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1984 | Buch

Ein disaggregiertes Prognosesystem für die Bundesrepublik Deutschland

verfasst von: Dr. Manfred Kiy

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Lecture Notes in Economics and Mathematical Systems

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Einleitung

Einleitung
Zusammenfassung
Seit Beginn der siebziger Jahre hat das öffentliche Interesse an Strukturanalysen in verstärktem Maße zugenommen. Vor allem die erste Rohölkrise 1973/74 hat deutlich gemacht, wie sehr die Konjunktur und Struktur von Volkswirtschaften durch sektorale Einflüsse, wie Angebotsverknappungen einzelner Güter, extreme Preiserhöhungen usw. beeinflußt werden können. Die Analyse struktureller Entwicklungslinien ist u.a. das Ziel der von der Bundesregierung in Auftrag gegebenen Strukturberichterstattung, die von den fünf größten deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten durchgeführt wird. Man hat relativ früh erkannt, daß zur Messung des Strukturwandels ein Instrumentarium erforderlich ist, das einerseits eine Vielzahl wirtschaftlicher Vorgänge gleichzeitig erfaßt, andererseits mittel- bis langfristige Aussagen ermöglicht. Partialanalysen und einfache Input-Output-Techniken können beide Anforderungen nicht gleichzeitig erfüllen. Dies führte dazu, daß einige der an der Strukturberichterstattung beteiligten Institute ihre Untersuchungen zum Teil mit Hilfe von ökonometrischen Input-Output-Systemen durchführen wollten (vgl. Görzig, Kirner [47], Kirner, Stäglin [68]). Allerdings ist die Entwicklung solcher Modelle mit einem erheblichen Aufwand an Personal, Geld und vor allem Zeit verbunden. Dies gilt insbesondere dann, wenn das System den drei Grundanforderungen
a)
vollständige Berücksichtigung der Interdependenzen
 
b)
theoretisch fundierte Vergangenheitsanalyse
 
c)
plausible ex ante-Prognosen und Simulationen
 
genügen soll.
Manfred Kiy

Grundstruktur, Datenbasis, Definitorischer Rahmen und Exogene Variable

Frontmatter
1. Modelltyp und Zielsetzungen
Zusammenfassung
Folgt man der von Frerichs [41] vorgeschlagenen Klassifizierung sektoral gegliederter ökonometrischer Modelle nach
a)
Erklärungsziel
 
b)
methodischer Ansatz
 
c)
Modellaufbauprinzip,
 
so läßt sich das Disaggregierte Bonner Prognosesystem wie folgt charakterisieren:
Manfred Kiy
2. Die Datenbasis
Zusammenfassung
Die Datenbasis des Disaggregierten Prognosesystems setzt sich im wesentlichen aus vier Bestandteilen zusammen. Diese sind
  • jährliche Sozialproduktstabellen in einer 18-Sektoreneinteilung, einschließlich sektoraler Preisindizes für die inländische Produktion, Importe und Exporte
  • jährliche konsolidierte Transfertabellen in einer 6-Sektoreneinteilung
  • jährliche Tabellen der Investitionsfinanzierung in einer 6-Sektorengliederung
  • Daten des Arbeitsmarktes in einer 18-Sektorengliederung.
Manfred Kiy
3. Das definitorische Gerüst des Gesamtsystems
Zusammenfassung
Im Disaggregierten Bonner Prognosesystem entspricht jedem Feld der Sozialprodukts-, Transfer- und Investitionsfinanzierungstabellen eine Modellvariable. Diese Variablen werden entweder durch Verhaltens- oder Definitionsgleichungen erklärt. Das System der Definitionsgleichungen ist dabei so spezifiziert, daß das Modell zu jedem Prognosezeitpunkt konsistente Sozialprodukts- und Transfertabellen berechnet. Im Einzelnen müssen über die Modellstruktur folgende Konsistenzbedingungen erfüllt sein:
a)
Übereinstimmung der sektoralen nominellen Bruttoproduktionswerte von der Verwendungs- und der Entstehungsseite 1).
 
b)
Übereinstimmung der übrigen Größen der Randzeile bzw. -spalte der Sozialproduktstabelle, also
 
  • gesamte nominelle Importe
  • gesamte Abschreibungen, indirekte Steuern, Subventionen, Löhne und Gewinne
  • gesamter Konsum des Staates und der privaten Haushalte
  • sektorale Anlageinvestitionsentscheidungen
  • gesamte Vorratsinvestitionen und Exporte
mit der jeweiligen Zeilen- und Spaltensumme der entsprechenden sektoralen Komponenten 2).
c)
Übereinstimmung der gesamten Einnahmen eines Sektors der konsolidierten Transfertabelle mit seinen Ausgaben 3).
 
d)
Aufsummierung der sektoralen Finanzierungssalden zu Null. Dies bedeutet, daß in jedem Prognosezeitpunkt die gesamten Investitionen mit der gesamten Ersparnis übereinstimmen.
 
