1 | Universität für Bodenkultur Wien |
2 | Bundesforschungszentrum für Wald |
3 | HBLFA Raumberg-Gumpenstein |
4 | Umweltbundesamt GmbH |
5 | Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) |
6 | Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH |
7 | Universität Innsbruck |
8 | Eurac Research |
9 | Technische Universität Wien |
10 | Universität Wien |
11 | privat |
12 | Internationales Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) |
13 | Fachhochschule Technikum Wien |
14 | Universität Graz |
1.1 Rahmen, Inhalte und Ziele des Österreichischen Sonderberichts „Landnutzung und Klimawandel“
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Land bildet die Grundlage für die Lebensqualität der Menschen durch Primärproduktion, Versorgung mit Nahrungsmitteln, Süßwasser und anderen materiellen Ökosystemleistungen. Land und seine biologische Vielfalt bieten auch immaterielle Leistungen, die zu spiritueller Bereicherung sowie einem ästhetischen Mehrwert und Erholungswert führen (IPCC, 2018a) [robuste Evidenz, hohe Übereinstimmung].
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Landnutzung verursacht aber auch Emissionen von Treibhausgasen (THGs) und beeinflusst die Integrität und Degradation von Ökosystemen und damit den Zustand der biologischen Vielfalt und der Ökosystemleistungen (ÖSLs).
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Kompilation und Bewertung des Wissens hinsichtlich der Wechselwirkungen zwischen Österreichs Landsystem und dem anthropogenen Klimawandel, vernetzt mit gesellschaftlichen Herausforderungen wie der globalen und regionalen Versorgung mit Lebensmitteln, Flächeninanspruchnahme und Biodiversität;
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Erhebung und Bewertung des aktuellen Stands der wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Auswirkungen der sozial-ökonomischen Triebkräfte und Aktivitäten der österreichischen Landnutzung auf die THG-Bilanz;
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Bewertung des Wissenstandes zu möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf Österreichs Landsystem in Abhängigkeit von Anstrengungen zur Emissionsminderung innerhalb und außerhalb der Landnutzungssektoren;
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Prüfung von Anpassungsoptionen an den Klimawandel, zur Aufrechterhaltung und Anpassung der Biomasseproduktion und der Bewältigung von Problemen wie Bodendegradation, Extremereignisse, Biodiversitätsverlust und Trockenheit sowie zum Ausbau von gesellschaftlicher Resilienz;
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Identifikation von Optionen der Landnutzung, wobei die Potenziale des Interessensausgleichs verschiedener landgestützter Klimaschutzoptionen und deren Machbarkeit in Hinblick auf politische, ökonomische und gesellschaftliche Barrieren bewertet werden;
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Darstellung und Bewertung der Politikmaßnahmen und anderer Rahmenbedingungen zur Umsetzung von Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen im Kontext von Risiken, Unsicherheiten und Wissenslücken;
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Bewertung der Intensität der Landnutzung hinsichtlich von Synergien und Zielkonflikten mit Biodiversität, der Optimierung von ÖSLs und dem Zusammenhang mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals; SDGs).
