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2009 | Buch

Im Namen der Öffentlichkeit

Litigation-PR als strategisches Instrument bei juristischen Auseinandersetzungen

verfasst von: Stephan Holzinger, Uwe Wolff

Verlag: Gabler

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Über dieses Buch

Da steht sie nun. Sie soll eine römische Gottheit sein, eine Göttin der Gere- tigkeit. Und ein Symbol für das Rechtswesen. Mit ihren verbundenen Augen, in einer Hand eine Waage haltend, in der anderen ein Richtschwert. Justitia will uns damit glauben machen, dass sie ohne Ansehen der vor ihr stehenden Personen ihr Urteil fällen und dieses auch konsequent durchsetzen wird. Genau betrachtet stellt sie jedoch einen Fall von „Re-Branding“ dar, der s- testens jetzt Patent- und Markenanwälte auf den Plan rufen sollte. Denn bevor sich die Römer ihrer annahmen, führte dieses Mädchen ein ganz - deres Leben. Sie stammte aus der griechischen Mythologie und führte dort als eine der Horen, eine Tochter des Göttervaters Zeus und der Göttin der Gerechtigkeit und Philosophie Temis, ein Leben unter dem Namen Dike, der für die Gerechtigkeit steht. Dike hatte in der griechischen Mythologie zwei Schwestern, die gute Ordnung Eunomia und den Frieden Eirene. Diese drei standen für die Säulen des geregelten Lebens.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung
Zusammenfassung
Da steht sie nun. Sie soll eine römische Gottheit sein, eine Göttin der Gerechtigkeit. Und ein Symbol für das Rechtswesen. Mit ihren verbundenen Augen, in einer Hand eine Waage haltend, in der anderen ein Richtschwert. Justitia will uns damit glauben machen, dass sie ohne Ansehen der vor ihr stehenden Personen ihr Urteil fällen und dieses auch konsequent durchsetzen wird.
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
1. Litigation-PR – Was ist das eigentlich?
Zusammenfassung
Der Begriff Litigation-PR stammt aus dem Englischen und setzt sich aus zwei Teilen zusammen. Zum einen „Litigation“, was wir auf Deutsch mit „Rechtsstreitigkeit“, „Gerichtsverfahren“ und „Prozess“ übersetzen würden. Der zweite Teil (PR) ist nichts anderes als die Abkürzung für Public Relations, was hierzulande als „Öffentlichkeitsarbeit“ bezeichnet wird. Zusammengenommen und vereinfachend dargestellt geht es also bei Litigation-PR um eine wirksame Zusammenarbeit mit den Medien, also der Öffentlichkeit, während juristischer Auseinandersetzungen.
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
2. Litigation-PR versus Krisen-PR – Zwei ungleiche Cousinen
Zusammenfassung
Die Frage taucht in Gesprächen oder Beiträgen immer wieder auf: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Litigation-PR und Krisen-PR? Gibt es da überhaupt einen Unterschied?
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
3. „All Cases are Public“ – Die zunehmende Bedeutung der Litigation-PR
Zusammenfassung
Seien es der „Kannibale von Rothenburg“, die Ermordung der Lebedame Rosemarie Nitribitt, der aufwühlende Weimar-Doppelmord oder St. Pauli- Killer Werner Pinzner: Strafprozesse, vornehmlich Tötungsdelikte, gehören im Grunde genommen bereits seit den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen zum traditionellen Inventar der Medienmaschinerie in der Bundesrepublik Deutschland. Aufgrund der ihnen zugrunde liegenden menschlichen Dramen mit ihren unverhohlenen Blicken in die Untiefen der menschlichen Psyche erscheinen sie besonders für die Boulevardmedien wie geschaffen.
