Skip to main content

2012 | Buch

Einheit - Eigentum - Effizienz

Bilanz der Treuhandanstalt Gedächtnisschrift zum 20. Todestag von Dr. Detlev Karsten Rohwedder

herausgegeben von: Otto Depenheuer, Karl-Heinz Paqué

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Bibliothek des Eigentums

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Die Treuhandanstalt hatte im Zuge der deutschen Wiedervereinigung eine ebenso unverzichtbare wie undankbare Aufgabe. Als Institution hatte sie eine ebenso neue wie gigantische Aufgabe zu bewältigen: ohne historisches Vorbild, ohne theoretische Blaupausen, unter extremem Zeitdruck und hochfliegenden Erfolgserwartungen musste sie in schwierigster Zeit die wesentlichen Weichen stellen für die Transformation einer ganzen Volkswirtschaft durch Privatisierung und Sanierung der staatlichen Betriebe in den Beitrittsländern. In der Rückschau stellt sich die Arbeit der Treuhandanstalt als ein brillantes Bravourstück deutscher Verwaltungskompetenz dar, ein mustergültiges Beispiel für die Kraft der Improvisation und des Mutes, für Erfindungsreichtum, Tatkraft sowie das Engagement der Beteiligten. Der 20. Todestag von Detlev Karsten Rohwedder, dem ersten Präsidenten der Treuhandanstalt, bot den Anlass für eine Gedenkveranstaltung, die am 1. April 2011 im Bundesministerium der Finanzen stattfand, um seiner Persönlichkeit zu gedenken, seine Leistungen für die wirtschaftliche Wiedervereinigung Deutschlands zu würdigen, aber auch um eine wissenschaftliche Bilanz der Arbeit der Treuhandanstalt aus rechtlicher und wirtschaftlicher Sicht zu ziehen. ​

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Festakt

Frontmatter
Patriot und Vorbild – Einführung in die Gedenkveranstaltung
Zusammenfassung
Liebe Frau Rohwedder, liebe Familie Rohwedder, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie alle ganz herzlich im Detlev Rohwedder Haus, dem früheren Sitz der Treuhandanstalt und dem heutigen Hauptsitz des Bundesministeriums der Finanzen.
Wolfgang Schäuble
Die Bedeutung der Treuhandanstalt für den Prozeß der Wiedervereinigung
Zusammenfassung
Der 1. April 1991 war ein Ostermontag. An diesem Tag, nun genau vor 20 Jahren, wurde Detlev Karsten Rohwedder in seinem Hause erschossen. Zu dem Mord hat sich die Rote Armee Fraktion RAF bekannt. Der Mord ist bis heute nicht aufgeklärt.
Richard Schröder
Die politische Leistungsbilanz der Treuhandanstalt: „Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland“
Zusammenfassung
Wir haben uns heute versammelt, um einer Persönlichkeit zu gedenken, die entscheidend zum Gelingen der ökonomischen Wiedervereinigung Deutschlands beigetragen hat. Vor 20 Jahren fiel Herr Detlev Rohwedder einem feigen und hinterhältigen Anschlag zum Opfer. Die Hintergründe sind bis heute nicht ganz aufgeklärt. Das ist bitter.
Theo Waigel
Detlev Karsten Rohwedder – Eine unternehmerische Persönlichkeit
Zusammenfassung
Als Mitte Mai 1990 sich im Gesetzgebungsverfahren die Gründung der Treuhandanstalt abzeichnete, gab es für die Staatssekretärrunde, bestehend aus Horst Köhler, Johannes Ludewig und Dieter von Würzen übereinstimmend für die Führung den Personalvorschlag Dr. Detlev Rohwedder. Die FAZ titelte „Aufgabe von furchterregender Dimension“.
Otto Gellert

