Skip to main content

2001 | Buch

Ressourcenorientierte Reorganisationen

Problemanalyse und Change Management auf der Basis des Resource-based View

verfasst von: Jörg Freiling

Verlag: Deutscher Universitätsverlag

Buchreihe : neue betriebswirtschaftliche forschung (nbf)

insite
SUCHEN

Über dieses Buch

Unternehmungen stehen kontinuierlich vor der Aufgabe, ihre Organisation zu ändern, sei es, sie an veränderte Markt-und Umweltbedingungen anzupassen, sei es, diese durch eine verän­ derte strategische Ausrichtung zu beeinflussen und umzugestalten. Solche organisatorischen Veränderungen können sich fast unmerklich "unter der Hand" im täglichen Geschäftsbetrieb vollziehen oder bei tiefergreifenden Eingriffen, die größeren Umfang annehmen, sehr bewußt vollzogen werden. Diese letzteren, die in der Literatur als second order changes bezeichnet werden (Watzlawick, Weakland, Fisch), greift der Verfasser der vorliegenden Arbeit auf und stellt sich die Frage, warum viele dieser Reorganisationsprozesse nicht den gewünschten Erfolg zeitigen. Dafür gibt es gerade auch in jüngerer Zeit sehr viele anschauliche Beispiele. In der Literatur, die Freiling umfassend analysiert und systematisiert hat, wird eine Vielzahl von Gründen der verschiedensten Art für das Scheitern der Reorganisationsprozesse genannt. Allerdings wird in vielen Fallstudien und Unternehmensberichten ein Einflußgrößenbereich genannt, der auf der Disposition von Inputgütern beruht. Damit liegt die Vermutung nahe, daß in den Ressourcen der Unternehmung eine, wenn nicht die Wurzel für das Gelingen bzw. Mißlingen der Reorganisation zu suchen ist. Unter diesen Annahmen kann der Verfasser auf einen sehr grundlegenden theoretischen Ansatz zurückgreifen, der in jüngerer Zeit immer stärker als Erklärungsmodell für das strategische und operative Handeln der Unternehmung herausgearbeitet worden ist, nämlich der sogenannte Resource-based view. Diese von den Ressourcen und Kompetenzen ausgehende Betrachtung ergänzt den bisher weitgehend dominierenden Market-based view. Beide Ansätze stellen keine Alternativen dar, sondern ergänzen sich zu einer umfassenden Sicht für die Ausrichtung der Unternehmenspolitik mit unterschiedlichen Ausgangs-und Schwerpunkten.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Theoretische und praxisbezogene Probleme organisationalen Wandels — Überblick und Konsequenzen für den Untersuchungsgegenstand

