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2019 | Buch

Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen VI

Impulse für die Forschung

herausgegeben von: Prof. Dr. Mario A. Pfannstiel, Prof. Dr. Patrick Da-Cruz, Prof. Dr. Harald Mehlich

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Über dieses Buch

Die digitale Transformation schreitet voran - Patienten, Arbeitnehmer und Arbeitgeber in Gesundheitseinrichtungen sind gleichermaßen davon betroffen. Bemerkbar macht sie sich vor allem durch den verstärkten Einsatz von Telemedizin und E-Health. Der Bedarf an Forschung und Entwicklung in diesem Bereich ist groß und nimmt im Gesundheitswesen einen hohen Stellenwert ein: Forschungszentren tragen durch ihre Forschungsaktivitäten dazu bei, dass wettbewerbsfähiges Know-how in der Praxis eingesetzt werden kann und durch Kooperation und Vernetzung von Akteuren können gesellschaftliche und technologische Zukunftsfelder schnell erkannt, gefördert, und erschlossen werden.
Anhand von konkreten Beispielen aus der Versorgungs-Praxis zeigt dieses Buch, welche digitalen bzw. digital gestützten Lösungskonzepte und Dienstleistungen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung und Leistungserbringung in der Gesundheitswirtschaft bereits entwickelt worden sind. Mit seinen vielfältigen Perspektiven richtet es sich dabei an Analytiker, Entwickler, Projektleiter, Forscher und Entscheidungsträger im Gesundheitswesen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Digitalisierung und Datensicherheit

Frontmatter
Kapitel 1. Digital Health Maturity Index
Analyse des Digitalisierungsgrades im Krankenhaus
Zusammenfassung
Krankenhäuser innerhalb des Megatrends „Digitalisierung“ zukunftsfähig aufzustellen und dem wachsenden Kostendruck zu begegnen, ist aktuell die Herausforderung des deutschen Gesundheitswesens. Ansätze der Prozessdigitalisierung, -automatisierung und -dezentralisierung produzierender Unternehmen auf dem Weg zur Industrie 4.0 bieten Chancen, diesen Anforderungen gerecht zu werden. Um ein Haus oder einen Verbund erfolgreich in ein digitales Krankenhaus zu transformieren, ist es essenziell, Transparenz über den Ausgangszustand herzustellen sowie die für diesen Prozess relevanten Organisations- und Betrachtungsebenen und deren Entwicklungsstände zu kennen. Das Fraunhofer ISST nimmt verschiedene Perspektiven ein und führt diese innerhalb des Digital Health Maturity Index zu einem Status quo bezüglich der aktuellen Digitalisierung eines Krankenhauses zusammen und gibt gleichzeitig Aufschluss über die Fähigkeit zur zukünftigen Erschließung der Potenziale digitaler Prozessunterstützung.
Anja Burmann, Wolfgang Deiters, Sven Meister
Kapitel 2. Gesundheitsdaten und Digitalisierung – Neue Anforderungen an den Umgang mit Daten im Gesundheitswesen
Zusammenfassung
Im Zuge aktueller Digitalisierungsprozesse des Gesundheitswesens erweitern sich die Möglichkeiten der Datenbereitstellung, -erhebung und -auswertung enorm. In einer individualisierten Gesellschaft entstehen so neue Potenziale, um den pluralisierten gesundheitlichen Bedarfen von Individuen, Communities und Organisationen nachzukommen. Gleichzeitig erfordern Gesundheitsdaten einen sensiblen Umgang, um konsequent den Sicherheits- und Datenschutzbedürfnissen der Nutzer Rechnung zu tragen. Vor dem Hintergrund eines sich wandelnden Gesundheitswesens wird aufgezeigt, welche Auswirkungen Digitalisierungsprozesse auf verschiedene Stakeholder im Gesundheitswesen haben. Deutlich wird dabei, dass für alle Akteure die Existenz von und ein adäquater Umgang mit (digitalen) Gesundheitsdaten unerlässlich sind. Der Beitrag leitet daraus neue Anforderungen an dem Umgang mit Gesundheitsdaten ab und resümiert, dass neue Ausbildungsangebote im Bereich Gesundheitsdatenmanagement geschaffen werden müssen.
