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2023 | Buch

Die Neuerfindung der Logistik

Wie sich die Logistikindustrie für das Zeitalter der Volatilität rüstet

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Über dieses Buch

Über Jahrhunderte hinweg war es Aufgabe der Logistik, Güter aller Art zu Lande, zu Wasser und in der Luft zu ihren Bestimmungsorten zu transportieren. Mit Beginn des 3. Jahrtausends erweitert sich der Kompetenzbereich der Logistikindustrie auf alle bewegten Objekte, ob materieller oder immaterieller Natur. Dabei wird es in Umkehrung der traditionellen Logik zunehmend sogar Absicht der Logistik sein, Transporte von Gütern und anderen materiellen Gegenständen zu vermeiden, um die Belastung für Mensch und Umwelt zu minimieren. Digitale Technologien, neue Antriebssysteme und innovative Geschäftsmodelle werden zu einer Logistik führen, die sich nicht als Bremse, sondern als Schaltzentrale für die umweltbewusste Steuerung der Versorgung der Bevölkerung mit Gütern, Rohstoffen, Energie und Informationen präsentiert.Die Beiträge dieses Buches analysieren anschaulich die anstehenden Veränderungen und loten zukunftsweisende Perspektiven für die Logistikindustrie aus.


Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Der Coronafaktor: Ein Virus als Initiator eines tiefgreifenden Umbruchs

Frontmatter
1. COVID und die Folgen – Die Verwundbarkeit der Supply Chain
Zusammenfassung
Pandemiebedingte Einschränkungen, Blockade des Suez-Kanals, Abfertigungsstaus in den internationalen Seehäfen und Verknappung von Containerkapazitäten sowie der russische Angriff auf die Ukraine haben die Verwundbarkeit funktionierender Lieferketten nachdrücklich aufgezeigt. Vor diesem Hintergrund sind nachhaltige Optimierungen bei der Gestaltung der Supply Chain und im Rahmen eines aktiven Risikomanagements alternative Transportketten gefordert. Die kontinuierliche Planung im Rahmen eines übergreifenden, proaktiven Risikomanagements erhöht die Reaktionsfähigkeit der Supply Chain im Krisenfall und liefert damit einen direkten Beitrag zur Unternehmensflexibilität. Dabei bieten Software-Systeme für intelligentes Supply Chain Network Design ein breites Instrumentarium zur präventiven Gestaltung von Sicherungsmaßnahmen für die Lieferketten. Bereits im Vorfeld lassen sich mit ihnen für eine Vielzahl potenzieller Risiken funktionierende Alternativen zu den etablierten Distributions- und Versorgungsketten planen und vorhalten, um Reaktionszeiten und Einbußen zu minimieren.
Giovanni Prestifilippo
2. Wirksame Strategien gegen schwarze Schwäne
Zusammenfassung
Unser Wohlstand hängt entscheidend von sicheren und stabilen Liefernetzwerken ab. Die stürmischen Jahre unbegrenzter Globalisierung haben Unternehmen und Staaten eine trügerische Zuversicht bezüglich der Sicherheit ihrer Versorgungsinfrastrukturen vermittelt. Erschüttert wurde dieses Vertrauen durch die Corona-Pandemie und den Schock eines neuen Eroberungskrieges in Europa. Die Sicherung der Versorgung durch den Aufbau von resilienten und hoch agilen Zuliefernetzwerken ist damit zu einer über unseren künftigen Wohlstand entscheidenden gemeinsamen Aufgabe von Produktion und Logistik geworden. Dazu erweist es sich als notwendig, von der bisherigen Konzentration auf langfristige strategische Planung abzuweichen und die Planungsinstrumente stärker auf den taktisch-operativen Sektor zu verlagern. Moderne Transportmanagementsysteme, die für Transparenz in der Supply Chain sorgen, sollten durch Echtzeitüberwachung der Prozessausführung sowie moderne Supply-Chain-Control-Tower-Funktionalitäten ergänzt werden. Darüber hinaus bedarf es leistungsfähiger Software mit der Fähigkeit, die gesammelten Informationen in Echtzeit zu analysieren sowie deren Bedeutung schnellstmöglich zu beurteilen und gegebenenfalls den Handlungsbedarf abzuschätzen. Mit der Implementierung durchgängiger Planungstrichter über die gesamte Lieferkette hinweg, lässt sich ein wirksames Instrument zur dynamischen Netzwerk- und Routenplanung aufbauen, das sowohl die Effizienz der Transportprozesse als auch die Resilienz der gesamten Lieferkette entscheidend verbessert.
