2011 | OriginalPaper | Buchkapitel
Wohlfahrtsmix und soziale Dienste
verfasst von : Adalbert Evers
Erschienen in: Handbuch Soziale Dienste
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
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Der Begriff des Wohlfahrtsmix, entstanden in den sozialpolitischen Debatten der 1980er- Jahre, hat auch jenseits der Frage nach seinen spezifischen analytischen Inhalten eine bis heute anhaltende Attraktivität, die über den akademischen Bereich hinausgeht. Dafür mag es zwei gute Gründe geben. Der erste liegt wohl darin, dass sich mit diesem Begriff eine neue Richtung des Nachdenkens über Lebenszusammenhänge, Modernisierungs- und Reformkonzepte einfangen lässt, bezeichnet der Begriff doch die
Pluralität
der Ressourcen und Instanzen, die für Lebensqualität und Konzepte des guten Lebens von Bürgern eine Rolle spielen; es geht um Staat, Markt, den dritten Sektor von Assoziationen verschiedenster Art und um Gemeinschaftsformen auch jenseits von Familie. Das heißt aber auch umgekehrt, dass damit lange Zeit dominierenden Gesellschaftsauffassungen, die einer Instanz absolute Priorität zumessen wollten (dem Staat oder dem Markt) und die andere, wie z.B. Familie, Gemeinschaften oder Assoziationen zu zweitrangigen Akteuren oder gar zu historischen Relikten erklären, implizit eine Absage erteilt wird. All das hat ja in der Sozialpolitik mit etatistischen oder marktliberalen Konzepten Tradition. Beim Begriff des Wohlfahrtsmix und mehr noch bei dem oft synonym verwendeten Begriff des Wohlfahrtspluralismus wird mit dieser Tradition gebrochen. Es geht hier um
relative
Bedeutungen, eine Überwindung bipolaren und bestimmte Sektoren und Instanzen ausschließenden Denkens. In diesem Sinne sind Wohlfahrtsmix und Wohlfahrtspluralismus nicht nur analytische sondern auch konzeptionelle Begriffe. Das wird vor allem dort deutlich, wo es um die Bedeutung von Familie/Gemeinschaft und des Dritten Sektors mit seinen vielfältigen Assoziationen geht.