1.1.1 Der anthropogene Klimawandel
1.1.2 Landökosysteme und Klimawandel
1.2 Klima und Landnutzung in Österreich
1.2.1 Klima in Österreich
1.2.2 Landnutzung in Österreich
1990 | 2018 | ||||
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Nutzung | ha | Anteil an der Gesamtfläche % | ha | Anteil an der Gesamtfläche % | Unsicherheit % |
Wald | 3.891.333 | 46,4 | 4.046.000 | 48,2 | \({\pm}\)2 |
Ackerland | 1.500.824 | 17,9 | 1.405.384 | 16,8 | \({\pm}\)4 |
Grünland | 1.714.917 | 20,4 | 1.334.995 | 15,9 | \({\pm}\)8 |
Feuchtgebiete | 132.616 | 1,6 | 153.309 | 1,8 | \({\pm}\)10 |
Siedlungen | 380.055 | 4,5 | 568.085 | 6,8 | \({\pm}\)10 |
Sonstige Landnutzung | 767.254 | 9,1 | 879.227 | 10,5 | \({\pm}\)10 |
Summe | 8.387.000 | 100,0 | 8.387.000 | 100,0 |
1.2.3 Dynamik der Landnutzung
1.2.4 Treibhausgasemissionen in Österreich
Art der Landnutzung | Durchschnittlicher Kohlenstoffvorrat (t C/ha/30 cm) |
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Ackerland | 62,4 |
Almen | 113,0 |
Extensiv genutztes Grünland | 94,7 |
Intensiv genutztes Grünland | 91,5 |
Weingärten | 49,1 |
Wald | 128,2 |
Moore | 220,0 |
Siedlungsgebiet | 39,6 |
THG | 1990 | 2000 | 2018 | 2019 | 2020 | |
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Gesamtemissionen Österreich in kt CO2e/Jahr | CO2, CH4, N2O | 78.423 | 80.085 | 78.558 | 79.741 | 73.592 |
Sektor Landwirtschaft | ||||||
Verdauung in Rindermägen | CH4 | 4513 | 4191 | 3819 | 3764 | 3733 |
Wirtschaftsdünger-Management (CH4 und N2O) | CH4, N2O | 1137 | 993 | 1097 | 1085 | 1079 |
Düngung landwirtschaftlicher Böden | N2O | 2381 | 2101 | 2018 | 1985 | 2003 |
Sonstige | CO2, CH4, N2O | 88 | 91 | 155 | 151 | 149 |
Summe Sektor Landwirtschaft | CO2, CH4, N2O | 8119 | 7376 | 7090 | 6985 | 6964 |
% der Gesamtemissionen | 10 % | 9 % | 9 % | 9 % | 9 % | |
Sektor Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (LULUCF) | ||||||
Wald | CO2, CH4, N2O | −10.874 | −15.994 | −2434 | −2427 | −2420 |
Davon im bestehenden Wald | CO2, CH4, N2O | −7864 | −13.629 | −734 | −733 | −732 |
Davon Neubewaldung | CO2, N2O | −3009 | −2365 | −1701 | −1694 | −1688 |
Acker | CO2, N2O | 326 | 108 | 343 | 361 | 407 |
Grünland | CO2, CH4 | 649 | 471 | 333 | 331 | 329 |
Feuchtgebiete | CO2 | 42 | 36 | 66 | 60 | 59 |
Siedlungsraum | CO2, N2O | 455 | 326 | 226 | 241 | 295 |
Sonstiges Land | CO2, N2O | 458 | 381 | 296 | 267 | 250 |
Holzprodukte | CO2 | −3122 | −1889 | −1969 | −1462 | −173 |
Summe Sektor LULUCF | CO2, CH4, N2O | −12.065 | −16.561 | −3139 | −2629 | −1253 |
% der Gesamtemissionen | −15 % | −21 % | −4 % | −3 % | −% | |
Summe Landwirtschaft und LULUCF (i.e. AFOLU) | −3946 | −9186 | 3951 | 4355 | 5711 | |
% der Gesamtemissionen | −5 % | −11 % | 5 % | 5 % | 8 % |
1.3 Zukünftige Herausforderungen
1.3.1 Auswirkungen des Klimawandels auf das Klima Österreichs
1.3.2 Herausforderungen für die Energiegewinnung
Angesichts des alarmierenden Raubbaus am Wald infolge der nicht nachhaltigen Bewirtschaftungsformen – u. a. in einigen europäischen Ländern – erlässt die Europäische Union Richtlinien (Renewable Energy Directive; RED). Während in Österreich gerade die Zweite Erneuerbare-Energie-Richtlinie in Gesetzesform gegossen wurde (Herbst 2022), wird seitens der EU bereits die Dritte Erneuerbare-Energie-Richtlinie verhandelt. Insgesamt wird die primärenergetische Nutzung von Biomasse aus Holz von der EU kritisch gesehen. Die absehbaren Ergebnisse sind eine verstärkte kaskadische Nutzung von Holz, die Begrenzung der energetischen Nutzung von Primärholz auf dem aktuellen Stand und die Ausdehnung der Nachweispflicht des Bezuges von Holz aus nachhaltiger Bewirtschaftung für kleinere Energiegewinnungsanlage als bisher. Die Energiegewinnung aus forstlicher Biomasse ist in Österreich wesentlich weiter entwickelt als in anderen Staaten. Mit den erwarteten Einschränkungen aus der Dritten Richtlinie wird ein weiterer Ausbau der energetischen Biomasse(/Holz)-Nutzung schwieriger. Die bisher erarbeiteten Zielpfade für den Umstieg auf erneuerbare Energieträger werden aufgrund der Dritten Richtlinie zu überarbeiten sein. Im Rahmen der Transformation des österreichischen Energiesystems wird der Energieraumplanung hier eine bedeutende Rolle zukommen (Kap. 7).