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1991 | Buch

Grundlagen der Historischen Statistik von Deutschland

Quellen, Methoden, Forschungsziele

herausgegeben von: Wolfram Fischer, Andreas Kunz

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

Buchreihe : Schriften des Zentralinstituts für sozialwissenschaftliche Forschung der Freien Universität Berlin

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Geschichte, Entwicklung und Forschungsauftrag der Historischen Statistik in Deutschland

Frontmatter
Die publizierte Statistik bis um 1860. Grundzüge und Entwicklungstendenzen
Zusammenfassung
Statistiken und statistische Daten können bisweilen einen geradezu spektakulären Charakter annehmen und weithin Aufmerksamkeit erregen, zumindest dann, wenn sie ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten oder die Öffentlichkeit mit ihnen konfrontiert wird. Gute Beispiele dafür sind etwa die jüngste Volkszählung in der Bundesrepublik Deutschland oder die soeben erstmals in ihrer Geschichte offiziell publizierte Statistik der Verteidigungsausgaben der Sowjetunion. In beiden Fällen wurde — positiv oder negativ — eine bestimmte Vorstellung von Herrschaftswissen assoziiert, dessen Beschaffung, Veröffentlichung, Interpretation und politische Verwertung höchste Aufmerksamkeit erregte, zielte sie doch mitten in ein komplexes Kräftefeld widerstreitender Interessen, Emotionen, Befürchtungen und Hoffnungen: beschworen die einen in Anlehnung an Orwells finstere Visionen das apokalyptische Bild des allgewaltigen, alleswissenden und alles kontrollierenden Datenstaates herauf, in dem der ungeschützte Bürger bis aufs Hemd durchleuchtet werde, so galt für viele andere die neue Publizität im Zeichen von Glasnost und Perestroika als lichtvolles Exempel der Öffnung, Transparenz und Kontrollierbarkeit eines bis dato timide-verschlossenen Staatsapparates.
Wieland Sachse
Zur Entwicklung der amtlichen Statistik in Deutschland
Zusammenfassung
In der amtlichen Statistik wurde in den vergangenen Jahren in vielen Arbeiten der Blick nach vorn, in die Zukunft gerichtet. Strategien und Tendenzen für die Weiterentwicklung der Statistik, neue Herausforderungen, Wege in die neunziger Jahre sind Themen, die in zahlreichen Aufsätzen von Repräsentanten der amtlichen Statistik behandelt werden1. Nicht weniger wichtig ist der Blick in die Vergangenheit, um die Gegenwart als Ergebnis eines historischen Prozesses zu verstehen, um die Ursachen und Entwicklungen für Gegenwartsphänomene zu erkennen, um bei Gegenwartsproblemen aus Problemlösungen der Vergangenheit zu lernen oder nur um die Leistungen, die in der Vergangenheit erbracht wurden, zu entdecken und zu würdigen.
Egon Hölder, Manfred Ehling
Quellen und Forschungen zur Historischen Statistik von Deutschland. Ein Forschungsschwerpunkt der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Zusammenfassung
In fast allen sozialwissenschaftlichen Forschungszweigen hat sich die Statistik sowohl als Quellenbasis als auch als methodische Hilfswissenschaft zunehmende Bedeutung gesichert. Sie wird inzwischen nicht nur zur Analyse von Gegenwarts- und Zukunftsproblemen, sondern auch zur Klärung historischer Fragestellung angewandt. Da die Zahl wissenschaftlicher Arbeiten, die längerfristigen Entwicklungen und quantitativ meßbaren Zusammenhängen nachgehen, im Ansteigen begriffen ist, wächst auch der Bedarf an Langzeitreihen, der Bedarf an einer sogenannten “Historischen Statistik”. Daß die Erstellung einer derartig langfristig angelegten Statistik eine der bedeutendsten Aufgaben der deutschen wirtschafts- und sozialhistorischen Forschung ist, wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bereits 1976 anerkannt. Damals wurde diesem Sachverhalt durch die Förderung von Pilotprojekten Rechnung getragen, die teilweise in anderen, damals bestehenden Forschungsschwerpunkten angesiedelt waren1. Aber erst mit der Einrichtung eines eigenen Forschungsschwerpunktes “Quellen und Forschungen zur historischen Statistik von Deutschland” im Frühjahr 1981 wurden die Voraussetzungen geschaffen, um ein von der deutschen Forschung bis dahin vernachlässigtes Gebiet mit größeren finanziellen Ressourcen und mit Hilfe einer geeigneten organisatorischen Infrastruktur gezielt anzugehen. Die Resonanz war groß: Im insgesamt zehnjährigen Förderungszeitraum (1981–1991) fanden sich mehr als 20 Antragsteller mit nahezu 70 wissenschaftlichen Mitarbeitern und Hilfskräften, um in einer Reihe von Einzelprojekten die notwendigen Arbeiten zu leisten.
Wolfram Fischer, Andreas Kunz

