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1995 | Buch | 2. Auflage

Chemische Ökotoxikologie

verfasst von: Professor Dr. Harun Parlar, Daniela Angerhöfer

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

Buchreihe : Springer-Lehrbuch

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Über dieses Buch

Chemische Substanzen in der Umwelt sind vielfältigen chemischen Reaktionen und Transportvorgängen unterworfen. Sie wirken auf Pflanzen, Tier und Mensch ein, und sie beeinflussen einzelne Organismen oder komplexe Ökosysteme. Die Ökotoxikologie erfaßt, beschreibt und bewertet diese Vorgänge. H. Parlar gibt in seinem aus Vorlesungen entwickelten Lehrbuch der chemischen Ökotoxikologie einen Überblick über Konzepte und Strategien zur Beurteilung der Umweltrelevanz von Chemikalien. Der Autor betont die Ökosystemforschung und den interdisziplinären Charakter des Gebietes.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Einleitung
Zusammenfassung
Die Entwicklung der Chemie in diesem Jahrhundert war im wesentlichen durch das Bestreben gekennzeichnet, synthetische Stoffe herzustellen, die vielseitiger verwendbar bzw. für definierte Zwecke besser geeignet sein sollten als Naturstoffe. Die Folgen der Herstellung und Verbreitung synthetischer Substanzen fanden nur dann Beachtung, wenn die menschliche Gesundheit oder das menschliche Wohlbefinden direkt beeinträchtigt wurde. Daß die Anwesenheit von Chemikalien zu Schäden in der Umwelt führen kann, gelangte erst im Lauf der 50er und 60er Jahre in das öffentliche Bewußtsein, als die generelle Anwendung persistenter Organochlor-insektizide in der Landwirtschaft zu einem deutlich sichtbaren Rückgang verschiedener wildlebender Tierarten führte. Seitdem erfolgen intensive Forschungen zur Aufklärung der Wirkungsweise von Xenobiotika und zur Beurteilung des Risikos, das mit ihrer Herstellung und ihrem Gebrauch verbunden ist. Der Schwerpunkt der Untersuchungen liegt aber häufig immer noch auf den potentiellen Gefahren für den Menschen selbst (durch Kontamination von Nahrung, Trinkwasser oder Luft) bzw. der Gefährdung ihm nahestehender Arten, wie Haustiere, jagdbares Wild, Nutzpflanzen oder Arten, denen aus ästhetischen bzw. emotionalen Gründen ein besonderer Wert beigemessen wird.
Harun Parlar, Daniela Angerhöfer
1. Verhalten von Chemikalien in der Umwelt
Zusammenfassung
Jedes Einbringen von Material in ein System bewirkt eine Veränderung der stofflichen Umweltqualität, unabhängig davon, ob der Stoffeintrag auf natürlichem Weg oder durch menschliche Tätigkeit erfolgt. Ob diese Veränderung meßbar ist bzw. ob sie zu — erwünschten oder unerwünschten — Wirkungen führt, hängt vom Verhalten der Substanz ab, das Ausmaß und Dauer der Veränderung bestimmt.
Harun Parlar, Daniela Angerhöfer
2. Wirkung von Chemikalien
Zusammenfassung
Ein zentraler Aspekt der Ökotoxikologie ist die Untersuchung und Bewertung der Wirkung von Umweltchemikalien auf die verschiedenen Organisationsebenen Zelle, Organ, Organismus, Population und Ökosystem. Von einer Wirkung wird dann gesprochen, wenn Abweichungen vom normalen Erscheinungsbild auftreten und der Verdacht einer Schädigung besteht. Während in der klassischen Toxikologie ausschließlich Veränderungen bei Individuen berücksichtigt werden, steht in der Ökotoxikologie die direkte oder indirekte Reaktion der Population bzw. des gesamten Ökosystems auf eine Chemikalie im Vordergrund. Insgesamt lassen sich vier Schwerpunkte unterscheiden:
  • Erforschung der direkten Wirkung einer Chemikalie im Organismus, d.h., der chemischen Reaktion der Substanz mit bestimmten Zellbestandteilen und deren physiologische Folgen für Zelle, Gewebe und Organismus
  • Untersuchung der Folgen von Störungen in Organismen für höhere Ebenen, d.h., der Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Gliedern der Systeme unter Berücksichtigung biotischer und abiotischer Faktoren
  • Entwicklung von Modellen zur Beurteilung und Prognose der Wirkungen und zur Übertragung der Ergebnisse von Monospeziestests auf höhere Ebenen
  • Entwicklung von Therapiemaßnahmen
Harun Parlar, Daniela Angerhöfer
3. Rückstände von Chemikalien
Zusammenfassung
