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2016 | Buch

Fernsehen als Zerrspiegel

Relevanz und Bedingungen sozialer Vergleichsprozesse im Rahmen der Fernsehnutzung

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Über dieses Buch

Christina Peter hinterfragt, inwiefern Rezipienten Personen aus dem Fernsehen zur Identitätsarbeit heranziehen. Sie konzentriert sich dabei auf die Theorie sozialer Vergleichsprozesse und untersucht, inwieweit sich Zuschauer unterschiedlichen Fernsehgattungen aus Vergleichsmotiven zuwenden, wie stark sie Bezüge zu den dort gezeigten Personen herstellen und welche Folgen dies für sie hat. Dazu wird die Theorie auf das mediale Umfeld übertragen und kommunikationswissenschaftliche sowie medienpsychologische Forschung zum Thema integriert. Die Autorin zeigt, dass durch die vielfach idealisierte, stereotype Darstellungsweise von Fernsehpersonen unrealistische Standards präsentiert werden, so dass Vergleiche für den Rezipienten mit negativen Folgen behaften sein können.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Chapter 1. Einleitung
Zusammenfassung
Dieses Zitat beschreibt die anhaltende Debatte über die Schädlichkeit medialer Darstellung von Schönheit insbesondere auf jugendliche Rezipientinnen, die vor allem durch Casting-Formate wie Germany’s Next Topmodel immer neu befeuert wird (Götz, Mendel & Malewski, 2015). Eine Grundlage für diese Diskussion bietet eine Vielzahl an Studien, die negative Auswirkungen wie Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper durch die Betrachtung von Medienschönheiten zeigen konnten (für einen Überblick vgl. Grabe, Ward & Hyde, 2008; Groesz, Levine & Murnen, 2002; Schemer, 2003).
Christina Peter
Chapter 2. Identitätsarbeit durch den Vergleich mit anderen
Zusammenfassung
Der vorliegenden Arbeit wird ein Identitätsbegriff im sozialpsychologischen Sinne zugrunde gelegt, der das Individuum in den Mittelpunkt rückt (z.B. Flammer & Alsaker, 2002; Keupp & Höfer, 1997; Straus & Höfer, 1997). Die personale Identität eines Menschen umfasst alle Merkmale, „die das Individuum als einzigartig definieren und von anderen Individuen unterscheiden“ (Mummendey & Otten, 2002, S. 100; vgl. auch Erikson, 1971; Marcia, 1966). Sie wird von den meisten Autoren von der sozialen Identität abgegrenzt, die sich auf die Zugehörigkeit zu sozialen Gruppen (z.B. Nation, Religion, Partei) bezieht (Erikson, 1971; Mead; Tajfel & Turner, 1986).
Christina Peter
Chapter 3. Ablauf sozialer Vergleichsprozesse
Zusammenfassung
Um soziale Vergleichsprozesse im medialen Umfeld theoretisch verorten zu können und empirisch messbar zu machen, ist es zunächst nötig, den genauen Ablauf solcher Prozesse zu verstehen. Es muss differenziert werden, was Bestandteile des eigentlichen Vergleichs sind und wobei es sich um Auslöser oder Folgen handelt. Ausgehend von ihrer Definition unterteilt Wood (1996) den Vergleichsprozess in mehrere Phasen: Ausgangspunkt sind spezifische Bedürfnisse eines Individuum, die sogenannten Vergleichsmotive, die einen Vergleichsprozess initiieren können (aber nicht müssen) und dem Vergleichsprozess vorgelagert sind.
Christina Peter
Chapter 4. Soziale Vergleiche im medialen Umfeld
Zusammenfassung
Die bisher vorgestellten sozialpsychologischen Grundlagen bilden den Rahmen, um soziale Vergleiche im medialen Umfeld verorten zu können. Obwohl weitestgehend Einigkeit darüber herrscht, dass auch Medienpersonen zu Vergleichen herangezogen werden und solche Vergleiche sowohl für die Zuwendung zu als auch die Wirkung von Medieninhalten verantwortlich sein können (Corcoran et al., 2011; Hannover et al., 2004; Kuhlmann & Hoppe, 2012; Schemer, 2006; Vorderer, 1996c; Wood, 1996), scheint das Konzept in der kommunikationswissenschaftlichen Forschung bisher nicht richtig angekommen zu sein. Zwar liegen einzelne empirische Studien im medialen Umfeld bzw. mit medialen Stimuli vor, eine umfassende theoretische Aufarbeitung und Integration der verschiedenen diskutierten Bestandteile fehlt allerdings.
Christina Peter
Chapter 5. Soziale Vergleiche im Rahmen der Fernsehnutzung
Zusammenfassung
Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung sozialer Vergleiche Rahmen der täglichen Fernsehnutzung. Was in der bisherigen Forschung zum Thema fehlt, ist eine systematische Auseinandersetzung mit der Frage, welche Formate sich überhaupt für (welche Art) Vergleiche eignen bzw. unter welchen Umständen sich Rezipienten mit Personen aus dem Fernsehen vergleichen und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen.