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
4. Die Entwicklung der Litigation-PR im angloamerikanischen Raum
Zusammenfassung
Amerika gilt als das Mutterland der Litigation-PR. Nicht, dass hier etwa entdeckt worden sei, wie sich im Zuge juristischer Auseinandersetzungen auch die Medien einsetzen lassen, um die jeweiligen anwaltlichen Argumente zu unterstützen – das gab es schon viel früher, auch in Ländern Europas. So wurden beispielsweise in der so genannten Dreyfus-Affäre massiv die Medien eingesetzt, um Stimmung gegen den deutschstämmigen, jüdischen Artilleriehauptmann Alfred Dreyfus zu machen, der zum Ende des 19. Jahrhunderts in Frankreich wegen Landesverrats angeklagt war. Diese von Militär, Geheimdienstkreisen und Regierung gesteuerte Kampagne trug dazu bei, dass Dreyfus zu lebenslanger Haft und Verbannung verurteilt wurde. Massive Deutschfeindlichkeit und Antisemitismus spielten eine große Rolle in diesem Verfahren. Die von den Medien mit antisemitischen Kommentaren „wohlpräparierte“ Öffentlichkeit begrüßte das Urteil gegen Dreyfus, obwohl in seinem nichtöffentlichen Prozess umfangreiche „Beweise“ zu seinem Nachteil gefälscht worden waren. Dem beharrlichen Kampf seiner Ehefrau für ein Revisionsverfahren vor dem Kassationsgerichtshof sowie den zahlreichen öffentlichen Solidaritätsbekundungen von Republikanern, Sozialisten und Intellektuellen war es schließlich zu verdanken, dass Dreyfus aus der Verbannung zurückgeholt und wieder in die Armee aufgenommen wurde. Er wurde zum Major befördert und zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
5. Zur Situation der Litigation- PR in Großbritannien und im deutschsprachigen Raum – The New Kid on the Block
Zusammenfassung
In Großbritannien ist eine ähnliche Entwicklung der Litigation-PR festzustellen wie in den USA, allerdings erst ab 1999, nachdem die Reformen von Lord Woolf gegriffen haben. Der liberale Richter kritisierte die aufwendigen, langwierigen und teuren zivilgerichtlichen Verfahren in seinem Heimatland. Lord Woolf glaubt, dass durch diese Zivilverfahren das Vertrauen in die Gerichtsbarkeit erschüttert wird, auch weil es bei diesen aufwendigen Verfahren keine „Waffengleichheit“ zwischen den Parteien mehr gebe und durch die komplizierten Verfahren der Zugang der Parteien zum Gericht behindert werde.
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
6. Schnell, schneller, am schnellsten – Wie sich die Medienlandschaft verändert hat
Zusammenfassung
Wer 20 Jahre in der Zeit zurückdenkt und sich dabei die damalige Medienlandschaft unseres Landes vor Augen hält, der sieht vor allem erst einmal die Farbe Grau. Grau waren die Tageszeitungen, bleilastig das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“, staubtrocken präsentiert wurden die Nachrichtensendungen von ARD und ZDF, während die damals noch sehr „jungen Wilden“ der TV-Branche RTL, Pro7 und Sat.1 unter anderem mit dumpfen Shows wie „Alles nichts, oder?!“ und „Tutti Frutti“ sich selbst und die Zuschauer zum Affen machten. Die privaten Radiosender dudelten und plauderten noch etwas holprig über den Äther, sehr zur Belustigung ihres Publikums. Die Bild-Zeitung verzeichnete ungebrochene Auflagenstärke. Die innerdeutsche Mauer stand noch, und dahinter litt der Osten der Republik auch in Sachen Medien noch schwer unter der eisernen Knute des spießigen SED-Despoten Erich Honecker.
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
7. Juristen im Rampenlicht – Wie die veränderte Medienlandschaft die Justiz verändert hat
Zusammenfassung
Im vorhergehenden Kapitel haben wir die veränderte deutsche Medienlandschaft geschildert, die das Bedürfnis ihres Publikums, über juristische Streitigkeiten informiert und durchaus auch damit unterhalten zu werden, inzwischen auf allen Kanälen abdeckt. Doch woher kommt dieses Bedürfnis? Warum präsentieren uns die Medien plötzlich so viele im wahrsten Sinne des Wortes „Schauprozesse“?
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
8. Der Einfluss der Popkultur auf Justiz und Rechtskommunikation
Zusammenfassung
In den vergangenen Jahren hat die Popkultur in den USA – und bei weitem nicht nur dort – tiefe Spuren im Denken und im Handeln der Juristen hinterlassen. Vor allem das ständige Sinnesfeuerwerk der visuellen Medien scheint dort einen entscheidenden Einfluss zu haben.