Quellen zur historischen Statistik in der sogenannten vor- und frühstatistischen Zeit (vom 16. bis zum 19. Jahrhundert)

Frontmatter
Quellen zur Lohn- und Preisstatistik der Stadt Nürnberg vom 16. bis zum 18. Jahrhundert
Zusammenfassung
Das Ziel eines an der Universität Regensburg im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms “Historische Statistik” durchgeführten Projektes ist die Darstellung langfristiger Lohn- und Preisreihen für eine wirtschaftlich bedeutende Region. Diese Reihen sollen aufgrund ihrer Zusammensetzung und Zuverlässigkeit möglichst zahlreichen Fragestellungen offenstehen. Dies wiederum setzt vor allem unter dem langfristigen Aspekt eine Homogenität der Quellen voraus. Die Sammlung verstreuter Daten birgt meist die Gefahr in sich, daß damit der säkulare Trend nicht oder nur sehr grob dargestellt werden kann. Aus diesem Grund wurde versucht, möglichst wenige Quellen mit einer möglichst großen zeitlichen Spannweite zu erschließen. Bezüglich der Handwerkerlöhne waren dies z.B. die Rechnungen des Reichsstädtischen Bauamtes Nürnberg und hinsichtlich der wichtigsten Preise für landwirtschaftliche Produkte (Roggen und Dinkel) die Verlässe des Inneren Rates der Reichsstadt Nürnberg.
Rainer Gömmel
Quellen zur Hamburger Handelsstatistik im 18. Jahrhundert
Zusammenfassung
Unter Handelsstatistik verstehen wir die zahlenmäßige Aufzeichnung des auswärtigen Warenverkehrs eines Wirtschaftsraumes. Es wäre sicherlich wünschenswert, den Hamburger Außenhandel des 18. Jahrhunderts in diesem umfassenden Sinn statistisch zu erfassen. Mangels ausreichender Quellen ist dies indessen nicht möglich, denn die Ausfuhr, die landwärtigen Zufuhren, der Transithandel, der nicht unbeträchtliche Nahverkehr mit dem Umland, namentlich mit Altona, lassen sich zahlenmäßig nicht oder nur höchst unzureichend belegen. Allein für die seewärtigen Einfuhren stehen Quellen zur Verfügung, die eine statistische Darstellung als möglich erscheinen lassen — zwar keineswegs in der Vollständigkeit und Präzision der amtlichen Statistik unserer Tage, aber immerhin doch in dem “beschreibenden” Sinn, in dem Zeitgenossen den Begriff “Statistik” verstanden haben. Von einer “Hamburger Handelsstatistik” kann hier demnach nur in dieser sehr eingeschränkten Bedeutung gesprochen werden; allerdings können Umfang und Entwicklung der seewärtigen Einfuhren zweifellos als der wichtigste Indikator und damit als repräsentativ für den damaligen Handel insgesamt betrachtet werden.
Otto-Ernst Krawehl
Quellen zur Gewerbestatistik Deutschlands vor 1850
Zusammenfassung
Der Titel dieses Beitrages1 ist weit gehalten — wie sich bei der Bearbeitung schnell zeigte, zu weit. Denn eine deutsche Gewerbestatistik vor 1850 müßte, um vollständig zu sein, nicht nur die Staaten des Deutschen Bundes umfassen, sondern auch die Territorien der “Franzosenzeit” und vor allem des Alten Reiches vor 1806. Damit kommt man schnell auf eine vierstellige Zahl und steht vor einer Aufgabe, die schon deshalb nicht zu lösen ist, weil nur ein geringer Teil dieser Staaten und Territorien überhaupt das Gewerbe statistisch erfaßt hat. Darüber hinaus ist von den statistischen Arbeiten der Zeitgenossen viel verloren gegangen. Jedes Bemühen um Vollständigkeit bleibt also illusorisch und führt nicht zum Erfolg2.