A. Problemstellung
Zusammenfassung
Der Literatur ist ein Sachverhalt zu entnehmen, der zumindest auf den ersten Blick Erstaunen hervorruft: Es findet sich in mehreren Publikationen der Hinweis, daß bis zu 80% der Reorganisationen scheitern1. Ungeachtet der Tatsache, daß sich das Scheitern einer Reorganisation auf unterschiedlichste Weise äußern kann2, wirft eine derart hohe Mißerfolgsquote insbesondere folgende Fragen auf:
  • Wie sind Reorganisationen inhaltlich zu kennzeichnen, auf die sich die getroffene Aussage bezieht?
  • Auf welche Ursachen lassen sich die offenkundigen Probleme zurückführen?
  • Wie ist es möglich, über den Verlauf von Reorganisationen vertiefende Einsichten zu gewinnen, welche der Identifikation von Problemen dienen?
  • Welche grundsätzlichen Erkenntnisse lassen sich daraus für die Reorganisationsgestaltung gewinnen?
Jörg Freiling
B. Die Reorganisationspraxis als Erfahrungsgegenstand der Reorganisationsforschung
Zusammenfassung
Die Probleme der Reorganisationspraxis sind vor allem innerhalb der vergangenen zehn Jahre Gegenstand zahlreicher empirischer Untersuchungen gewesen30. Die hierzu vorliegenden Befunde sind zahlreich und vermitteln einen scharfen und sehr einheitlichen Eindruck auftretender Schwachstellen. Aus diesem Grunde erübrigt sich eine darüber hinausgehende eigenständige Erhebung im Rahmen der hier vorliegenden Arbeit. Die Ergebnisse basieren auf unterschiedlichen Erhebungsformen:
  • Die erste und insgesamt wohl aussagefähigste Kategorie ist die der empirischen Studien zur Umsetzung einzelner Reorganisationskonzepte in der Praxis, die sich entweder auf ein spezielles „Konzept“32 (hier: Total Quality Management, Lean Management bzw. Business Process Reengineering32) beziehen33 oder aber, von derartigen Spezialfällen der Reorganisation abstrahierend, verschiedene Konzepte in Gesamtheit betrachten34. Die Untersuchungen beruhen nahezu durchgängig auf der Einbeziehung einer großen Zahl von Unternehmungen zumeist aus unterschiedlichen Branchen und dürfen daher, Solidität der Datenerhebung und -analyse vorausgesetzt, am ehesten einen Verallgemeinerungsanspruch für sich reklamieren.
  • Als eine weitere wichtige Kategorie zur Beurteilung empirischer Umsetzungsprobleme im Kontext organisationalen Wandels sind fallstudienartige Berichte zu nennen. Derartige Fallstudien sind in der Literatur in unterschiedlichster Weise zu finden35. Sofern es sich hierbei um Längsschnittstudien handelt, bieten sie den Vorteil, Entwicklungen innerhalb einzelner Unternehmungen genauer erfassen und zuverlässiger analysieren zu können. Dies hängt aber wesentlich von dem zugrundeliegenden Betrachtungszeitraum sowie dem Umfang ausgewerteten Materials ab. Hier lassen sich zwischen den einzelnen Untersuchungen beträchtliche Unterschiede feststellen, was deren Aussagefähigkeit beeinflußt.
Jörg Freiling
C. Zielsetzung und Vorgehensweise der Arbeit
Zusammenfassung
Angesichts der in den Abschnitten A und B skizzierten Ausgangssituation ergeben sich für den Objektbereich der hier vorliegenden Arbeit folgende Konsequenzen:
  • Das Scheitern von Reorganisationen beruht auf einem Geflecht interdependenter Faktoren. Um eine zu stark fokussierte und damit nahezu zwangsläufig fragmentarische Betrachtung zu vermeiden, ist ein theoretischer Ansatz auszuwählen, der in der Lage ist, zumindest eine Mehrzahl der genannten Probleme unter Berücksichtigung von Verbundphänomenen zu erfassen.
  • Ein substantieller Erkenntnisgewinn ist bereits darin zu sehen, die Ursachen für das Scheitern nachvollziehen zu können und hierzu weiterführende Einsichten zu generieren. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob und inwieweit es möglich ist, Kenntnisse für die Gestaltung von Reorganisationen zu gewinnen58.
Jörg Freiling

Organisationaler Wandel und Reorganisationen — Theoretische Bezugspunkte und Beiträge der Reorganisationsforschung

