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2010 | Buch

Interviews mit Kindern

Grundlagen, Techniken, Besonderheiten, Beispiele

verfasst von: Thomas Trautmann

Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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Über dieses Buch

„Das Interview erscheint als einfache Methode, nicht zuletzt aufgrund seiner Nähe zum Alltagsgespräch. Fragen zu stellen liegt nahe und erscheint so leicht. Darin liegt etwas Verführerisches…“ (Friedrichs 1990) Täglich werden auf der Erde vielmillionenfach Informationen ausgetauscht. Die Tendenzen der letzten Jahre zeigen, dass der Begriff der „Informationsgese- schaft“ sehr zu Recht besteht. Gerade aber unter den Aspekten des Einsatzes von Computern zum schnellen Verarbeiten von Informationen werden Stimmen laut, die Nachteile solcher technisierten Abläufe sehen. Bei allen zu begrüßenden Formen der Nutzung von Informationen zur weiteren Entwicklung technischer und technologischer – also ökonomischer – Prozesse bleiben dabei mitunter die 1 genuin Menschen verbindenden Informationstransfers auf der Strecke. Klagen über eine kalte, akommunikative, nur auf Gewinn fokussierte Gesellschaft sind uns nicht fremd. Auch die Erziehungs- und Sozialwissenschaften beschäftigen sich unter mann- faltigen Fragestellungen mit dem Problemkreis der zwischenmenschlichen Kommunikation. Dabei geht es in erster Linie darum, Heranwachsenden sowohl Möglichkeiten zum Erlernen der vielfältigen sprachlichen und nichtsprachlichen Riten und Regeln zwischenmenschlicher Kommunikation nahe zu bringen, als auch ihr problemarmes Hineinwachsen in die Informationsgesellschaft zu - möglichen. Kindheit als Medienkindheit, zunehmende Verinselung, Kinder als Konsumentenzielgruppe – all diese Schlagworte machen die Vielschichtigkeit der Problemlagen deutlich, mit denen Kinder aufwachsen und mit denen Eltern und Lehrpersonen konfrontiert werden. Mitunter wird beklagt, dass Kinder - nig von sich erzählen, dass Zeit fehlt, sich zu unterhalten, dass die Kultur des Gesprächs auf der Strecke bleibt u. v. a.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung: Wozu Kinderinterviews?
Zusammenfassung
Bücher, die Interviews beschreiben, analysieren, als Methode verwenden oder für einen bestimmten Wissenschaftszweig aufbereiten, gibt es viele. Als meine Forschungsgruppe eine große Zahl von Viertklässlern interviewen musste, um deren Grundschulzeit näher zu untersuchen, fiel uns auf, dass keines der Interviewkonzepte, die in der Literatur vorgestellt wurden, in unser Design passte. Es waren nicht so sehr die Strukturen, welche sich als far away herausstellten. Vielmehr war in keiner methodischen oder inhaltlichen Form der Umgang mit Kindern und Jugendlichen als Partner im Interview zu finden, von einer marginalen Ausnahme diagnostischer Natur abgesehen (Unnewehr/Schneider/Margraf 1995).
Thomas Trautmann
Kommunikative Grundlagen – Was geschieht im Interview?
Zusammenfassung
Auch wenn der oben stehende Aphorismus das Folgende in Zweifel ziehen mag – Kommunikation ist das Medium der Manifestation menschlicher Beziehungen (Watzlawick et al. 1993). Dieser etwas akademische Begriff bedarf einer näheren Untersuchung. Er setzt mindestens zwei Dinge voraus: Menschen unterhalten Beziehungen und diese Beziehungen können sich manifestieren. Beim Kontakt mindestens zweier Menschen kommt es zu unmittelbaren und mittelbaren Wahrnehmungs- und Wechselwirkungsprozessen. Definieren wir vorab einmal den Begriff ›Interview‹ und betrachten die dort möglichen Prozessebenen.
Thomas Trautmann
Kinder als Experten?
Zusammenfassung