Karl Heinrich Kaufhold
Quellen zur preußischen Montanstatistik vor 1850
Zusammenfassung
Dieser Beitrag beschränkt sich auf das Vorstellen von Quellen, in denen sich die Anfänge einer regelmäßigen und systematischen, nach relativ einheitlichen Kriterien für das preußische Berg-, Hütten- und Salinenwesen erhobenen Statistik widerspiegeln. Das Leitmotiv für die Auswahl stellte der Versuch dar, möglichst lange, sektoral und regional tief gegliederte Zeitreihen zusammenzustellen, um so zu einer umfassenden, flächendeckenden quantitativen Darstellung des Montanwesens im Rahmen einer preußischen Gewerbestatistik vor 1850 zu gelangen. Zu diesem, von einer Arbeitsgruppe am Göttinger Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte unternommenen Vorhaben liegt mit der Edition der amtlichen Berg-, Hütten- und Salinenstatistik als Teil der preußischen Gewerbestatistik1 ein erstes Ergebnis vor. Der an dieser Stelle angestrebte überblick über die Quellenlage ist ein Extrakt der Erfahrungen aus diesem Projekt. Damit verbindet sich jedoch zugleich das Anliegen, Anregungen für eine mögliche Vertiefung oder überarbeitung des bisher Geleisteten zu geben.
Johannes Laufer
Quellen zum Textilgewerbe Preußens im 18. Jahrhundert
Zusammenfassung
Wenn man sich mit statistischem Material aus dem 18. Jahrhundert beschäftigt, ist es für die Bewertung und Zuordnung der Quellen erforderlich zu wissen, zu welchem Zweck und unter welchen Bedingungen die Erhebungen jeweils durchgeführt worden sind. Dies umso mehr, wenn die Quellen so unterschiedlichen Typen angehören, so zahlreich und so vielfältig sind, wie es bei der Statistik des Textilgewerbes der Fall ist.
Yvonne Bathow
Quellenbestände zur Gewerbestatistik Preußens bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts
Zusammenfassung
Historisch-statistische Angaben zum Textilgewerbe sind im 18. und 19. Jahrhunderts häufig Bestandteil umfangreicherer statistischer Erhebungen gewesen1. Ausnahmen bilden hier die “Nachweisungen zur Woll-, Baumwoll-, Leinen-, Seiden- und Lederproduktion”, mit denen dem in vor- und frühindustrieller Zeit von der Zahl der Beschäftigten wichtigsten Sektor gewerblicher Produktion besondere Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Viele der textilgewerblich einschlägigen Quellen aus den ehemalig preußischen Gebieten geben aber ebenso Auskunft über andere Bereiche des Gewerbes und darüber hinaus u.a. über Zahl, Alter, Glaubensrichtung und Familienstand der Bevölkerung, sowie über Agrarproduktion, Handel und Schiffahrt2. Die von der Göttinger Forschungsgruppe durchgeführte Archivrecherchen zum Textilgewerbe Preußens ergaben daher zugleich eine wichtige Quellengrundlage zur Wirtschafts- und Sozialstatistik im allgemeinen. Nachfolgende Bemerkungen über die statistisch relevanten Quellengattungen aus dem 19. Jahrhundert betreffen also in der Regel nicht nur Archivalien und zeitgenössische Sekundärliteratur zum Textilgewerbe, sondern auch andere Bereiche der preußischen Statistik. Die Auswertung dieses in den Archiven vorgefundenen Materials über das Textilgewerbe hinaus ist in den nächsten Jahren vorgesehen.
Ulrike Albrecht
