2).
Bernd Vaassen
2. Auf der Suche nach einem alternativen Paradigma für die Sozialwissenschaften
Zusammenfassung
Folgt man der Schlußfolgerung des ersten Kapitels, daß die Krise der Sozialwissenschaften ihre erkenntnistheoretischen Fundamente erfaßt hat mit der Folge, daß die Wissenschaftlichkeit (im traditionellen Sinne) ihrer Vorgehensweisen und Erkenntnisse grundlegend in Frage gestellt wird, so stellt sich die Frage nach möglichen alternativen Perspektiven. In diesem Kapitel wird versucht, schrittweise die Ablösung von etablierten Annahmen zu vollziehen.
Bernd Vaassen
3. Kommunikation
Zusammenfassung
Im vorstehenden Kapitel wurde in einem ersten Zugang eine Perspektive von Kommunikation als Fundament sprachlich-kultureller Wirklichkeitsgestalt(ung) skizzenhaft umrissen. Dazu wurde der Gedanke der Kommunikation aus dem physikalischen Begriffsfeld der objekthaften Information und der physikalischen Übertragung herausgelöst und im (Verweisungs-)Zusammenhang von Ausdrücken wie Text, Sprache und Narration dargestellt, die der Semiotik entlehnt sind54. Dabei wurde einer möglichst kompakten Darstellung, stringent abgeleitet aus den Kerngedanken Derridas, Priorität vor einer intensiveren Diskussion der (sprachlich-narrativen) Bezüge und Bedeutungs-‘Clusters’ eingeräumt.
Bernd Vaassen
4. Identität
Zusammenfassung
Die Argumentation der vorstehenden Kapitel ist Ausdruck des Versuchs, Grundzüge einer alternativen Epistemologie zu entwickeln, die die Fragwürdigkeiten und Unzulänglichkeiten der traditionellen szientistischen Perspektive vermeidet. Hierzu wurde ein differentieller Denkansatz zugrundegelegt, der den umfassenderen Rahmen des gesamten Vorhabens charakterisiert. Denn die skizzierte Epistemologie sprachlich-kultureller Gestalt(ung) von Wirklichkeit läßt sich nur im Kontrast zur traditionellen Auffassung verstehen und sie generiert ihre Bedeutung und aktuelle Aussagekraft aus dieser Unterschiedsbeziehung. D.h. ihr kommt keine absolute, eigenständige Bedeutung zu; sie stellt in keiner Weise den Anspruch, die ‘wahre’ Epistemologie zu sein. Sie ist nur als und in der Differenz verstehbar.
Bernd Vaassen
5. Aufbruch in die Postmoderne?
Zusammenfassung
Lyotards grundlegendes Werk ‘Das postmoderne Wissen’ (1986, orig. 1979) war die Initialzündung für die aktuelle Diskussion um die Postmoderne in Philosophie, Architektur, Kunst, die bereits erste Ermüdungserscheinungen zeigt. Problematisch wie der Moderne-Begriff — den Welsch (1986, S. 238) als ‘uferlos’ bezeichnet — scheint sich auch der Terminus Postmoderne jeder eingrenzenden Präzisierung zu entziehen. Wir werden uns hier nicht an den aktuellen begriffs-‘klärenden’ Auseinandersetzungen beteiligen — ob die Postmoderne denn nicht angemessener ‘nach-neuzeitlich’, ‘spätmodern’ oder ‘radikal-modern’ zu betiteln wäre. Wir werden gleichfalls keine der üblichen Parallelbetrachtungen anstellen in der Absicht, postmoderne Gemeinsamkeiten in Geisteswissenschaft, Architektur, Literatur, Kunst usw. zu entdecken. Wir wollen uns hier — als Kontrast zu unseren einführenden Überlegungen zum ‘Bewußtsein der Moderne’ — auf einige Überlegungen zu ersten Konturen eines ‘Bewußtseins der Postmoderne’ beschränken.
Bernd Vaassen
Backmatter
Metadaten
Titel
Die narrative Gestalt(ung) der Wirklichkeit
verfasst von
Dr. Bernd Vaassen
Copyright-Jahr
1996
Verlag
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-90974-9
Print ISBN
978-3-322-90975-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-90974-9