Philipp Beisswenger, Robert Recknagel
3. Innovationskonzepte für die Logistikindustrie
Zusammenfassung
Die Erfahrungen mit der Corona-Pandemie haben die Logistikindustrie entscheidend verändert. Neben den aktuellen Herausforderungen durch Nachhaltigkeits- und Klimavorgaben sowie den Fachkräftemangel steht damit die Schaffung einer krisensicheren Lieferkette als weitere Zukunftsaufgabe auf der Agenda des drittgrößten Industriezweigs Deutschlands. Die Konzepte und Technologien, die für einen hoch effizienten Nachtexpress-Service eingeführt sind, erweisen sich in diesem Zusammenhang als Vorbild für die Bewältigung dieser Anforderung. Insbesondere die Minimierung manueller Prozesse, die verbesserte Reaktionsfähigkeit und -geschwindigkeit sowie eine signifikante Reduzierung der Kontaktpunkte bei der Zustellung tragen die Merkmale einer Prozessphilosophie, wie sie sich aus den Erfahrungen mit den Pandemie-Maßnahmen ergibt. Digitale Verfahren wie schlüssellose Zustellung und Technologie zur Sicherstellung maximaler Transparenz und Sicherheit gehören zu dieser modernen Ausgestaltung der Zustellungsabläufe. Die für die Expressinfrastruktur im B2B-Business entwickelten Konzepte werden sich künftig auch im B2C-Dienst einsetzen lassen.
Matthias Hohmann
4. Projektanläufe in der Logistik zu Zeiten von Corona – die unterschätzte Herausforderung
Zusammenfassung
Für Logistikdienstleister ist es das gängige Geschäftsmodell, durch den Gewinn von logistischen Ausschreibungen zu expandieren (Gudehus 2010). Dabei unterscheidet man in den aus dem Ausschreibungsgewinn resultierenden Projekten in der Regel zwischen zwei Arten. Auf der einen Seite können Neugeschäfte, bei denen eine erstmalige Umsetzung der logistischen Dienstleistung Gegenstand ist, in die Umsetzung gebracht werden und auf der anderen Seite können Projekte, bei denen im Rahmen eines sogenannten Betriebsübergangs Prozesse und meist auch Personal und ggf. Betriebsmittel von einem Dritten (meist ein Vordienstleister) übernommen werden, Betrachtungsgegenstand sein (Müller-Daupert 2009). Im Rahmen des Beitrags wird für diese Projekte aufgezeigt, welchen Einfluss die Corona-Pandemie während der Projektarbeit hatte. Ferner wird herausgearbeitet, inwiefern die durch diese Extremsituation resultierenden Herausforderungen in der Praxis zu meistern waren, um einen erfolgreichen Projektabschluss zu generieren.
Torsten Rudolph, Dennis Abel
5. Resilienz jetzt – Wie Krisen unseren Blick auf Wertschöpfungsnetzwerke verändern
Zusammenfassung
Vor dem Hintergrund zunehmend komplexer und vernetzter Wertschöpfungsnetzwerke und in Zeiten sich ständig verändernder Rahmenbedingungen steigt für Unternehmen die Bedeutung einer resilienten Gestaltung ihrer Wertschöpfungsnetzwerke. Durch die hohe Vernetzung in einem Wertschöpfungsnetzwerk entsteht eine starke Abhängigkeit zwischen den einzelnen Akteuren. Störungen haben somit häufig nicht nur Auswirkungen auf einzelne Unternehmen, sondern betreffen verschiedene Akteure der Wertschöpfungsnetzwerke. Tritt nun eine Störung auf, kann sich diese im gesamten Netzwerk ausbreiten. Erst der konkrete Eintritt solcher Störungen im großen Umfang – wie zuletzt im Zuge der Corona-Pandemie oder der Blockierung des Suez-Kanals – führt Unternehmen regelmäßig dazu, sich mit ihren Wertschöpfungsnetzwerken auseinander zu setzen. Eine Möglichkeit zur Sicherung der Leistungsfähigkeit in einem volatilen Umfeld stellt der Aufbau von Resilienz dar. Insgesamt ist es hierbei das Ziel, Wertschöpfungsnetzwerke so zu gestalten, dass sie im Falle einer Störung möglichst wenig beeinträchtigt sind und schnell in den ursprünglichen oder einen besseren Zustand zurückkehren können.