Kim Veit, Michael Wessels, Wolfgang Deiters
Kapitel 3. Digital Health Literacy – Thesen zu Konzept und Förderungsmöglichkeiten
Zusammenfassung
Digital Health Literacy wird von vielen Stakeholdern im Gesundheitswesen als Grundbedingung für eine gelingende digitale Transformation eingefordert; welche Kompetenzen jedoch damit gemeint sind und wie diese gefördert werden können, das bleibt meistens im Dunkeln. Das Projekt „TK-DiSK“ hat das Ziel, das Konzept Digital Health Literacy wissenschaftlich zu begründen und weiterzuentwickeln. Kompetenz, Wissen und Fähigkeiten werden hier nicht ausschließlich in den Köpfen von Patienten und Versicherten verortet, sondern als soziale Praktiken verstanden, die von Erfahrungen, materiellen Realitäten und sozialem Kontext mitbestimmt werden. Digital Health Literacy muss daher nicht nur als Eigenschaft von Individuen, sondern auch von soziotechnischen Systemen verstanden werden. Den Organisationen und Institutionen im Gesundheitswesen kommt damit bei der Realisierung von Digital Health Literacy eine zentrale Rolle zu.
Silja Samerski, Hardy Müller
Kapitel 4. Bewertungsportale im Internet
Zusammenfassung
Ärzte und Kliniken müssen Bewertungen durch Patienten in Bewertungsportalen auch ohne ihre Einwilligung oder sogar gegen ihren ausdrücklich erklärten Willen hinnehmen. Sie haben grundsätzlich keinen Anspruch auf Nichtbewertung oder auf Löschung sämtlicher Bewertungen. Ansprüche auf Unterlassung konkreter Äußerungen kommen aber in Betracht, wenn diese als unwahre Tatsachenbehauptung oder als Formalbeleidigung oder Schmähkritik unzulässig sind. Fake-Bewertungen sind immer unzulässig. Hat der Betroffene Anhaltspunkte für das Vorliegen einer Rechtsverletzung, sollte er dies gegenüber dem Portalbetreiber unverzüglich beanstanden, damit das vom Bundesgerichtshof entwickelte Beanstandungs- und Nachweisverfahren („notice and action“) eingeleitet wird. Über diesen Weg kann man schnell und ohne gerichtliche Inanspruchnahme zum gewünschten Ziel kommen. Das Grundproblem bleibt der uneingeschränkte Schutz der anonymen Meinung, der dazu führt, dass der betroffene Arzt regelmäßig nicht seinen Kritiker, sondern nur den Portalbetreiber als Intermediär dieses asymmetrischen Kommunikationsprozesses in Anspruch nehmen kann. Die Rechtsprechung wird sich auch in der Zukunft mit diesem Thema befassen.
Ulrich Franz
Kapitel 5. Digitalisierung, Big Data und Big To-dos aus Sicht der Rechtswissenschaft
Zusammenfassung
Die komplexen Gegenwarts- und Zukunftsaufgaben der „Digitalisierung“ nahezu aller Lebens-, Gesellschafts- sowie Wirtschaftsbereiche fordern Akteure und Verantwortliche in Unternehmen (privat wie öffentlich) ganz außergewöhnlich. Alle Akteure und Verantwortliche von privaten wie öffentlichen Unternehmen müssen sich unverzüglich und kritisch mit den vielfältigen und komplexen To-dos, den rechtlichen Kenntnissen und Grundlagen auseinandersetzen. Es geht darum, Konformität mit den vielschichtigen Rechts- und Themenfeldern der Digitalisierung mit ihren Ausformungen wie Big Data, Smart Data, Recht und Eigentum an Daten, Datenschutz- und Datensicherheitsrecht, Digitalisierung der Arbeitswelt, soziale Netzwerke, Cloud-Computing, Profiling, Scoring, Mobile Health, Apps und Medizinprodukterecht, künstliche Intelligenz, Robotik, Blockchain sowie den ethischen Fragestellungen zu erreichen. Zu dieser regelkonformen digitalen Ordnung will dieser Beitrag die Akteure und Verantwortlichen in der Gesundheitswirtschaft überblicksartig informieren und hierbei auf einschlägige Quellen Bezug nehmen.
Heinrich Hanika

