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Erschienen in:
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2012 | OriginalPaper | Buchkapitel

1. Einleitung

verfasst von : Matthias Potthoff

Erschienen in: Medien-Frames und ihre Entstehung

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Zusammenfassung

Moden veranlassen Menschen dazu, Dinge zu tun, die als zeitgemäß anerkannt sind. Sie sind bekanntermaßen nur von befristeter, meist nicht sehr langer Dauer. Was bedeutet es nun, wenn ein Begriff, der für einen wissenschaftlichen Ansatz steht, als Modeerscheinung bezeichnet wird? Eine solche Äußerung verweist auf die Existenz einer großen aktuellen Beliebtheit des Ansatzes – verbunden mit der Annahme, dass diese Beliebtheit in absehbarer Zeit wieder schwinden wird. Dabei verfällt Wissen in der Regel dann, wenn sein Nutzen gegenüber anderem Wissen abnimmt (vgl. Schmidt 1986: 13f.). Gleichzeitig ist der Kern einer jeden Wissenschaft nicht etwa gesichertes Wissen, sondern vielmehr das Prinzip des Zweifelns.

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Fußnoten
1
In der vorliegenden Arbeit wird aus Gründen der Einfachheit stets die männliche Form verwendet, wenn eine Personenart oder Personengruppe angesprochen wird. Trotz der Verwendung der männlichen Form sind hiermit jedoch auch – wo passend – weibliche Personen gemeint.
 
2
Nach Graber (1984: 23) ist ein Schema „a cognitive structure consisting of organized knowledge about situations and individuals that has been abstracted from prior experiences. It is used for processing new information and retrieving stored information.” Allgemein werden Schemata vier Funktionen zugeschrieben: Erstens bestimmen sie, welche Informationen von einem Menschen wahrgenommen, verarbeitet und zum Wiederabruf gespeichert werden. Zweitens helfen sie dem Menschen dabei, die auf ihn einströmenden Informationen zu strukturieren und zu bewerten, indem sie als Referenzobjekt in einem Abgleich zwischen den neuen und den bekannten Informationen dienen. Damit muss nicht für jedes neue Wahrnehmungsobjekt ein neues mentales Konzept erstellt werden. Drittens erfüllen Schemata eine Ergänzungsfunktion, indem sie ggf. mehr Informationen enthalten und bereitstellen, als in der wahrgenommenen Situation bzw. für das Wahrnehmungsobjekt aktuell zur Verfügung stehen. Viertens geben Schemata Handlungsmöglichkeiten vor, die ein schnelles und angemessenes Reagieren in einer Situation ermöglichen. (Vgl. ebd.: 24)
 
3
Ähnlich konstatiert Tuchman (1978: 88): „Taken by itself, a fact has no meaning. Indeed, even ‘two and two equals four’ is factual only within certain mathematical systems or theories. It is the imposition of a frame of other ordered facts that enables recognition of facticity and attribution of meaning.”
 
4
In diesem Punkt zeigt sich eine Eigenheit der Framing-Forschung: Der Begriff des Frames ist einerseits schlecht definiert und andererseits fehlen – wie Bonfadelli zutreffend anmerkt – bislang teilweise empirische Kriterien zu seiner Identifizierung. Damit wird deutlich, dass die Beschäftigung mit Frames nicht deshalb erfolgt, weil diese ein drängendes Problem oder ein direkt beobachtbares Phänomen darstellen – in diesem Fall würden eine Definition und Operationalisierung nämlich weniger schwerfallen. Vielmehr wurzelt eine jede Beschäftigung mit Frames in der Tradition des Framing-Forschungsdiskurses, welche die Bemühungen primär rechtfertigt. Die Annahme eines Frames basiert somit ursprünglich nicht auf der direkten Erfahrung – so gesehen ist das Frame-Konzept nicht empirisch, sondern analytisch (vgl. Baden 2010: 23). Dabei versucht die Framing-Forschung derzeit, den unklaren Begriff des Frames mit Leben zu füllen, d. h. sie sucht direkt beobachtbare Phänomene, die zu den vagen Beschreibungen von Frames in der bisherigen Literatur passen. Die Beschreibungen der empirischen Entsprechungen des Frame-Begriffs sind mit den abstrakteren, vormaligen Frame-Begriffen verschmolzen, sodass das Frame-Konzept – heute zumindest – nicht mehr rein analytisch ist. Aufgrund der Einschränkung, immer nur eine begrenzte Menge an Objekten beobachten zu können, kann man niemals sagen, dass es Frames nicht gebe. Wenn man 1.000 Objekte beobachtet und keines davon entspricht einer Frame-Definition, kann man daraus nicht auf die Nicht-Existenz von Frames schließen, denn schon Objekt 1.001 könnte einen Frame darstellen. So betrachtet ist die Annahme eines Frames nicht falsifizierbar (vgl. Matthes 2007: 148). Es lässt sich aber durchaus durch empirische Beobachtungen feststellen, ob Muster kohärenter Aussagen wiederholt in Diskursangeboten auftreten. Sind die sich zeigenden Aussagenmuster in der Mehrzahl nicht kohärent oder treten sie in der Regel nicht wiederholt auf, würde man ein derartiges Frame-Konzept fallen lassen. Dass jede empirische Beobachtung auf einem konstruierten Instrument beruht und dass jede Wahrnehmung selbst grundsätzlich eine Konstruktion darstellt, ist hierbei einschränkend zu berücksichtigen.
 
Metadaten
Titel
Einleitung
verfasst von
Matthias Potthoff
Copyright-Jahr
2012
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-19648-0_1