Kapital — Markt

Daß sich der Kapitalmarkt vom Geldmarkt durch die längeren Laufzeiten und -dem natürlichen Zinsgefälle folgend -in der Regel auch durch ein höheres Zinsniveau unterscheidet, ist uns bekannt. Während aber am Geldmarkt Beträge in zig-Millionenhöhe ohne jede Sicherheit, insbesondere ohne formelles Schuldanerkenntnis bewegt werden, wird am Kapitalmarkt jede Mittelhergabe oder -aufnahme schriftlich „beurkundet“. Das hat nicht nur damit zu tun, daß Kapitalmarktteilnehmer mißtrauischer sind als andere Leute, obwohl auch das durchaus ein Grund ist. Wesentlicher ist, daß am Geldmarkt angelegte Gelder in relativ kurzer Zeit wieder zurückfließen, während sie am Kapitalmarkt meist auf eine lange Zeit gebunden bleiben. Was kann in dieser Zeit nicht alles passieren?! Da ist es schon recht gut, wenn der Kapitalverleiher einen „Beweis“ für seine Kapitalhergabe und die damit zusammenhängenden Rechte vorweisen kann. Ein ganz wichtiger Grund für die Ausstellung von Urkunden liegt auch darin, daß der Kreditgeber nie ganz sicher sein kann, daß er sein verliehenes Kapital nicht doch zwischenzeitlich selbst mal wieder braucht. Von seinem „Kapitalschuldner“ kann er in der Regel eine vorzeitige Rückzahlung seiner Mittel nicht verlangen, wenn er so etwas nicht ausdrücklich vereinbart hat. Er kann aber seine Rechte an jemand anderen verkaufen. Damit der Käufer als Gegenwert für den gezahlten Kaufpreis etwas „in die Hand“ bekommt, erhält er die vom Kreditnehmer ausgestellte Urkunde übereignet, die er vorweisen kann zum Beweis, daß er auch wirklich Besitzer der in der Urkunde verbrieften Rechte ist.