Telemedizin und E-Health

Frontmatter
Kapitel 6. Vom Projekt in die Versorgung – Wie gelangen telemedizinische Anwendungen (nicht) in den Versorgungsalltag?
Zusammenfassung
Der Stand der Telemedizin in Deutschland wird vielfach als ungenügend, unzureichend und nicht den technischen Möglichkeiten entsprechend eingeschätzt. In einer vom BMBF beauftragten Studie haben wir eine umfassende Bestandsaufnahme und Systematisierung der aktuell in Deutschland existierenden telemedizinischen Projekte bzw. Anwendungen vorgenommen, theoriebasiert den Stand und das Potenzial telemedizinischer Anwendungen hinsichtlich ihrer Überführung in die sog. Regelversorgung bewertet und Hemmnisse, aber auch Gelingensfaktoren und erfolgreiche Strategien im Prozess vom Projektstatus in den Versorgungsalltag analysiert. Zusammen mit den Ergebnissen einer Diskussion mit hochrangigen Akteuren aus dem Bereich Telemedizin bilden sie die Basis für eine Einschätzung des aktuellen Standes der Telemedizin in der Versorgung und zentrale Handlungsempfehlungen.
Bianca Lehmann, Eva-Maria Bitzer
Kapitel 7. Präferenzanalytische Untersuchung von Chancen durch Digitalisierung für eine patientengesteuerte Gesundheitsversorgung mittels elektronischer Patientenakte
Zusammenfassung
Die Erhebung von Patientenpräferenzen hinsichtlich digitaler Gesundheitstechnologien ist im Rahmen einer patientengesteuerten Gesundheitsversorgung von hoher Bedeutung. Die Implementierung von patientenpräferierten Instrumenten kann zu einer Erhöhung des Patienten-Empowerment und damit zu einer Verbesserung der Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung führen. In der vorliegenden Studie wurde der aktuelle State of the Art der wissenschaftlichen Forschung aufgearbeitet und unter Anwendung der Choice-based-Conjoint-Analyse wurden Patientenpräferenzen in Bezug auf die Ausgestaltung einer elektronischen Patientenakte empirisch erhoben. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Patienten den Merkmalen Anbieter der Datenspeicherung und Vernetzungsgrad eine hohe Wichtigkeit zuordnen. Insbesondere die Speicherung bei einem Leistungserbringer und die Realisierung eines hohen Vernetzungsgrades können die Nutzungswahrscheinlichkeit einer elektronischen Patientenakte beeinflussen.
Matthias J. Kaiser, Jennifer Fränken
Kapitel 8. Medizinischer Unterversorgung im Vogtland mittels Telemedizin aktiv begegnen
Zusammenfassung
Das Vogtland steht aufgrund des Hausärztemangels vor großen gesundheitspolitischen Herausforderungen. Insbesondere für die zunehmend ältere Bevölkerung, häufig ohne familiäre Unterstützung vor Ort, wird die ärztliche Betreuung schwierig. Zur Unterstützung der Hausärzte, Entlastung der Rettungsstellen sowie zur Vermeidung von langen Wegstrecken der Patienten zu den ambulanten Praxen soll das Projekt „Telematikunterstützung für die Impulsregion Vogtland 2020“ umgesetzt werden. Hierzu sollen im Projekt zwei ambulante Servicezentren in verschiedenen Orten errichtet und zur ersten Anlaufstelle für Patienten werden. Mögliche Voruntersuchungen durch das ansässige mittlere medizinische Personal und der virtuelle Arztbesuch mittels Videosprechstunde sollen Hausärzte entlasten und Zeitressourcen optimal ausnutzen. In einer patientenzentrierten Akte werden Informationen zum Patienten vom Arzt, Pflegedienst und von im häuslichen Umfeld angebundenen medizinischen Kleingeräten zusammengetragen. Ergebnis soll ein Konzept mit nachgewiesenem Nutzen sein, welches nach der Projektlaufzeit auf andere Regionen ausgerollt werden kann.
Linda Weichenhain, Daniel Schiffer, Maximilian T. Schwiercz, Anke Häber
Kapitel 9. Multimodale Schmerztherapie mit E-Health
Rise-uP als neues Versorgungskonzept zur Prävention der Chronifizierung von Rückenschmerzen – Chancen und Herausforderungen
Zusammenfassung
Rückenschmerzen haben eine hohe Prävalenz und sind ein bedeutsames gesundheitsökonomisches Problem in Deutschland. Die Behandlung der Patienten erfolgt bisher allerdings weitgehend unstrukturiert: Bei vielen Patienten wird eine unnötige und teure Bildgebung durchgeführt oder ohne Indikation operiert, obgleich die Nationalen Versorgungsleitlinien Kreuzschmerz (NVL) diese Praxis explizit missbilligen. Das vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) geförderte Projekt Rise-uP möchte hier ansetzen und die NVL über E-Health-Technologie und eine mobile Anwendung (Kaia Rückenapp) realisieren. Die Rückenschmerzbehandlung erfolgt gemäß Rise-uP hausarztzentriert. Über eine gemeinsame elektronische Fallakte haben Schmerzspezialisten Zugriff auf die Patientendaten und können den Hausarzt bei Bedarf telemedizinisch beraten. Der Patient wird über die Kaia Rückenapp u. a. zu Eigenaktivität und Entspannungsübungen angeregt. Das Konzept wird in der Evaluation der Regelversorgung gegenübergestellt. Das Buchkapitel stellt das Rise-uP-Konzept ausführlich vor und diskutiert beispielhaft die Herausforderungen bei der Einführung von E-Health im Gesundheitssystem mit Fokus auf die Akzeptanz der Ärzte.
