2009 | OriginalPaper | Buchkapitel
Intuitionismus und Informatik
Erschienen in: Historische Notizen zur Informatik
Verlag: Springer Berlin Heidelberg
Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.
Wählen Sie Textabschnitte aus um mit Künstlicher Intelligenz passenden Patente zu finden. powered by
Markieren Sie Textabschnitte, um KI-gestützt weitere passende Inhalte zu finden. powered by
1. Während seines Studiums in Göttingen schloß Carl Friedrich Gauß eine schwärmerische Freundschaft mit Farkas (Wolfgang) Bolyai (1775–1856), einem siebenbürgischen Studenten, die Jahrzehnte anhalten sollte. In einem Brief an H. C. Schumacher vom 28.11.1846 schreibt Gauß, er habe schon 1792 (er war damals 15 Jahre alt) nachgedacht über „die Grundzüge derjenigen Geometrie, die stattfinden müßte und strenge konsequent stattfinden könnte, wenn die Euklidische nicht die wahre ist“. In einem Brief an C. L. Gerling vom 14. 2. 1832 schreibt er, er habe eben eine Schrift über die nichteuklidische Geometrie eines „sehr jungen ungarischen Offiziers, Sohn des Jugendfreundes von mir, mit dem ich 1798 mich oft über die Sache unterhalten habe“, erhalten. Es war János (Johann) Bolyai (1802–1860), Sohn von Farkas Bolyai. Gauß schreibt, daß er in der Schrift „all seine eigenen Ideen und Resultate wiederfinde, mit großer Eleganz entwickelt“ und rühmt die Reife in der Leistung des jungen Mannes. Gauß selbst wollte, wie er in einem darauffolgenden Brief an den Vater vom 6.3.1832 schreibt, von seiner eigenen Arbeit „bei meinen Lebzeiten nichts bekannt werden lassen“ — er wollte sich nicht dem Gespött der „Böotier“ aussetzen, wollte nicht dem philosophischen Diktat Kants, der den Euklidschen Raum zu einer reinen Anschauungsform a priori vor jeder Erfahrung machte, widersprechen. Wir dürfen aber annehmen, daß seine frühen „Meditationen“, wie er sie nannte, über seinen Freund Farkas an den jungen János gelangten und dort fruchtbar wurden.