Quellen zur historischen Statistik des Herzogtums Württemberg vom 15./16. bis zum 18./19. Jahrhundert
Zusammenfassung
Im folgenden Beitrag sollen Quellen und Quellengruppen vorgestellt werden, die im Mannheimer Forschungsprojekt “Historische Statistik des Herzogtums Württemberg vom 15./16. bis zum 18./19. Jahrhundert” bearbeitet wurden1. Die geographischen Grenzen waren vorgegeben durch das Gebiet des Herzogtums Ende des 18. Jahrhunderts. Konkret erfaßt wurden alle Orte, die im Synodusprotokoll von 1795 genannt waren. Der Beobachtungszeitraum reicht vom frühen 16. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Die ursprünglich ebenfalls geplante Erfassung der Schatzbücher von 1470/1473 konnte im Rahmen dieses Projekts nicht mehr geleistet werden2. Die früheste Quelle sind die Herdstättenlisten von 1525. Eine Stichprobe von 31 Orten aus Kirchenbuchbeständen reicht bis 1820. Hinzu kamen außerdem Angaben zur Gemarkungsfläche, der bebauten und der Waldfläche aus der Gemeindestatistik von 1895 und geographische Angaben aus dem 20. Jahrhundert.
Ute Mocker
Quellen zur historischen Statistik des Königreichs Sachsen im Industriezeitalter (1750–1914)
Zusammenfassung
Das Kurfürstentum Sachsen wurde am 12. Dezember 1806 mit seinem Beitritt zum Rheinbund Königreich1. Aus falscher Loyalität des sächsischen Königs Friedrich August I. (1750–1827) zu Napoleon gehörte es zu den wenigen Verlierern des Befreiungskrieges auf deutscher Seite und wurde 1815 geteilt. Preußen konnte auf dem Wiener Kongreß durchsetzen, daß von dem 35.801,35 km2 großen sächsischen Landesgebiet im Jahre 1814 mit 1.946.243 Einwohnern 20.841,86 km2 mit 767.441 Einwohnern abgetrennt und dem preußischen Territorium einverleibt wurden. Das entsprach einem Gebietsverlust von 58,2% und einem Bevölkerungsverlust von 39,4%. Das Königreich Sachsen hatte somit 1815 eine Größe von 14.959,49 km2 mit 1.178.802 Einwohnern2. Das Königreich blieb in dieser Größe bis Ende 1918 und als Land Sachsen bis 1945 erhalten. Die Darstellung der Quellen zur historischen Statistik des Königreichs Sachsen im Industriezeitalter beschränkt sich hauptsächlich auf den Zeitraum von 1815 bis 1914, einem Jahrhundert, in dem sowohl die sächsische Wirtschaft als auch dadurch mitbedingt die statistische Erfassung die größten Veränderungen aufwiesen.
Hubert Kiesewetter
Quellen zur Statistik der Geld- und Wechselkurse in Deutschland, Nordwesteuropa und dem Ostseeraum im 18. und 19. Jahrhundert
Zusammenfassung
Parallel zur regional komparativ angelegten Forschungsmethode, wie sie in der Preisoder beispielsweise der Handels- und Produktgeschichte üblich wurde, wuchs im Rahmen güterwirtschaftlich unterlegter Studien die Erkenntnis, daß verläßliche und regelmäßig erhobene Wertfeststellungen der gängigen Umlaufsmittel ein Desiderat der Forschung wären. Für vergleichende Geschichte, soweit sie mit Wertmaßstäben monetärer Natur arbeitet, ist die jeweils passende Relation von Gelddaten verschiedener Herkunft notwendig. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um eine Wertrelation unterschiedlicher Tauschmittel zu gleicher Zeit und an gleichem Ort, oder um Vergleiche mit interregionalem oder intertemporalem Bezug handelt.
Oskar Schwarzer, Petra Schnelzer