Christina Peter
Chapter 6. Schlussfolgerungen und Forschungsinteresse
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Relevanz sozialer Vergleiche im Rahmen der alltäglichen Fernsehnutzung und dem Vergleichspotential unterschiedlicher Fernsehinhalte sowie mit der Frage, welche Rolle dabei die Tatsache spielt, dass es sich um medial vermittelte Vergleiche handelt. Im theoretischen Teil wurde in einem ersten Schritt der Ablauf sozialer Vergleichsprozesse aus der sozialpsychologischen Forschung hergeleitet. In einem zweiten Schritt wurden soziale Vergleiche im Kontext der kommunikationswissenschaftlichen Forschung diskutiert auf die Fernsehnutzung übertragen. Dabei wurde auch auf einige Defizite der Forschung zu sozialen Vergleichen im medialen Umfeld hingewiesen, die im Folgenden nochmals kurz zusammengefasst werden.
Christina Peter
Chapter 7. Vorstudie: Skalenentwicklung
Zusammenfassung
Um die in Kapitel 6.2 postulierten Zusammenhänge empirisch prüfen zu können, muss ermittelt werden, wie intensiv sich Rezipienten mit Personen aus dem Fernsehen vergleichen. Abgesehen von der Tatsache, dass bisher kaum Befunde zu sozialen Vergleichen im Rahmen der alltäglichen Fernsehnutzung vorliegen, wurde die bisherige Messung von Vergleichen kritisch diskutiert (vgl. Kapitel 5.5). Da eine direkte Abfrage („Wie häufig vergleichen Sie sich…?“) aus den genannten Gründen nicht ausreichend valide erscheint, muss also zunächst eine Skala entwickelt werden, die misst, wie intensiv Rezipienten Bezüge zu Fernsehpersonen herstellen – dies wird im Folgenden als Vergleichsintensität mit Fernsehpersonen bezeichnet.
Christina Peter
Chapter 8. Hauptstudie: Soziale Vergleiche und Fernsehnutzung
Zusammenfassung
Das zentrale Forschungsinteresse der vorliegenden Arbeit lautet: Welche Stellenwert haben soziale Vergleiche im Rahmen der Fernsehnutzung und welche Besonderheiten gelten dafür? Wie beschrieben, liegen für soziale Vergleiche in Bezug auf die Mediennutzung im Allgemeinen und die Fernsehnutzung im Besonderen bisher kaum verallgemeinerbare Befunde vor. Studien, die sich explizit mit dem Ablauf sozialer Vergleichsprozesse im kommunikationswissenschaftlichen und medienpsychologischen Forschungskontext beschäftigen, rückten fast ausschließlich die Wirkung attraktiver Werbemodels auf das Körperbild von Rezipientinnen in den Fokus (z.B. Agliata & Tantleff-Dunn, 2004; Buunk & Gibbons, 2007; Buunk & Ybema, 2003; Schemer, 2007). Eine experimentelle Untersuchungsanlage, wie sie bei der Erforschung dieser Fragestellungen üblich ist, verstellt dabei aber den Blick auf grundlegende Fragestellungen, nämlich ob die zugrunde gelegte Dimension für Rezipientinnen überhaupt von Bedeutung ist und solche „erzwungenen“ Vergleiche im Alltag überhaupt durchgeführt werden.
Christina Peter
Chapter 9. Schlussbetrachtungen
Zusammenfassung
Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit war die Beobachtung, dass soziale Vergleiche trotz ihrer unbestreitbaren Relevanz für das Individuum bisher im medialen Kontext unzureichend untersucht wurden und eine umfassende theoretische Auseinandersetzung im kommunikationswissenschaftlichen Kontext fehlt. Der gesellschaftliche Diskurs in diesem Zusammenhang dreht sich hauptsächlich um die negativen Auswirkungen medialer Schönheitsdarstellungen auf junge Rezipientinnen, die dadurch zustande kommen, dass solche verzerrten Darstellungen als Bewertungsmaßstab für das eigene Selbst herangezogen werden. Entsprechend konzentriert sich die weitestgehend experimentelle Forschung zu sozialen Vergleichen auf diese Thematik, so dass Befunde zu anderen Vergleichsdimensionen fehlen, aber vor allem auch Hinweise darauf, ob außerhalb des Labors solche Vergleiche überhaupt getätigt werden. Befragungsstudien geben Hinweise darauf, dass im Rahmen der alltäglichen Fernsehnutzung Vergleiche auch abwärts stattfinden und hinsichtlich Aspekte wie Sozialkompetenz, Intelligenz und ähnliches, aber nicht vorrangig bezüglich des Aussehens (Nabi et al., 2003; Peter et al., 2012).
Christina Peter
Backmatter
Metadaten
Titel
Fernsehen als Zerrspiegel
verfasst von
Christina Peter
Copyright-Jahr
2016
Electronic ISBN
978-3-658-12886-9
Print ISBN
978-3-658-12885-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-12886-9