Manfred Kiy
4. Die exogenen Modellvariablen
Zusammenfassung
Verfolgt man die Entwicklung der Modellbautätigkeiten im Bonner SFB 21, so kann man bei allen hier erstellten Prognosesystemen ein gemeinsames Grundkonzept erkennen. Es sollen möglichst alle relevanten wirtschaftlichen Abläufe und Beziehungen modellendogen erfaßt werden. Die Exogenisierung von Modellvariablen erfolgt aufgrund modelltechnischer Gegebenheiten — z.B. wegen fehlenden Datenmaterials für eine endogene Erklärung —, aber nicht in Hinsicht auf vorher festgelegte Untersuchungsziele1). Charakteristisch für diese Vorgehensweise ist die Aussage von Krelle: „Was alle Modelle leisten können, sind bedingte Prognosen, nämlich Schätzung der endogenen Größen bei Vorgabe der exogenen und der Instrumentvariablen. Je kleiner die Zahl der exogenen Größen, umso brauchbarer ist das System, natürlich auch umso komplizierter und leichter zu falsifizieren.“2)
Manfred Kiy

Die endogenen Variablen des Disaggregierten Prognosesystems

Frontmatter
5. Allgemeine Übersicht
Zusammenfassung
In diesem Teil der Arbeit werden sämtliche in den Sozialprodukts- und Transfertabellen aufgeführten wirtschaftlichen Aktivitäten, die nicht durch Definitionsgleichungen oder exogen bestimmt sind, theoretisch erklärt und mit ökonometrischen Methoden analysiert. Zur besseren Übersicht unterteilen wir das Disaggregierte Prognosesystem in 12 inhaltlich abgegrenzte Variablengruppen, die dann in jeweils einem Kapitel behandelt werden. Eine anschauliche Darstellung dieser Einteilung findet man in Tabelle 6.
Manfred Kiy
6. Ökonometrische Methoden
Zusammenfassung
Der Aufbau ökonometrischer Prognosemodelle erfolgt häufig derart, daß die Parameter der Verhaltensfunktionen jede für sich mit dem OLS (ordinary least squares) — Verfahren1) geschätzt und die Einzelgleichungen dann zu einem Modell zusammengesetzt werden. Allerdings bleiben dabei eventuell bestehende Systemzusammenhänge unberücksichtigt. Das OLS-Verfahren führt aber bei interdependenten Systemen zu verzerrten Schätzungen. Die dadurch entstehenden Fehler müssen im Rahmen des “fine-tunings” durch Auswechseln von Gleichungen, Einbau von Dummy-Variablen usw. korrigiert werden. Dennoch weist diese pragmatische Vorgehensweise erhebliche Vorteile auf, die wir im folgenden kurz skizzieren wollen.
Manfred Kiy
7. Die Vorleistungsstrukturen
Zusammenfassung
Im Disaggregierten Bonner Prognosemodell wird die langfristige Veränderung der Vorleistungsstrukturen in einem Zweistufenkonzept erfaßt. Zunächst werden die Faktornachfragefunktionen nach inländischen und ausländischen Vorleistungsgütern mit Hilfe preis-, technologie- und kapazitätsabhängiger Input-Koeffizienten bestimmt (vgl. Krelle [75], [80]). Hier liegt der Gedanke zugrunde, daß langfristig die Faktoreinsatzverhältnisse nicht konstant sind, sondern sich aus folgenden Gründen ändern:
  • Es gibt langfristig Substitutionsmöglichkeiten zwischen den Faktoren, so daß ein kostenminimierender Unternehmer aufgrund von Preisänderungen teurere gegen billigere Inputgüter austauscht.
  • Der technische Fortschritt bewirkt die Einführung neuer Produktionsverfahren bzw. die effizientere Ausnutzung bereits existierender Techniken. Dies führt einerseits zu neuen Inputkombinationen, andererseits zu veränderten Zusammensetzungen der Enproduktaggregate.
  • Über- bzw. Unterauslastungen der Produktionskapazitäten können zu Schwankungen der Inputstruktur aufgrund von Lieferengpässen führen.
Manfred Kiy