Podiumsdiskussion „Die Treuhandanstalt in der Praxis“

Frontmatter
Innenansichten aus der Praxis der Treuhandanstalt – Podiumsdiskussion
Zusammenfassung
Ich habe die große Freude, hier ein geradezu historisches Quartett um mich herum versammelt zu sehen. Dieses Quartett verfügt über eine Menge von außerordentlichen Erfahrungen, die gerade aus der heutigen Sicht, mit einem gewissen zeitlichen Abstand, noch einmal besonders interessant und wertvoll sind. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit. Umso ertragreicher dürfte es sein, sich noch mal von Ihnen vergegenwärtigen zu lassen, wie es damals eigentlich war: wie sich die Praxis der Arbeit der Treuhandanstalt gestaltete, was die leitenden Überlegungen dabei waren, welche Schwierigkeiten sich ergaben, was davon zunächst unlösbar schien, welche neuen Entwicklungen Ihnen in die Quere kamen. All das möchte ich auf der Folie des Gedenkens an Dr. Detlev Rohwedder besprechen. Es gilt also immer bitte mitzubedenken, worin das Erbe und die Verpflichtung bestehen, die er hinterlassen hat, wie Minister Schäuble das soeben formuliert hat. Wie genau sahen die Fußstapfen aus, die er hinterließ und in die es in der Folge zu treten galt? Was bedeutete das praktisch? In dieser Podiumsdiskussion soll es noch nicht darum gehen, bezüglich der Arbeit der Treuhand Bilanz zu ziehen. Dieses Thema ist den Workshops am Nachmittag vorbehalten. Jetzt soll es einfach darum gehen, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie diese herausragende Herausforderung von damals angenommen wurde und was sie im Arbeitsalltag konkret bedeutete.
Karen Horn, Birgit Breuel, Otto Gellert, Johannes Ludewig, Jens Odewald

Bilanzen der Treuhandanstalt I –Workshop „Wirtschaft und Arbeit“

Auf dem Weg zur Wettbewerbsfähigkeit
Die wirtschaftliche Leistungsbilanz der Treuhandanstalt
Zusammenfassung
Vieles an der deutschen Wiedervereinigung bleibt bis heute kontrovers. Aber bei keinem anderen Thema wird die Debatte so hitzig geführt wie bei der Treuhandanstalt. Ihre Errichtung, ihre Tätigkeit und ihre Bilanz, das sind für viele kritische Beobachter geradezu Wegmarken des Versagens. Daraus ergibt sich eine beliebte Dichotomie des historischen Urteils, wie es sich in den Köpfen festgesetzt hat: die Deutsche Einheit als politische Glanzleistung, aber als ökonomisches Fiasko.
Karl-Heinz Paqué
Die Entwicklung ehemaliger Treuhand-Unternehmen: Analysen mit den Daten des IAB-Betriebspanels
Zusammenfassung
Schnell privatisieren, entschlossen sanieren, behutsam stilllegen (Dr. Detlev Karsten Rohwedder im März 1991).
Lutz Bellmann, Hans-Dieter Gerner
Die makroökonomischen Zwänge der Treuhand-Privatisierung
Zusammenfassung
Im Zusammenhang mit der endlosen europäischen Finanz- und Schuldenkrise nimmt der Satz „es gab keine Alternative“ eine immer größere und zugleich groteskere Bedeutung an. Wie bei den Nachbarn des Hirtenjungen von Aesop wird bei jeder weiteren Verwendung der Eindruck stärker, dass man den Bürger hinters Licht führen und zum Aktionismus zwingen will, anstatt eine wohl überlegte Auswahl von gründlich durchdachten Gegenvorschlägen auszuwerten.
Michael C. Burda
Die Privatisierungspolitik der Treuhandanstalt
Eine ökonometrische Analyse
Zusammenfassung
Ein Datensatz aus dem Vertragscontrolling der Treuhandanstalt wird zu einer Auswertung ihrer Privatisierungspolitik benutzt. Theoretische Überlegungen implizieren testbare Vorzeichenrestriktionen für eine Preisbestimmungsgleichung. Insbesondere werden private Investoren nie sowohl die gegebene Investitions- als auch die gegebene Arbeitsplatzzusage als bindende Restriktion empfinden. Die ökonometrischen Schätzungen stehen im Wesentlichen im Einklang mit den theoretischen Erfordernissen. Die Schätzergebnisse suggerieren, dass die Treuhand durch die vertragliche Fixierung von Arbeitsplatz- und Investitionszusagen recht erfolgreich zusätzliche Beschäftigungs- und Wachtumsimpulse schuf. Dies freilich geschah unter außerordentlich hohen Kosten, die das volkswirtschaftlich vertretbare Maß deutlich zu überschreiten scheinen.
Bernd Lucke

