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2023 | Buch

Grete Henry-Hermann: Sittlichkeit und Vernunft

Kritik der Ethik Nelsons und Erinnerungen an Leonard Nelson. Texte zur Frage der Ethik als Wissenschaft

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Über dieses Buch

Der vorliegende Band befasst sich mit Grete (Henry-)Hermanns Überlegungen zur Ethik, die als kritische Reflexion der Ethik ihres Lehrers Leonard Nelson zu verstehen sind. Ihre Auseinandersetzung mit der Ethik Nelsons begann mit der Frage, nach welchen Gesichtspunkten eine umfassend gebildete Person ihre Entscheidungen trifft. Diese Frage beschäftigte Grete (Henry-)Hermann bereits in ihren frühen Arbeiten. Die in den Gesprächen mit Nelson aufgeworfenen Fragen ließen Grete (Henry-)Hermann nicht mehr los. Von ihrem Ringen um Antworten zeugt, dass ihre Lösungsvorschläge erst mehr als 25 Jahre nach Leonard Nelsons Tod folgten. Erst 1953 erschien Grete (Henry-)Hermann Schrift „Die Überwindung des Zufalls. Kritische Betrachtungen zu Leonard Nelsons Begründung der Ethik als Wissenschaft“, in der sie sich kritisch mit Leonard Nelsons Ethik auseinandersetzte. Sie betont die Bedeutung der Interessenabwägung als Prüfkriterium für die Legitimation und Geltung moralischer und sittlicher Normen und empirischer Rechte, Gesetze und Handlungen sowie den prozessualen Charakter der Ethik als ständige Überprüfung von Normen, Gesetzen und Handlungen an den moralischen Prinzipien der Vernunft - Aspekte, die gerade in einer Zeit globaler Bedrohungen und Interessengegensätze zwischen den Großmächten von besonderer Aktualität sind.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
DIE ÜBERWINDUNG DES ZUFALLS
Zusammenfassung
Leonard Nelson hat seine „Vorlesungen über die Grundlagen der Ethik“ dem Mathematiker David Hilbert gewidmet als einen Versuch, „dem Herrschaftsbereich der strengen Wissenschaft eine neue Provinz zu erschließen“.
Kay Herrmann, Barbara Neißer
IM GESPRÄCH MIT LEONARD NELSON UND MIT KAMERADEN DER AKADEMIE
Zusammenfassung
Nelsons erstes Hauptwerk, die 1917 erschienene „Kritik der praktischen Vernunft“ ist David Hilbert gewidmet als ein „Versuch, dem Herrschaftsbereich der strengen Wissenschaft eine neue Provinz zu erschließen“. Über diesen Versuch schreibt Nelson im Dezember 1916 an Hilbert: „Wer nach festen Richtlinien für die Erneuerung unseres kranken Gesellschafts- und Volkslebens sucht, wer im guten Glauben, daß etwas anderes als Zufall und rohe Gewalt die letzten Entscheidungen treffen soll, sich nach einer Wissenschaft umsieht, die ihm über diese Entscheidungsgründe Aufschluß gibt, der sucht heute vergebens. Denn nur eine wissenschaftliche Ethik vermag die Richtschnur menschlichen Handelns für das Leben des einzelnen wie der Völker zu geben.
Kay Herrmann, Barbara Neißer
GEDANKEN ZUM ABWÄGUNGSGESETZ IN DER ETHIK LEONARD NELSONS
Zusammenfassung
Im Anschluß an Kant formuliert Nelson das Sittengesetz als ein Gebot, nämlich als den „kategorischen Imperativ“: „Handle nie so, daß du nicht auch in deine Handlungsweise einwilligen könntest, wenn die Interessen der von ihr Betroffenen auch deine eigenen wären.“ (IV, 172) Ebenfalls im Anschluß an Kant charakterisiert er dieses Gebot durch das Prinzip der Autonomie, wonach „ein Gesetz nur für den verbindlich sein kann, der die Möglichkeit hat, es zu erkennen.“ (V, 55)
Kay Herrmann, Barbara Neißer
ERINNERUNGEN AN LEONARD NELSON
Zusammenfassung
Als ich Ostern 1921 zum Studium nach Göttingen kam, wußte ich nur wenig von Nelson. Mein ältester Bruder hatte im Winter vorher an einem Seminar bei Nelson teilgenommen und beschwerte sich nun darüber, daß Nelson noch glaube, die euklidische Geometrie sei die allein wahre Geometrie. Durch ihn hatte ich auch von dem Gespräch gehört, um dessentwillen ein Freund meines Bruders, T., sich geschworen hatte, Nelsons Übungen künftig zu meiden. T. hatte Nelson vor der für die Testate angesetzten Zeit gebeten, ihm den Besuch einer Übung zu bescheinigen.
Kay Herrmann, Barbara Neißer
LEONARD NELSON UND DIE GRUNDLAGEN DES FREIHEITLICHEN SOZIALISMUS
Zusammenfassung
In seinem System der philosophischen Politik hat Leonard Nelson den „liberalen Sozialismus“, wie er ihn nennt, als rechtlich gebotenes Ziel politischer Bemühungen aufgewiesen. Er berief sich darauf – so führte er in seiner Vorlesung zur Geschichte der Philosophie aus – „daß der Philosophie ihre Aufgaben erwachsen durch den Zusammenhang mit der allgemeinen Kultur, von der sie selber ein Glied ist. … Die höchsten Zwecke der Philosophie liegen in dem, was die Philosophie dem Leben selber bedeuten soll.“ (VII, 13)
Kay Herrmann, Barbara Neißer
GRETE HENRY, GEBORENE HERMANN – ZUR PERSON
Zusammenfassung
Am 2. März 1901 in Bremen geboren, wuchs Grete Hermann mit zwei Schwestern und vier Brüdern in einer von protestantischem und konservativem Geist geprägten Familie auf. Ihr Vater war zur See gefahren; um lange Abwesenheiten von Frau und Kindern zu vermeiden, war er Kaufmann geworden. Ihre beiden Großväter waren Pfarrer, mütterlicherseits war sie mit der Familie Engels in Barmen verwandt, über deren berühmten Sproß, den Revolutionär Friedrich Engels, in der Generation ihrer Eltern aber kaum je gesprochen wurde.
Susanne Miller
Backmatter
Metadaten
Titel
Grete Henry-Hermann: Sittlichkeit und Vernunft
herausgegeben von
Kay Herrmann
Barbara Neißer
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-41993-6
Print ISBN
978-3-658-41992-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-41993-6

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