8. Die Konsum-, Investitions- und Transferausgaben der Staatssektoren
Zusammenfassung
Wir wollen in diesem Abschnitt die im Einteilungsschema der Tabelle 6 beschriebene methodische Vorgehensweise unterbrechen und das Ausgabenverhalten der Staatssektoren nicht nur in Bezug auf die Konsumentscheidungen, sondern auch auf die Investitionen und Transferzahlungen untersuchen. Aufgrund der Arbeiten von Frerichs [34], [35] liegt für die Erklärung der Staatsausgaben ein geschlossenes Konzept vor, das bereits in der ersten Variante des Disaggregierten Prognosesystems empirisch überprüft worden ist.
Manfred Kiy
9. Der private Konsum
Zusammenfassung
In diesem Kapitel werden folgende wirtschaftlichen Aktivitäten analysiert:
  • der Gesamtkonsum der privaten Haushalte
  • die Aufteilung der gesamten Konsumausgaben der privaten Haushalte auf insgesamt 28 inländische und ausländische Güterarten
  • die gesamten Konsumausgaben der privaten Organisationen.
Manfred Kiy
10. Die Bruttoanlageinvestitionen der privaten Wirtschaft
Zusammenfassung
Die Bedeutung der Investitionen für das Wachstums- und Konjunkturverhalten der Volkswirtschaft der Bundesrepublik Deutschland beruht im wesentlichen auf zwei Eigenschaften. Zum Einen bilden sie einen großen Teil der Endnachfrage. In der Referenzperiode 1960 – 1974 beträgt der Anteil der Anlageinvestitionen am Bruttosozialprodukt ca. 23 % 1). Wie man anhand der Abbildung 3 erkennen kann, nimmt dieser Anteil in konjunkturschwachen Jahren ab (z.B. 1967, 1974), während er in Zeiten der Hochkonjunktur (1970) ansteigt. Dies bedeutet, daß die Konjunkturschwankungen der Volkswirtschaft - gemessen durch das reale Bruttosozialprodukt - wesentlich vom Investitionsverhalten beeinflußt werden. Andererseits bestimmen die Investitionen den langfristigen Aufbau von Produktionskapazitäten und die technologische Entwicklung. Durch diesen eher angebotsorientierten Einfluß wird zusammen mit dem zuerst genannten Nachfrageeffekt das mittel- bis langfristige Wachstumsverhalten einer Wirtschaft geprägt. Beide Einflüsse der Investitionen werden im Disaggregierten Prognosesystem berücksichtigt 2). Dabei sollen hauptsächlich die langfristigen sektoralen Tendenzen aufgezeigt werden; die exakte Wiedergabe konjunktureller Ausschläge ist zwar erwünscht, aber nicht unbedingtes Ziel unserer Untersuchungen. Dies ist eher die Aufgabe von Kurzfristmodellen mit einem Prognosehorizont von 1 – 3 Jahren.
Manfred Kiy
11. Die Güterstruktur der Anlageinvestitionen
Zusammenfassung
Nachdem wir in den beiden Kapiteln 10. und 8. die Anlageinvestitionen der Unternehmens- und Staatssektoren erklärt haben, wollen wir nun ihre jeweilige gütermäßige Zusammensetzung bestimmen. Grundlage dazu sind die in den Sozialproduktstabellen des Disaggregierten Prognosesystems implementierten Investitionsverflechtungsmatrizen für inländische und importierte Güter 1) . Die Berücksichtigung der Investitionsgüterstruktur in sektoral gegliederten Prognosemodellen hat ihren Ursprung in dynamischen Input-Output-Konzepten (vgl. Leontief [98], Schuman [132]) und linearen Mehrsektoren-Wachstumsmodellen (vgl. Krelle [79]). Bei Krelle 2) findet man z.B. den Ansatz 3) :
$$ A{\rm{ \bullet }}{x_t} + B{\rm{ \bullet }}\Delta {x_t} + {c_t} = {x_t}$$
(11.1)
mit
  • A:= (aij) - Matrix der Produktionskoeffizienten
  • B:= (bkl) - Matrix der marginalen Kapitalkoeffizienten
  • xt - Vektor der sektoralen Produktionswerte in Periode t
  • ct - Vektor der Konsumgüternachfrage in Periode t