Janosch A. Priebe, Katharina K. Haas, Linda L. Kerkemeyer, Christine Schiessl, Thomas R. Tölle
Kapitel 10. E-Health-Lösungen zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Afrika – Machbarkeitsstudie einer M-Health-Lösung für Diabetespatienten in Kamerun
Zusammenfassung
Neue Entwicklungen und dramatisch gefallene Preise bei Smartphonetechnologien sowie die weitgehende Verfügbarkeit von Mobilfunk und mobilem Internet haben die Verbreitung der mobiltelefonbasierten Telemedizin, kurz M-Health, vorangetrieben. Jedoch waren die Länder der niedrigen und mittleren Einkommen von diesem Trend wegen der mangelnden Infrastruktur und knappen Verfügbarkeit von Endgeräten bisher abgeschnitten. Dies ändert sich derzeit schnell und die Aussichten für M-Health stehen gut. M-Health-Lösungen bieten große Chancen für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung im ländlichen Gebiet. Vor allem der massive Anstieg der Prävalenz von chronischen Krankheiten stellt die Gesundheitswesen vor enorme Herausforderungen. Während die Behandlung von Patienten mit Infektionskrankheiten kurzweilig ist und durch die Behandlung eine Heilung herbeigeführt wird, ist die Behandlung von chronischen Krankheiten langwierig. Durch die Behandlung werden die Krankheitssymptome nur verringert und kontrolliert. Deswegen muss der Behandlungserfolg auch regelmäßig überwacht werden. Am Beispiel der Fernüberwachung von Diabetespatienten im ländlichen Kamerun wurde das Potenzial von M-Health durch eine Machbarkeitsstudie überprüft. Die technische Machbarkeit der Anwendung eines solchen Systems konnte nachgewiesen werden. Auch medizinisch entsprach die Behandlungsqualität mithilfe des Systems mindestens der Qualität der Standardbehandlung. Jedoch sind die Kosten zu hoch, um das System in den bestehenden Rahmenbedingungen des kamerunischen Gesundheitswesens zu implementieren. Die Kosten für die Verbrauchsmaterialen sind deutlich zu hoch für die zur Verfügung stehenden Ressourcen. Aber auch die Kosten für den mobilen Internetzugang waren zum Zeitpunkt der Studie zu hoch. Jedoch ist zu hoffen, dass die Kosten für mobilen Internetzugang zeitnah dramatisch fallen werden. Um die Kosten für die Verbrauchsmaterialien zu reduzieren, sind die Verwendung regulärer Blutzuckermessgeräte und die manuelle Eingabe der Messwerte denkbar. Durch die Studie konnte das große Potenzial vom M-Health-Anwendungen zur Verbesserung des Zugangs zur gesundheitlichen Versorgung in ländlichen Gebieten von Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen aufgezeigt werden. Jedoch müssen die Lösungen noch kostengünstiger sein, um dort sinnvoll einsetzbar zu sein. Die Ergebnisse der Studie sind beispielhaft für das Potenzial, aber auch die Herausforderung für E-Health- und im Speziellen M-Health-Anwendungen in Ländern mit geringen Ressourcen. Sie haben das Potenzial, den Zugang zu gesundheitlicher Versorgung zu verbessern und deren Qualität zu steigern. Jedoch müssen diese Lösungen in den bestehenden Rahmenbedingungen des jeweiligen Gesundheitssystems finanzierbar sein. Dies liegt primär daran, dass in vielen Ländern ein großer Teil der Gesundheitsausgaben derzeit noch direkt von den Patienten als private Ausgaben bezahlt werden müssen.
Felix Holl
Kapitel 11. Beteiligung von Stakeholdern in der E-Health-Gesetzgebung – Eine Schweizer Fallstudie zur Einbeziehung von Stakeholderpräferenzen
Zusammenfassung
Die Schweizer Politik zeichnet sich unter anderem durch einen starken Einbezug der Gesellschaft in ihre legislativen Prozesse aus. Zusätzlich zu den gewählten legislativen und exekutiven Behörden besteht auch für Parteien, Verbände und Zusammenschlüsse von Bürgern die Möglichkeit, ihre Anliegen und Bedenken in die Gesetzgebungsprozesse einzubringen, die dann in unterschiedlichem Maße Eingang in Gesetze und Verordnungen finden. Die vorliegende Fallstudie diskutiert den Einfluss von Stakeholdern auf den legislativen Prozess anhand des elektronischen Patientendossiers und analysiert den Einfluss von verschiedenen Stakeholdergruppen mittels einer quantitativen und qualitativen Analyse. Hierfür wurden Kommentare von 137 Interessengruppen zur Verordnung über das elektronische Patientendossier während des politischen Vernehmlassungsverfahrens im Jahr 2016 zusammengetragen und untersucht. Den theoretischen Rahmen dieses Beitrags stellt das Advocacy Coalition Framework dar. Die Hypothesen wurden von diesem Ansatz abgeleitet (Gruppenunterschiede, Einfluss). Die Befunde zeigen, dass verschiedene Stakeholdergruppen den legislativen Prozess in der Schweiz unterschiedlich stark beeinflussen. Weiter deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Akteure auf Kantonsebene tendenziell einen höheren Einfluss auf die Ausgestaltung der E-Health-Gesetzgebung haben als andere Gruppen (Gesundheits-/Sozialverbände, IT).
Alexander Mertes, Lyn E. Pleger, Gabriel Trinkler

