2004 | OriginalPaper | Buchkapitel
Einleitung
verfasst von : Daniel Schulz
Erschienen in: Verfassung und Nation
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Enthalten in: Professional Book Archive
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Die Frage nach Verfassung und Nation in Frankreich und Deutschland gewinnt ihre besondere Bedeutung, wenn man zunächst einen kurzen Blick auf die politische Entwicklung Europas wirft. Der Prozess der europäischen Integration hat spätestens durch die Einsetzung eines Verfassungskonvents eine neue Dimension gewonnen. Während die Vertiefungsschritte des Europaprojektes nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst in der Form zwischenstaatlicher Abkommen vorangetrieben wurden und so noch weitgehend der Semantik der klassischen Vertragsdiplomatie verhaftet waren, trat mit dem Ziel einer gemeinsamen europäischen Verfassung eine qualitative Veränderung ein. Bislang war mit der Integration staatlicher Regelungsbereiche auch eine gesteigerte Komplexität derjenigen Akte einhergegangen, in denen die europäischen Integrationsfortschritte festgeschrieben wurden. Angefangen mit der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl 1951, über die Römischen Verträge 1957 bis zur Einheitlichen Europäischen Akte 1986 vollzog sich die Integration immer stärker in einem technisch-administrativen, die politische Öffentlichkeit weitgehend ausschließenden Modus. Die europäische Einigung produzierte auf diese Weise spätestens mit dem Vertragsdokument von Maastricht 1992 ihre eigene Unlesbarkeit.