Volker Stich, Tobias Schröer, Maria Linnartz, Jokim Janßen
6. Die Corona-Pandemie – „Stresstest“ für resiliente Lieferketten
Zusammenfassung
Die Folgen der Corona-Pandemie haben zu der Forderung geführt, Lieferketten gegenüber Risiken aller Art zu stärken. „Resilienz“ ist in diesem Zusammenhang zu einem neuen Schlagwort des Risikomanagements in der Logistik geworden. Um resiliente Supply Chains zu schaffen, muss zunächst geklärt werden, was unter diesem Begriff zu verstehen ist, insbesondere wie im Umfeld der Resilienzstrategien die Faktoren Flexibilität, Agilität und Robustheit zu bewerten sind. Agilität und Robustheit erweisen sich dabei als fundamentaler Gestaltungsansatz für resiliente Lieferketten. Robustheit bereitet die Lieferkette – etwa durch die Schaffung von Redundanz – proaktiv auf Störungen vor, Agilität – deren Basis eine maximale Prozesstransparenz ist – steht für schnellstmögliche effektive Reaktion auf Störfälle. Bei der Verfolgung von Resilienzstrategien entsteht ein Spannungsfeld zwischen den Zielen Effizienz und Reaktionsschnelligkeit, in dem Unternehmen entscheiden müssen, wo die Prioritäten liegen. Eine Bewertung der möglichen Arten und Ursachen von Störfällen gehört dabei zu den entscheidenden Aufgaben bei der Gestaltung resilienter Lieferketten.
Frank Sonntag
7. Gute Entscheidungen in unsicheren Zeiten – Daten mit Simulation nutzbar machen
Zusammenfassung
Wirtschaft und Gesellschaft sind mit einer Welt fehlender Vorhersagbarkeit und damit zunehmender Unsicherheit konfrontiert. Entscheidungsträger müssen häufiger auf neue und unbekannte Situationen reagieren. Um dem entgegenzusteuern, sind vorhandene Daten bestmöglich nutzbar zu machen und mit modernen Vorhersageinstrumenten situationsbezogen zu interpretieren. Am Beispiel der IT-Logistik wird ein Weg aufgezeigt, beginnend von der organisatorischen Zusammenarbeit der involvierten Geschäftsbereiche mit der IT, über die Verbesserung der Datenqualität und Datenaufbereitung bis hin zur Nutzung der Daten für Vorhersagen auf der Basis von ereignisdiskreter Simulation.
Svenja Engler, Nils Oldenburg

Der Klimafaktor: Erderwärmung als Treiber des ökologischen Umbaus der Wirtschaft

Frontmatter
8. Der Green Deal – Auswirkungen auf Verbraucherverhalten, Wirtschaft und Verkehr
Zusammenfassung
Im Kampf gegen Klimawandel und Artensterben wurden Jahrzehnte verschlafen. Wir sind die letzte Generation, die einen ökologischen Kollaps noch verhindern kann. Die Zeichen stehen gut, dass die Reduktion von Treibhausgasemissionen Fahrt aufnimmt. Die EU hat mit ihrem Green Deal die wohl ambitionierteste Transformation in ihrer Geschichte angestoßen. Mit welchen Mitteln will sie die Emissionen binnen der nächsten acht Jahre um mindestens 55 % gegenüber dem Wert von 1990 reduzieren? Und was ergibt sich daraus für Gütertransporte auf Straße, Schiene und Wasserwegen?