„Bestehende Wind- und Wasserkraftwerke sowie hocheffiziente Biomasseanlagen in Landwirtschaft und Industrie sollen auch in Zukunft zur Erreichung des 100 % erneuerbaren Stromziels und der Wärmeversorgung aus erneuerbaren Quellen beitragen. Der Erhalt bestehender hocheffizienter Anlagen minimiert den Verbrauch an Flächen und Ressourcen und unterstützt so eine naturverträgliche Transformation des Energiesystems (BMNT & BMVIT, 2018).“
Element | Standpunkt 1 | Standpunkt 2 |
---|---|---|
C-Fluss im Wald und C-Neutralität | Die energetische und stoffliche Nutzung der Waldbiomasse ist CO2-neutral, solange der Bestand an C im Wald in der Landschaftseinheit über die Zeit zunimmt oder gleich bleibt. Vereinfacht wird die Formel verwendet, dass die Holznutzung CO2-neutral ist, solange sie kleiner/gleich als der periodische Zuwachs ist | Die Entnahme von Holz verändert immer die Dynamiken von Waldökosystemen. Eine Nutzung, die kleiner als der Zuwachs ist, ist eine essenzielle, aber nicht ausreichende Bedingung. Durch die Nutzung der Wälder wird, solange der Wald nicht sein Klimax-Stadium erreicht hat, eine C-Senke verhindert, dieser Verlust muss berücksichtigt werden |
Referenzwert Wald | Der Referenzwert stellt das Gleichgewicht zwischen C-Aufbau (in Biomasse, Totholz, Boden) und C-Abfluss in diesen Pools dar (die Null-Linie ist die Referenzlinie). Als näherungsweise Beurteilungsgröße dafür dienen häufig die Vorratsänderungen an Stammholz, die von Waldinventuren mit einer transparenten Methodik und regionaler Gültigkeit erhoben werden | Der Referenzwert bezieht sich auf den (hypothetischen) Unterschied der Walddynamik mit und ohne den zu betrachtenden Maßnahmen. In Regionen mit langer Nutzungsgeschichte berücksichtigt der Referenzwert, dass der Wald ohne die jeweilige Nutzung schneller oder mehr C akkumulieren würde als mit der jeweiligen Nutzung. Es werden also die C-Opportunitätskosten der Ernte ermittelt |
Referenzlinie | Der aktuelle Biomassenvorrat und seine zeitliche Entwicklung sind aus den Ergebnissen von Waldinventuren ableitbar. Die Zeitreihe der Vorratsentwicklung bildet die Bewirtschaftung und die Walddynamik ab | Die Referenzlinie muss in Szenarienanalysen (keine Nutzung bzw. Dynamik mit und ohne die jeweilige Nutzung) festgelegt werden. Dabei spielen Unsicherheiten der zukünftigen Entwicklungen insbesondere durch Klimaveränderungen (Störungen etc.) eine zentrale Rolle, die die Bewertung gefährden |
Relevante Zeitskala | Entscheidungen über die Waldbehandlung haben langfristige Auswirkungen; eine ausgeglichene, stetige Nutzbarkeit von Holz auf Landschaftsebene wird angestrebt. Daher wird mindestens eine ganze Umtriebszeit als Grundlage verwendet. Die Bewirtschaftungsvorgaben sollen stetige, nachhaltige Holznutzungsmöglichkeiten sicherstellen, ohne dass der Vorrat verringert wird. Emission aus Zerfallsphasen des Waldes gibt es nicht, da der genutzte Wald diese Phase nicht erreicht, weil das Holz vorher geerntet wurde | Entscheidend ist vor allem ist die Betrachtung der kurzfristigen Netto-Effekte auf die Atmosphäre. Auch Betrachtungen in kürzeren Perioden als eine Umtriebszeit werden als wichtig erachtet und mit der Dringlichkeit der Bewältigung der Klimakrise (Ausbau von C-Senken, Bewahrung von C-Beständen) argumentiert |
