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1985 | Buch

Freizeit

verfasst von: Dr. rer. pol. Walter Tokarski, Prof. Dr. phil. Reinhard Schmitz-Scherzer

Verlag: Vieweg+Teubner Verlag

Buchreihe : Studienskripten zur Soziologie

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Freizeitforschung spielt lediglich eine untergeordnete Rolle — nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland. Nach einem Boom von Literatur und Forschungsprojekten zur Freizeitproblematik in den 70er Jahren ist es wieder sehr viel ruhiger darum geworden. Auf der internationalen Ebene spiegelt sich dieses Bild wider. Die große Euphorie in puncto Freizeit, der große Run auf die „Freizeitgesellschaft“, der Drang nach Verbesserung der Chancen verschiedener sozialer Gruppen in der Freizeit scheint durch eine eher resignative Stimmungslage ersetzt worden zu sein: Die wirtschaftlichen Krisen in den westlichen Industrieländern mit ihren hohen Raten an Arbeitslosen sowie der Notwendigkeit, Arbeit neu zu definieren und zu verteilen, lassen die Arbeit im Mittelpunkt des Interesses stehen, obwohl gleichzeitig auch vom Bedeutungsverlust der Arbeit die Rede ist. Jedenfalls sind Freizeitkonzepte z.Zt. weniger gefragt.
Walter Tokarki, Reinhard Schmitz-Scherzer
2. Freizeit in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion
Zusammenfassung
Freizeit wird in unserer Gesellschaft immer wichtiger, gleichzeitig jedoch immer problematischer; wenigstens muß man zu diesem Schluß kommen, wenn man der öffentlichen Diskussion folgt. Ob dies vom Einzelnen ebenso gesehen wird, steht nicht eindeutig fest. Eine Reihe von Studien weist darauf hin, daß in der Bundesrepublik ein Paradigmenwechsel erfolgt, von der Krise der Arbeitsgesellschaft ist die Rede. Die Ergebnisse dieser Studien scheinen auf ein Absinken der relativen Bedeutung der Arbeit zugunsten der Freizeit hinzudeuten. Wird Freizeit zum Lebenssinn (Opaschowski 1983), kann sie es überhaupt? Oder gewinnt dadurch gar die Arbeit erst recht im Vergleich zur Freizeit an Bedeutung?
Walter Tokarski, Reinhard Schmitz-Scherzer
3. Zur historischen Entwicklung der Freizeit
Zusammenfassung
Eine Geschichte der Freizeit muß erst noch geschrieben werden. Große Geschichte, wie sie in der überwiegenden Zahl der Geschichtsbücher dargestellt ist, befaßt sich nicht mit Freizeit, allenfalls mit der Freizeit einiger Mächtiger. Die Geschichtsbücher beinhalten viele solcher Geschichten und Anekdoten — und vermitteln dadurch ein völlig falsches Bild der Zeit. Über den Alltag des Volkes, die Freizeit der arbeitenden Menschen, die Lebensbedingungen derer, die nicht mächtig waren, darüber wissen wir wenig. Sicherlich sind uns allen einzelne Fragmente des Tagesablaufs von Menschen früherer Jahrhunderte bekannt, aus der Literatur, aus den Medien, von Museumsbesuchen, aus Erzählungen. Aber kennen wir damit das Leben der Menschen in den früheren Jahrhunderten unserer Geschichte? Kennen wir ihre Einstellungen, ihre Lebensinhalte, ihre Ängste und Sorgen? Wissen wir, wie sie gedacht haben und warum sie so lebten, wie sie lebten? Kennen wir die Handlungsgründe der Menschen, die durch ihr Verhalten und ihr Denken, durch ihr Kämpfen und Sterben, zur Entwicklung der Gesellschaft, so wie sie heute ist, beigetragen haben? Wohlbemerkt, es ist hier nicht von Herrschern und Mächtigen die Rede, sondern von sog. einfachen Menschen. Denn wir müssen unterscheiden zwischen den Mächtigen, die durch ihr Handeln ganze Völker vernichten oder große Reiche schaffen konnten, und den Menschen, denen dies nicht möglich war, und die ihren eigenen täglichen Kampf kämpften. Kuczynski faßt diese Problematik sehr präzise, wenn er sagt: “Auch wird so oft nicht beachtet, daß es gewissermaßen zwei Arten von Klassenkämpfen gibt: die großen Schlachten und den alltäglichen Kampf” (1981, S. 13).