Nicolas Albrecht, Frederik von Paepcke
9. Der europäische Green Deal – mehr als nur „Greenwashing“
Zusammenfassung
Mit dem am 11. Dezember 2019 vorgestellten Konzept des „European Green Deal“ verfolgt die EU das Ziel, Europa zum ersten klimaneutralen Kontinent der Erde zu machen. Der Green Deal sieht eine Vielzahl von unterschiedlichen Maßnahmen auf fast allen Sektoren der Wirtschaft, der Energieinfrastruktur, des Verkehrs sowie in Landwirtschaft, Finanzen und Forschung vor. Deren Ziel geht über die reine Klimapolitik hinaus und soll zu einem neuen Innovationsschub mit hohen Effizienzgewinnen auf allen Ebenen führen. Für die Logistikindustrie ist dies mit großen Chancen für die Verbesserung ihrer Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit verbunden.
Dennis Schneider, Markus Emmert
10. Die Logistik als Möglichmacher einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft
Zusammenfassung
Ein Aspekt der nachhaltigen Wirtschaft besteht darin, sicherzustellen, dass Produktion und Konsum weltweit mit den Zielen des Umweltschutzes vereinbar sind. Dies erfordert die Abkehr vom vorherrschenden Modell „Produzieren-Verkaufen-Nutzen-Entsorgen“ hin zu einem Modell, das die Nutzungsphase verlängert, die Verkaufsphase um neue Geschäftsmodelle erweitert und Abfall in wertvollen Input für die Produktion umwandelt – die Kreislaufwirtschaft. Die Logistikbranche spielt hierbei eine wesentliche Rolle als „Möglichmacher“ der entsprechenden Lieferkreisläufe. Besonders einflussreich kann sich die Kreislaufwirtschaft dabei in der Mode- und Unterhaltungselektronikindustrie zeigen, da diese Branchen einen hohen Ausstoß von Treibhausgasemissionen verursachen sowie allgemein starke Auswirkungen auf die Umwelt haben. Die entscheidenden Dimensionen der Kreislaufwirtschaft bilden die 5R: Verringerung des Einsatzes von Neumaterialien (Reduce), Reparatur von Produkten zur Verlängerung ihrer ersten Lebensdauer (Repair), Aufarbeitung älterer Produkte (Refurbish), der Wiederverkauf von Produkten (Resell) sowie das Recycling von Produkten am Ende ihrer Lebensdauer (Recycle). Auf dieser Grundlage konnten 3 Treiber und 10 Bausteine identifiziert werden, die den erfolgreichen Übergang zur Kreislaufwirtschaft ermöglichen.
Katja Busch
11. Wettbewerbsvorteil der Zukunft – Ecosystem Design
Zusammenfassung
Europa als erster klimaneutraler Kontinent bis 2050 – unter diesem ambitionierten Ziel treibt die Europäische Union eines der größten Transformationsprogramme dieses Jahrhunderts voran. Das Leben und die Gesellschaft wie sie heute existiert, werden in allen Bereichen signifikanten Musterwechseln unterliegen. Von zentraler Bedeutung bei dieser Transformation wird die Mobilität von Personen und Gütern sein. Eine Reduktion von 90 % der Treibhausgasemissionen soll in weniger als drei Dekaden realisiert werden. Insbesondere im Bereich der Urbanen Logistik ist ein nahtloses Zusammenspiel der verschiedensten Akteure, unterstützt durch neuartige digitale und physische Infrastrukturen, notwendig, um eine nachhaltige Zielerreichung bei mindestens konstantem Serviceniveau sicherzustellen. Cross-industrielle Ansätze, die über das Zusammenspiel von komplementären Lösungsbausteinen Co-Creation ermöglichen, werden zum zentralen Wettbewerbsvorteil für alle Akteure. Die Gestaltung von Business Ecosystems rückt deshalb zunehmend in den Fokus und wird aufgrund des enormen Potenzials für die Urbane Logistik in diesem Beitrag beleuchtet.
