1997 | OriginalPaper | Buchkapitel
Einleitung
verfasst von : Max Wutz, Dr. phil. Hermann Adam, Prof. Dr.-Ing. Dr. rer. nat. h.c. Wilhelm Walcher
Erschienen in: Handbuch Vakuumtechnik
Verlag: Vieweg+Teubner Verlag
Enthalten in: Professional Book Archive
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Seit dem griechischen Philosophen Aristoteles wurde im Altertum und im Mittelalter, ja, noch bis in die Neuzeit hinein allgemein geglaubt, die Natur habe einen Abscheu vor dem absolut leeren Raum, dem Vakuum, oder — wie man es lateinisch nannte — einen „horror vacui“. Man konnte sich entsprechend der damaligen spekulativen Naturbeschreibung nicht vorstellen, daß es ein Vakuum geben könne — und folgerte daraus, daß es auch keins geben dürfe. Selbst Galilei (1564–1642), der sich nicht mehr an die fast dogmatisch geltenden spekulativen Glaubenssätze der aristotelischen Naturphilosophie hielt, war noch ein Anhänger des „horror vacui“ [4] und dies, obwohl er durch Hineinpressen von Luft in eine Flasche eine Gewichtszunahme festgestellt, also bewiesen hatte, daß auch Luft ein Gewicht hat. Der erste, der den „horror vacui“ überwand, war Torricelli (1608–1647), ein Schüler Galileis. Er füllte eine lange Glasröhre mit Quecksilber, verschloß das untere Ende mit dem Daumen, tauchte dieses Ende in ein mit Quecksilber gefülltes Becken und ließ die Öffnung frei. Das Quecksilber sank bis zu einer Höhe von etwa 76 cm, darüber hatte sich das erste experimentell hergestellte Vakuum gebildet, mit dem später auch Torricellis Schüler experimentierten. Die Ansicht, daß die Natur einen Abscheu vor dem Vakuum habe, war damit wenigstens für einen Teil der Zeitgenossen widerlegt. Der andere Teil der damaligen wissenschaftlichen Welt bekämpfte diese Ansicht heftig. Deshalb wiederholte Blaise Pascal (1623–1662) Torricellis Versuche und stellte zudem fest, daß der Luftdruck beim Besteigen eines Turmes oder eines Berges abnimmt.