Quellen zur historischen Wirtschafts- und Sozialstatistik Deutschlands im 19. und 20. Jahrhundert

Frontmatter
Quellen zur historischen Statistik der deutschen Montanindustrie seit 1850
Zusammenfassung
Im Jahr 1940 schrieb der Statistiker Adolf Günther: “Historische Statistik... sollte eine Sache der Gegenwart sein: ihr Ziel wäre, statistische Materialien einer früheren Zeit unter Gesichtspunkten zu sammeln, aufzubereiten und zu verwerten, die nur der hochentwickelten, statistischen Praxis der Gegenwart entnommen oder dieser wenigstens angenähert werden können. Wir denken hierbei vor allem an Materialien, welche der als Statistik im eigentlichen Sinn zu bezeichnenden Praxis der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zeitlich vorgelagert sind,...”1
Philipp Fehrenbach
Quellen zur Energiestatistik Deutschlands im 19. und 20. Jahrhundert
Zusammenfassung
Auf die grundlegende Bedeutung von Aufkommen und Verwendung von Energie in der Geschichte und speziell in der Wirtschaftsgeschichte kann an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Vielmehr ist zunächst zu fragen, welche Anforderungen an eine “Historische Energiestatistik” aus heutiger Sicht zu stellen sind. Danach wird dann die tatsächliche Quellenlage in einzelnen Energiebereichen umrissen. Dabei stehen die in Freiburg bearbeiteten Bereiche im Vordergrund1. Abschließend soll dann kurz auf unbearbeitete Gebiete der Historischen Energiestatistik und die dafür zur Verfügung stehenden Quellen eingegangen werden.
Uwe Kühl
Quellen zur Statistik der deutschen Binnenschiffahrt im 19. und 20. Jahrhundert
Zusammenfassung
Am Arbeitsbereich Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Freien Universität Berlin wird seit 1986 ein Forschungsvorhaben zur “Historischen Verkehrsstatistik Deutschlands seit 1835” durchgeführt, dessen Ziel die Erstellung langer Reihen zum Verkehr in Deutschland im 19. und 20. Jahrhundert ist1. Dieser sowie die nachfolgenden drei Beiträge2 behandeln die Quellenlage zur Datenerhebung für vier innerhalb dieses Gesamtprojekts bearbeiteten Verkehrträgern: Binnenschiffahrt, Seeschiffahrt, Eisenbahn und öffentlicher Nahverkehr. Nicht behandelt werden dagegen Straßen- und Flugverkehr, da hier mit den Arbeiten noch nicht begonnen worden ist.
Andreas Kunz
Quellen zur Statistik der deutschen Seeschiffahrt im 19. und 20. Jahrhundert
Zusammenfassung
Statistische Überlieferungen zur Seeschiffahrt in Deutschland reichen z.T. bis ins Mittelalter zurück. Archivalische Notizen werden in der Folgezeit häufiger und belegen das Interesse, wie z.B. in Bremen bereits um 1550, die Anzahl der einheimischen Schiffe und deren Reisen festzuhalten. Allerdings bleiben solche Nachweise sporadisch, und erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts mehren sich statistische Angaben über den Verkehr und den Schiffsbestand in den Seehäfen. Besonders in den Hansestädten, aber auch in Emden werden um die Wende zum 19. Jahrhundert die Zahlenangaben zum Seeverkehr dichter. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts treten aufgrund der politischen Verhältnisse wieder größere Lücken auf. Zudem sind für viele kleinere Häfen keine Angaben vorhanden, so daß es ratsam erscheint, 1820/1830 als Beginn langer Reihen zu setzen.
Daniel Thomas
Quellen zur Statistik der deutschen Eisenbahnen im 19. und 20. Jahrhundert
Zusammenfassung
Die Statistik der Eisenbahnen Deutschlands läßt sich ebenso wie die der Binnen- und Seeschiffahrt in drei Phasen einteilen:
1.
Die Zeit ab 1835 bis etwa 1850 als Zeitraum mit weißen Flecken, was heißen soll, daß schon veröffentlichte, jedoch in der Regel nicht amtliche Daten vorhanden sind. Sie weisen noch erhebliche Lücken auf und können bestenfalls unter Hinzuziehung von Archivalien verdichtet werden.
 
2.
1855 setzt mit Erscheinen der ersten amtlichen Statistik zu den Eisenbahnen Preußens die Phase der kontinuierlichen Datenvielfalt ein, die durch die bereits 1850 einsetzende Statistik des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen vor allem territorial ergänzt wird.
 
