2008 | OriginalPaper | Buchkapitel
Finanzmärkte
verfasst von : Susanne Lütz
Erschienen in: Handbuch der Wirtschaftssoziologie
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.
Wählen Sie Textabschnitte aus um mit Künstlicher Intelligenz passenden Patente zu finden. powered by
Markieren Sie Textabschnitte, um KI-gestützt weitere passende Inhalte zu finden. powered by
Auf Finanzmärkten werden weder Güter produziert noch Produkte zum Zwecke des Konsums an Kunden verteilt. Vielmehr dienen Finanzmärkte dem Handel von Kapital in Form von Geld (Währungen), Wertpapieren (Aktien, Anleihen) oder anderen Finanzkontrakten (Derivate). Im Unterschied zu Transaktionen auf Gütermärkten ist der Handel auf Finanzmärkten zukunftsorientiert, denn es werden Zahlungsversprechen gehandelt (vgl. Windolf 2005: 27). Ein Kapitalgeber (z. B. Investor) überlässt dem Kapitalnehmer (z. B. Unternehmen) Zahlungsmittel und erhält im Gegenzug ein Rückzahlungsversprechen für die Zukunft (z. B. Aussicht auf Dividende für eine Aktie). Eine solche Transaktion hat zwei Merkmale: zum einen wird die zeitliche Diskrepanz zwischen der Verfügbarkeit und dem Verwendungswunsch von Kapital überbrückt. Ein Marktteilnehmer verzichtet heute auf Zahlungsmittel, ein anderer verspricht, diese in Zukunft zurückzuzahlen (intertemporale Allokation). Zweitens werden Kontrakte über Zahlungsversprechen meist unter dem Aspekt des Risikotransfers abgeschlossen (vgl. Jäger 2006: 12 ff.). Dies gilt insbesondere für komplexere Finanzprodukte wie Derivate (Optionen, Futures), bei denen zum Zeitpunkt des Abschlusses des Kontraktes keine Zahlung fällig wird, sondern erst in der Zukunft. Derartige Termingeschäfte mit Aktien, Anleihen, Währungen, Metallen oder Waren entwickelten sich ursprünglich aus dem Bemühen, Einkommen aus dem Handel mit Gütern abzusichern, deren Preise stark schwanken oder deren Herstellung zeitaufwendig ist. Produzenten und Verkäufer wollen sich gegen das Risiko absichern, dass die Preise zwischen Beginn und Ende der Produktion sinken, Einkäufer möchten sich vor unerwarteten Preissteigerungen schützen.