Chronische Erkrankungen und Pflege

Frontmatter
Kapitel 12. Die digitale Pille für chronische Krankheiten
Zusammenfassung
Laut WHO sind chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes oder Asthma weltweit für circa 70 % aller Todesfälle verantwortlich. Leistungserbringer haben allerdings nur beschränkte Ressourcen und können den Gesundheitszustand im Alltag von Patienten nicht kontinuierlich erheben und daher auch nicht immer rechtzeitig intervenieren, bevor es zu einer allfälligen Hospitalisierung kommt. Vor diesem Hintergrund diskutiert dieser interdisziplinäre Beitrag das Potenzial digitaler Pillen. Das Ziel digitaler Pillen besteht darin, Gesundheitszustände mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie möglichst kontinuierlich, zweckdienlich und bequem zu erheben und nur dann zu intervenieren, wenn es unbedingt sein muss, kurzum Patienten den Umgang mit ihrer chronischen Krankheit im Alltag zu erleichtern. Nach einer Einleitung wird das Konzept digitaler Pillen näher erläutert. Danach werden fünf digitale Pillen aus den Bereichen Gesundheitskompetenz, Prävention und Therapie näher vorgestellt. Abschließend wird das Konzept der digitalen Pille kritisch reflektiert und Potenziale sowie Herausforderungen werden diskutiert.
Tobias Kowatsch, Doris Fischer-Taeschler, Fabian Putzing, Pius Bürki, Christoph Stettler, Gabriella Chiesa-Tanner, Elgar Fleisch
Kapitel 13. Intelligentes Diagnose- und Therapiemanagementkonzept mit einem digitalen Avatar durch Integration von Vitalparametern und genomischen Daten am Beispiel des Diabetes mellitus
Zusammenfassung
Mit einem wissensbasierten Diagnose- und Therapiemanagement lässt sich ein niederschwelliger Zugang zu einer dauerhaften und fundierten gesundheitlichen Beratung ermöglichen. Am Beispiel des Diabetes mellitus kann gezeigt werden, dass die Nutzung von Aktivitätsdaten in Kombination mit genomischen Daten und diagnostischen Daten auf verschiedenen Modellierungsebenen neue Erkenntnisse über sinnvolle Therapiekonzepte entstehen lässt. Insbesondere deuten diese Erkenntnisse darauf hin, dass dadurch bei vielen Diabetikern eine typgerechte, nachhaltige und dauerhafte Verhaltensänderung in Bezug auf Ernährung und Bewegung erreicht und ggf. auf Medikation verzichtet werden kann. Dadurch kann die Gesundheit des Individuums gefördert und insgesamt können im Gesundheitssystem Kosten gespart werden. In diesem Beitrag werden verschiedene diagnostische Methoden mittels eines Patientenmodells auf verschiedenen Modellierungsebenen betrachtet. Bei dem vorgestellten Modell handelt es sich um eine Forschungs- und Evaluationsplattform, mit der neue Forschungsergebnisse und verschiedene bereits am Markt verfügbare Produkte im Sinne eines Best-Practice-Ansatzes integriert werden. Dieser insgesamt erweiterte Systemfokus ermöglicht die Evaluation neuer prototypischer Konzepte in Projekten und wissenschaftlichen Ausarbeitungen. Durch den Einsatz dieser neuen digitalen medizinischen Methoden entstehen neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen in der Gesundheitswirtschaft.
Kurt Becker
Kapitel 14. Elisabeth Brönnimann und ihr Weg durch das Gesundheitssystem – Digitale Transformation aus Patientensicht
Zusammenfassung
Durchgängige Informationsflüsse in den Behandlungsprozessen sind eine wesentliche Voraussetzung für Effizienz, Behandlungsqualität und Patientensicherheit. Aus Sicht der fiktiven Patientin „Elisabeth Brönnimann-Bertholet“ wird aufgezeigt, wie sich die digitale Transformation auf die Navigation des Patienten auf seinem Behandlungspfad auswirken kann. Wir betrachten drei Anwendungsfälle: 1) die Begleitung von Frau Brönnimann auf ihrem Weg durch den Behandlungspfad mittels mobilen Pfadnavigators und anknüpfender Applikationen, 2) die Informationssuche in sozialen Medien sowie 3) die Bereitstellung von Gesundheitsdaten für die Forschung. Es werden soziale und ethische Herausforderungen zusammengetragen, die für eine Integration dieser Anwendungen in die Abläufe des Gesundheitswesens berücksichtigt werden sollten.