Substanzen, die absichtlich oder unbeabsichtigt in die Umwelt eingebracht werden, können dort unter bestimmten Bedingungen Rückstände bilden. Diese stellen für die menschliche Gesundheit vor allem dann ein Problem dar, wenn sie zur Kontamination von Lebensmitteln führen, so daß nicht nur einzelne Risikogruppen, wie z.B. Beschäftigte in der Produktion und Anwendung, gefährdet sind, sondern große Teile der Bevölkerung. Vorkommen, Entstehung und Verhalten von Rückständen wurden am intensivsten bei Pestiziden untersucht, die deshalb als Modell für die wissenschaftliche, administrative und gesetzliche Handhabung von Umweltchemikalien dienen können. Die für Pestizide definierten Begriffe sind auf andere Chemikalien mit anderen Anwendungsbereichen übertragbar.
Harun Parlar, Daniela Angerhöfer
4. Experimentelle Methoden zur Untersuchung des Verhaltens von Chemikalien
Zusammenfassung
Um die ökologisch-chemischen Reaktionen von Chemikalien und die daraus resultierenden Umweltveränderungen erfassen und vorhersagen zu können, benötigt man experimentelle Daten zur Persistenz, zum Dispersionsverhalten, zu den Umwandlungsraten unter biotischen bzw. abiotischen Bedingungen und zur Ökotoxikologie der einzelnen Verbindungen. Zur Gewinnung dieser Daten gibt es drei Möglichkeiten:
  • Experimentelle Erforschung des Einflusses der einzelnen Umweltfaktoren auf das Verhalten einer bestimmten Chemikalie in der Umwelt. In diesem Fall stehen Methoden der Biologie, der Biochemie, der Pharmakologie, der Ökologie und der Bodenkunde im Vordergrund. Darüber hinaus werden die Chemikalien nicht nur isoliert, sondern auch vergleichend auf Abbau, Umwandlung, Verteilung, Aufnahme in Organismen und Akkumulation untersucht.
  • Experimente in natürlichen oder simulierten Systemen. Analysiert werden alle auf eine Modellchemikalie einwirkenden Faktoren des untersuchten Systems. Dazu werden ausschließlich chemische Methoden angewendet; biologische und meteorologische Daten dienen nur dazu, den Zustand des Systems zu beschreiben.
  • Identifizierung möglichst aller in Umweltproben enthaltenen Chemikalien und ihre quantitative Bestimmung in regelmäßigen Abständen. Ziel solcher Untersuchungen ist vor allem das Erkennen von Konzentrationstrends. Probleme ergeben sich bei diesem Konzept sowohl aufgrund der methodischen Schwierigkeiten des qualitativen und quantitativen Nachweises im Spurenbereich als auch durch die nicht immer zu gewährleistende Repräsentanz der Proben. Deshalb werden solche Erhebungen hauptsächlich bei den leichter zu analysierenden Kompartimenten Luft und Wasser durchgeführt, desgleichen im medizinischen Bereich durch Analysen menschlicher Blut- und Gewebeproben zur Beurteilung der Exposition der Bevölkerung. Dabei werden die Untersuchungen auf diejenigen Substanzen beschränkt, für die bereits spurenanalytische Methoden entwickelt wurden. Da im Rahmen derartiger Erhebungen auch Naturstoffe erfaßt werden können, läßt sich anhand der Änderung von deren Konzentrationen die Veränderung der Umweltqualität direkt erkennen.
Harun Parlar, Daniela Angerhöfer
5. Gefährlichkeitsbewertung und gesetzliche Regelung von Chemikalien
Zusammenfassung
Um die Belastung der Umwelt durch Chemikalien in Zukunft zu vermeiden oder doch wenigstens zu minimieren, wurde 1979 die EG-Richtlinie 79/831/EWG („Richtlinie des Rates der Europäischen Gemeinschaften vom 18. September 1979 zur sechsten Änderung der Richtlinie 67/548/EWG zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften für die Einstufung, Verpackung und Kennzeichnung gefährlicher Stoffe“) erlassen, die auch den Rahmen für das deutsche Chemikaliengesetz (Gesetz zum Schutz vor gefährlichen Stoffen vom 16. September 1980, ChemG) lieferte. Dieses Gesetz dient ausdrücklich dem Schutz des Menschen und der Umwelt vor den Einwirkungen gefährlicher Stoffe. Zu diesem Zweck enthält es Bestimmungen, die Prüfung, Anmeldung, Einordnung in Gefahrenklassen, Kennzeichnung und Verpackung von Stoffen und Zubereitungen betreffen.
Harun Parlar, Daniela Angerhöfer
Backmatter
Metadaten
Titel
Chemische Ökotoxikologie
verfasst von
Professor Dr. Harun Parlar
Daniela Angerhöfer
Copyright-Jahr
1995
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-642-57796-3
Print ISBN
978-3-540-59150-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-642-57796-3