Volker Stich, Gerrit Hoeborn, Daniel Maximilian Spindler
12. Die Multi-User-Fläche in der Praxis
Zusammenfassung
Der Transformationsprozess hin zu einem klimaneutralen Europa gelingt im Bereich der Logistikprozesse nur durch Nutzung bestehender, bereits versiegelter Flächen. Diese Flächen sind dann optimal ausgelastet, wenn sie verschiedenen Nutzergruppen vom Last Mile Logistiker, über den Lkw-Übernachter, bis hin zum Angestellten im Gewerbegebiet mit E-Fahrzeug entscheidende Vorteile bieten. Das Schlagwort im Ecosystem Design heißt daher Multi-User-Fläche.
Denise Schuster
13. Das Land Nordrhein-Westfalen als Vorreiter für eine grüne letzte Meile
Zusammenfassung
Die Corona-Pandemie hat das Thema Versorgungssicherheit mit neuer Dringlichkeit in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt. Mittlerweile ist auch dem letzten Stadtbewohner bewusst, dass derzeit ein enormer Zuwachs an Güterverkehr zu bewältigen ist. Parallel dazu werden Quartiere stetig nachverdichtet und wachsen sowohl nach innen als auch nach außen und werden zu neuen Dienstleistungszentren, die möglichst viele Leistungen für die Bürger bereithalten. Unser derzeitiges Konsumverhalten und unsere Erwartungen an Same-Day-Delivery-Konzepte erhöhen das täglich zu bewältigende Paketaufkommen dauerhaft, das zudem kleinteiliger wird als es noch vor wenigen Jahren war. Daher bedarf es völlig neuer Formen urbaner Logistikkonzepte, die neben organisatorischen Herausforderungen vor allem den politisch vorgegebenen Emissionszielen gerecht werden müssen. Das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) hat die Voraussetzung hinsichtlich wirtschaftlicher Stärke und wissenschaftlicher Tiefe, Lösungen für diese Herausforderungen, insbesondere für eine grüne letzte Meile, zu entwickeln. Dadurch wird es möglich, mit schnellen Umsetzungsprojekten eine Vorreiterrolle im Bereich der urbanen Logistik einzunehmen und das Gelernte zu exportieren.
Denis Philip Krechting, Maximilian Dicks, Gerhard Gudergan

Der Technikfaktor: Digitalisierung als Initialzündung einer Revolution in der Logistik

Frontmatter
14. Der aktuelle Status der Digitalisierung in der Logistik
Zusammenfassung
Obwohl sich die grundsätzlichen Prozesse logistischer Auftragsabwicklung in den letzten Jahrzehnten kaum verändert haben, erfolgt ihre Durchführung heute oft vollautomatisch, ohne manuelle Eingriffe. Die Verarbeitung der Daten, die über den Transport- und Lieferkettenprozess hinweg ermittelt und verarbeitet werden, haben eine enorme Bedeutung für den ökonomischen Erfolg der Logistikindustrie erhalten. Die Digitalisierung ist von einer Nice-to-have-Option zum unabdingbaren Bestandteil logistischer Geschäftsmodelle geworden. Zu den Elementen des logistischen Aufgabenspektrums, die am meisten von der Digitalisierung profitiert haben, gehören Lagerhaltung, Schiffsumschlag, Disposition, Informationsmanagement, Fuhrparkorganisation sowie die allgemeine Ausgestaltung logistischer Geschäftsmodelle. Der weitere Fortschritt bei der Integration digitaler Konzepte und Technologien in der Logistikindustrie wird die Erfüllung der Umwelt- und Klimaziele erleichtern und gleichzeitig den ökonomischen Erfolg durch eine fundamentale Effizienzsteigerung sicherstellen.