Kerstin Denecke, Serge Bignens, Thomas Bürkle, Sang-Il Kim, Michael Lehmann, Stephan Nüssli, Murat Sariyar, Jürgen Holm
Kapitel 15. Die Pflegebrille – Möglichkeiten und Barrieren der Nutzung von Augmented-Reality-Technologie in der ambulanten Intensivpflege
Zusammenfassung
Das Projekt Pflegebrille entwickelt mit Brillen für Augmented Reality Unterstützung für Pflegetätigkeiten. Fokus sind dabei die häusliche Intensivpflege und der Transfer in andere Pflegebereiche. Aufbauend auf einer intensiven ethnografischen Untersuchung wurden erste Demonstratoren entwickelt und mit potenziellen Nutzern getestet. Hieraus ließen sich Potenziale und Weiterentwicklungsbedarfe ableiten. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über Entwurf, Gestaltung und Evaluation des Konzepts und diskutiert die Rolle der Pflegebrille in Bezug auf AR in der Pflege und Digitalisierung im Gesundheitsbereich.
Michael Prilla, Heinrich Recken, Marc Janßen
Kapitel 16. Wearables – Zukunftstechnologie für die geriatrische Pflege?
Zusammenfassung
Durch die Folgen des demografischen Wandels werden wir uns in den kommenden Jahren mit vielen Herausforderungen durch eine steigende Zahl geriatrischer Patienten konfrontiert sehen. Für das Jahr 2030 rechnen aktuelle Prognosen mit 6,2 Mio. Menschen in Deutschland, die das 80. Lebensjahr überschritten haben, und 3,31 Mio. pflegebedürftigen Patienten. Es sind technische Lösungen notwendig, durch die Pflegekräfte durch verfügbare Informationen zum Patienten unterstützt werden. Daher stellt sich die Frage, ob sich Wearables als Technologie für die Erfassung von personenbezogenen Vitaldaten im geriatrischen Sektor eignen. Anhand einer Marktübersicht wird gezeigt, über welche Sensoren und welche Funktionalitäten die Wearables verfügen. Um den Datenbedarf der Pflegekräfte zu erfassen, wurden Interviews mit Pflegediensten durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, welche der erfassbaren Vitaldaten sich die Befragten als Arbeitsgrundlage vorstellen können und welche sie sich noch wünschen. Zum Schluss wird ein Ausblick gegeben, wie die Daten den Pflegekräften für ihre Arbeit zur Verfügung gestellt werden können.
Bastian Bräunel, Anke Häber
Kapitel 17. Auf dem Weg zu intelligenten Assistenzsystemen am Beispiel eines Manipulatorarms
Zusammenfassung
Der technologische Fortschritt in der letzten Dekade im Bereich der Robotik und der künstlichen Intelligenz birgt großes Potenzial für robotische Assistenzsysteme im medizinischen/pflegerischen Bereich. Das Potenzial wird dabei besonders ausgeschöpft, wenn das System mit autonomen Funktionalitäten ausgestattet ist. Nach einem Vorschlag zur Taxonomie von autonomen Funktionalitäten im medizinischen/pflegerischen Bereich betrachten wir einen Demonstrator, der das Potenzial autonomer Teilfunktionalitäten selbst für eng definierbare Aufgaben aufzeigt. Es wird hierzu die Aufgabe des autonomen „Löffelns“ unter Verwendung eines handelsüblichen, im medizinischen/pflegerischen Bereich genutzten Manipulatorarms implementiert. Die Funktionsweise des Systems und seiner wichtigsten Komponenten wird vorgestellt. Nach einer experimentellen Durchführung der Aufgabe betrachten wir abschließend den Nutzen und die durch die autonomen Funktionen entstandenen Zusatzkosten.
Alfred Schöttl