  • Δxt: xt – xt-1 i,j,k,l ϵ
    $$ \{ 1,...,n\} $$
Die diesem System zugrundeliegenden Investitionsfunktionen beruhen auf dem Prinzip des konstanten Akzelerators (vgl. Hicks [56]), also
$$ i_{l,t}^{ANL}: = {K_l}{\rm{ \bullet }}\Delta {x_{l,t}}\,mit\,{k_l} = \mathop \sum \limits_{k = 1}^n \,{b_{kl}}\,.$$
(11.2)
Manfred Kiy
12. Die Vorratsinvestitionen
Zusammenfassung
Zur Erklärung der sektoralen Vorratsinvestitionen sind die Ansätze aus der ersten Variante des Disaggregierten Prognosemodells neugeschätzt worden. Die theoretische Grundlage bilden “stock-adjustment”-Modelle bei konstanten bzw. variablen Anpassungskoeffizienten (vgl. Bridge [16] ), wobei die klassischen Bestimmungsgründe der Vorratsinvestitionen, nämlich
  • das Transaktionsmotiv
  • das Vorsichtsmotiv
  • das Kostenmotiv
  • das Spekulationsmotiv
berücksichtigt werden. Die zugrundeliegenden Überlegungen sind in der Modellbeschreibung von Kübler 1) detailliert dargestellt worden, so daß wir uns an dieser Stelle mit kurzen Ausführungen zu Datenmaterial, Theorie und Schätzansatz begnügen können. Die neuen Schätzergebnisse werden zum Abschluß mit den Resultaten der ersten Modellvariante verglichen werden, um einen Einblick in die Problematik dieses Variablenblocks zu geben. Wir folgen in diesem Kapitel inhaltlich den Ausführungen von Kübler 1).
Manfred Kiy
13. Die Exporte
Zusammenfassung
Der Außenhandel nimmt im Disaggregierten Bonner Prognosemodell eine Sonderstellung ein, die im wesentlichen auf folgenden Grundkonzepten beruht 1):
  • Ausgangspunkt ist ein Zweiländerkonzept, in dem nur die Volkswirtschaft der BRD und das ‚Ausland‘ - als Zusammenfassung aller Handelspartner - betrachtet werden. Dies hat einerseits zur Folge, daß die Importe zwar nach Güterarten und Verwendungszwecken, aber nicht nach Herkunftsländern erklärt werden. Andererseits erfassen wir die Exporte nur nach lieffernden Sektoren, aber nicht nach Absatzländern und darin wiederum nach Verwendungszwecken. Entsprechendes gilt auch für die Transferbeziehungen mit dem Ausland 2).
  • Die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der BRD und der restlichen Welt werden ohne Berücksichtigung des vollständigen interdependenten Zusammenhangs erklärt. Zwar wollen wir den Einfluß wichtiger Weltmarktvariablen, z.B. Weltmarktpreise, Wechselkurs und Einkommen im Ausland, auf Wachstum, Konjunktur und Struktur der deutschen Wirtschaft erfassen; die entgegengesetzten Einflüsse sollen aber nicht betrachtet werden. Aus diesem Grund wird das Außenhandelssubsystem des Disaggregierten Modells in wesentlichen Teilen durch exogen vorgegebene Variable bestimmt. Diese sind u.a. die sektoralen Importpreise, die Weltmarktpreise, der Wechselkurs, das Welthandelsvolumen.
Manfred Kiy
14. Die primären Inputs
Zusammenfassung
Von den in den Sozialproduktstabellen des Disaggregierten Prognosemodells ausgewiesenen primären Inputs 1) werden die sektoralen Lohneinkommen im Rahmen des Arbeitsmarktsubsystems 2) erklärt. Die bei den 12 Sektoren der privaten Wirtschaft entstandenen Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen, kurz Gewinne genannt, sind schon durch die Gleichungen (3.12) des definitorischen Gerüsts bestimmt worden. Somit beschränkt sich die in diesem Kapitel durchgeführte Analyse auf die Variablengruppen
  • Abschreibungen
  • indirekte Steuern an den Staat
  • indirekte Steuern an das Ausland
  • Subventionen an die Sektoren der privaten Wirtschaft.
Manfred Kiy
15. Der Arbeitsmarkt