Olaf-Ulrich Krause
15. Mit künstlicher Intelligenz zu mehr Entscheidungsfähigkeit in der Logistik
Zusammenfassung
Anwendungsfälle wie intelligente Routenoptimierung und fortschrittliche Simulationsalgorithmen repräsentieren das riesige Einsatzspektrum von Methoden der künstlichen Intelligenz. Steigende Anforderungen an Liefertermintreue, Flexibilität und Transparenz wie bspw. Emissionsverfolgung, erfordern zunehmend den Einsatz von KI. Die Nutzung dieser Schlüsseltechnologie und die Hebung der Potenziale scheitern oft an der Komplexität in Bezug auf die Eingrenzung und Identifikation von wirtschaftlich relevanten Anwendungsfällen. Unternehmen müssen den Business Fit zwischen den wirtschaftlichen Erfolgsaussichten und den dafür benötigten digitalen Bausteinen herstellen. Mit dem Digital-Architecture Management lassen sich die relevanten KI-basierten Anwendungsfälle identifizieren und eine Roadmap aufbauen, um die datenbasierte Entscheidungsfähigkeit in der Logistik zu verbessern.
Volker Stich, Justus Aaron Benning
16. Die Logistik auf dem Weg ins 22. Jahrhundert
Zusammenfassung
Künftige Entwicklungen vorherzusehen war immer nicht einfach und ist in einer von extremer Schnelllebigkeit und disruptiven Prozessen geprägten Zeit noch weit schwieriger geworden. Dennoch gibt es Tendenzen und Wegmarken, die Forscher dazu nutzen, einen fundierten Blick in die Zukunft zu werfen. Anhand der Studien des Zukunftsinstituts lotet dieser Beitrag aus, in welcher Welt sich die Logistikindustrie in den kommenden Jahrzehnten bewegen wird, welche Technologien sich durchsetzen werden, welche gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen zu erwarten sind und wie sich die Unternehmen der Branche schon heute auf einige der kommenden Situationen einstellen können. Ausgangspunkt bilden dabei die großen Themen des Wandels in unserer Zeit: Globalisierung, Urbanisierung, Mobilität, Konnektivität und Neo-Ökologie. Sie werden auch die Strukturen, Geschäftsmodelle und Erfolgsfaktoren der Logistik fundamental verändern.
Alexander Friesz
17. Die technologische Transformation der Logistik
Zusammenfassung
Technologien treiben den radikalen Wandel der Logistikindustrie voran. Die Logistik entwickelt sich immer schneller und umfangreicher vom Dienstleister für Gütertransport zur Serviceindustrie für die Bewegung von Materie, Energie und Information. In der jüngsten Vergangenheit haben wir jedoch erlebt, dass nicht nur Technologien und der sich verschärfende Wettbewerb den Wandel der Wirtschaft stark beeinflussen, sondern auch in zunehmendem Maße gesellschaftliche Umwälzungen, geopolitische Krisen, Umweltthemen und damit einhergehend wirtschaftspolitische Veränderungen wie die Energie- und Mobilitätswende. Der Treiber für tiefgreifende Veränderungen unseres gesamten Lebens werden vielfältiger und komplexer, wie auch die Veränderungen deutlich an Geschwindigkeit zunehmen. Neben neuen Transportmitteln und Fahrzeugtechnologien, künstlicher Intelligenz (KI), Internet of Things, Blockchain etc. werden technische Neuerungen, die auf Anhieb nicht mit der Logistik in Verbindung gebracht werden, beispielsweise der 3D-Druck, den Charakter der Industrie weiter nachhaltig verändern – etwa indem weniger fertige Waren transportiert werden, sondern Rohstoffe und digitales Produktions-Know-how. Wie werden sich Selbstdefinition und Außenwahrnehmung der Logistik im High-Tech-Zeitalter weiter verändern, gerade unter Berücksichtigung der Digitalisierung und deren Folgen? Dieser Frage geht der nachfolgende Beitrag auf den Grund.
