2006 | OriginalPaper | Buchkapitel
Schweden. Zivilgesellschaft im universalistischen Wohlfahrtsstaat
verfasst von : Erik Gurgsdies
Erschienen in: Praxis der Sozialen Demokratie
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.
Wählen Sie Textabschnitte aus um mit Künstlicher Intelligenz passenden Patente zu finden. powered by
Markieren Sie Textabschnitte, um KI-gestützt weitere passende Inhalte zu finden. powered by
Obwohl warnende Stimmen nie fehlten und im Extremfall sogar eine Wohlfahrtsdiktatur diagnostiziert wurde, war das „Modell Schweden“ doch bis in die 1970er Jahren hinein ein in Deutschland gesellschaftspolitisch positiv besetzter Begriff
2
. Ab Mitte 1970er verschwand mit dem Verlust der sozialdemokratischen Regierungsstellung wie mit den zunehmenden weltwirtschaftlichen Schwierigkeiten das „Modell Schweden“ schnell aus dem Bewusstsein der deutschen öffentlichkeit. In den Folgejahrzehnten schaffte es das „Modell“ nie mehr in seiner Gesamtheit, sondern nur noch in Form teils irritierender Einzeltatbestände und–erscheinungen in die Kommentatorenspalten deutscher Medien: Explodierende Budgetdefizite, hohe Inflationsraten und Steuersätze einerseits, minimale Arbeitslosigkeit bei weltmeisterlich hoher Frauenerwerbsquote andererseits. Ein überaus friedliches, seit fast 200 Jahren in keinerlei kriegerische Auseinandersetzungen verwickeltes Land einerseits, in dem, andererseits, der Ministerpräsident ermordet und sein(e) Mörder bis heute nicht gefunden werden konnten. Irritierend für Mittel–und Südeuropäer auch das Bürgerrecht, alle öffentlichen Vorgänge, bis auf wenige geheimgestempelte, persönlich und ohne Angabe von Gründen einsehen zu können. Andererseits aber auch irritierend gläserne Staatsbürger, deren öffentliche Kontakte über eine Personenziffer zusammengeführt und im Bedarfsfalle auf Gesetzeskonformität hin geprüft werden können.