Die Strategie als gemeinsame Logik des Handelns

In einer unsicheren, globalen und schwer interpretierbaren Welt lässt sich kein Unternehmen mit dem Top-down-Ansatz, mit Anordnungen und Kontrollen von oben und ausführenden Befehlsempfängern unten, erfolgreich führen. Diese Art der Führung ist durch die Schnelligkeit und Unvorhersehbarkeit des Wandels überholt. Unternehmen brauchen eine Strategie, die als gemeinsame Logik des Handelns den Führungskräften auf unterschiedlichen Verantwortungsebenen Entscheidungsfreiheit und Handlungsspielraum bietet, um neue Möglichkeiten zu entdecken und umzusetzen, Probleme kreativ zu lösen und schlecht kalkulierte Risiken abzuwenden.

Ohne Strategie ist langfristig überdurchschnittlicher Erfolg nicht wahrscheinlich. Selbst die beste Strategie ist keine Erfolgsgarantie. Ein Unternehmen oder eine Non-Profit-Organisation strategisch führen heißt, die Einrichtung ganzheitlich in ihren Beziehungen zu den Stakeholdern zu sehen und zu erkennen, wie die Teile zusammenhängen und wie sich die Entscheidungen in vielen Bereichen und auf verschiedenen Verantwortungsebenen gegenseitig beeinflussen. Diese ganzheitliche Sicht ist umso wichtiger, je größer die Wechselwirkungen zwischen Märkten, Technologien, Gesellschaft, Politik und Unternehmen sind.

In den vergangenen Jahren untersuchten Hinterhuber & Partners die Praxis des strategischen Denkens und Handelns in mehr als 230 Geschäftseinheiten von 50 Unternehmen weltweit. Dabei haben wir festgestellt, dass in drei von vier Fällen eine Strategie verfolgt wird, die ihren Namen nicht verdient und mit der die Kapitalkosten nicht erwirtschaftet werden. Die Verfolgung einer schlechten Strategie schwächt das Unternehmen und kann dazu führen, dass das Unternehmen zerschlagen oder verkauft wird oder Konkurs anmeldet. Gute Strategien schaffen die Basis für langfristig überdurchschnittlichen Erfolg.

Ein Unternehmen muss in jeder Situation, die auch mit noch so kleiner Wahrscheinlichkeit eintreten kann, in der Lage sein, zu überleben. Der Unternehmer ist verantwortlich für die Kontrolle des Risikos, das dessen kontinuierliche Erneuerung verursachen kann.

Führen mit strategischer Teilhabe ist eine Methode, mit der der Unternehmer den Führungskräften einen Ausschnitt aus den eigenen strategischen Absichten und Gedankengängen gibt, durch den diese zu Eigeninitiative und zur geistigen Mitarbeit bei der Formulierung und Umsetzung der Strategie aufgefordert werden. Das Ziel ist, die Führungskräfte in die Lage zu versetzen, dass sie das Ganze vor den Teilen sehen und zur erfolgreichen Gestaltung sowohl der Teile als auch des Ganzen initiativ und kreativ beitragen. Dadurch können die Entscheidungsträger in den Funktionsbereichen und Strategischen Geschäftseinheiten mit dem gleichen konzeptionellen Rahmen rechnen, auf den sich auch alle anderen beziehen. Unsere Untersuchungen zeigen, das erfolgreiche Unternehmen alle Mitarbeiter in den Strategieprozess einbinden.

Die Strategie kann von großem Nutzen sein, wenn es sich darum handelt, die Kunden positiv zu überraschen, Wettbewerbsvorteile aufzubauen, knappe Ressourcen auf eine möglichst wirtschaftliche Weise zuzuteilen, wenn verschiedene Alternativen existieren, um bestimmte Ziele zu erreichen und wenn große Unsicherheit über die Zukunft herrscht. Wir brauchen keine Strategie, wenn das Problem der Ressourcenallokation nicht besteht, wenn die Zukunft ähnlich der Vergangenheit sein wird und wenn in der Vergangenheit befriedigende Ergebnisse erzielt wurden. Unter diesen Voraussetzungen genügt es, den Erfolg der Vergangenheit zu wiederholen. Ein Unternehmen braucht auch keine Strategie, wenn keine Eintrittsbarrieren in dem Markt bestehen. In diesem Fall zählt nur die operative Exzellenz. In einer Zeit tiefgreifenden Wandels in allen Lebensbereichen brauchen wir jedoch eine Strategie, um dank einer guten Ökonomie der Kräfte unseren Handlungsspielraum zu wahren, die Anzahl das Optionen zu erhöhen, Risiken abzuschätzen und unsere großen Ziele zu erreichen. Ohne Strategie wird in einer Welt, die schwer interpretierbar, chaotisch, volatil und unsicher ist, jede unternehmerische Tätigkeit zu einem Hasardspiel. Die Strategie sichert den Vorsprung an Initiativen, ermittelt Risiken und erhöht dadurch die Wahrscheinlichkeit für nachhaltigen Erfolg.

Was für Unternehmer zählt, sind die Ergebnisse und der Weg dorthin. Sie werden nicht an ihren Absichten, sondern an den nachhaltigen Resultaten ihrer unternehmerischen Leistung gemessen. Dazu brauchen sie eine Strategie, die von den Führungskräften richtig interpretiert und von diesen nach Maßgabe der Situation weiterentwickelt wird und in entsprechenden Aktionsplänen und Organisationsformen ihren Niederschlag findet.