Michael Breusch
18. Digitale Plattformen und ihr Potenzial, die Transportbranche zu revolutionieren
Zusammenfassung
Die Logistikindustrie wird durch viele unterschiedliche Herausforderungen unter einen hohen Modernisierungsdruck gesetzt: Energiekrise, Eurokrise, politische Unsicherheiten sowie die bereits langjährig wirkenden Probleme mit geringen Margen, Preisdruck, Fachkräftemangel und hoher Fragmentierung des Marktes. Die Antwort auf diese Herausforderungen ist eine konsequente Digitalisierung. Auf dem Transportmarkt vermehren sich daher gegenwärtig so genannte digitale Speditionen, die ein durchgängig digitales Geschäftsmodell verfolgen und die Marktposition der traditionellen Speditionen unter Druck setzen. Die Überlebensstrategie dieser Unternehmen kann nur ebenfalls in der Übernahme digitaler Technologie unter Beibehaltung der Vorteile ihres Geschäftsmodells (enge Verflechtung mit vertrauten Partnern und Kunden in einem regionalen Umfeld sowie Value-added-Dienstleistungen) bestehen. Aus diesem Grund werden digitale Cloud-Lösungen für traditionelle Unternehmen immer attraktiver. Sie bieten zahllose Services an, die ohne große Investitionen und ohne einen Auf- oder Ausbau einer eigenen IT-Infrastruktur das Business unterstützen und zahlreiche neue oder verbesserte Dienstleistungen ermöglichen. Auf diese Weise wird der traditionelle zum hybriden Spediteur, der auf dem Markt der Zukunft erfolgreich bestehen kann.
Jacek Tarkowski
19. Die Zukunft gehört den digitalen Plattformen
Zusammenfassung
Stellen Sie sich auch die Frage, wie Sie die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen zuverlässig an die Wand fahren können? Es kann doch nicht sein, dass über Jahrzehnte eingeschliffene Prozesse und Strukturen einfach so infrage gestellt werden! Was spricht denn eigentlich gegen Excel-Tabellen und zentnerweise Ausdrucke? Lassen Sie doch einfach alles so, wie es ist! Alles andere stiftet nur Unruhe! In diesen volatilen Zeiten machen Strategien sowieso keinen Sinn. Nichts lässt sich mehr vernünftig planen, alles ist irgendwie komplex und mehrdeutig. Ohne Plan und Maßnahmenkatalog lebt es sich einfach leichter und Sie müssen hinterher nicht erklären, warum es nicht funktioniert hat! Lassen Sie sich auf keinen Fall beraten! Berater sind teuer und kommen immer zu denselben Ergebnissen: Sie müssen etwas verändern! Veränderung kostet Kraft, jede Menge Geld, verwirrt die Leute und hat einen ungewissen Ausgang. Hören Sie auf zu kommunizieren! Denken Sie mal an die vielen Teams- und Zoom-Meetings der letzten Monate! Langwierig und meist unproduktiv. Das waren nicht ganz ernst gemeinte Tipps, wie Sie die Digitalisierung an die Wand fahren können, aber Sie ahnen es schon: Darin stecken leider jede Menge Wahrheiten …
Michael Otto
20. Digitalisierte Kooperation – Das Überlebensmodell für die mittelständische Transportindustrie
Zusammenfassung
Das Kapitel zeigt, wie mittelständische Spediteure mit Hilfe des Modells der horizontalen Transportabwicklung den sich ständig verändernden und immer neuen Anforderungen in der Transportwirtschaft begegnen sollten, um konkurrenz-, ja sogar überlebensfähig zu bleiben. Basierend auf der neuen Erwartungshaltung an den Spediteur in der heutigen Zeit wird ein Zielbild erarbeitet, das einen signifikanten Fortschritt gegenüber dem bestehenden Status quo darstellt. Dieses Zielbild lässt sich durch das Modell der horizontalen Transportabwicklung erreichen. Dabei werden Verlader, Spediteure und weitere Marktteilnehmer in das digitale Modell integriert und die Grenzen der vorherrschenden vertikalen Abwicklung aufgelöst, die heute nachhaltigere, qualitäts- und kostenoptimierte Transporte verhindert.