Zusammenfassung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Arbeitsmarkt in sektoral gegliederten Prognosesystemen zu modellieren. Im einfachsten Fall kann man sektorale Lohnsummenfunktionen schätzen, z.B.:
$$ {L_{i,t}} = {f_i}({L_{i,t - 1}},{p_t},{x_{i,t}},t)$$
(15.1)
1) mit
  • Li,t - Lohnsumme des Sektors i in Periode t
  • P t C - Preisindex für Konsumgüter
  • Xi,t - reale Produktion des Sektors i
Der Zeitindex t gibt dabei approximativ die Entwicklung der Arbeitsproduktivität wieder. Dieser Ansatz führt zwar in der Regel zu einer guten Datenanpassung in der Vergangenheit, liefert aber als einzige Information über den Arbeitsmarkt die Höhe der Lohnsumme der Sektoren und ist somit unzureichend.
Manfred Kiy
16. Das Preissystem
Zusammenfassung
In den Kapiteln 15 (Arbeitsmarkt) und 10 (Anlageinvestitionen) sind die sektoralen Preisindizes für die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital bereits bestimmt worden. Die Importpreise werden im Disaggregierten Modell exogen vorgegeben 1) und die inländischen Preisindizes der Staatssektoren, der privaten Organisationen und der privaten Haushalte im Rahmen des definitorischen Gerüsts 2) erfaßt. Somit müssen wir in diesem Abschnitt nur noch die beiden Variablengruppen
  • inländische Preisindizes für die Produkte der Sektoren der privaten Wirtschaft
  • Exportpreisindizes für inländische Produkte
erklären. Die Bestimmung der inländischen Produktpreise erfolgt nach dem von Krelle [81], [92] vorgeschlagenen Konzept der Ersetzung von Produktionsangebotsfunktionen durch Preisfunktionen. Die grundlegende Hypothese dieses Ansatzes besagt, daß der Produktmarkt monopolistische Züge trägt, während auf dem Faktormarkt vollständige Konkurrenz herrscht. Die Firmen legen also auf dem Gütermarkt die Preise fest; auf dem Faktormarkt müssen sie aber die Faktorpreise akzeptieren. Für diese Preisfunktionen werden wir zwei Schätzansätze ableiten und ökonometrisch untersuchen.
Manfred Kiy
17. Die Elemente der konsolidierten Transfertabelle
Zusammenfassung
Die Transferbeziehungen der Sektoren U (Unternehmen), PH (private Haushalte), PO (private Organisationen), GK (Gebietskörperschaften), SV (Sozialversicherung) und E (Ausland) 1) sind in der ersten Variante des Disaggregierten Prognosesystems von Frerichs [34] ausführlich erklärt worden. Für die Referenzperiode 1960 – 1974 hat Hellmuth [54] Regressionsanalysen durchgeführt, deren Ergebnisse weitgehend übernommen werden konnten. Während der Modellaufbauphase sind nur für einzelne Variablen Verbesserungen erforderlich gewesen. Wir verzichten deshalb auf eine detaillierte Darstellung dieses Modellteils und führen exemplarisch einige wichtige Resultate vor. Diese beziehen sich auf die Variablen (-gruppen):
  • Lohn-, Gewinn- und Körperschaftssteuereinnahmen der Gebietskörperschaften
  • Transferausgaben der Gebietskörperschaften und der Sozialversicherung
  • das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte.
Manfred Kiy
18. Sonstige Variable
Zusammenfassung
Durch die in den Kapiteln 7 – 17 hergeleiteten und geschätzten Verhaltensgleichungen, das im Kapitel 3 dargestellte definitorische Gerüst und die im Kapitel 4 angegebenen exogenen Variablen sind alle von Null verschiedenen Felder der
  • Sozialproduktstabellen (einschließlich des Arbeitsmarktes)
  • konsolidierten Transfertabellen und
  • Tabellen der Investitionsfinanzierung
des Disaggregierten Bonner Prognosemodells erklärt worden.
Manfred Kiy