Einschätzung der Klimawandel-bedingten Störungen | Im Sinne des Vorsorgeprinzips gilt es, die C-Bestände der Wälder zu erhalten, insbesondere im Lichte der zukünftigen Störungsregimes bzw. der Unsicherheiten. Trotzdem können Kalamitäten die CO2-Neutralität zeitweise ausschalten und zu höheren Emissionen führen | Im Sinne des Vorsorgeprinzips gilt es, die C-Bestände der Wälder zu schützen, insbesondere im Lichte der zukünftigen Störungsregimes bzw. der Unsicherheiten. Co-Benefits mit dem Biodiversitätsschutz stehen im Vordergrund |
Interpretation: Wälder nehmen im Bestand zu | Die Zunahme des Holzvorrates berücksichtigt sämtliche Einflussfaktoren (ökologisch, historisch, politisch, ökonomisch) | Die Ursache der Bestandszunahme liegt in der Erholung von vergangenen (Über-)Nutzungen und stellt eine Opportunität (Senke) dar |
Substitution | Die Substitution liegt außerhalb der betrachteten Systemgrenze für die Beurteilung von CO2-Neutralität des Holzes; diese wird nur im Wald bestimmt | Ist integrale Komponente der Betrachtung von CO2-Neutralität |
Betrachtung der CO2-Emissionen durch Holzverbrennung am Schornstein | Die Betrachtung liegt außerhalb der betrachteten Systemgrenze für die Beurteilung von CO2-Neutralität; diese wird nur im Wald bestimmt (siehe oben) | Relevante Größe, da alle direkten Emissionen und Senken im Sinne eines Full Carbon Accounts aufgenommen werden, und darüber hinaus auch Opportunitätskosten der Holzernte (s. oben) |
Kompatibilität mit Treibhausgasinventuren bzw. Paris-Agreement-Ziel-Bewertung („Gleichgewicht zwischen Emissionen und Senken nach 2050“) | Die IPCC-Bilanz ist vollständig bezüglich der anthropogen bedingten Treibhausgasflüsse (Agostini et al., 2014; IPCC, 2006). Das Paris-Agreement betrachtet vollständige Flüsse der Treibhausgasemissionen und -senken und leitet daraus das Ziel der Emissionsminderung ab. Treibhausgasinventuren stellen die Basis für die Beurteilung dar | Die IPCC-Bilanz stellt eine Teilbilanz dar. Diese ist konsistent, aber der Ansatz ist durch die Einbeziehung von C-Opportunitätskosten darüber hinausgehend und Ergebnisse sind daher nicht direkt vergleichbar |
Reversibilität der CO2-Neutralität von Senken | Die Senkenwirkung ist prinzipiell reversibel und C-Vorräte können verloren gehen. Standpunkt 1 baut jedoch geerntetes Holz außerhalb des Waldes in C-Vorräte der Holzprodukte ein, die eine erheblich geringere Anfälligkeit gegenüber Störungen haben als Wälder | Die Senkenwirkung ist prinzipiell reversibel und C-Vorräte können verloren gehen. Störungen betreffen alle Wälder, besonders anfällig sind altershomogene Monokulturen mittleren und höheren Alters |
1.3.3 Herausforderungen in der Forstwirtschaft und der nachgelagerten Wertschöpfungskette
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Der Klimawandel stellt eine Herausforderung für die Forstwirtschaft dar, sowohl für Anpassungsleistungen wie auch hinsichtlich etwaiger Beiträge zur Emissionsminderung, z. B. durch die Bereitstellung von Bioenergie und C-Senken. Anpassungsmaßnahmen sollen die Wälder langfristig stabiler gegen Effekte des Klimawandels machen. Hochproduktive Baumarten werden durch weniger wüchsige, aber resilientere Baumarten ersetzt. Dadurch ist mittelfristig mit einer Verringerung der Produktivität österreichischer Wälder zu rechnen (Braun et al., 2016; Weiss et al., 2020; Abschn. 3.5.2, 4.3 und 5.1.2.4) [mittlere Evidenz, hohe Übereinstimmung]. Auf der anderen Seite steht die Herausforderung, das Baumartenspektrum so zu gestalten, dass der künftige Bedarf an Holzprodukten gedeckt werden kann.
