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1996 | Buch

Von der Lean Production zum Lean Banking

Konzept einer theoretischen Fundierung

verfasst von: Bernd Türk

Verlag: Gabler Verlag

Buchreihe : Schriftenreihe für Kreditwirtschaft und Finanzierung

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Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
A. Einleitung
Zusammenfassung
Ohne Zweifel verbirgt sich hinter einem Begriff, der von der Gesellschaft für deutsche Sprache in die engere Auswahl für das “Unwort des Jahres 1993” gezogen wurde, einige Brisanz und Ambivalenz. Der Begriff ‘Lean Production’ belegte zwar letztlich nicht einen der Spitzenplätze auf der sogenannten ‘Unwörterliste’, wurde jedoch von der Jury als ein Terminus kritisiert, der die Vernichtung von Arbeitsplätzen verschleiert1. Zumindest aber offenbart und bezeugt dieser Sachverhalt zweierlei: zum einen die (ungebrochene) Aktualität und Brisanz des Begriffes in gegenwärtigen Diskussionen — seien sie wissenschaftlicher oder populärwissenschaftlicher Natur — und zum anderen die Problematik, daß mit Lean Production, Lean Management oder Lean Banking die unterschiedlichsten inhaltlichen Ansätze, Methoden und Begriffe gleichgesetzt und darunter subsumiert werden. Diese verwirrende Begriffsvielfalt in Verbindung mit mangelhafter bzw. nicht existierender Definitionspräzision sowie fehlender Transparenz läßt einen idealen Nährboden für Mißverständnisse entstehen, die eine sachliche und fruchtbare Auseinandersetzung mit dem Konzept des Lean Managements erheblich erschweren oder gar vollkommen verhindern. Umso reizvoller erscheint die Herausforderung und Aufgabenstellung, ein bereits mit vielen Inhalten und Implikationen belegtes und vorbelastetes ‘Reizwort’ und mittlerweile mystifiziertes (Mode)Wort in einen klar konturierten wirtschaftswissenschaftlichen Integrationsrahmen und Kontext zu rücken und in der wissenschaftlichen Terminologie entsprechend zu piazieren.
Bernd Türk
B. Darstellung des Neo-Institutionalismus — insbesondere der Transaktionskostentheorie als theoretisches Fundament des Lean Managements
Zusammenfassung
Um den wissenschaftlichen Anforderungen einer systematisch durchgeführten Analyse Rechnung zu tragen, ist es unerläßlich, bei der Verfassung einer Untersuchung auf ein theoretisches Fundament zu bauen. Ein solcher theoretischer Bezugspunkt stellt mithin eine methodologische Notwendigkeit einer wissenschaftlichen Vorgehens- und Arbeitsweise dar. Gewonnene Erkenntnisse, Aussagen und Ergebnisse zu einer Problemstellung werden zu einer theoretischen Basis in Beziehung gesetzt und erfahren auf diese Weise eine fundamentale Unterlegung, die deren Aussagegehalt erheblich steigert. Die Verknüpfung von theoretischen und empirischen Erkenntnissen erlaubt anschließend die Formulierung von Hypothesen, die es als eine wissenschaftlich fundierte Annahme zu bestätigen bzw. falsifizieren gilt. Im allgemeinen handelt es sich um Annahmen, die geeignet sind, praktische Erscheinungen und Phänomene zu erklären, sich jedoch noch nicht als einzige mögliche und gültige Erklärung des Sachverhaltes erwiesen haben. In diesem Sinne können Hypothesen Vorentwürfe für Theorien sein, bevor sie möglicherweise in den gesicherten Bestand der Wissenschaft eingehen. Aber selbst wenn eine Theorie keinen Bestand haben sollte und aufgegeben wird, behält sie ihre heuristische Bedeutung, indem sie der Forschung den weiteren erfolgversprechenden Weg weist. Letztlich leben die Wissenschaft und die wissenschaftliche Fortentwicklung von der Vielfalt der Meinungen und der Kontroverse.
Bernd Türk
C. Die Integration von Elementen der Transaktionskostentheorie in eine Begründung und Konzeption des Lean Managements in der Industrie
Zusammenfassung
Im Zuge einer ersten Annäherung an den Begriff Lean Production erscheint es sinnvoll, einen kurzen Überblick über verschiedene Produktionstypen und praktisch erprobte Produktionsprozesse voranzustellen1. Die Funktionsprinzipien dieser industriellen Produktionssysteme können meist mit den markanten Erfindernamen bzw. Erstanwendern in Verbindung gebracht werden.
Bernd Türk
D. Lean Banking — Der Versuch der Übertragung von ausgewählten Elementen einer theoretisch fundierten Lean Management Konzeption in die Kreditwirtschaft
Zusammenfassung
In den Mittelpunkt der Betrachtung rückt die Frage, ob Lean Production bzw. Lean Management eine ‘japan-spezifische’ Erscheinung ist, die ausschließlich in Japan ökonomische Erfolgswirksamkeit und Effizienzsteigerung in Aussicht stellt und erwarten läßt. Diesbezügliche Überlegungen sind von erheblicher Relevanz für die weiterführenden Fragestellungen, ob überhaupt, wie schnell, wie vollständig oder partiell und unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen sich Lean Management in westliche Industrieländer (insbesondere Deutschland) einführen und übertragen lassen wird. Sicherlich läßt sich diese auch in der Literatur kontrovers erörterte Frage im Rahmen dieser Arbeit nicht erschöpfend diskutieren. Nachfolgende Anregungen aus der Perspektive des interkulturellen Managements können (und sollen) daher nicht mehr als die Problematik andeuten.
Bernd Türk
E. Lean Banking: Weitergehende Überlegungen und Implikationen — Der Versuch einer (ersten) Evaluation