3.
Ab 1880 schließlich wird die Statistik für sämtliche im Deutschen Reich betriebenen Eisenbahnen im Reichseisenbahnamt zentral geführt und publiziert, was eine noch konzentriertere Datenfülle mit sich bringt. Diese zentralstatistische Erfassung wird über den ersten Weltkrieg hinaus fortgesetzt und bis zur Veröffentlichung der Ergebnisse für das Betriebsjahr 1940 beibehalten. Danach erfolgt kriegsbedingt die Einstellung des Erscheinens der Eisenbahnstatistik. Ihre Fortsetzung findet die zentrale Eisenbahnstatistik ab 1952 in der beim Statistischen Bundesamt erscheinenden Fachserie H-Verkehr.
 
Ruth Federspiel
Quellen zur Statistik des öffentlichen Nahverkehrs in Deutschland seit 1880
Zusammenfassung
Im folgenden sollen Quellen vorgestellt werden, mit denen eine historische Statistik des öffentlichen Personennahverkehrs für den Zeitraum von etwa 1880 bis heute erstellt werden kann. Erhebungsbasis einer Statistik des Nahverkehrs sind Städte bzw. urbane Ballungszentren. Damit ist nicht nur die regionale Gliederung, sondern auch eine qualitative Bestimmung des zu erhebenden Verkehrs festgelegt. Es soll der innerstädtische Nahverkehr einschließlich seiner Entwicklung zu Verkehrsverbundsystemen, die über die Stadtgrenzen hinausgehen bzw. Städte in Ballungszentren verbinden, erfaßt werden. Dagegen werden die Städteverbindungen des Eisenbahnnahverkehrs oder die Verkehrsmittel zur Erschließung von Landgemeinden mit Kleinbahnen oder Überlandbussen außerhalb der Ballungszentren nicht berücksichtigt1. In einigen wenigen Großstädten läßt sich ein solcher Verstädterungsprozess des Nahverkehrs schon im 19. Jahrhundert ausmachen. So sind der Vorläufer der Berliner S-Bahn, die Stadt-, Ring- und Vorortbahn oder die Zugverbindungen Hamburg-Altona und Hamburg-Harburg dem städtischen Verkehr zuzurechenen. Ein Kriterium der Zugehörigkeit ist z.B. die Einführung eines innerstädtischen Tarifs auf diesen Strecken2.
Dietlind Hüchtker
Quellen zur Statistik des Gesundheitswesens in Deutschland (1815–1938)
Zusammenfassung
In der vorliegenden Arbeit1 werden statistische Quellen zu zentralen Indikatoren des Gesundheitswesens (Heilpersonal; Krankenhauswesen; Mortalität und Morbidität der Bevölkerung) vorgestellt. Nach den einleitenden Bemerkungen zur Überlieferungssituation schließt sich der eigentliche Quellenbericht für das Deutsche Reich und ausgewählte Bundesstaaten (in der Reihenfolge reichsstatistischer Darstellungen) an. Aufgrund der Fülle des veröffentlichten Materials, das darüber hinaus nur selten in einer Publikationsreihe konzentriert vorliegt, beschränke ich mich auf wichtigere Veröffentlichungen. Eine kommentierte Bibliographie am Ende des Aufsatzes verweist auf weitere Literatur. Hinsichtlich des archivalischen Materials werden auch Quellen erwähnt, die im engeren Sinne nicht zu den genannten Variablengruppen gehören, diese aber abrunden2.
Walter F. Kohler
Quellen zur Statistik des Gesundheitswesens der Bundesrepublik Deutschland
Zusammenfassung
Das Gesundheitswesen soll hier durch drei größere Variablengruppen repräsentiert werden. Die eine Seite bilden die Indikatoren für das Heilpersonal und die Krankenhäuser, die die langfristige Entwicklung des Leistungsangebots darstellen. Die Sterblichkeitsdaten auf der anderen Seite bieten Anhaltspunkte für die Einschätzung der Herausforderungen, die das Gesundheitswesen mit seinem Leistungsangebot zu bewältigen suchte, und für die Erfolge, die bei der Prävention und Kuration von Krankheiten erzielt wurden. Für alle drei Variablengruppen sind in der Nachkriegszeit Daten der amtlichen Statistik in ausreichendem Umfang und mit genügender Dichte verfügbar, die weitestgehend publiziert wurden — wenn auch in wechselnder Form