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2016 | Buch

Der Mensch und seine Medien

Mediatisierte interpersonale Kommunikation. Eine Einführung

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Über dieses Buch

Unser Alltag wird immer mehr von Medien bestimmt. Dazu gehören nicht nur die Massenmedien, sondern auch Medien der interpersonalen Kommunikation, gewissermaßen vom Brief bis zur Email. Das Buch führt grundlegend in das Thema ein, in dem, ausgehend von den Grundlagen der interpersonalen Kommunikation, der Frage nachgegangen wird, das es bedeutet, wenn Menschen Medien benutzen und wie sich dadurch die zwischenmenschliche Kommunikation verändert. Dabei werden nicht zuletzt einzelne Medien näher betrachtet und in einen Gesamtzusammenhang einer veränderten Medienökologie eingeordnet.​

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Einleitung: Interpersonale Kommunikation und Medien
Zusammenfassung
Ein Leben ohne Medien ist heutzutage kein leichtes Unterfangen. Entweder läuft man Gefahr – oder glaubt dies zumindest – informationell abgekoppelt oder kommunikativ isoliert zu werden; ein Stromausfall, eine Funkstörung oder auch der Verlust eines Mediums kann zu einem Härtetest werden. Oder wir empfinden hier und da ein ‚Zuviel‘ an Medien, eine gewisse Abhängigkeit, und wünschen uns, auf einer Insel ohne Fernsehen oder auch nur einen Tag ohne E-Mail zu sein. Zu sehr scheint unser Alltag ein Medienalltag, dass wir uns eine Welt ohne Medien kaum noch vorstellen können.
Joachim R. Höflich
2. Was ist interpersonale Kommunikation?
Zusammenfassung
Wir sind nicht dazu geschaffen, allein und ohne Kontakte zu unseren Mitmenschen zu leben. Ja, ohne Kommunikation gibt es wohl keine menschliche Existenz. Ein in diesem Zusammenhang gerne angeführter Bericht stammt von dem Chronisten und Franziskanermönch Salimbene von Parma. Er berichtet von einem Experiment, das mit dem Stauferkönig Friedrich II. in Verbindung gebracht wird. Auf der Suche nach dem Ursprung der Sprache soll er Kinder in die Obhut von Ammen gegeben haben, ohne dass ihnen irgendwelche Zuneigung geschenkt und ein Wort an sie gerichtet wurde. Mit verheerendem Ausgang: Alle Kinder seien, so der Bericht, gestorben (vgl. Eco 1993: 13).
Joachim R. Höflich
3. Was bedeutet es, wenn Menschen ein Medium verwenden?
Zusammenfassung
Wir leben in einer Medienwelt. Medien sind allgegenwärtig – vom Ort befreit. Mit diesen Medien verändern sich unsere Kommunikation, die kommunikativen Beziehungen, der kommunikative Alltag. Damit stellt sich sogleich die Frage, was es bedeutet, wenn Menschen ein Medium verwenden. Die Beantwortung der Frage ist dabei, so wird sich zeigen, in zweifacher Hinsicht anzugehen. Zum einen soll in einem umgangssprachlichen Sinne danach gefragt werden, welchen Einfluss Medien auf die interpersonale Kommunikation haben, ob und wie diese geprägt, aber auch verändert wird. Zum anderen geht es um den ‚Grund‘ des Tuns, wenn man fragt, was man ‚macht‘.
Joachim R. Höflich
4. Der Brief und die Kultur der schriftlichen Kommunikation
Zusammenfassung
