Die Zeit heilt alle Wunden … ?

Auszug

… möchte man wie Voltaire (Le temps adoucit tout) hoffen, wenn man an extreme Hochwasserereignisse und die Nachwirkungen denkt, die Betroffene erleiden müssen. Diese Hoffnung zu empfinden kann schwer sein, wenn Menschen nicht wiederkehren, wichtige Dinge verloren sind und die Überwindung der Hochwasserfolgen zu langsam vorangeht. Immer wieder werden wir mit Naturereignissen konfrontiert. Im Westen Deutschlands ist es gerade ein Jahr her und im Osten und Süden erinnern wir uns an das einschneidende Hochwasserereignis vor 20 Jahren. Die Wunden des jüngeren Ereignisses sind vielfach noch sichtbar, die des länger zurückliegenden Hochwassers sind zum großen Teil verheilt. Dieser Heilungsprozess vollzog sich schrittweise und erforderte sehr umfangreiche Anstrengungen und Mittel. Mit der Genesung verblasst auch zuweilen die Erinnerung an die Tiefe des Schmerzes, der einst zu spüren war. Das ist einerseits gut, beeinträchtigt aber andererseits die Aufmerksamkeit und die Vorbereitung auf zukünftige Ereignisse. Das ist sicherlich einer von mehreren Gründen dafür, dass ein Hochwasserereignis im Jahre 2021 so viele Todesopfer und so große Sachschäden verursachen konnte, obwohl andere Ereignisse wie jenes 19 Jahre zuvor schon ein Achtungszeichen gesetzt hatten. …