Kennzahlenbasierte Geschäftsprozeßanalyse

Kennzahlen — ein Mirakel ohne Ziel und Erkenntnis, ein Orakel ohne Konklusion, ein Medikament mit Placebo-Wirkung, oder ein effektives Instrumentarium zur Analyse und Bewertung von Geschäftsprozessen in produzierenden Unternehmen.

Die Umgestaltung und Optimierung von Abläufen, Prozessen bzw. Geschäftsprozessen hat im Rahmen der Diskussion neuer betriebswirtschaftlicher bzw. Managementkonzepte wie Business Reengineering, Lean Management, Kaizen u.a. sowie durch den in den letzten Jahren verstärkt aufgetretenen Rationalisierungsdruck vor allem auf Unternehmen des produzierenden Gewerbes an Bedeutung hinzugewonnen.

Unternehmen und vor allem das Management müssen sich schnell und sicher aufgrund von wenigen, instruktiven Informationen über das inner- und außerbetriebliche Geschehen orientieren kónnen. Informationen über Kostenstrukturen, Kapazitätsauslastungen, Produktionsprogramme, Auftragsbestände, Ertragslage und Liquidität sind überlebensnotwendig. Die Stärken und Schwächen des Unternehmens im Vergleich zu Mitbewerbern der gleichen Branche sind herauszukristallisieren. Das Instrumentarium zur schnellen Beantwortung dieser differenzierten Fragen liefern gut durchdachte und sorgfaltig ausgewertete betriebswirtschaftliche Kennzahlen²⁰³. Die wichtigste Form der Verdichtung von Informationen stellt die Bildung von Kennzahlen dar²⁰⁴.

Die Existenzberechtigung für jede Form des Controllings, sei es die klassische Kostenrechnung oder objekt- und prozeßbezogene Kennzahlensysteme, ist die Bereitstellung von Informationen zur Analyse, Bewertung und Konzeption von Organisationen (Aufbau- und Ablauforganisationen) und insbesondere von Geschäftsprozessen. Controlling zum Selbstzweck oder ohne Einbindung in betriebliche Abläufe, ohne planende, konzipierende und steuernde Informationen verfolgt letztendlich keinen betriebswirtschaftlichen Zweck.

In den nächsten Jahrzehnten werden Unternehmen gróßeren strukturellen ônderungen unter worfen sein, die in starken Umfang zum einen von der Technik (Maschinen, EDV, Informationsverarbeitung i.a.) bestimmt werden und zum anderen von der weltwirtschaftlichen Entwicklung. Die Kosten pro Leistungseinheit werden permanent sinken, die Risiken und Gefahren für das einzelne Unternehmen als Folge der strukturellen Änderung ständig zunehmen. Um diesen Risiken und Gefahren zu begegnen, werden die Unternehmen gleicher Branche immer mehr zusammenrücken⁵⁷². Voraussetzung zur Vermeidung dieser Gefahren und Risiken und zum Erkennen der Branchentendenzen ist der Vergleich entscheidender Unternehmenskennziffern mit den Maßgróßen der Branche.

Oft ist es wichtiger, innezuhalten, zu revidieren, zu planen und zu konzipieren und damit die Strecke zum Ziel zu verkürzen, als den weiten Weg ungeprüft entlangzuschreiten.