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
9. Der Stoff, aus dem die Rechtsstreitigkeiten sind – Was die Medien wirklich wollen
Zusammenfassung
Nur wenige können sich der Faszination eines klassischen Gerichtsverfahrens entziehen, vor allem dann nicht, wenn über eine Tat verhandelt wird, die uns zutiefst berührt. Bei Prozessen, vor allem bei Strafprozessen, sind wir Zaungäste eines großen menschlichen Dramas, das uns in seinem gesamten Facettenreichtum entgegenschillert. Was sich dort abspielt, bringt uns zum Staunen, amüsiert uns, ekelt uns an, fasziniert oder berührt gar unsere (nicht ausgelebten) Phantasien hinsichtlich Sex und Gewalt. Eine Gerichtsverhandlung ist ein großartiges Drama, an dem wir im Stillen teilhaben können, ohne direkt davon betroffen zu sein. Es geht um unseren tiefen Wunsch nach absoluter, höherer Gerechtigkeit und unsere ewige Suche nach der Wahrheit. Es geht um Schuld und es geht um Sühne.
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
10. Wer die Medien füttert – Informationsschlachten um die Gunst der Journalisten
Zusammenfassung
Da musste sogar der Chefredakteur des ZDF persönlich ran: „Wir haben uns von niemandem vor den Karren spannen lassen“, wehrte sich Nikolaus Brender gegen die Vorwürfe, dass sich das öffentlich-rechtliche Fernsehen ZDF gezielt von der Bochumer Staatsanwaltschaft für das „Anprangern“ des damaligen Deutsche Post-CEO's Zumwinkel habe benutzen lassen. „Der Kreis derer, die über die Aktion Bescheid wussten, war jedoch viel größer“, so Nikolaus Brender gegenüber dem Spiegel über eine Aktion, die vermutlich mit dem Kalkül eines gezielten Abschreckungseffekts für die noch vielen anderen unbekannten Steuersünder durchgeführt wurde. Der Sender war über die Blitz-Aktion noch vor Zumwinkel selbst informiert und schon Stunden vorher mit einem Ü-Wagen vor Ort gewesen. Auch der Spiegel hatte vorab Bescheid gewusst. Da lag es doch nahe, dass Herr Brender gleich im Spiegel dementieren durfte. Wer fütterte das ZDF und Spiegel?
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
11. Rufmord, Gerüchte, Skandale – Irgendetwas bleibt immer hängen
Zusammenfassung
Wer in das Visier professioneller Gerüchtestreuer gerät, der hat oftmals ganz schlechte Karten. Selbst wenn das, was arglistig behauptet wird, sich später als nicht wahr herausstellen sollte, so bleibt immer etwas an dem Zielobjekt hängen. Dieses Phänomen hatten schon die alten Griechen erkannt oder zumindest der griechische Schriftsteller Plutarch (45-125 n.Chr.), denn die Sentenz „Calumniare audacter, semper aliquid haeret“ – „Verleumde nur dreist, irgendetwas bleibt immer hängen!“ wird diesem schlauen Helenen zugeschrieben. Er sollte auch noch fast 2000 Jahre später recht behalten. Was Plutarch allerdings nicht ahnen konnte, ist die Geschwindigkeit, Effizienz, Reichweite und Durchschlagskraft, mit der im Zeitalter der Massenmedien und des Internets solche Verleumdungsmaschinen arbeiten.
