2009 | OriginalPaper | Buchkapitel
Bewaffneter Kampf im Mutterland des Imperialismus: Der Weather Underground
verfasst von : Ilona Steiler
Erschienen in: Sozialrevolutionärer Terrorismus
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Im Rahmen der Oscarverleihungen 2003 erhielt die Produktion „The Fog of War“ die Auszeichnung für den besten Dokumentarfilm. Neben dessen filmischer Qualität war der Erfolg auch dem durch die unterstellte Analogie des Irakkriegs zu den Ereignissen in Vietnam erneut entfachtem Interesse an früherem militärischen Engagement der USA in Indochina geschuldet. Bezeichnender Weise war als Konkurrenz zu „The Fog of War“, der aus Sicht Robert McNamaras die Entscheidungsprozesse der Administrationen Kennedy und Johnson nachzeichnet, mit „Weather Underground“ eine Dokumentation nominiert worden, deren aktueller Bezug ebenso durch den gegen die USA gerichteten Terrorismus und den „War against Terrorism“ gegeben ist, jedoch die erklärten Gegner der amerikanischen Regierungen der späten Sechziger und frühen Siebziger zu Wort kommen lässt: ehemalige Mitglieder des Weather Underground, die als radikale Abspaltung der Protestbewegung das System der Vereinigten Staaten von innen heraus zu Fall bringen wollten. Mit dieser Dokumentation hatten die Filmemacher ein Thema aufgegriffen, das ansonsten in der amerikanischen Aufarbeitung der turbulenten Proteste dieser Epoche bislang nur als Randaspekt behandelt wird. Unter jungen Amerikanern ist die Geschichte der Gruppe, die 1969 die Führung über die zehntausende Mitglieder zählende Studentenorganisation
Students for a Democratic Society
(SDS) übernahm und danach in den Untergrund ging, nahezu unbekannt. Aufgrund ihrer relativ zu den Massen der Widerstandsbewegung kleinen Mitgliederzahl, dem daraus resultierenden geringen Aktionspotenzial und ihrem frühen Entschluss, auf medienwirksame, gegen Personen gerichtete Anschläge zu verzichten, war es dem Weather Underground nicht gelungen, sich unter der aus dem Aufsplittern der Bewegung hervorgehenden Vielzahl politischer und teilweise gewaltbereiter Gruppierungen jeglicher Couleur als bedeutende, von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommene terroristische Organisation zu behaupten.