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1989 | Buch

Großforschung mit kleinen Teilchen

Das Deutsche Elektronen-Synchrotron DESY 1956–1970

verfasst von: Dr. Claus Habfast

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Das Deutsche Elektronensynchrotron (DESY) in Hamburg ist international eines der erfolgreichsten Laboratorien für Teilchenphysik. Es gehört zu den in der Öffentlichkeit bekanntesten Großforschungseinrichtungen der Bundesrepublik. Claus Habfast, selbst ein erfahrener Teilchenphysiker, beschreibt hier im Rahmen einer großangelegten Studie zur Geschichte der Deutschen Großforschung die Ursprünge von DESY im Jahre 1956 bis zu seiner endgültigen internationalen Etablierung in den frühen 70er Jahren. Dem Autor standen für seine Vorarbeiten sowohl das Archiv der Forschungseinrichtung als auch staatliche Archive zur Verfügung. Darüber hinaus wurden Laborberichte und Fachliteratur, sowie private Quellen, herangezogen, so daß eine detaillierte und facettenreiche Beschreibung entstanden ist. Für den Historiker eröffnet das Werk umfangreiches, bisher unerschlossenes Quellenmaterial. Das Buch richtet sich an alle, die an der Teilchenphysik und dem Entstehen des Großlabors DESY, sowie an der Wissenschaftspolitik in der Bundesrepublik Deutschland, interessiert sind.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Erschließung
Zusammenfassung
Der erste Bundesatomminister Franz Josef Strauß ging einem Eklat nicht aus dem Weg, wenn er seinen politischen Zielen damit ein Stück näher kam. Dazu gab es in den ersten Monaten seiner Amtszeit ausreichend Gelegenheit. Die Bundesrepublik Deutschland war, als im Mai 1955 die Pariser Verträge in Kraft traten, von den westlichen Besatzungsmächten mit voller Souveränität ausgestattet worden. Erst damit endete das alliierte Verbot der Kernforschung im besiegten Deutschland. Der neue Minister begann sein Amt also ohne gesetzliche Regelung seines Wirkungsbereichs. Seine ersten Schritte würden den Rahmen abstecken — sowohl gegenüber anderen Ressorts der Bundesregierung als auch gegenüber den Bundesländern. Ihnen war im föderativen Aufbau der jungen Republik die Förderung der Forschung zugewiesen worden, bei der ihnen nunmehr in Gestalt des neugegründeten Ministerium ein emsthafter Konkurrent erwuchs.1
Claus Habfast
Aufbau
Zusammenfassung
Nach dieser Wende, mit der das Überleben der Studiengruppe gesichert worden war, ging die Initiative wieder auf die Physiker über. Auch wenn die Verhandlungen über die Aufteilung der 60 Millionen DM auf Bund, Hamburg und die übrigen Länder sich in die Länge zögen, die Arbeit der Studiengruppe störte das zunächst kaum, weil ihre Finanzierung notfalls durch das BMAt und Hamburg alleine geschah.
Claus Habfast
Einzug
Zusammenfassung
„Wegen ihrer fundamentalen Bedeutung wird die elastische Streuung von Elektronen an Protonen besonders intensiv untersucht“, heißt es in einem Anfang 1965 erschienenen Artikel über das experimentelle Programm des DESY. Drei der insgesamt zehn Gruppen, die es zu diesem Zeitpunkt im Forschungsbereich gab, hatten dieses Thema gewählt. Gewiß — von der Anzahl der Wissenschaftler her konnte die Blasenkammerphysik, d.h. die Untersuchung der Erzeugung instabiler Teilchen durch hochenergetische Photonen, der Elektronenstreuung einen ersten Platz streitig machen, ebenso von der Anzahl der Publikationen her; da viele der Physiker in der Blasenkammerkollaboration aber noch andere Aktivitäten hatten, vor allem die Auswertung von Blasenkammeraufnahmen aus dem CERN, und die Blasenkammer aus technischen Gründen nur jeden fünfzigsten beschleunigten Elektronenpuls nahm, also meistens „parasitär“ zu anderen Experimenten lief, bewegten die Ereignisse um diesen Detektor die Beteiligten nicht annähernd so wie es die Experimente zur Elektronenstreuung manchmal taten. Aber auch die Zahl der an der Elektronen Streuung beteiligten Physiker und Gruppen, der Umfang der ihnen verfügbar gemachten Ressourcen und die Relevanz ihrer Ergebnisse für den internationalen Ruf des DESY sind für sich genommen Gründe genug, diesem Thema den größten Teil des Kapitels über Experimente am Synchrotron zu widmen.1
Claus Habfast
Auf Fels oder auf Sand?
Zusammenfassung
Die Finanzierung von DESY ist bereits bis zur Sicherung des erweiterten Investitionsvolumens von DM 110 Millionen DM sowie dem Zugeständnis der Bundesländer, sich an maximal 10 Millionen DM laufenden Kosten zur Hälfte zu beteiligen, geschildert worden. Die dabei immer wieder auftauchenden Schwierigkeiten waren vor allem durch zwei sich widersprechende politische Positionen verursacht worden: 1.) die Auffassung des Bundesministers der Finanzen, gestützt durch Beschlüsse des Haushaltsausschusses des Bundestags, daß die Förderung der Forschung primär eine föderale Aufgabe darstelle und die Länder sich daher angemessen an der Finanzierung des DESY zu beteiligen hätten; 2.) die Meinung mehrerer Länderregierungen, daß DESY trotz des Grundlagencharakters der Hochenergiephysik in die Zuständigkeit des Bundes falle, der daher auch den Löwenanteil der Kosten übernehmen solle.1
Claus Habfast
Ausbau
Zusammenfassung
Angesichts der vielen kleinen Schwierigkeiten, die nach dem erfolgreichen Probelauf des Beschleunigers im Februar 1964 noch ihrer Beseitigung harrten, besassen Zukunftspläne nur geringe Priorität: Ein halbes Jahr lang war die Energie des Synchrotrons wegen des improvisierten Oberwellenfilters in der Magnetstromversorgung auf 5,5 GeV begrenzt; es gab häufig Ausfälle, vor allem im Vakuumsystem, weil die Kammern stark ausgasten und die Turbomolekularpumpen deshalb ununterbrochen eingeschaltet bleiben mußten, wofür sie nicht geeignet waren; den Beschleuniger „zu fahren“, war schließlich eine Kunst, die außer von Wüster nur von zwei oder drei Personen beherrscht wurde. Dennoch überwogen die Lichtblicke — schon im Frühjahr 1964 wurden kurzzeitig 6 GeV Elektronenenergie erreicht, so daß Befürchtungen, in der Konstruktion verberge sich noch ein grundsätzlicher Fehler, gegenstandslos wurden. An erster Stelle kam es von nun an darauf an, das Synchrotron betriebssicher zu machen.1
Claus Habfast
Backmatter
Metadaten
Titel
Großforschung mit kleinen Teilchen
verfasst von
Dr. Claus Habfast
Copyright-Jahr
1989
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-86884-9
Print ISBN
978-3-540-51463-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-86884-9