Skip to main content

2004 | OriginalPaper | Buchkapitel

Die Politik der Moderne aus kulturtheoretischer Perspektive: Vorpolitische Sinnhorizonte des Politischen, symbolische Antagonismen und das Regime der Gouvernementalität

verfasst von : Andreas Reckwitz

Erschienen in: Politikwissenschaft als Kulturwissenschaft

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
loading …

Eine kulturalistische Theorie und Analyse der Politik hat zunächst den Status eines Parasiten. Sie ist parasitär gegenüber einer seit der Nachkriegszeit die westlichen Sozialwissenschaften dominierenden Selbstbeschreibung dessen, was Politik ausmacht. Diese Selbstbeschreibung folgt einem ‚liberalen‛ Vokabular; sie modelliert die Politik als ein ‚Instrument‛, ein ‚Werkzeug‛ der Gesellschaft zur Umsetzung kollektiver Ziele und misst sie anhand formaler Rationalitätsmaßstäbe, vor allem jenen der ‚Legitimität‛ und der ‚Effizienz‛ der Politik. Der liberale Code des Politischen manifestiert sich im Feld der Theorien der Politik in einer Vielzahl verschiedener, zum Teil einander bekämpfender ‚rechtsliberaler‛ und ‚linksliberaler‛ Versionen, in stärker normativ-begründungstheoretischen und analytisch-empirisch orientierten Spielarten. Diese folgen jedoch insofern dem gleichen Beschreibungscode, als sie Politik vor dem Hintergrund jener beiden Aufgaben interpretieren, die sie sich im liberalen Selbstverständnis selbst auferlegt: Politik soll und will erstens eine legitime Repräsentation der in der Gesellschaft geltenden Interessen liefern. Die Frage lautet dann, inwiefern und unter welchen Umständen eine solche Legitimität der politischen Entscheidungen und Entscheidungs-prozesse erreicht wird. Es ist die Denktradition der ‚Vertragstheorien‛ (Kontraktualismus), die seit der Frühen Neuzeit einen vielseitig verwendbaren utilitaristisch-libertär oder prozeduralistisch-linksliberal interpretierbaren Rahmen zur Modellierung dieses Legitimitätsproblems liefert, wie er in der Politischen Theorie der Gegenwart etwa durch Autoren wie Robert Nozick (1974), F.A. Hayek (1991) und James Buchanan (1975) einerseits, John Rawls (1991) und Jürgen Habermas (1992) andererseits ausbuchstabiert wird.

Metadaten
Titel
Die Politik der Moderne aus kulturtheoretischer Perspektive: Vorpolitische Sinnhorizonte des Politischen, symbolische Antagonismen und das Regime der Gouvernementalität
verfasst von
Andreas Reckwitz
Copyright-Jahr
2004
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-80964-3_3