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Der langjährige Anteil des Schadholzes beträgt 8,6 Mio. m3 Stammholz. Die Schadholzmengen schwanken erheblich und lagen im katastrophalen Jahr 2019 um 50 % über dem Durchschnitt (BML, 2022).
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Der klimawandelbedingte Druck durch heimische und invasive Schädlingsarten steigt markant an (Bauhus et al., 2021; Hoch et al., 2019; Hoch & Steyrer, 2020; Netherer et al., 2015) [Evidenz hoch, Übereinstimmung hoch]. Sturm- und Schneedruckschäden mit einem unklaren Bezug zum Klimawandel machen das Angebot an Holzprodukten weniger gut planbar. Außerdem fallen mitunter niederwertige Holzsortimente an, die stofflich nicht nutzbar sind (Hofbauer, 2020; Pfemeter et al., 2019; Abschn. 3.3 und 4.3.2; Abb. 3.4; Box 4).
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Von der europäischen Politik werden ambitionierte Ziele formuliert. Einerseits soll die Forst- und Holzwirtschaft die Bioökonomie des Ländlichen Raumes stärken, andererseits soll die Netto-Senke des Landnutzungssektors bis 2030 wesentlich zur Erreichung der EU-Klimaziele beitragen (EU 841, 2018). Die Wälder sollen C-Senken sein, zusätzlich die Emissionen aus der Landwirtschaft aufnehmen und als Fernziel auch Emissionen anderer Sektoren kompensieren. Es ist aber festzuhalten, dass es keine Form der Bewirtschaftung gibt, die den Wald zu einer permanenten Senke für THGs macht, wenngleich der Zeitpunkt der Sättigung von vielen natürlichen und anthropogenen Parametern abhängt und zwischen wenigen Dekaden und im Jahrhundertbereich liegt (Cotta, 1885; Ledermann et al., 2022; Nabuurs et al., 2013; vgl. Abschn. 4.3 und 5.1.2) [robuste Evidenz, hohe Übereinstimmung].
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Die Wälder nehmen in der Diskussion um Bioenergy with Carbon Capture and Storage (BECCS) global eine prominente Rolle ein. Die Rolle von BECCS in Österreich ist derzeit gering (Abschn. 5.2.2.6).
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Gesellschaftliche Forderungen sind die Unterschutzstellung eines Teiles des Waldes zur Bewahrung der Artenvielfalt (EC, 2021). Diese Wälder würden damit der regelmäßigen Nutzung entzogen. Dies führt zu Zielkonflikten zwischen bereitstellenden und regulierenden ÖSLs.
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Der erforderliche waldbauliche Spielraum wird durch Wildverbiss eingeengt. Das Spannungsfeld zwischen geeigneten Wildbeständen und der Forstwirtschaft wird seit Jahrzehnten mit bescheidenem Erfolg diskutiert (Schodterer & Lackner, 2019).
Herausforderung | Lösungsansatz | Möglicher Konfliktstoff |
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Baumarten kommen zusehends unter Klimastress (z. B. Trockenheit) | Nicht heimische Baumarten ersetzen heimische Baumarten, die den künftigen Verhältnissen vermutlich nicht gewachsen sind | Bedenken seitens des Naturschutzes; Florenverfälschung |
Baumarten kommen zusehends unter Klimastress (z. B. Trockenheit) | Heimische Baumarten ersetzen Baumarten, die den künftigen Verhältnissen vermutlich nicht gewachsen sind | Wenig |
Veränderung der Baumartenzusammensetzung | Heimische Laubbäume ersetzen Holz von Nadelbäumen | Wichtige Holzsortimente (z. B. leichtes Bauholz) fehlen am Markt |
Ertragssituation der Waldwirtschaft mit weniger produktiven Beständen | Siehe Baumarten | Baumartenkombinationen, welche den betriebswirtschaftlichen Erfolg der Waldwirtschaft verringern |
Erhöhter Einsatz für Monitoring und Schädlingsbekämpfung | Mehr Investition in Waldbau | Erhöhte Produktionskosten der Waldwirtschaft |
Außer-Nutzung-Stellung von Waldflächen | Vertragsnaturschutz | Verlust von Ertragswald; eventuell höherer Schädlingsdruck |
Produktion von Schwachholz durch Verkürzung der Umtriebszeit | Kürzere problematische Phasen der Bestandsentwicklung | Veränderung des Landschaftsbildes, geringerer Ertrag, Reduktion der Kohlenstoffbestände |