A. Perspektiven der Reorganisationsforschung
Zusammenfassung
Ein Blick auf die jüngere Literatur macht deutlich, daß eine vielfältige Auseinandersetzung mit Problemen des organisationalen Wandels stattfindet. Zahlreiche theoretische Strömungen1 ermöglichen einen Zugang zu den unterschiedlichen Aspekten des Wandels von Unternehmungen. Angesichts der vielfältigen Ansätze und der verschiedenartigen Möglichkeiten, diese zu strukturieren, fällt es schwer, einen vollständigen und möglichst überschneidungsfreien Überblick zu liefern. Nimmt man indes bezüglich der Überschneidungsfreiheit Abstriche in Kauf, so kann man unter Rückgriff auf in der Literatur verbreitete und mit Blick auf die Untersuchungsziele zweckmäßig erscheinende Systematisierungen2 einen recht umfassenden Überblick über die zur Verfügung stehenden bzw. sich in der Diskussion befindlichen Ansätze gewinnen. Zu diesem Zwecke werden nachfolgend drei exemplarische Systematisierungen herausgegriffen. Sie leisten einen Beitrag, um Aufschlüsse über die Eignung einzelner Theorien zur Behandlung von Problemen des organisationalen Wandels zu erhalten. Eine Auswahl mehrerer Strukturierungsansätze erscheint vor allem deswegen ratsam, weil sich mit jedem zum Teil erhebliche Schwächen verbinden, die sich jedoch sachlich von Fall zu Fall deutlich unterscheiden. Durch die Mehrzahl herangezogener Strukturierungsansätze besteht die Möglichkeit, im Zuge einer Gesamtbetrachtung von den Stärken jedes einzelnen Ansatzes zu profitieren.
Jörg Freiling
B. Konsequenzen für die Auswahl des theoretischen Bezugsrahmens
Zusammenfassung
Den Ausführungen zum Abschnitt I.B. ist zu entnehmen, daß zahlreiche Probleme organisationalen Wandels in der Wirtschaftspraxis als nicht befriedigend gelöst anzusehen sind. Auf Basis von Abschnitt II.A. kann festgehalten werden, daß aus organisationstheoretischer Sicht eine Vielzahl unterschiedlicher Theorieansätze zur Verfügung steht, um zu einem Erkenntnisfortschritt beizutragen. Bei der Auswahlentscheidung, welcher Ansatz aus dem Bereich der Organisations- und Managementtheorie sich eignet, sind vor allem folgende Aspekte von Belang:
  • Erstens muß zur Bestimmung des Erkenntnisziels der Untersuchung eine Eingrenzung vorgenommen werden. Wie bereits mehrfach betont wurde, liegt es nahe, an den empirisch beobachtbaren Problemen organisationalen Wandels anzusetzen. Ein Blick auf die Ausführungen innerhalb von I.B. läßt deutlich erkennen, daß vor allem Problemstellungen dominieren, die sich auf die Disposition von Inputgütem im allgemeinen sowie Ressourcen im speziellen beziehen. Daher liegt es nahe, auf Ansätze zurückzugreifen, die sich in besonderer Weise derartigen Fragestellungen im Kontext des Strategischen Managements annehmen.
  • Zweitens erscheint es erforderlich, auf einen Ansatz abzustellen, der aufbauend auf den Beziehungen zwischen der Unternehmung und der untemehmungsrelevanten Umwelt in der Lage ist, deren Innenverhältnisse zu erfassen. Im Sinne der Unterscheidung von Astley/Van de Ven sind damit sowohl die Makro- als auch die Mikroebene organisationalen Wandels untersuchungsrelevant, wobei vor allem die Mikroebene im Mittelpunkt steht.
Jörg Freiling
C. Inhaltliche Grundlagen von Reorganisationen als Form des organisationalen Wandels
Zusammenfassung
In der Literatur gehen die Auffassungen über den begrifflichen Inhalt organisationalen Wandels auseinander. Vor allem erscheint es schwierig festzustellen, wie stark die Veränderung einer Organisation im allgemeinen bzw. einer Unternehmung im speziellen sein muß, damit von organisationalem Wandel gesprochen werden kann. So ergeben sich durch nahezu jeden Prozeß innerhalb und zum Teil auch außerhalb von Unternehmungen Veränderungen, die die Organisation betreffen. In einem sehr weiten Sinne bewirkt damit jede organisationsexterne bzw. -interne Handlung mit Auswirkungen auf die Organisation selbst einen derartigen Wandel, und zwar unabhängig davon, ob dieser geplant oder ungeplant ist95. Bei einer derart weiten Interpretation ist organisationaler Wandel omnipräsent. Zum Teil wird der Versuch unternommen, organisationalen Wandel enger zu fassen und ihn im Zuge einer komparativ-statischen Betrachtung nur auf solche Veränderungen zu beziehen, bei denen der Ausgangszustand einer Organisation verlassen wird und zu einem späteren Zeitpunkt eine neue, davon merklich abweichende Situation eingenommen wird96. Dann aber stellt sich die kaum befriedigend zu beantwortende Frage, ab welcher intensitätsbedingten Schwelle derartige Änderungen dem organisationalen Wandel zuzuordnen sind. Ebenfalls wenig zufriedenstellend sind zeitraumbezogene Auffassungen, die auf die Einführung neuartiger Handlungssequenzen oder grundlegender Werte abstellen97. Mit Blick auf die hier verfolgten Untersuchungsziele ist festzuhalten: Reorganisationen werden oftmals infolge der Verkettung zahlreicher kleinerer, ungeplanter und — als Einzelphänomene — unbemerkter Fehlentwicklungen erforderlich.
Jörg Freiling

Der Ressourcenansatz als Teil der Managementforschung: Grundlagen und Grundprobleme des Resource-based View