Prognosen und Simulationen

Frontmatter
19. Allgemeine Vorbemerkungen
Zusammenfassung
Nach Abschluß der ökonometrischen Untersuchungen sind die einzelnen Modellteile zu einem Gesamtsystem zusammengebaut worden, das wir anhand zahlreicher ex post-, ex ante-Prognosen und Simulationen ausgetestet haben. Da für einige Variablenblöcke, nämlich die Anlageinvestitionen, den Arbeitsmarkt und das Preissystem, mehrere Schätzansätze ausprobiert worden sind, mußten wir dementsprechend verschiedene Modellvarianten miteinander vergleichen. Zusätzlich haben wir zu jeder dieser Versionen Alternativprognosen mit konstanten Produktionsstrukturen durchgeführt, wodurch sich die Zahl der auszuwertenden Testläufe verdoppelt bzw. verdreifacht hat. Wenn man bedenkt, daß bei jeder Prognose mit dem Disaggregierten Modell ca. 25.000 Beobachtungen ausgewertet werden müssen, ist es nicht verwunderlich, daß der Zeit- und Arbeitsaufwand in der Testphase genauso hoch ist wie in der Schätzphase.
Manfred Kiy
20. Dynamische ex post-Prognosen
Zusammenfassung
Das im vorigen Kapitel angegebene Gesamtsystem ist für den Zeitraum 1962 bis 1974 in drei Varianten gelöst worden. Dazu haben wir analog zu den Systemprüfungen des Kapitels 7.4. die Input-Koeffizienten wie folgt spezifiziert:
a)
preis-, technologie- und kapazitätsabhängige Produktionskoeffizienten gemäß den Ergebnissen der Regressionsanalysen des Kapitels 7.
 
b)
konstante Produktionskoeffizienten (aij,70, a kj M ,70) gemäß (7.26)
 
c)
konstante Produktionskoeffizienten (āij, ākj) gemäß (7.27).
 
Manfred Kiy
21. Dynamische ex ante — Prognosen
Zusammenfassung
In diesem Kapitel sollen die Ergebnisse der dynamischen ex ante-Prognosen für die Jahre 1975 bis 1980 ausgewertet werden. Diese Vorhersagen dienen außerdem als Normalprognose für die im folgenden Kapitel beschriebenen ex ante-Simulationen. Leider ist es nicht möglich, eine detaillierte Auswertung der ex ante-Prognosen aller sektoraler Variablen durch einen Vergleich mit der tatsächlichen Entwicklung bis 1980 vorzunehmen, da das DIW die dem Disaggregierten Prognosesystem zugrundeliegenden Input-Output-Tabellen nicht fortgeschrieben hat. Wir müssen uns deshalb damit begnügen, die ex ante-Prognosefähigkeit des Modells anhand einiger ausgewählter aggregierter Variablen, deren Zeitreihen wir aus den Datenbasen des Bonner Modells 10 bzw. des USW-Modells [89] und den Veröffentlichungen des Statistischen Bundesamtes [141], [l42] entnommen haben, zu überprüfen. Wegen der Revision des Jahres 1976 [140] weichen diese Daten zwar geringfügig von denen des Disaggregierten Modells ab, doch können wir den daraus resultierenden Fehler in unserer Auswertung vernachlässigen.
Manfred Kiy
22. Ex ante-Simulationen
Zusammenfassung
Ausgehend von der im vorigen Kapitel dargestellten ex ante-Prognose sind mit dem Disaggregierten Bonner Prognosemodell zahlreiche ex ante-Simulationen durchgeführt worden. Wir wollen exemplarisch die Resultate von 3 Simulationen für die Jahre 1975 bis 1980 vorführen. Es handelt sich um Untersuchungen über die Auswirkungen
  • einer Veränderung der Weltkonjunkturlage
  • einer Erhöhung der Investitionsausgaben des Staates und
  • einer Lohnsatzvariation.
Manfred Kiy

Schußbemerkungen

Schlußbemerkungen
Zusammenfassung
Mit dem hier vorgelegten Bericht finden die mittlerweile fünfzehnjähringen Arbeiten am Disaggregierten Bonner Prognosesystem einen vorläufigen Abschluß. Im Rahmen dieses von der DFG großzügig unterstützten Forschungsprojektes sollten die wesentlichen Voraussetzungen fßr die Konstruktion und praktische Handhabung großer ökonometrischer Input-Output-Modelle geschaffen werden. Dies betraf eine Vielzahl von Bereichen, z.B.
Manfred Kiy
Backmatter
Metadaten
Titel
Ein disaggregiertes Prognosesystem für die Bundesrepublik Deutschland
verfasst von
Dr. Manfred Kiy
Copyright-Jahr
1984
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-95444-3
Print ISBN
978-3-540-12894-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-95444-3