Seit einer gewissen Zeit hat sich in der Kindheitsforschung, aber auch in der Pädagogik ein Paradigmenwechsel (unter vielen) vollzogen. Kinder sind nicht mehr Untersuchungs- und Forschungsobjekte, auf die man schaut. Vielmehr gelten sie als Ko-Konstrukteure ihres eigenen Lebens mit hohen Selbstbildungspotenzialen (Schäfer 2003: 38 ff.) und somit als (zumindest partielle) Autorität ihrer eigenen Entwicklung. Das bedeutet, Kinder als Experten ihrer Lebenswelt, werden als Forschungssubjekte selbst interviewt, befragt und beobachtet. Sie sind nicht mehr ausschließlich Sozialisanden, sondern soziale Akteure.
Thomas Trautmann
Psychologische Grundlagen – Wie „ticken“ Kinder?
Zusammenfassung
Wir verdanken Jean Piaget (1974) die Stadien der kognitiven Entwicklung. Er versteht darunter die Entwicklung von geistigen Prozessen und Fähigkeiten – so die Vorstellungskraft, die Wahrnehmung, das Schlussfolgern und das Problemlösen mit all ihren basalen Wissensgrundlagen. Auch wenn die derzeitige Piagetrezeption durchaus kritisch mit vielen seiner Erkenntnisse umgeht – sein Verdienst besteht in einer Modellierung von kognitiven Verlaufsformen und den korrespondierenden Errungenschaften, die der Heranwachsende dabei zeigt.
Thomas Trautmann
Grundbegriffe und -konzepte – Nach welchen Mustern verlaufen Interviews?
Zusammenfassung
Bis hierher wurde vorausgesetzt, dass die Leserschaft sich mit dem anfangs definierten allgemeinen Begriff des Interviews zufrieden zeigte. An dieser Stelle soll der Begriffsinhalt erweitert werden. Zunächst sollen Exploration, Befragung, Gespräch und Interview auf ihre Potenzen hin untersucht werden. Danach sollen die wichtigsten methodischen Formen von Interviews analysiert und um ein eigenes Modell (Interviewkatarakt) ergänzt werden.
Thomas Trautmann
Fragen – Fragestellung – Fragefehler
Zusammenfassung
Im Verlauf der Ausführungen wurde bereits an mehreren Stellen deutlich, dass gute, ertragbringende Fragestellungen das A und O guter Interviews sind. Dieses Kapitel widmet sich daher nach kurzer Systematisierung von Fragetypen der Isolierung falscher bzw. ungünstiger Fragen.
Thomas Trautmann
Dreizehn Professionalisierungsansätze für Interviewer/innen
Zusammenfassung
Auch bei der Interviewdurchführung gibt es keine Meisterlehre, kein simples „Nachmachen, bis man es kann“. Auch das rezeptive Dabei-Sein, so zeigten unsere Projekte, ist kein Garant, bestimmten Irrungen nicht zu unterliegen und sattsam Fehler zu machen.
Thomas Trautmann
Technisch-organisatorische Grundlagen
Zusammenfassung
Interviews können nicht von jedem und jeder solide geführt werden. Interviews lassen sich auch nicht an jedem beliebeigen Ort führen. Zu einem Interview gehört mehr, als einige Fragen und ein funktionierendes Mikrofon.
Thomas Trautmann
„Meine Grundschulzeit“ – Ein interviewgestützter Projektansatz
Zusammenfassung
Die Idee, flächendeckende Interviews mit Viertklässlern zu inszenieren kam nicht von ungefähr. Seit 2005 begleitet mein Team und eine dafür gegründete studentische Forschungsgruppe eine Hamburger Schule, die sich vorgenommen hat, hochbegabte und durchschnittlich begabte Kinder integrativ miteinander lernen zu lassen. Das Projekt hat medial große Anerkennung gefunden und wurde inzwischen dokumentarisch dicht beschrieben. Am Ende eines solchen Längsschnittes diskutierte das Team effektive Möglichkeiten, einen denkbar breiten Fokus auf die individuell erlebte Grundschulzeit der über vierzig Kinder zu legen. Da in den Jahren zuvor verschiedene Möglichkeiten der schriftlichen Äußerung genutzt wurden, entschlossen wir uns dieses Mal zu individuellen mündlichen Face-to-face Interviews. Dabei wurde die gesamte Arbeitsgruppe, ein Hauptseminar „Kommunikation“ und das Forschungsteam einbezogen, um alle Arbeiten innerhalb eines halben Jahres (Januar – Juni 2009) bewerkstelligen zu können.
Thomas Trautmann
Backmatter
Metadaten
Titel
Interviews mit Kindern
verfasst von
Thomas Trautmann
Copyright-Jahr
2010
Verlag
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-92118-1
Print ISBN
978-3-531-17127-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-92118-1