Erhöhung des Kohlenstoffspeichers in Waldökosystemen | Verlängerung des Produktionszeitraumes | Veränderung des Landschaftsbildes, Verlängerung von instabilen Phasen der Waldentwicklung, geringerer Ertrag |
Erhöhung der Energiemenge aus forstlicher Biomasse | Intensive Aufforstung, intensivere forstwirtschaftliche Nutzung, Verkürzung der Umtriebszeiten | Veränderung des Landschaftsbildes; artifizielle Ökosysteme, Reduktion der Kohlenstoffsenke |
Hoher Wilddruck | Verringerung des Wildstandes um den Handlungsspielraum für den Waldbewirtschafter zu erhöhen | Interesse der Jagdausübenden an hohen Wildständen |
Sicherung der Schutzwirkung des Waldes | Stabilisierung der Schutzwälder | Teure Ersatz-Maßnahmen, z. B. technische Lawinenverbauung |
1.3.4 Herausforderungen in der Landwirtschaft – Ackerbau
Herausforderung | Lösungsansatz | Potenzieller Konflikt |
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Sicherung der Bodenfruchtbarkeit | Humusaufbau und Erhöhung des organischen C im Boden durch Einsatz von Stallmist und Kompost; Verbesserung der Bodenqualität und Produktivität | Von manchen Autoren als räumliche Umverteilung von C bewertet Nicht alle Betriebe verfügen über Viehbestand oder Ressourcen für Kompostherstellung |
Potenziale sind unklar; Anstieg des C-Gehaltes flacht über die Zeit hin ab; erhöhte N2O-Emissionen möglich | ||
Reduzierte Bodenerosion | Verringerung der Erosion durch Bodenbedeckung und Verbesserung der Bodenstruktur | Erhöhte Anwendung von Herbiziden zur Unkrautkontrolle; Anpassung (Kostenaufwand) bei Bodenbearbeitungsgeräten |
Unzureichende Wasserversorgung der Nutzpflanzen | Bewässerungsanlagen zum Erhalt der Erträge; Etablierung von hitze- und dürreresistenten Sorten/Arten; optimale Bodenstruktur (Durchwurzelbarkeit u. a.) und Nährstoffversorgung (z. B. durch Präzisionslandwirtschaft); Bodenbedeckung (Mulchsysteme); Windschutzhecken u. a. | Bewässerung nur in wenigen Regionen Österreichs möglich (z. B. problematisch bei Hanglagen); Nutzungskonflikte um verfügbare Wasserressource; Neue Feldfrüchte finden anfangs kaum Absatz aufgrund des bestehenden Vermarktungssystems; erhöhter Vermarktungsaufwand Kosten für neue Technologien; Flächenbedarf für Hecken u. Ä.; Verfügbarkeit organischen Mulches (z. B. Stroh) |
Vermehrtes Auftreten, Neuauftreten und Ausbreitung von Schadorganismen | Integrierter Pflanzenschutz; Monitoring, Warndienste, Vorhersagen, Präzisionslandwirtschaft | Effektive Bekämpfung zum Teil schwierig oder noch unklar (z. B. invasive Arten); manche Strategien können negative Auswirkungen auf die Umwelt haben (z. B. häufigere mechanische Bodenbearbeitung; Pestizideinsatz) |
Verschiedene Landnutzungssysteme auf derselben Fläche | Mehrfachnutzung durch kombinierte Anbau- und Produktionssysteme (z. B. Agroforstsysteme; Mischkultursysteme u. a.) | Entwicklungsarbeit erforderlich, Akzeptanz durch die Praxis: rechtliche Hindernisse |
Verringerung der Bewirtschaftungsintensität | Je nach klimatischen und regionalen Gegebenheiten; Extensivierung oder Intensivierung erlaubt nachhaltigere Nutzung der Ressourcen | Mögliche Ertragsreduktion durch Extensivierung; Erhöhter Arbeitsaufwand durch Intensivierung |
1.3.5 Herausforderungen in der Grünlandwirtschaft
1.3.6 Herausforderungen beim Schutz vor Naturgefahren
1.4 Querschnittsthema Biodiversität
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Versorgungsleistungen (z. B. Nahrungsmittel, Futtermittel, frisches Trinkwasser, Rohstoffe für Energie oder Bauwesen),
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Regulierungsleistungen (z. B. Klima- und Wasserregulierung, Eindämmung von Krankheitserregern, Bestäubung) und
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kulturelle Leistungen (z. B. Erholung, Gesundheitsförderung, Naturerlebnisse und ästhetische Erfahrungen).
