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2014 | Buch

Nachfragemacht und internationaler Handel

Monopsonistischer und oligopsonistischer Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt

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Über dieses Buch

​​Der Faktormarkt für Arbeit lässt sich aufgrund fortschreitender Spezialisierungsanforderungen, räumlicher Friktionen und sozialer Interdependenzen durch perfekt kompetitive Strukturen nur unzureichend beschreiben. In Analogie zu industrieökonomischen Ansätzen sowie in Abgrenzung zu anonymisierten Kapitalmärkten liegt es für menschliche Arbeitsleistung deshalb nahe, eine Modellierungsstrategie zu verfolgen, die einen reduzierten Wettbewerb der Nachfrageseite explizit berücksichtigt. Tobias Lewerth bietet einen umfassenden Überblick über die Wirkungsweisen und den Erklärungsgehalt derartiger mono- und oligopsonistischer Modellansätze und überträgt deren partielle Methodik in den Bereich der allgemeinen Gleichgewichtstheorie. Hierdurch gelingt es dem Autor, vermachtete Faktormärkte in die Theorie des Außenhandels zu integrieren, die klassischen Handelstheoreme zu erweitern und die Wohlfahrtswirkungen einer zunehmenden Globalisierung neu zu bewerten.​

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Mono- und oligopsonistische Partialansätze

Frontmatter
1. Simple Monopsonmodelle
Zusammenfassung
Ziel des vorliegenden Kapitels ist die formale Beschreibung eines Arbeitsmarktes, auf dem sich eine Vielzahl arbeitsanbietender Individuen einem einzigen potentiellen Arbeitsnachfrager gegenübersehen. In Kombination mit der Vorstellung, daß der Käufer der Arbeitsleistung sich explizit darüber bewußt ist, wie die Verkäufer auf etwaige Preisvariationen reagieren werden und dieses Wissen um von ihm ausgehende Rückkopplungseffekte ausdrücklich zu seinem Vorteil einsetzt, wird hierfür üblicherweise der von Robinson (1933) geprägte Begriff des Monopsons verwendet.
Tobias Lewerth
2. Suchfriktionsansätze
Zusammenfassung
Eine der aus Sicht der neueren Arbeitsmarktliteratur erfolgsversprechendsten Varianten zur Abbildung des Faktormarktes für Arbeit basiert auf der dem Gebiet der Informationsökonomik entliehenen Möglichkeit, daß sich die einzelnen Agenten eines ökonomischen Systems ggf. gezwungen sehen könnten, die ihren Handlungen zugrundeliegenden Entscheidungen unter Beschränkung hierfür relevanter Informationen treffen zu müssen. Der Annahme liegt dabei die verhältnismäßig simple und mitnichten unrealistische Vorstellung zugrunde, daß die Verarbeitung oder Generierung im Hinblick auf die Selektion eines Arbeitgebers oder nehmers bedeutsamer Informationen bzw.
Tobias Lewerth
3. Räumliche Oligopsonmodelle
Zusammenfassung
Die im folgenden dargestellten Varianten der Abbildung oligopsonistischer Strukturen auf dem Arbeitsmarkt basieren im wesentlichen auf der zunächst von Salop (1979) im Kontext oligopolistischen Wettbewerbs auf Gütermärkten etablierten Idee einer „zirkularen Stadt“. Salop erweitert hierbei die von Hotelling (1929) eingeführte Vorstellung einer einfachen „Hauptstraße“, indem er anstatt einer Linie einen Kreis unterstellt, auf dem zum einen eine diskrete Anzahl symmetrisch angeordneter Unternehmen und zum anderen ein gleichverteiltes Kontinuum an Individuen existiert, welchen zur Befriedigung von Konsumwünschen proportional zum Abstand des nächstgelegenen Unternehmens verlaufende „Fahrtkosten“ entstehen.
Tobias Lewerth
4. Ergebnis der mono- und oligopsonistischen Partialansätze
Zusammenfassung
Ziel des hiesigen Teils I war die Darstellung und Erweiterung mono- bzw. oligopsonistischer Partialansätze sowie deren Etablierung als geeignete Möglichkeit, empirische Phänomene am Arbeitsmarkt auf Grundlage diesbezüglich charakteristischer Merkmale adäquat abbilden zu können. Kapitel 1 konstituierte hierzu anhand der Vorstellung eines einzigen Unternehmens, welches sich einer Vielzahl potentieller Arbeitnehmer gegenübersah, den stilisierten Ausgangspunkt der Betrachtung und identifizierte dabei als zentralen Aspekt der Modellklasse die Eigenschaft, daß ein Arbeitgeber, der sich mit einem im Lohnsatz ansteigenden Arbeitsangebot konfrontiert sieht, das Wissen um diesfällige Rückkopplungen explizit zu seinem Vorteil nutzen kann und sein Verhalten im Vergleich zur Variante ohne derartige Optionen zweifellos anpassen wird. Das laissez faire Ergebnis einer derartigen Situation beinhaltete dabei, daß der Markt sowohl im Hinblick auf seine Beschäftigungsleistung als auch hinsichtlich des hierdurch ermöglichten Outputs strukturell unterhalb seiner eigentlichen Möglichkeiten blieb und sowohl Lohnsatz als auch Lohnquote dabei im Vergleich zum sozialen Optimum eindeutig zu gering ausfielen.
Tobias Lewerth