Zusammenfassung
Konsequent befolgt, stellt das Konzept (des Lean Banking, d.V.)die Universalbanken in Frage — mit weitreichenden Konsequenzen für Kunden und Beschäftigte1. Solche oder ähnliche Statements lassen sich im Zuge der Lean Banking Diskussion immer häufiger vernehmen. So gibt bspw. die jüngste Ankündigung der Bayerischen Hypotheken und Wechselbank, mit der Gründung einer bankeigenen Wertpapier-Spezialbank baldmöglichst den Geschäftsbetrieb aufnehmen zu wollen — ein Antrag zur Erteilung einer Banklizenz beim Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen ist bereits genehmigt2 — Anlaß für notwendige, grundsätzliche Überlegungen hinsichtlich der Weiterentwicklung und des Fortbestandes des traditionellen deutschen Universalbankentyps. Letztlich stellt eine solche strategische Entscheidung einen weiteren konsequenten Schritt in der Realisierung von Lean Banking dar. Es kann infolgedessen davon ausgegangen werden, daß andere deutsche Banken ebenfalls ähnliche Überlegungen anstellen. Die Kreditinstitute und Kreditinstitutsgruppen sind derzeit zu sehr mit der eigenen Umsetzung wesentlicher Lean Banking Komponenten beschäftigt, um sich gegenwärtig mit potentiellen zukünftigen Auswirkungen dieser fundamentalen Veränderungen auf das gesamte (Universal) Bankensystem der Bundesrepublik Deutschland auseinanderzusetzen. Da sich zudem die Entwicklungsprozesse im Zuge des Lean Banking noch in der Anfangsphase befinden, wird sich eine diesbezügliche fundierte Einschätzung erst in einem fortgeschrittenen Implementierungsstadium abgeben lassen.
Bernd Türk
F. Zusammenfassung und Ausblick
Zusammenfassung
Eine zunehmend dynamische Umweltentwicklung unter dem Einfluß nachhaltiger gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Veränderungen im unternehmerischen Umfeld führt zu einem ausgeprägten Trend steigender Komplexität und Unsicherheit sowie wachsender Unübersichtlichkeit und Instabilität. Natürlich bleibt ein Wandel der Rahmen- und Umweltbedingungen nicht ohne weitreichende Auswirkungen auf das Transaktionskostenniveau bestehender — und möglicherweise bislang effizient arbeitender — Organisationsstrukturen. Die Bewertung der Effizienz und Vorteil-haftigkeit von Organisationsstrukturen erfolgt stets in komparativer Betrachtung und weist zudem eine strikte Zeitpunktbezogenheit auf, da sich die Determinanten der Transaktionskosten im Zeitablauf (erheblich) verändern. Der Wandel gesellschaftlicher Normen und Wertevorstellungen, sozio-ökonomischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen sowie internationaler und technologischer Faktoren mit ökonomischer Relevanz führt zur Entwicklung und Ausprägung neuer, modifizierter und mithin alternativer Koordinationsformen, wie sie der Lean Management Ansatz hervorbringt. Hierbei erweist sich der transaktionskostentheore-tische Ansatz als ökonomisch plausibler Erklärungsbezugspunkt und zugleich als sinnvolle Operationale Entscheidungshilfe, um im Zuge der organisatorischen Gestaltung von Institutionen effizienzsteigernde Koordinationsformen mit organisations- und koordinationskostensenkender Wirkung aufzuspüren und zu entwickeln. Das Lean Management Konzept versucht, Elemente neuer bzw. modifizierter ko-ordinativer Interimsformen sozioökonomischer Leistungsbeziehungen zu erschließen. Es werden — insbesondere im Zuge der Leistungstiefenoptimierung — streng hierarchische Elemente tendenziell zurückgedrängt, während gleichzeitig marktliche Komponenten sowie clanorganisatorisches Gedankengut mit entsprechenden personalwirtschaftlichen Implikationen aufgewertet werden und in den Vordergrund rücken. Zur plausiblen Begründung dieses sich abzeichnenden Trends erweist sich das Transaktionskostenkonzept und dessen bereichernde Erweiterung durch Ouchi als ökonomisch sinnvoller und aufschlußreicher theoretischer Bezugsrahmen, so daß durchaus von einer ersten ansatzweisen theoretischen Fundierung des Lean Managements gesprochen werden kann. Im Sinne einer übergreifenden Interdisziplinarität beinhaltet dieser Erklärungsansatz zudem theoretische Erkenntnisse aus den wissenschaftlich benachbarten Disziplinen der Psychologie und Soziologie. Die Integration des soziologischen Konzepts der ‘organischen Solidarität’ verleiht den clanorganisatorischen und organi-sationskufturellen Inhalten des Lean Managements ein (verbreitertes) Fundament, das nicht nur deren Signifikanz unterstreicht, sondern zugleich den Realitätsbezug und Plausibilitätsgehalt vor dem Hintergrund zukünftiger Realisierungschancen nachhaltig steigert. Das Konzept des Lean Managements betrachtet die Unternehmung als soziale Organisation und Koalition von Menschen, wodurch die Organisationskultur als eigenständiger, bedeutender Erfolgsfaktor für organisatorische Effizienz in den Transaktionskostenansatz und mithin in das Lean Management Konzept integriert wird. Die Aufwertung sozialer und menschlicher Verhaltenskomponenten trägt insofern dem Erfordernis einer stärker verhaltenswissenschaftlich orientierten Organisationslehre Rechnung.
Bernd Türk
Backmatter
Metadaten
Titel
Von der Lean Production zum Lean Banking
verfasst von
Bernd Türk
Copyright-Jahr
1996
Verlag
Gabler Verlag
Electronic ISBN
978-3-322-84590-0
Print ISBN
978-3-409-13566-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-84590-0