Walter Tokarski, Reinhard Schmitz-Scherzer
4. Freizeit heute
Zusammenfassung
Freizeit heute steht also in der Tradition einer langen Geschichte, die als Sozialgeschichte bislang noch recht wenig erforscht ist. Sehr verschiedenartige Strömungen und Einflüsse werden wirksam und führen dazu, daB Freizeit von unterschiedlichen Individuen und sozialen Gruppen auch sehr unterschiedlich gestaltet und erlebt wird. Entsprechend scheint oft jeder etwas anderes, wenn von Freizeit die Rede ist, zu meinen. Dennoch sprechen wir heute in unserer Gesellschaft fast immer von “der Freizeit” und damit von einer Fiktion. Die historische Betrachtung der Freizeit im vorigen Kapitel hat deutlich gemacht, wie komplex und multidimensional Freizeit ist, welchen unterschiedlichen Orientierungsmustern Freizeit unterliegen kann, welchen kulturellen und interkulturellen Einflüssen Freizeit ausgesetzt ist. Soziale Differenzierungen und individuelle Ausprägungen tun ein übriges dazu, “die Freizeit” in ein kompliziertes interdependentes System vieler verschiedener Freizeitmuster aufzufalten. Gemeinsam ist diesen verschiedenen Freizeitmuster nur der sehr unbestimmt beschriebene Rahmen der Nicht-Arbeit, alles andere dagegen ist offen, sehr vage definiert, voller Widersprüche, Spannungen und Unsicherheiten.
Walter Tokarski, Reinhard Schmitz-Scherzer
5. Reisen und Tourismus
Zusammenfassung
Reisen stellt im Kontext der Freizeit ein eigenes Kapitel dar. Freizeit gewinnt durch Reisen eine besondere Qualität. Was verbirgt sich hinter der scheinbaren Eindeutigkeit dieses Phänomens?
Walter Tokarski, Reinhard Schmitz-Scherzer
6. Konzepte der Freizeitforschung
Zusammenfassung
Wir haben bereits mehrfach festgestellt, daß Freizeitforschung zwar eine Fülle von Resultaten zum Thema erarbeitet hat, gleichzeitig aber ein Beispiel für problemorientierte Sozialwissenschaft in dem Sinne ist, als sie sich im engen Rahmen einer Spezialdisziplin bewegt und ihren theoretischen Rahmen in der Regel aus den spezifischen Sachverhalten gewinne, die sie untersucht, selten aber einen Bezug zu allgemeinen sozialen Prozessen und zu generelleren Theorien herstellt. Entsprechend ist die theoretische Seite der Freizeitforschung nicht sehr weit entwickelt. Eine solche Behandlung des Freizeitproblems ist typisch für weite Bereiche der sog. Angewandten Sozialwissenschaften: Das Phänomen wird als politisch-normatives Konzept diskutiert und als Strategie zur Verfolgung bestimmter Interessen beurteilt. Kurz: Freizeitphänomene kommen erst dann auf den Tisch, wenn sie zu „sozialen Problemen“ zu werden beginnen. Die besonderen Umstände, denen sich dann eine solche „problemorientierte Forschung“ gegenübersieht, machen eine „Problembehandlung“ erforderlich, die unzureichend sein muß: Es wird eine Vielzahl empirischer Einzelstudien mit meist ad-hoc konstruierten Meßinstrumenten produziert. Die Resultate dieser Studien sind meist schwer vergleichbar oder widersprüchlich. Es fehlt oft eine gemeinsame begriffliche Ausgangsbasis.
Walter Tokarski, Reinhard Schmitz-Scherzer
7. Literatur
Walter Tokarski, Reinhard Schmitz-Scherzer
Backmatter
Metadaten
Titel
Freizeit
verfasst von
Dr. rer. pol. Walter Tokarski
Prof. Dr. phil. Reinhard Schmitz-Scherzer
Copyright-Jahr
1985
Verlag
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-94880-9
Print ISBN
978-3-519-00125-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-94880-9