Häusliche Versorgung

Frontmatter
Kapitel 18. Sektorkopplung von Gesundheit und Wohnen im intelligenten Quartier
Zusammenfassung
Die Sektorkopplung von Gesundheit und Wohnen in einem intelligenten Quartier ist ein wichtiges Ziel für das Wohnen und Leben der Zukunft. Ausgehend von der Vision des Quartiers 2050 sind neue Wege bei der Entwicklung von Quartieren, Technologien und Dienstleistungen sowie Dienstleistungssystemen erforderlich. Die Digitalisierung von Dienstleistungen und deren Vernetzung spielen dabei eine besondere Rolle. Der Beitrag stellt einen möglichen Ansatz zur Abbildung und Modellierung solcher Systeme vor. Dabei wird bei der Abbildung von Dienstleistungen auf Kompetenzzellen zurückgegriffen um Angebot und Nachfrage in einem Wohnquartier zu beschreiben. Weiterhin wird gezeigt, wie Aktivitäten des täglichen Lebens mithilfe intelligenter Infrastruktur automatisiert erkannt und weiterverarbeitet werden können.
Tobias Teich, Daniel Kretz, Tim Neumann, Sven Leonhardt
Kapitel 19. PiQ – eine Pflegeplattform zur Vernetzung quartiersbezogener Versorgungsstrukturen
Zusammenfassung
Information, Kommunikation und Vernetzung rund um das Thema Pflege sind für Hilfsbedürftige, Angehörige und Helfende oft nicht eindeutig geregelt und verfügbar. Der Beratungsbedarf ist groß, gleichzeitig sind die Bedarfe je nach Zielgruppe sehr unterschiedlich. Hier setzt das Projekt „Pflege im Quartier“ an. Aufbauend auf dem Ansatz, quartiersbezogene Versorgungsstrukturen zu optimieren und auszubauen, werden konsequent reale und digitale Strukturen aufgebaut und vernetzt. In vier Quartieren in Gelsenkirchen werden in einem ersten Schritt gemeinsam mit den Beteiligten (Pflegedienste, Angehörige, Hilfsbedürftige und weitere) Anforderungen definiert, wie eine bedarfsgerechte Versorgung, Beratung und Information gestaltet werden müssen. Darauf aufbauend werden die realen Strukturen überprüft und angepasst sowie eine digitale Plattform geschaffen, die alle Beteiligten personen- und quartiersorientiert miteinander vernetzt. Es werden digitale Beratungsangebote geschaffen, neue Formate bürgerschaftlichen Engagements entwickelt und erprobt, Schulungsinhalte für Angehörige sowie eine mobile Applikation integriert, die dem Hilfebedürftigen durch z. B. eine Lokalisierung und „Hilfe auf Knopfdruck“ eine längere Mobilität erhält.
Matthias Becker, Britta Böckmann
Kapitel 20. Smarte Objekte – Wie Smart Speaker und Smarthome die medizinische und pflegerische Versorgung zu Hause unterstützen werden
Zusammenfassung
Smarte Objekte spielen in der Industrie 4.0, aber auch im privaten Umfeld eine immer wichtigere Rolle. Der digitale natürlichsprachliche Assistent Alexa von Amazon und verschiedene Varianten von Google oder Apple bieten neue und interessante Möglichkeiten für Dienstleistungen in der Pflege, der Medizin, generell für den Gesundheitsbereich. Sprache ist die wichtigste menschliche Kommunikationsform, konnte sich aber in den letzten Jahrzehnten als Interaktionsform mit Computern nur bedingt durchsetzen. Zu gering war die Erkennungsqualität, zu groß die Anforderungen an die Hardware, zu eingeschränkt die Anzahl der erkannten Äußerungen. Mit der Einführung von Siri (Apple) und Google Now (Android) hat sich dies drastisch geändert. Diese führen die Verarbeitung der Sprache auf dedizierten Servern durch und setzen auf die massive Verwendung von Deep-Learning-Ansätzen aus dem Bereich künstliche Intelligenz (KI) zur Verarbeitung von Sprachsignalen. Moderne natürlichsprachliche Systeme weisen eine hohe Erkennungsqualität auf und bieten sich an neue Geschäftsmodelle für den Gesundheitsbereich zu entwickeln. Der Beitrag gibt eine Einführung über die dahinter liegende Technik und zeigt verschiedene Anwendungsmöglichkeiten dieser Technologie im Gesundheitsbereich auf.
Klemens Waldhör
Kapitel 21. Neuartige Kommunikationswege und Strukturen zur Optimierung der häuslichen Versorgung am Beispiel von nierentransplantierten Patienten
Zusammenfassung
Für die Digitalisierung im Gesundheitswesen braucht es innovative Projekte zur Optimierung veralteter Arbeitsprozesse. Das Medical Allround Care Service Solutions (MACSS) stellt prototypisch eine neuartige Smart-Health-Serviceplattform für eine integrierte Versorgung chronisch kranker Patienten zur Verfügung, die eine bidirektionale Kommunikation zwischen den Akteuren im Gesundheitswesen ermöglicht. Es besteht eine kontinuierliche Dokumentation von Vitaldaten mit Echtzeitübertragung an die Experten der Charité in Berlin. Hierdurch kann eine Befundverschlechterung frühzeitig erkannt, darauf reagiert und somit ein Krankenhausaufenthalt vermieden werden. Das Digital-Allround-Care-Ecosystem-Projekt (DACE) entwickelt eine prototypische sektorübergreifende webbasierte Kommunikations- und Interaktionsplattform, mit dem Ziel einer hohen Vernetzungsqualität. Über die Plattform können telemedizinische Visiten, Telekonferenzen, Telepathologien usw. durchgeführt und Expertenwissen in strukturschwache Regionen und auch ins Ausland getragen werden. Diese Projekte sollen weiter ausgebaut werden und langfristig Ressourcen bündeln, Kosten im Gesundheitswesen senken und die Versorgung sowie Lebensqualität von chronisch kranken Menschen steigern.
Wiebke Düttmann-Rehnolt, Danilo Schmidt, Fabian Halleck, Oliver Staeck, Roland Roller, Martin Högl, Gero Lurz, Philipp Legge, Thorsten Schaaf, Alexander Löser, Klemens Budde