Bilanzen der Treuhandanstalt II – Workshop „Recht und Politik“

Im Dienst des privaten Eigentums
Das ordnungspolitische Vermächtnis einer einzigartigen Institution
Zusammenfassung
Die Leistungen der Treuhandanstalt ist heute Vormittag aus politischer, biographischer und institutioneller Perspektive gebührend gewürdigt worden. Eine ökonomische Bilanzierung der Leistungen der Treuhandanstalt, wie sie der erste Workshop vorstellte, kann und muß sich vor allem auf Zahlen – Beschäftigte, Produktivität, Umsatz –, deren Entwicklungen und Korrelationen stützen. Eine politische Bilanz dieser einzigartigen Institution bedarf demgegenüber vor allem wertender – historischer, ordnungspolitischer, verwaltungswissenschaftlicher und juristischer – Urteilskraft. In diesem Sinne sollen in diesem zweiten Workshop drei Teilaspekte der Arbeit der Treuhand einer näheren Analyse unterzogen werden: Aufgabenstellung, Form und Ergebnis ihrer Aufgabenbewältigung einschließlich deren unvermeidlichen Schattenseiten. Einleitend aber gilt es, vor und ungeachtet aller Detailuntersuchungen, die historische und ordnungspolitische Aufgabenstellung der Treuhand ins Zentrum zu rücken und in ihrer historischen Bedeutung einzuordnen. Im Zentrum der politischen Bewertung steht dann die Singularität der historischen Herausforderung im Zuge der Wiedervereinigung, die politische Zielsetzung der Treuhandanstalt und deren operative Bewältigung stehen: die Transformation einer ganzen Volkswirtschaft von einer sozialistischen Planwirtschaft in eine auf privatem Eigentum basierenden freiheitlichen Wirtschaftsordnung.
Otto Depenheuer
Das Erbe der Treuhandanstalt
Zusammenfassung
Wer nach dem Erbe der Treuhandanstalt fragt, muss sich auf viele Antworten einstellen. Spontan mag einem der Schuldenberg einfallen, den sie hinterlassen hat, oder der von ihr bewerkstelligte marktwirtschaftliche Umbau der DDR, oder die Wirtschafts- und Sozialstruktur der neuen Bundesländer, die aus diesem Prozess hervorging. Wer aus einem Treuhandbetrieb in die Arbeitslosigkeit oder Frührente entlassen wurde, könnte das eigene Schicksal als ein persönliches und, angesichts der Vielzahl Betroffener, kollektives Erbe der Treuhand deuten. Dort, wo aus sozialistischen Kombinatsbetrieben erfolgreiche Privatunternehmen und wachsende Beschäftigung entstanden sind, wird man auch dies der Treuhandanstalt zuschreiben. Das Erbe, das die Treuhandanstalt im politischen und administrativen System der Bundesrepublik zurück ließ, eröffnet eine weitere, darüber hinaus gehende Fragestellung. Hat sie den anfangs von vielen befürchteten zentralistischen Schub im politischen System ausgelöst, oder dem von Konsens und Interessenausgleich geprägten „rheinischen Kapitalismus“ (Albert 1991, Abelshauser 2006) den Todesstoß versetzt, oder gar zusammen mit der DDR-Wirtschaft auch gleich die im Westen lange erfolgreiche „Deutschland-AG“ abgewickelt?
Roland Czada
Wirtschaftskriminalität und die Privatisierung der DDR-Betriebe
Zusammenfassung
Der Kenntnisstand über die Wirtschaftskriminalität ist in Deutschland und anderswo nach wie vor sehr lückenhaft. Die Verbreitung, Entwicklung, Entstehungsbedingungen sowie die Kontrolle der Wirtschaftskriminalität werden nur unregelmäßig und häufig nicht hinreichend differenziert erforscht. Theoriegeleitete Untersuchungen sind selten und auch begrifflich besteht noch keine durchgehende Klarheit. Dass bislang kein methodisch einigermaßen verlässliches empirisches Gesamtbild existiert, ist – wenn dies hier überhaupt möglich sein sollte – nicht zuletzt im schwierigen Zugang zum Forschungsgegenstand begründet. Viele, für sich durchaus erkenntnisreiche wirtschaftskriminologische Studien beschränken sich deshalb auf spezifische Problembereiche oder auf Fallanalysen.
Klaus Boers
Privatisierung des ehemals volkseigenen land- und forstwirtschaftlichen Vermögens
Zusammenfassung
Gegenstand meiner Ausführungen ist die Privatisierung des ehemals volkseigenen land- und forstwirtschaftlichen Vermögens in den neuen Bundesländern durch die Treuhandanstalt und seit 1992 durch die BVVG Bodenverwertungs– und verwaltungs GmbH im Licht von „Politik und Recht“. Zunächst behandele ich die rechtlichen Rahmenbedingungen der Privatisierung des dem Staatsfiskus zugefallenen land- und forstwirtschaftlichen Vermögens im Allgemeinen (I.). Alsdann befasse ich mich mit speziellen Rechtsgrundlagen für die Privatisierungstätigkeit der BVVG im Besonderen (II.) und mache in diesem Zusammenhang Anmerkungen zur Privatisierungspraxis der BVVG (III.).
Albrecht Wendenburg