Allgemeine Gleichgewichtsmodelle

Frontmatter
5. Informationsasymmetrien zwischen den Sektoren
Zusammenfassung
Die Analyse mono- bzw. oligopsonistischer Situationen auf dem Faktormarkt für Arbeit hat in der Literatur sowohl im Kontext des allgemeinen Gleichgewichts als auch im Hinblick auf die Frage nach möglichen Wohlfahrtswirkungen einer Handelsliberalisierung bislang verhältnismäßig wenig Aufmerksamkeit erhalten. Gerade im Vergleich zu den diesbezüglichen Implikationen eines unvollständigen Wettbewerbs auf einzelnen Produktmärkten beschäftigten sich bislang nur eine handvoll Autoren explizit mit derartigen Verzerrungen und dies wohlgemerkt, obgleich die Teildisziplin der Arbeitsmarktökonomik in den letzten Jahren vermehrt auf die Bedeutung sowie das Erklärungspotential diesfälliger Ansätze hingewiesen hat und insofern die Ausdehnung derartiger Entwicklungen auf andere ökonomische Gebiete wenn nicht direkt einfordert so doch zumindest nahelegt. Letzteres gilt im Kontext der Außenhandelstheorie umso mehr, als die hier oftmals angetroffene Annahme perfekt funktionierender Märkte in den meisten Ländern gerade in bezug auf den Faktormarkt für Arbeit durch eine Vielzahl von Regeln und Institutionen konterkariert wird und solcherlei Gegebenheiten durchaus als Ergebnis derartiger Verzerrungen angesehen werden könnten.
Tobias Lewerth
6. Ein Spatialansatz mit endogenen Transportkosten
Zusammenfassung
Ziel der nachfolgenden Modellierung ist die Integration eines möglichst einfachen Mono- bzw. Duopsonansatzes in ein allgemeines 2×2-Gleichgewicht, um anhand der dabei resultierenden Form des Transformationslokus Aussagen über die Möglichkeiten von Handelsgewinnen generieren zu können. Im direkten Vergleich zu den Ausarbeitungen des vorangegangenen Kapitels 5 soll hierbei im Hinblick auf den Auslöser preisbeeinflussender Möglichkeiten nicht länger eine Informationsasymmetrie zwischen den beiden Endproduktsektoren im Zentrum der Analyse stehen, sondern – wie es einer ersten Intuition in bezug auf Monobzw. Oligopsonmodelle im Allgemeinen wohl auch eher entspricht – wieder insbesondere auf das jeweilige Innenverhältnis zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern abgestellt werden.
Tobias Lewerth
7. Variables und sektorspezifisches Faktorangebot
Zusammenfassung
Im Fokus der nachstehenden Ausführungen steht die Analyse unvollständigen Faktormarktwettbewerbs im Rahmen einer Ricardo-Viner-Modellstruktur mit variablem Arbeitsangebot und Kleinlandannahme. Ziel der Untersuchung ist es, anhand eines Vergleichs mit den diesbezüglichen Wirkungsweisen im kompetitiven Referenzfall die Frage zu beantworten, unter welchen Umständen die Öffnung einer derartigen Ökonomie zum Weltmarkt als wohlfahrtserhöhend bezeichnet werden kann. Da sich, wie bereits zu Beginn des Teils II geschehen, argumentieren läßt, daß Faktormarktverzerrungen selbst nach der Integration einer Ökonomie in den Weltmarkt operational bleiben, während im Hinblick auf analoge Unvollkommenheiten hinsichtlich des Gütermarktes ggf. angenommen werden kann, daß diese sich durch die induzierte Weltmarktkonkurrenz eliminieren lassen, stellt die explizite Betrachtung der Veränderung derartiger Marktunvollkommenheiten einen wichtigen Bestandteil zur Beurteilung etwaiger Wohlfahrtswirkungen einer Handelsliberalisierung dar.
Tobias Lewerth
8. Ergebnisse der allgemeinen Gleichgewichtsmodelle
Zusammenfassung
Während Teil I der hiesigen Ausführungen nahelegte, daß die Unterstellung mono- bzw. oligopsonistischer Strukturen im partialanalytischen Kontext der Arbeitsmarktökonomik ein deutliches Erklärungspotential aufzuweisen hat, sollte es die Aufgabe der vorangegangenen Ausarbeitungen des Teils II sein, diesbezügliche Ansätze im Rahmen allgemeiner Gleichgewichtsmodelle mit zwei Endproduktsektoren nachzuempfinden und auf diese Weise Aussagen in bezug auf die Öffnung derartig strukturierter Ökonomien zum Weltmarkt zu ermöglichen. Eine Übertragung der Monopsonmechanik in den Bereich der Außenhandelstheorie erschien dabei insbesondere deshalb relevant, als durch internationalen Handel zwar die Konkurrenzsituation im Hinblick auf die involvierten Gütermärkte intensiviert wird, die Wettbewerbsstruktur in bezug auf den weiterhin national agierenden Arbeitsmarkt jedoch im Allgemeinen auch nach einer Weltmarktintegration operational bleibt.
Tobias Lewerth
Backmatter
Metadaten
Titel
Nachfragemacht und internationaler Handel
verfasst von
Tobias Lewerth
Copyright-Jahr
2014
Electronic ISBN
978-3-658-04547-0
Print ISBN
978-3-658-04546-3
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-04547-0