Prävention

Frontmatter
Kapitel 22. Präventionsallianzen in einer digitalisierten Industrie
Zusammenfassung
Um die rasant fortschreitende Digitalisierung als Chance zu begreifen und zu nutzen, ist es notwendig, Mitarbeiter in ihrer Gesamtheit – mit biologischen und psychologischen Limitationen – an einer Mensch-Maschine-Schnittstelle zu betrachten. Zur Optimierung dieser Schnittstelle muss der Mensch zunehmend befähigt und unterstützt werden und die Arbeit sowie das Arbeitsumfeld müssen so gestaltet werden, dass sie die Arbeitsfähigkeit und Arbeitsbereitschaft ihrer Belegschaften langfristig sichern. Besonders kleinere und mittelständische Unternehmen, welche nicht dauerhaft Spezialisten hierfür vorhalten können, benötigen Unterstützung durch transparente und flexibel gestaltete Präventionsallianzen, als Kombination von Dienstleistungen und Dienstleistern. Notwendige Empfehlungen für deren Gestaltung müssen auf einen möglichst breit gefächerten Maßnahmenkatalog von Best Practices aufgebaut sein. Hierzu wurden notwendige Anforderungen zur Bewältigung für eine praktische Umsetzung den verschiedenen betrieblichen Handlungsebenen – als Anwendungsfelder – zugeordnet. Durch eine Sichtung dieses Maßnahmenkataloges ist eine erste Aussage bezüglich deren potenzieller Partner und Strukturen möglich, welche auch das gesamte Gesundheitssystem mit infiltrieren müssen.
Jörg von Garrel, Simone Thomas
Kapitel 23. Digitale Gestaltung innovativer Gesundheitsnetzwerke – Erfolgreiches Netzwerkmanagement im Gesundheits- und Dienstleistungssektor
Zusammenfassung
Die Gesundheitsversorgung in Deutschland steht durch die alternde Bevölkerung und sektorale Trennung der Leistungserbringer vor großen Herausforderungen. Um auch zukünftig den Bedarf an gesundheitlichen, medizinischen und pflegerischen Leistungen decken zu können, benötigt es neue Versorgungskonzepte. Ein Lösungsansatz dafür können Netzwerke als Organisationsform sein, um die verschiedenen Leitungserbringer zusammenzubringen und bessere gesundheitliche Versorgung leisten zu können. Dabei kann auch die Digitalisierung wertvollen Zusatznutzen bringen. Durch digitale Vernetzung können im Netzwerkmanagement noch mehr Potenziale genutzt und die Netzwerkarbeit unterstützt und optimiert werden. Der Beitrag zeigt auf, wie Netzwerkmanagement sinnvoll anhand der vier Kernfunktionen Netzwerkinfrastruktur, Netzwerkgovernance, Netzwerkmoderation und Netzwerkpromotion nachhaltig etabliert und effizient gestaltet werden kann.
Christoph Buck, Simone Burster, Serkan Sarikaya, Julia Thimmel, Torsten Eymann
Kapitel 24. Prävention via Lifelogging – Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Selbstvermessung
Zusammenfassung
Lifelogging, Self-Tracking oder Quantified Self sind längst keine gesellschaftliche Randerscheinung mehr. Dabei erstreckt sich die digitale Protokollierung des Lebens auf unterschiedlichste Lebensbereiche (Ernährung, Bewegung, Schlaf etc.) und hat damit längst einen festen Stellenwert in der Prävention und Gesundheitsförderung eingenommen. Aufgrund der zunehmenden Marktverbreitung von Self-Tracking-Apps und Tracking Devices (z. B. Fitnesstrackern) soll der vorliegende Beitrag nicht nur einen Einblick über die unterschiedlichen Formen der Selbstvermessung, sondern auch über die integrierten motivationalen Anreizkomponenten geben. Unterschiedliche Nutzergruppen und die treibenden Motive der Selbstvermessung werden beleuchtet und der Einfluss auf das gesundheitliche Verhalten und die Körperwahrnehmung anhand des aktuellen Stands der Forschung kritisch reflektiert. Der Artikel schließt mit einer präventionsbezogenen Schlussbetrachtung und wägt die Möglichkeiten und Grenzen der digitalen Selbstvermessung mit besonderem Blick auf die gesundheitliche Chancengleichheit und den zukünftigen Forschungsbedarf ab.
Viviane Scherenberg
Kapitel 25. Einsatz von Gesundheits-Apps und Sensormonitoring zur automatisierten Anfallsdetektion und -dokumentation
Zusammenfassung
Epilepsien zählen weltweit zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Je nach Schweregrad der Epilepsie können Betroffene ein nahezu unbeschwertes Leben führen oder große Einschränkungen ihrer Autonomie erleben. Charakteristisches Symptom sind wiederkehrende epileptische Anfälle, die aufgrund der Unvorhersehbarkeit des Zeitpunkts, an dem Anfälle auftreten, als auch der Bewusstseinsstörungen und des Kontrollverlustes über verschiedene Körperfunktionen für Betroffene, Angehörige und Pflegende sehr belastend sein können. Die frühzeitige Erkennung von Anfällen kann ggf. das Ergreifen entsprechender Sicherheitsmaßnahmen für den Betroffenen beschleunigen. Neben einer solchen Früherkennung hilft eine akkurate Aufzeichnung der Anfälle zudem bei der individuellen Abstimmung der Therapie. Im Rahmen des hier vorgestellten Projekts werden technische Innovationen für die Unterstützung epilepsieerkrankter Menschen durch sensorische Anfallsdetektion und -dokumentation sowie den Aufbau einer interoperablen Gesundheitsinfrastruktur und von Gesundheitsanwendungen entwickelt.
Salima Houta, Johannes Kreuzer, Sarah von Spiczak, Ulrich Stephani, Rainer Surges, Robert D. Nass
Backmatter
Metadaten
Titel
Digitale Transformation von Dienstleistungen im Gesundheitswesen VI
herausgegeben von
Prof. Dr. Mario A. Pfannstiel
Prof. Dr. Patrick Da-Cruz
Prof. Dr. Harald Mehlich
Copyright-Jahr
2019
Electronic ISBN
978-3-658-25461-2
Print ISBN
978-3-658-25460-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-25461-2

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