A. Terminologie, Intentionen und Einordnung des Ressourcenansatzes
Zusammenfassung
Die Bezeichnung „Resource-based View“1 bietet Interpretationsspielräume. Insbesondere ist unklar, was unter einer Ressource zu verstehen ist. Hierzu ist wie folgt Stellung zu nehmen: Ressourcen werden in der Literatur in unterschiedlichen Kontexten thematisiert. In der Volkswirtschaftslehre wird etwa zwischen Arbeit, Boden und Kapital unterschieden. Fragen der Allokation werden in den Vordergrund gerückt2. Eine Diskussion natürlicher Ressourcen findet in der sogenannten Ressourcenökonomie statt3. In der Betriebswirtschaftslehre wird ebenfalls von Ressourcen gesprochen, und zwar insbesondere dann, wenn im Rahmen produktionswirtschaftlicher Überlegungen der Input für die Leistungserstellung betrachtet wird. So stellt Steven fest: „Die in die Produktion eingehenden Güter bzw. Produktionsfaktoren werden auch als Inputgüter oder als Ressourcen bezeichnet(…)”4. Insbesondere Gutenberg, der den sogenannten faktorbezogenen Ansatz entwickelt hat, ist im produktionswirtschaftlichen Zusammenhang zu nennen5. Angesichts der vorhandenen begrifflichen Anknüpfungspunkte ist in terminologischer Sicht höchste Vorsicht geboten: Weder die volkswirtschaftlichen Interpretationen noch die in der deutschsprachigen Betriebswirtschaftslehre übliche Vorstellung von Faktoren/Ressourcen sind mit dem Ressourcenverständnis des Resource-based View in Einklang zu bringen. Mehr noch: Insbesondere die betriebswirtschaftliche Produktionstheorie geht von völlig unterschiedlichen Weichenstellungen aus.
Jörg Freiling
B. Kausalelemente des Resource-based View
Zusammenfassung
In der Literatur zum Resource-based View läßt sich eine zunehmende Vermischung von Prämissen und Erklärungsmechanismen feststellen67. Eine solche Vorgehensweise erscheint bedenklich, weil Kausalstrukturen auf den Prämissen aufbauen. Eine genaue Trennung ist unerläßlich und soll nachfolgend vollzogen werden.
Jörg Freiling

Reorganisationsprozesse und Reorganisationsprobleme aus ressourcenorientierter Perspektive