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
12. Im Namen der Unschuldsvermutung – Vorverurteilung durch die Medien
Zusammenfassung
Auf den ersten Blick scheint das in unserer erfolgsorientierten Gesellschaft eine doch eher trübe Bilanz zu sein: Offenbar werden mehr als Dreiviertel aller staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsverfahren eingestellt. Was also oft – mit oder ohne Zutun der Staatsanwaltschaft einmal dahingestellt – vielfach mit einem furiosen öffentlichen Trommelwirbel beginnt, endet nicht selten pianissimo. Natürlich wäre es falsch, an dieser Stelle der Staatsanwaltschaft die alleinige Verantwortung dafür zuzuschieben. Zwar hat sie das Anklagemonopol und ist „Herrin des Ermittlungsverfahrens“ – aber sie ist auch grundsätzlich weisungsgebunden, das heißt, sie ermittelt nicht immer aus eigener Initiative, sondern dient auch höheren (staatlichen) Interessen. Und die Statistik wird nicht zuletzt durch die inflationäre Handhabung der – oft anonymen – Strafanzeigen nachteilig beeinträchtigt, bei denen sich dann später herausstellt, dass am Vorwurf selbst nichts dran war. So schreibt Frank Überall in einem Beitrag für das Medienmagazin journalist: „Ohnehin ist die Berichterstattung in Strafermittlungsverfahren zwar quotenund schlagzeilenträchtig – oft aber auch ein wenig unaufrichtig. Mehr als Dreiviertel aller Verfahren werden eingestellt, und das wird dann höchstens noch als Randnotiz in den Medien erwähnt.“
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
13. Im Namen der Öffentlichkeit – Die Richter auf der Pressebank
Zusammenfassung
Der britische Unternehmer Vahid Alaghband war davon überzeugt, ein attraktives Investment getätigt zu haben, als er den Kaufvertrag für den Duisburger Stahlhändler Klöckner & Co. unterzeichnet hatte. Das von seiner Londoner Balli-Gruppe akquirierte Unternehmen passte perfekt in seine langfristige Unternehmensstrategie, der Preis für das Unternehmen war fabelhaft günstig, die regionale Landesbank hatte der Balli-Gruppe einen Akquisitionskredit eingeräumt und die hochkomplizierte Finanzierung des Unternehmenskaufes über einen im angelsächsischen Raum durchaus gebräuchlichen Leveraged Buy-Out (LBO) schien gesichert. Ein transnationaler Unternehmertraum sollte für den Briten wahr werden.
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
14. Ein weites Feld – Schwerpunkte und Einsatzgebiete der Litigation-PR
Zusammenfassung
Ist die bundesdeutsche Justiz tatsächlich für Wirtschaftsstrafprozesse der heutigen Dimension gut gerüstet? Haben wir eventuell zu wenig Richter? Können Staatsanwälte am Puls der Wirtschaft sein, verstehen sie eigentlich die Komplexität und Dynamik der Geschäftsmodelle gerade grenzüberschreitend agierender Großunternehmen?
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
15. Der Anwalt und der Journalist – Zwei Extreme begegnen sich
Zusammenfassung
Es gibt nur wenige Berufspaarungen, die auf den ersten Blick so gegensätzlich erscheinen wie Anwälte und Journalisten. Beide begegnen sich mit größtem Misstrauen und größter Vorsicht. Das ist auch nicht weiter verwunderlich.
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
16. Auf Augenhöhe: Über die Zusammenarbeit von Anwalt und Litigation-PR-Spezialisten
Zusammenfassung
Sollen Litigation-PR-Experten direkt vom Mandanten angeheuert werden und diesem nur bilateral berichten? Oder besser als Experten direkt im Team der Anwälte arbeiten? Welche Reibungsflächen kann es im Zusammenspiel zwischen Anwälten und Litigation-PR-Experten geben? Wie soll mit potenziellen Konflikten effektiv umgegangen werden und wie soll die anwaltliche Verschwiegenheitspflicht gehandhabt werden?
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
17. Plädoyer: Warum Gerechtigkeit Litigation-PR braucht
Zusammenfassung
Nein, nicht jeder Justizirrtum trägt solch' buchstäblich komische Züge wie der Fall eines Mailänder Strafgerichts, das auf einen Amtshilfe-Antrag der neapolitanischen Staatsanwaltschaft die – so sollte man zumindest meinen – auch in „Bella Italia“ bekannten Comic-Figuren Mickey Mouse, Donald Duck, Daisy und Tweety tatsächlich für eine Zeugenaussage vorgeladen hat. Ursprünglich sollten die Comic-Figuren als Beweisstücke in einem Strafverfahren dienen, bei dem es um Produktfälschung ging. Und obwohl die Vorladung über mehrere Schreibtische in den italienischen Justizbehörden ging, fiel offenbar niemandem dieser amüsante, wenngleich peinliche Fehler auf.
Stephan Holzinger, Uwe Wolff
Backmatter
Metadaten
Titel
Im Namen der Öffentlichkeit
verfasst von
Stephan Holzinger
Uwe Wolff
Copyright-Jahr
2009
Verlag
Gabler
Electronic ISBN
978-3-8349-6510-3
Print ISBN
978-3-8349-0839-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8349-6510-3