Francesco De Lauso
21. Neue Technologien, revolutionäre Geschäftsmodelle
Zusammenfassung
Die Covid-19-Krise hat der Digitalisierung auch in der Logistik in Deutschland einen beträchtlichen Schub verliehen. Viele Einzelhändler haben die Chance ergriffen, die Digitalisierung als neues Geschäftsmodell erfolgreich umzusetzen. Damit sie sich dabei auf die eigenen Kernkompetenzen fokussieren und damit das Wachstum vorantreiben können, ist eine Zusammenarbeit mit einem in der digitalen Logistik (Versand, Warehousing & Fulfillment) spezialisierten Dienstleister mehr als empfehlenswert.
Maurice Wulms, Bart Takkenkamp
22. Der strategische Einsatz von Immobilien Asset Management in Logistikimmobilien-Portfolios
Zusammenfassung
Die Logistik und in diesem Zusammenhang auch der Markt für Logistikimmobilien wird in jüngster Zeit zunehmend gesellschaftsweit als bedeutende Säule von Wirtschaftskraft und Wohlstand erkannt. Entsprechend hoch im Kurs stehen Logistikimmobilien bei institutionellen Investoren. Damit Logistikobjekte aber über ihren Lebenszyklus hinweg attraktiv bleiben, müssen hoch qualifizierte Asset Manager sie bereits vor dem Ankauf, während des Betriebs und bis zum Abriss professionell verwalten. Spezialisierte Asset Manager müssen in der Lage sein, als kompetentes Verbindungsglied zwischen Fondsmanagement und Property Management zu operieren, um Investoren und Nutzern gleichermaßen eine optimierte Performance der Immobilie über den gesamten Lebenszyklus zu garantieren. Schwerpunkt des Kompetenzspektrums eines Asset Managers muss ein kreatives strategisch ausgerichtetes Konzept aus der Perspektive des Mieters sein, das sich auf umfassendes Wissen bezüglich dieses Logistiksektors, der jeweiligen lokalen und regionalen Standortproblematik sowie der bautechnischen Details der Asset-Klasse Logistikimmobilie stützt.
Jan van den Hogen
23. Digitalisierung und Einsatz von KI in der Lagerlogistik am Beispiel von Videomanagementsystemen
Zusammenfassung
Der Grad der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen entscheidet heute über die Wettbewerbsfähigkeit von Logistikdienstleistern. Deshalb wird eine breite Palette digitaler Lösungen zur Beschleunigung und Optimierung der Abläufe genutzt, darunter auch Videomanagementsysteme. Die Grundvoraussetzungen für das Training und die Integration künstlicher Intelligenz bringen solche Anwendungen bereits mit. Sie führen große digital erfasste Datenmengen (z. B. Video-, Scan- und Ortungsdaten) aus unterschiedlichen Quellen automatisch zusammen und können diese breite Datenbasis für verschiedenste Zwecke bereitstellen. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie digitalisiert die Lagerlogistik heute ist, wie viel künstliche Intelligenz in logistikspezialisierten IT-Systemen bereits steckt und wie der zunehmende Einsatz von KI in Zukunft auch die Weiterentwicklung von Videomanagementanwendungen mitgestalten wird.
Hendrik Reger
24. Eine selbstbewusstere Logistikindustrie verbessert die Resilienz der Versorgungssysteme
Zusammenfassung
Volatilität ist auf unabsehbare Zeit das einzig verlässliche Merkmal für die Bedingungen, in denen Wirtschaft und Gesellschaft operieren müssen. Dies hat besonders kritische Bedeutung für die Logistikindustrie, in deren Händen die Versorgung der Bevölkerung liegt. Die Stärkung dieses Wirtschaftszweigs muss daher künftig eine weit höhere Priorität erhalten als dies bisher der Fall war. Es ist eine der wichtigsten Aufgaben für die Unternehmen der Logistik, auf Politik und Gesellschaft entsprechend einzuwirken, damit in den zu erwartenden rauen Zeiten die Leistungsfähigkeit des Versorgungssystems erhalten bleibt.
Peter Voß, Arnold Schroven, Volker Stich
Metadaten
Titel
Die Neuerfindung der Logistik
herausgegeben von
Peter H. Voß
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-41084-1
Print ISBN
978-3-658-41083-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-41084-1