Schlusswort

Frontmatter
Der Große Vaterländische Betrieb
Warum die Treuhand eine Erfolgsgeschichte wurde?
Zusammenfassung
Die Treuhandanstalt, ihre Herausforderungen und ihre Erfolge, ihre Protagonisten und deren Counterparts werden im Brennglas einer Vergewisserung nach 20 Jahren zum Lehrstück über die existenziellen Spannungen im Verhältnis von Regel und Ausnahme. Schon die Ausgangslage war Ausnahmesituation par exellence: über Nacht Eigentümerin von 10.000 Betrieben und Verantwortung für hunderttausende Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer; dafür erst gar keine, dann immer noch zu geringe Ausstattung mit Personal und Sachmitteln. Anfangs ohne Telefone und Büros, später dann ohne verlässliche Daten zu Gewinnen und Verlusten; ohne Regeln und oft ohne verbindliches Recht, auf der Grenze zwischen untergegangener Pseudoordnung und kaum etablierter Interimsordnung der letzten DDR-Regierung. Noch anarchischer, jedenfalls gespenstischer die wirtschaftliche Situation: spätestens seit dem Untergang der UdSSR waren alle Absatzmärkte weggebrochen, die Beschäftigten standen vor der unfassbaren Erkenntnis, fast ihr ganzes Leben ohne Wertschöpfung, schlimmer noch: nahezu umsonst gearbeitet zu haben. Auf der anderen, der westlichen Seite dagegen zu viele Zuschauer, die meinten, das alles ginge sie nichts an, und zu wenige, die bereit waren, mit anzupacken und das Drama als auch ihr eigenes wahr- und anzunehmen.
Bruno Kahl
Backmatter
Metadaten
Titel
Einheit - Eigentum - Effizienz
herausgegeben von
Otto Depenheuer
Karl-Heinz Paqué
Copyright-Jahr
2012
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-33114-5
Print ISBN
978-3-642-33113-8
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-33114-5