Auch wenn weniger Briefe geschrieben werden, so scheint immer noch klar zu sein, was ein Brief ist: Ein beschriebenes Papier, das in einer Hülle, dem Briefkuvert, steckt, vom Postboten gebracht und in den häuslichen Briefkasten gesteckt wird. Ähnlich schreibt Uka (2000: 114): „Kommunikationstheoretisch ist der Brief, nach heutigem Verständnis, eine auf Papier geschriebene, an eine Adresse gerichtete Kommunikation (einwegig, wenn die darin enthaltenen Botschaft informativ oder gebietend ist, zweiwegig, wenn eine Antwort erwartet wird) und wird durch eine Person oder Organisation (Post) übermittelt.“ Genau genommen hat man es hier jedoch nicht mit einer kommunikationstheoretischen, sondern mit einer kommunikationspraktischen Bestimmung des Briefes zu tun.
Joachim R. Höflich
5. Der Telegraf und die Erfindung der Schnelligkeit
Zusammenfassung
Heute gehören die Telegrafie und ihre Botschaft, das Telegramm, der Vergangenheit an. Allerdings sind einige Relikte aus der Telegrafiezeit in der Alltagssprache erhalten geblieben. Der so genannte ‚Telegrammstil‘ gilt vielen als Inbegriff einer besonders kurzen Nachricht.
Joachim R. Höflich
6. Das Telefon als erstes Medium der Telepräsenz
Zusammenfassung
Das Telefon ist das Urmedium technisch vermittelter interpersonaler Kommunikation. Doch so eindeutig hat sich indessen die Verwendungsweise des Telefons nicht von Anfang an abgezeichnet. Der als sein Erfinder gefeierte Sprachtherapeut und spätere Großunternehmer Alexander Graham Bell (1847-1922) hatte zwar durchaus Visionen, was die Verwendung als Gesprächsapparat angeht, aber es schien zunächst einfacher, das Medium als einen Musikapparat anzupreisen. Denn dazu musste man nur hören statt mit jemanden zu sprechen, den man nicht einmal sieht.
Joachim R. Höflich
7. Internet und E-Mail – neue Wege schriftlicher Kommunikation?
Zusammenfassung
Das Internet ist ein, wenn nicht sogar der Grundpfeiler der aktuellen medialen Entwicklung. Mit ihm entstand ein weltumspannendes globales Netzwerk, das mittlerweile weit mehr als nur ein Kommunikationsnetzwerk ist. Es ist eine technische Infrastruktur zur Steuerung von immer mehr Bereichen unseres Lebens – bis hin zu einem ‚Internet der Dinge‘. Genau genommen findet all das, was im Leben möglich ist, auch in einer Welt des Internets statt, ja, wie Castells (2005: 9) schon beinahe pathetisch vermerkt, sei das Internet das Gewebe, auf dem unser Leben beruhe.
Joachim R. Höflich
8. Kontakte und Beziehungen – Zwischen Online und Offline
Zusammenfassung
Das Internet war schon in seinen Anfängen ein Vehikel der Kommunikation, getragen von der Idee, dass es mehr darauf ankommt, was man sagt, nicht wer es sagt. Das Internet hat sich weiter entwickelt. Geblieben sind Ideen dazu, wie neue Verbindungen zwischen den Menschen ermöglicht werden können. Die Begriffe ‚Social Web‘ und ‚Soziale Netzwerke‘ stehen für diese Ideen. Dagegen ist die Vision eines Internets als Spielwiese einer Erprobung des Selbst eher zurückgetreten. Jemand anderes sein zu können, sich auszuprobieren mit einer anderen Identität schien verlockend, aber auch problembehaftet (und manchmal überschätzt): Darf man den Online-Präsentationen des Selbst noch Glauben schenken? Befinden wir uns nicht auf dem Weg hin zu einer umfassenden Simulation, bei der immer mehr verschwimmt, was wirklich oder virtuell ist? Die Entwicklung ist vorangeschritten, das Thema eines zweiten oder gar multiplen Selbst beunruhigt nicht mehr.
Joachim R. Höflich
9. Mobile Kommunikation – vom Handy bis zum Smartphone
Zusammenfassung