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Der NCP-Ansatz erkennt die zentrale und allgegenwärtige Rolle der Kultur bei der Definition aller Verbindungen zwischen Mensch und Natur an.
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Bei der Anwendung der NCPs wird die Rolle des indigenen und lokalen Wissens für das Verständnis des Beitrags der Natur betont und operationalisiert.
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Es wird die Bedeutung der Natur für Nahrungsmittelsicherheit und Gesundheit (einschließlich COVID-19) hervorgehoben.
1.5 Institutionelle Rahmenbedingungen
1.5.1 Globale Ebene: Das Pariser Klimaabkommen und die UN-Nachhaltigkeitsziele
1.5.2 EU-Ebene: Die EU-Klimaziele, die LULUCF-Verordnung, die gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und der europäische Green Deal
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Aufforstung und Entwaldung: Landnutzungsänderungen zu Wald und Landnutzungsänderungen von Wald zu anderen Kategorien
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Bewirtschaftete Waldflächen (inkl. Holzprodukte): Wald, der Wald bleibt
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Bewirtschaftetes Ackerland, das Ackerland bleibt, Landnutzungsänderung zu Ackerland (außer Entwaldung – siehe oben), Landnutzungsänderungen von Ackerland zu Feuchtgebiet, Siedlung oder Sonstigem Land
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Bewirtschaftetes Grünland: Grünland, das Grünland bleibt, Landnutzungsänderungen zu Grünland (außer Entwaldung – siehe oben), Landnutzungsänderungen von Grünland zu Feuchtgebiet, Siedlung oder Sonstigem Land
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Bewirtschaftete Feuchtgebiete (ab 2026 verpflichtend anzurechnen): Feuchtgebiet, das Feuchtgebiet bleibt, Landnutzungsänderungen von Siedlung oder Sonstigem Land zu Feuchtgebiet, Landnutzungsänderungen von Feuchtgebiet zu Siedlung oder Sonstigem Land.
Kategorie | Anrechnungsregel |
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Aufforstung und Entwaldung | „Gross Accounting“: Das Netto-Ergebnis dieser Kategorien wird gegen die Null-Linie gerechnet, was einer kompletten Anrechnung der Netto-Emission/-Senke entspricht |
Bewirtschaftete Waldflächen (inkl. Holzprodukte) | „Net Accounting“: Das Netto-Ergebnis dieser Kategorie in 2021–2025 bzw. 2026–2030 wird gegen einen „Forest Reference Level“ (= Ergebnis der Projektion der Bewirtschaftung zwischen 2000 und 2009 in die Zukunft von 2021 bis 2025 und 2026 bis 2030) gerechnet. Die Differenz zum Forest Reference Level ist der Wert, der angerechnet wird |
Bewirtschaftete Ackerflächen und bewirtschaftetes Grünland, bewirtschaftete Feuchtgebiete | „Net Accounting“: Das Netto-Ergebnis dieser Kategorie in 2021–2025 bzw. 2026–2030 wird gegen die durchschnittliche jährliche Netto-Emission/-Senke zwischen 2005 und 2009 gerechnet. Diese Differenz ist der Wert, der angerechnet wird |
1.5.3 Nationale Ebene: Das Klimaschutzgesetz (KSG) und weitere Pläne & Strategien
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Extensivierung der Nutzung von Grünland und Ackerland
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Breiterer Einsatz von bodenschonenden Produktionsverfahren (z. B. Bodenbedeckung, vielfältige Fruchtfolgen, biologische Wirtschaftsweise, bodenschonende Bearbeitungsverfahren)
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Vermehrung von Wissen und Verbesserung der Fertigkeiten von Landwirt_innen im Bereich Ressourcenschutz