und an sehr unterschiedlichen Orten1. Es können insofern ausschließlich veröffentlichte Quellen in Betracht gezogen werden. Im Zentrum der folgenden Darstellung steht das einschlägige Publikationsprogramm des Statistischen Bundesamts und der Landesämter. Eingegangen wird jedoch auch auf weitere amtliche und halbamtliche Quellen2. Dem sind einige Hinweise zu den Rechtsgrundlagen der Erhebungen, zu den Erhebungsinstanzen, zum Meldeweg und zur Art der Datenaufbereitung vorangestellt. Abschließend werden einige ausgewählte Ergebnisse des Forschungsprojekts diskutiert, aus dem dieser Bericht hervorgegangen ist3.
Ralph Kube, Reinhard Spree
Quellen zur Erwerbsstatistik Deutschlands im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert
Zusammenfassung
Der Bestand und die Struktur an Arbeitskräften in einem Land ist Gegenstand der Erwerbsstatistik. Traditionell ist sie methodisch und organisatorisch eng mit der Bevölkerungsstatistik verbunden und wird mit dieser meist in einem Atemzug genannt. Bevölke-rungs-, Erwerbs-, Bildungs-, Gesundheits-, Rechtspflege- und Wahlstatistik werden zur Gruppe der Gesellschafts- oder Sozialstatistik gerechnet und gelegentlich von der sogenannten Wirtschaftsstatistik unterschieden. Daten über die Bevölkerungs- und Erwerbsstruktur sind für viele wirtschafts- und sozialpolitische Bereiche grundlegend, wie z.B. für den Arbeitsmarkt, für die Konjunktur- und Infrastrukturpolitik oder für die Sozialversicherungen, und stellen daher auch eine zentrale Quellenbasis moderner sozial- und wirtschaftsgeschichtlicher Forschung dar. Dieser Abschnitt behandelt somit die Entwicklung eines Kernbereichs der amtlichen Statistik in Deutschland seit Gründung des Kaiserlichen Statistischen Amtes im Jahre 18721.
Rüdiger Hohls
Quellen zur Statistik von Streiks und Aussperrungen in der Bundesrepublik Deutschland
Zusammenfassung
Seit Bestehen der Bundesrepublik gibt es eine amtliche Streikstatistik. Daß diese erhebliche Mängel aufweist und für die Zwecke der vergleichenden und/oder historischen Arbeitskampfstatistik wenig geeignet ist, ist immer wieder kritisch vermerkt worden. Wer sich über das Arbeitskampfgeschehen ein realistisches Bild machen will, muß auf Informationen zurückgreifen, die über die amtliche Zählung hinausreichen. Die folgenden Ausführungen verstehen sich als eine Art Leitfaden der quellenbedingten Möglichkeiten und Grenzen einer Arbeitskampfstatistik für die Bundesrepublik; als ein Nebenprodukt der Quellendiskussion wird zugleich die amtliche Statistik — die wichtigste fortlaufende Erhebung — in ihrem Aufbau dargestellt. Für die vorliegenden Ausführungen kann auf die Erfahrungen einer zusammen mit Heinrich Volkmann durchgeführten Erhebung der Arbeitskämpfe 1949 bis 1980 zurückgegriffen werden1. Unter Bezug auf gängige Desiderate der quantitativen Arbeitskampfforschung2 wurde hierbei nach folgenden Grundsätzen verfahren:
  • Erhebungseinheit ist der eizelne Arbeitskamps.
  • Unter Arbeitskampf wird lediglich Streik und Aussperrung verstanden; alle anderen, durch diesen Begriff abgedeckten Formen des Konfliktaustrags zwischen den Arbeitsmarktparteien bleiben außer Betracht.
  • Ziel ist eine Totalerhebung; Zielgesamtheit sind also alle Arbeitskämpfe der Untersuchungszeit. Es werden keine Grenzen bzw. Stichproben definiert. Jeder Arbeitskampf, dessen Existenz zuverlässig bekannt ist, wird in die Erhebung aufgenommen.
Hasso Spode
Backmatter
Metadaten
Titel
Grundlagen der Historischen Statistik von Deutschland
herausgegeben von
Wolfram Fischer
Andreas Kunz
Copyright-Jahr
1991
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-663-12157-2
Print ISBN
978-3-531-12246-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-663-12157-2