Es gibt kaum noch einen Landstrich in dieser Welt, wo man kein Mobiltelefon findet, und erst recht verfügt hierzulande nahezu jeder über ein Handy oder Smartphone. Dessen Vorgeschichte ist durchaus erzählenswert: Der Schwede Lars Magnus Ericsson (1846-1926), der als Telefonpionier bekannt ist, hatte eine besondere Idee eines ‚mobilen Telefons‘. Er ließ ein Telefon bereits vor einhundert Jahren in das Auto seiner Ehefrau Hilda einbauen. Ganz so mobil war es indessen nicht, denn um zu telefonieren musste Frau Ericsson das Fahrzeug anhalten, aussteigen und das Gerät mit einer der Überlandleitungen, die das Land durchzogen, verbinden (vgl. Agar 2003: 8f.). Es scheint nicht ganz zufällig zu sein, dass es ein nördliches Land gewesen ist, in dem schon recht früh die Idee des mobilen Telefonierens aufkam.
Joachim R. Höflich
10. Beziehungen zu Medien – und der Roboter als Medium
Zusammenfassung
Medien sind Objekte, wenn auch Objekte besonderer Art. Deren Bedeutung ist ihnen, bei all dem, was an technischen Möglichkeiten vorgezeichnet ist, nicht eingeschrieben, sondern gründet auf deren Gebrauch und einem gegenseitigen Anzeigen im Rahmen alltäglicher Interaktionen. Indem sie einen festen Platz im Alltag der Menschen erhalten, werden sie zu bedeutsamen – wichtigen – Objekten, auf die nicht mehr so leicht verzichtet werden kann. Als Medien der interpersonalen Kommunikation dienen sie dazu, um mit anderen Kontakt aufzunehmen und Beziehungen fortzuführen. Dabei findet eine Koppelung von Medium und Gebrauch statt.
Joachim R. Höflich
11. Ein Medium kommt selten allein: Alltagswelten als Medienwelten
Zusammenfassung
Die meisten Menschen verfügen nicht nur über ein einziges Medium, sondern über mehrere Medien, die je nach den eigenen Kommunikationsabsichten oder auch recht unreflektiert und gewohnheitsmäßig so verwendet werden, wie es sich gerade ergibt. Genau genommen müsste man allerdings sagen, dass es sich nicht nur um ein ‚Mehr‘ an Medien, sondern um ein ‚Mehr‘ an medialen Modi handelt. Allerdings haben die Menschen nicht nur mehr mediale Möglichkeiten, sondern nutzen diese auch an immer mehr Orten – zumal an Orten, wo dies früher kaum denkbar war, wie auf dem Gipfel eines Berges und bei einer Zugfahrt. Dies illustriert eine Forschungsskizze, die während einer Bahnfahrt entstanden ist (Abbildung 11.1).
Joachim R. Höflich
12. Anstelle einer Zusammenfassung: Medien und der Verlust der Privatheit
Zusammenfassung
Mit jedem neuen Medium kommt es zugleich zu der Frage, was das für das Individuum, dessen Beziehungen zu anderen und die Gesellschaft bedeutet, welche Folgen dies mit sich bringt. Es ist zumal die Sorge, die uns umtreibt, dass wir unter den Negativeffekten leiden, schlimmstenfalls von den Medien sogar abhängig werden. Komplizierter wird es erst recht, wenn man nicht nur ein einziges Medium betrachtet, sondern daran denkt, dass wir in einer Medienwelt leben, es damit mit einer Vielzahl von Medien zu tun haben und deshalb die Medieneffekte im Gesamt zu sehen sind. Effekte können sich dabei, im positiven wie im negativen Sinne verstärken oder auch gegenseitig kompensieren. Nicht selten wird indessen entweder die negative oder die positive Seite gesehen, so dass sich dergestalt die Lager der Medienskeptiker und der Medieneuphoriker trennen.
Joachim R. Höflich
Backmatter
Metadaten
Titel
Der Mensch und seine Medien
verfasst von
Joachim R. Höflich
Copyright-Jahr
2016
Electronic ISBN
978-3-531-18683-2
Print ISBN
978-3-531-18682-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-18683-2