A. Ressourcenorientierte Vorarbeiten und Vorüberlegungen zu den Reorganisationsursachen
Zusammenfassung
Die empirisch beobachtbaren Reorganisationsschwachstellen haben erkennen lassen, daß diese Form organisationalen Wandels in besonderer Weise ein Problem der Disposition von Inputgütem darstellt1. Es mag verwundem, daß es bislang kaum Versuche gegeben hat, den hierzu passenden Resource-based View zu nutzen. Zu den sehr wenigen Ausnahmen, bei denen ausführlichere Bezüge hergestellt werden, sind insbesondere die Arbeiten von Rumelt, Seibert sowie Mahnke/Aadne zu zählen2. Die geringe Resonanz, die Ressourcenansatz in diesem Bereich gefunden hat, überrascht insofern, als Rumelt in einer früheren Arbeit bereits recht deutlich auf die Notwendigkeit von Ressourcenadaptionen an sich wandelnde Rahmenbedingungen aufmerksam gemacht hat:
„In essence, the [strategy, d.V.] concept is that a firm’s competitive position is defined by a bundle of unique resources and relationships, and that the task of general management is to adjust and renew these resources and relationships as time, competition, and change erode their value.“3
Jörg Freiling
B. Inhaltliche Perspektiven von Reorganisationen aus ressourcenorientierter Sicht
Zusammenfassung
Eine Ausstattung mit Inputgütern, die sich zur Zielerfüllung als untauglich erweist14, sowie ein Mangel an Ressourcen und Kompetenzen stellen aus Sicht des Ressourcenansatzes Ausgangspunkte für die Reorganisationsdiskussion dar. Unter strategischen Gesichtspunkten ist die Schaffung und Erhaltung von Wettbewerbsvorteilen als Zielgröße in den Vordergrund zu rücken. Allerdings ist die Fokussierung auf die Schaffung bzw. Erhaltung nachhaltiger Wettbewerbsvorteile trotz ihrer unbestreitbaren Relevanz für Reorganisationen möglicherweise zu eng. Zahlreiche Reorganisationen werden nicht allein initiiert, um neue Wettbewerbsvorteile zu schaffen bzw. vorhandene auszubauen. Vielmehr steht die Orientierung an eingetretenen oder/und noch eintretenden Wettbewerbsnachteilen im Mittelpunkt von Reorganisationsgestaltung. Dies läßt sich auch anhand der innerhalb von Abschnitt I.B. genannten empirischen Studien zu den Reorganisationsergebnissen nachvollziehen: Hier wird unter anderem auf das Problem einer reaktiven Grundausrichtung von Reorganisationen aufmerksam gemacht, was sich insbesondere in der Beseitigung vorhandener Wettbewerbsnachteile manifestiert.
Jörg Freiling
C. Prozeßbezogene Perspektiven von Reorganisationen aus ressourcenorientierter Sicht
Zusammenfassung
Reorganisationen stellen Ausschnitte der organisationalen Entwicklung dar und werden auf Basis von Änderungen der strategischen Grundausrichtung initiiert. Sie gehen mit umfangreichen Eingriffen in das Gefüge der Inputgüter der Unternehmung einher. Insofern kann bezüglich der grundsätzlichen Sichtweise von Reorganisationen von einem Einschnitt in die organisationale Entwicklung gesprochen werden. Dies deckt sich auch mit der für die Betriebswirtschaftslehre üblichen Sichtweise von Reorganisationen. Eine wesentliche Besonderheit bezüglich der ressourcenorientierten Sichtweise von Reorganisationen ergibt sich durch die zeitpfadabhängige Analyse. Dies beinhaltet erstens, daß sich die jeweilige Unternehmung im Zuge der Reorganisation an denjenigen in der Vergangenheit eingegangenen Commitments zu orientieren hat, die auch in Gegenwart und Zukunft noch Wirkung entfalten170. Demnach ist es ein besonderes Kennzeichen der ressourcenbezogenen Betrachtung von Reorganisationen, den tatsächhch verfügbaren Handlungsraum der jeweils betroffenen Unternehmung zu erfassen. Dadurch soll trotz der beabsichtigten Richtungsänderung der organisationalen Entwicklung eine möglichst friktionslose Anknüpfung an die Vergangenheitsentwicklung erreicht werden. Zweitens soll durch die Reorganisation auf den neuen strategischen Entwicklungszielpfad der Unternehmung eingeschwenkt werden. Insofern steht vor allem die Umorientierung der Inputgüter und die Verpflichtung auf den veränderten strategischen Pfad im Mittelpunkt der Reorganisation. Langfristig ablaufende Prozesse der Ressourcen- und Kompetenzentwicklung sind zu beachten, damit ungewollte Einschnitte irreversibler Natur vermieden werden171. Hierbei sind vor allem die von Ghemawat genannten „lock out“-Effekte zu berücksichtigen172.
Jörg Freiling
D. Kontextbezogene Perspektiven von Reorganisationen aus ressourcenorientierter Sicht
Zusammenfassung
Ohne Kenntnis des Einzelfalls ist es nur in Grenzen möglich, relevante Kontextfaktoren von Reorganisationen zu diskutieren. Unter den vielfältigen situativen Faktoren350 interner Art ragen im Kontext organisationalen Wandels vor allem realisierte Organisationsstruktur, die Dominanz einzelner Kategorien von Inputgütem („Faktordominanz“) bei der Leistungserstellung, die Rechtsform und die damit in Verbindung stehenden Eigentumsverhältnisse sowie das (umsatzbezogene) Wachstum der Unternehmung heraus351.
Jörg Freiling
E. Konsequenzen und Ausblick
Zusammenfassung
Bezugnehmend auf die im Eingangskapitel dieser Arbeit genannten Defizite bezüglich der Erforschung organisationalen Wandels ist festzustellen, daß der Ressourcenansatz zu weiterführenden Impulsen imstande ist. Dies ist wie folgt zu begründen:
1.
Der Ressourcenansatz trägt zu einer Integration zahlreicher Einzelfragen der Reorganisationsgestaltung bei. Während in der Reorganisationsforschung die Konzentration auf personelle, wissensbezogene, finanzielle, material- und anlagenwirtschaftliche bzw. EDV- bezogene Aspekte den Blick auf übergreifende Zusammenhänge verstellen, wirkt der Resource-based View durch das spezifische Verständnis von Inputgütem, Ressourcen und Kompetenzen Fragmentierungstendenzen in der Forschung entgegen, ohne dabei bestimmte Kategorien von Inputgütem zu vernachlässigen. Im Vordergrund stehen Fragen der Verbindung unterschiedlicher Arten von Inputgütem zwecks Wiederherstellung bzw. Erhaltung von Wettbewerbsfähigkeit. Durch die Nutzung von Interdependenzen, die zwischen den einzelnen Inputgütern bestehen, wird die Grundlage für ein umfassend angelegtes Synergiestreben gelegt. Hervorzuheben ist, daß die Analyse von Inputgütern auch diejenigen mit einschließt, über die die Unternehmung zum gegenwärtigen Zeitpunkt zwar nicht verfügt, die aber grundsätzlich dem Einflußbereich der Unternehmung zugänglich gemacht werden können.
 
Jörg Freiling
Backmatter
Metadaten
Titel
Ressourcenorientierte Reorganisationen
verfasst von
Jörg Freiling
Copyright-Jahr
2001
Verlag
Deutscher Universitätsverlag
Electronic ISBN
978-3-322-91476-7
Print ISBN
978-3-8244-9055-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-322-91476-7